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Kartellamt zeigt Leo Kirch die "Rote Karte"


Schon einmal geriet KirchMedia Anfang April 2002 in Zahlungsunfähigkeit, nämlich als eine fällige letzte Rate für die Fussballsaison 2001/02 in Höhe von 100 Millionen Euro zu zahlen war und nicht beglichen werden konnte. Die Kooperation zwischen der Deutschen Fussball-Liga (DFL) und Leo Kirch zerbrach und der vereinbarte laufende TV-Vertrag bis 2004 platzte.

Das Desaster scheint sich nun noch einmal zu wiederholen, denn letzten Donnerstag verkündete das Kartellamt, dass die Samstagsspiele der Fußball-Bundesliga im Free-TV weiterhin vor 20 Uhr laufen müssen. Das war ein bemerkenswerter Tag für Freunde der ARD-„Sportschau“ sagte der Deutsche Journalistenverband (DJV) und begrüßte die Entscheidung in der Fußballvermarktung. Der DJV forderte die Deutsche Fußballliga auf, sich jetzt endgültig von ihrem Vorhaben zu verabschieden, die Fernsehsender mit fertigen Beiträgen über die Ligaspiele zu versorgen. Diese Berichte sollte die Kirch-Tochter Sirius produzieren. Wir berichteten darüber im BAF-Blog am 9. Oktober 2007 und am 18. Mai 2008. Erstmals wollte die Deutsche Fußball Liga (DFL) in den damals aufgeführten „medialen Rechten“ sogar für die Vergabe von Bundesliga-Hörfunkrechten kassieren.

Der DJV hatte bereits nach ihrem Bekanntwerden im letzten Oktober die Pläne der DFL zur zentralen Fernsehrechtevermarktung kritisiert und die Fernsehsender künftig ausschließlich mit selbst produzierten Berichten, Interviews und Kommentaren zu versorgen. "Die Berichterstattung über die Spiele der DFL ist und bleibt ausschließlich Aufgabe der Medien", betonte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken nach der Entscheidung der Kartellbehörde. "Die Redaktionen und nicht der Veranstalter müssen entscheiden können, welche Bilder sie zeigen, sonst würde die Unabhängigkeit des Sportjournalismus gefährdet".

Das Kartellamt wollte verhindern, dass den Zuschauern „die Auswahl zwischen zwei Angeboten genommen wird, um dem alleinigen Pay-TV-Anbieter "Premiere" am Samstagnachmittag die Ausnutzung seiner Monopolstellung zu ermöglichen“. Der Zuschauer solle vor „Ausbeutung“ geschützt, ein Wettbewerb der Sender garantiert sein.

Der Fußball-Ligaverband DFL befürchtet dagegen nach dem Veto des Bundeskartellamts einen Ausstieg der Kirch-Firma Sirius aus der Fernseh-Vermarktung der Bundesliga. "Das würde dem jetzigen Vertrag die Grundlage entziehen", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert am Freitag in Frankfurt. Noch bestehe der Vertrag jedoch sei es fraglich, ob die bisher erzielten 420 Millionen Euro im Jahr künftig noch realistisch seien, sagte Seifert weiter. Eine Entscheidung über ein neues Modell der Rechtevergabe ab 2009 müsse bis zum Jahresende fallen und prüft bereits mehrere neue alternative Vermarktungskonzepte. Darunter ist auch die Idee, Kabelnetz- und Satellitenbetreibern wie Kabel Deutschland, Unity Media oder Astra Fußballpakete anzubieten, die sie für die Zusammenfassung am Samstag freischalten könnten, um neue Kunden zu gewinnen. Der australische Medienmogul Rupert Murdoch, der zuletzt seinen Anteil bei Premiere aufgestockt hatte, prüft sogar für das komplette Rechtepaket ein Gebot von 450 Millionen Euro pro Saison abzugeben. Zusammen mit Premiere sei man auf alle Szenarien vorbereitet und werde sowohl „für das derzeitig existierende Verwertungsmodell als auch für alternative Pakete“ bieten.

Die Vereine fordern dagegen sofortige rechtliche Schritte, und wollen sich mit der Entscheidung des Kartellamts gegen die geplante TV-Vermarktung der Bundesliga nicht zufrieden geben. Der Präsident des VfB Stuttgart, Erwin Staudt in einem Interview mit der Wochenzeitung „Sonntag Aktuell“. „Ich denke, wir müssen uns wehren und juristisch dagegen vorgehen.“ Die Profivereine befürchten schwere Umsatzeinbußen nach dem Scheitern der TV-Vermarktung und das Wehklagen ist groß - die Aussicht auf horrende Reichtümer hatten den Klubs wohl die Sinne vernebelt: Drei Milliarden Euro, 500 Millionen pro Saison, sollten unter den Vereinen an Fernsehgeldern für den Zeitraum von 2009 bis 2015 verteilt werden. Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, poltert: „Das ist ein Schlag ins Kontor für den deutschen Profifußball.“ Rummenigge verweist auf einen seit Jahren existierenden Wettbewerbsnachteil gegenüber den als höherwertig eingestuften Ligen aus England, Spanien und Italien. Dort werden Fußballstars in geradezu verschwenderischem Stil eingekauft, dort wird, wie Felix Magath, Trainer des VfL Wolfsburg, sagt, „aber auch viel mehr Geld durch das Fernsehen eingenommen als bei uns“. Rummenigge folgert: „Ich weiß nicht, wie wir so international wettbewerbsfähig sein wollen.“ schrieb der Tagesspiegel am Freitag auf seiner Sportseite .

Wie sich Kirch angesichts der neuen Sachlage verhält, ist vorerst ungewiss. Das große Comeback des Leo Kirch scheint mit der Entscheidung des Kartellamts jedenfalls verschoben, wenn nicht gar aufgehoben; so der Tagesspiegel weiter auf seiner Medienseite am Freitag.


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