Alfred Hirschmeiers DEFA Nachlass im Filmmuseum
Wechselausstellung - Thälmann, Muck und Co. – Originale aus den Sammlungen
Das Filmmuseum in Potsdam ist wieder einmal einen extra Besuch wert. Die mit Glassteinen besetzte Pforte, die dem "Kleinen Muck" (1953 Wolfgang Staudte) eine schillernde Welt eröffnete, ist eines der akribisch gefertigten Details, mit denen die Szenenbildner und Kunsthandwerker der DEFA einst zu begeistern wussten. Alfred Hirschmeier (*19.03.1931 Berlin-Pankow ; ” 27.03.1996 Potsdam) war einer von Ihnen und galt bereits zu seinen Lebzeiten als der große Kreateur für neue Bildlösungen. Seine stilprägenden Szenenentwürfe boten die Grundlage für die Filmarchitekten, nach denen sie mit Herzenslust modellieren konnten.
Alfred Hirschmeier war Sohn eines Schuhmachers. Er besucht Grund- und Mittelschule bis zur Mittleren Reife. 1947 besteht er die Aufnahmeprüfung an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee, wird jedoch nach Änderung der Hochschulbestimmungen wieder exmatrikuliert. Statt dessen absolvierte er ein Maler-Volontariat im DEFA-Studio vor allem als Bühnenmaler. Ein Jahr später darf er ein Studium als Bühnen- und Kostümbildner an der Meisterschule für das Kunsthandwerk Berlin beginnen, das er 1952 erfolgreich mit Diplom abschließt. Ab 1953 wird er als Szenenbildner beim DEFA-Studio für Spielfilme in Potsdam-Babelsberg, zunächst für ein Jahr als Assistent von Willy Schiller und Otto Erdmann eingestellt. Bald jedoch kann er eine Reihe von Filmen mit Kurt Maetzig drehen und ist schließlich an der Erarbeitung der meisten Filme von Frank Beyer und Konrad Wolf beteiligt.
Die jetzige Ausstellung, die fast ein Jahr lang zu sehen sein wird, zeigt Originale seiner täuschend echt wirkenden Atelier Hintergründe aus Konrad Wolfs (*20.10.1925 – ” 07.03.1982) großem "Goya"-Film (1971 Progress Filmverleih). Der langjährige DEFA-Regisseur, Filmemacher und Namensgeber der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) in Potsdam-Babelsberg wurde von Zeitgenossen als eine starke Persönlichkeit mit großer Ausstrahlungskraft beschrieben. Er galt als einer der begabtesten Filmregisseure der DDR, die sechziger Jahre des DEFA-Films wurden durch sein Filmschaffen nachhaltig geprägt.
Ein Gang durch die Sammlungen des Filmmuseums ist eine Entdeckungsreise in die Filmgeschichte nach 1945. Besonders die DEFA-Jahre sind mit Filmtechnik, Modellen, Plakaten, Fotos, Szenenbild- und Kostümentwürfen gut dokumentiert. Die neue Schau mit Sammlungsobjekten erweitert die ständige Ausstellung zur Babelsberger Filmgeschichte um bekannte, in der Mehrheit aber um lange nicht gezeigte Exponate: akribisch gebaute Filmmodelle, atmosphärisch dichte und mit unterschiedlichen Handschriften ausgeführte malerische Szenenbildentwürfe, darunter viele für Kinderfilme, filigrane, mit Stoffproben versehene Entwürfe von Kostümbildnern, ausdrucksstarke Filmplakate und nicht zuletzt Filmtechnik, die bei der DEFA zwischen 1946 und 1990 zum Einsatz kam. Viele der ausgestellten Stücke tragen sichtbar Spuren des Gebrauchs, Patina vergangener Jahrzehnte, was ihre Zeitzeugenschaft um so spürbarer macht.
Seit 1981 residieren das Filmmuseum und ein Café in dem ehemaligen Reitpferdestall der Preußenkönige, 1685 als Orangerie gebaut und im 18. Jahrhundert von Sanssouci-Baumeister Knobelsdorff zu einem schönen Barockgebäude im historischen Zentrum von Potsdam umgestaltet. Die Dauerausstellung und wechselnde Ausstellungen entführen Besucher des Marstalls in die Welt des Films, täglich laufen im Kino mehrere Vorstellungen. Die wachsenden Sammlungen zur Babelsberger Filmgeschichte sind eine Fundgrube für Wissenschaftler und Ausstellungsmacher.
Filmmuseum Potsdam
Wechselausstellung: Thälmann, Muck und Co. bis 21.06.2009
Breite Straße 1A / Marstall am Lustgarten,
14467 Potsdam
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