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arsenal experimental verleiht Low-Budget-Produktion

NEUER DEUTSCHER FILM im Kino Babylon



Die Reihe NEUER DEUTSCHER FILM im Kino Babylon Berlin:Mitte präsentiert einmal in der Woche (Donnerstags, 21:15 Uhr) einen brandneuen deutschen Film als Premiere. Die Veranstaltungen sind natürlich öffentlich, soll aber branchenintern dahin gehend kommuniziert werden, dass sich Donnerstag 21:15 Uhr als fester Termin für die Filmschaffenden und -interessierten Berlins etabliert, um die aktuellsten Produktionen zu sehen. Zu den Vorführungen werden regelmäßig Filmemacher, Schauspieler und/oder Filmteam anwesend sein, um anschließend über die Filme zu sprechen. Mit dieser Reihe soll dem neuen deutschen Film eine angemessene Plattform in der Berliner Kinolandschaft gegeben werden und die ein oder andere Premiere gebührend gefeiert werden.

So konnte Anfang Juli 2008 in Zusammenarbeit mit den Freunden der Deutschen Kinemathek der Experimentalfilm AFTER EFFECT von Stephan Geene seinen Kinostart erleben. Die bereits im September 2005 gedrehte Low-Budget-Produktion (die Filmförderung gab 40.000 Euro) wurde erstmals zwei Jahre später auf dem Filmfest Oldenburg 2007 gezeigt und von der Lokalpresse ausgiebig gewürdigt. Doch der große Durchbruch lies auf sich warten. Das Filmgeschäft ist ist für die Filmschaffenden eben nicht immer einfach und braucht oft langen Atem bis sich der Erfolg einstellt.

Mit dem neu ins Leben gerufenen Verleih arsenal experimental hat der Film AFTER EFFECT jetzt endlich einen Kinoverleih gefunden. Mit diesem Film erweitern die Freunde der Deutschen Kinemathek die Kapazitäten ihres Verleihs gezielt für den Experimentalfilmbereich in Deutschland. Die Verleihinitiative ist im Grenzbereich zwischen Film und bildender Kunst angesiedelt, beinhaltet auch Videokunst oder Installationen und gibt dazu DVD-Editionen und Sonderpublikationen heraus. Als Schnittstelle zwischen Filmemachern und Kuratoren sowie Hochschulen und Institutionen wird arsenal experimental die vertretenen Werke international betreuen, um zeitgenössische Werke in einen filmhistorischen Kontext einzubinden und damit Querverbindungen und historische Linien aufzudecken.

Der Film AFTER EFFECT portraitiert ein Milieu junger (Berliner) Kreativer zwischen Kommerz und Kunst und entwickelt hierfür eine sehr eigene FIlmsprache mit ästhetischen Entlehnungen bei Videoclips und Videokunst. Im Werbeagenturmilieu des neuen Berlin hat b_books-Gründer Stephan Geene seinen Spielfilm angesiedelt, in dem nicht nur Sabine Timoteo als begehrter Kreativkopf Talent zur gesunden Arroganz beweist, sondern auch Warenfetischismus ziemlich lebendig verkörpert wird. Ein Männer-Modell erweist sich im Kreativkreislauf als widerspenstig, polysexuelles Begehren sucht den Weg in hübsche Körper, während sich die Kreativ-Dienstleister den Kopf zerbrechen über "Tiere, die in Logos wohnen, wie der Puma in PUMA". Dabei gibt es manchmal schöne Wortspiele zwischen "animal" und "any male". Dass diese Welt selbst unaufhörlich in den Bildern des Films fetischisiert wird, ist kokette Subversion und geschicktes Selbstmarketing zugleich.

Das Filmfest Oldenburg schrieb dazu:
"In einer Berliner Kunst- und Werbeagentur tummelt sich ein Haufen junger, kreativer und von sich selbst überzeugter Menschen. In staubfreien Ateliers erschaffen sie Kunst und Werbung. Für die Entwicklung ihrer Kampagnen speisen sie alles an Material ein, was möglich ist: Videos, Tiere, Menschen. Nie geht es dabei jedoch um die Inhalte, alles spielt sich in einer Sphäre der Unentschiedenheit und Distanz ab. Für die Nachwuchs- Designer gibt es keinen leidenschaftlichen Schöpfergeist. Im neuen Berlin hat sich eine wirtschaftlich gesicherte Kreativgeneration herausgebildet, die keinen Kampf mehr zu kämpfen hat. Nicht mehr ganz so brotlos, ist ihre Kunst von Marketing nicht mehr zu unterscheiden. Doch als sich zwischen der Fotografin Rena und dem Model Kai eine Liebesgeschichte anbahnt, gerät das coole Umwelt-Design ins Wanken. Mit dieser konsequenten Milieustudie leistet Stephan Geene Pionierarbeit. Mit ebenso sensibler Skepsis wie melancholischer Trauer um seine Figuren wirft er einen ungewohnten Blick auf eine sich neu formierende Stadt."
Der Film überzeugt trotz seiner distanziert melancholischen Vagheit. Es gibt immer eine winzige Distanz zwischen Darstellung und Dargestelltem. Am Ende gibt es einen sehr schönen Abschiedsblick, man weiß nicht so recht, es ist vor allem eine angenehme, intelligente, leicht melancholische Melodie, die im Kopf nachklingt. Vielleicht könnte man "After Effect" auch als "Nachglühen" übersetzen. Schrieb DETLEF KUHLBRODT in der taz am 14.7.2007

Für weitere Informationen siehe: www.bbooks.de/aftereffect
und www.fdk-berlin.de/de/arsenal-experimental/intro.html


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