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Filmregisseure lassen Brandschutzmauer erstrahlen

No-Budget Open Air Filmfest in der Berliner Kastanienallee.



Zwei Schauspieler hatten die Idee für die Trailerlounge, die auch ein Kunstprojekt ist. Abgeleitet von dem gleichnamigen Internetportal, einer Seite für Kinofilme, Serien, Trailer, Filme und DVD/Bluray, die auf neue Filme aufmerksam machen will. Versteckt in einem Hinterhof in der Kastanienallee 64 liegt seit einigen Wochen ein Campingplatz, der keiner ist. Vier Wohnwagen sind dort im Gras aufgestellt, an der Längsseite aufgeschnitten, so dass man das Furnierholz sieht, mit dem innen die Wände verkleidet sind. Zwischen Löwenzahn steht daneben ein aufblasbares Miniplanschbecken in Knallorange.

Gecampt wird dort aber nicht, nur geguckt. Und zwar Low-Budgetfilme an vier Samstag Abenden. Nicht auf einer teuren Leinwand, sondern auf einer selbst getünchten Projektionsfläche, die der Filmemacher Patrick Banush und sein Kollege Axel Ranisch „in frischem Eierschalengrau“ auf die benachbarte Brandmauer gepinselt haben. In diesem miesen Sommer noch ein Freiluftkino kurz vor Beginn des Herbstes aufzumachen klingt verrückt. Doch die Filme, die hier laufen, sind verrückte kleine Berlinfilme, für die nicht einmal Eintritt verlangt wird. 110% Selbstvermarktung nennen die Künstler die Aktion, um auf sich selbst aufmerksam zu machen.

Eigentlich haben sie das gar nicht mehr nötig, denn eine Einladung zu den 44. Internationale Hofer Filmtagen, die vom 26.-30. Oktober 2011 stattfinden, ist Ihnen bereits sicher. Nur 500 Euro hat der Film "Dicke Mädchen" von Axel Ranisch gekostet, den er zu Hause ohne richtiges Team mit eigener Videokamera gedreht hat. Vor der Premiere in Hof darf der Film allerdings nicht öffentlich gezeigt werden, weshalb die Projektionen als Teampremiere deklariert sind. Mit den Vorführungen will er die Reaktionen des Berliner Publikums testen. Kein Geld für einen Film zu haben, sei an sich auch kein Qualitätsmerkmal. Ohne Produktionsapparat lassen sich aber Schauspielerfilme künstlerisch freier gestalten, ergänzt Patrick Banusch in einem Interview des Tagesspiegels.

Die Idee zum Public Viewing hatte der Schauspieler Ernest Hausmann, der bereits am Berliner Ensemble und am Hamburger Thalia Theater sowie in Fatih Akins Filmen "Kebap Connection" und "Im Juli" gespielt hat. Die Wohnwagen in denen der Projektor geschützt vor Regen steht, fand Hausmann im Internet. Sie stammen aus der DDR, wahrscheinlich aus den 60er-Jahren. Der Hinterhof, in dem die Wagen jetzt stehen, gehört zu einem Haus, das komplett entkernt und dann saniert werden soll. Bis es im Februar 2012 so ist, werden die Wohnungen von Künstlern mit Installationen bestückt, finden Performances statt, interaktiv, multimedial. "300 Days" heißt das Projekt, weil es genau 300 Tage sind, die die Künstler das Haus bekommen haben.


Organisiert wird das Ganze von Johannes Brandrup, ebenfalls Schauspieler. Vor zwei Jahren hatte er bereits versucht, mit dem Projekt Logentheater Internet und Theater zu vereinen. Das Potential von Schauspiel im Netz ist bislang wenig erschlossen. Inspiriert von den Herausforderungen des Internets arbeitet die BERLINER LOGENTHEATER GmbH an der Zukunft des Schauspiels im Web. Doch bis es soweit ist, muss noch viel Werbung betrieben werden.

Nächste Filmvorstellungen:
10. & 11. September sowie am 17. und 24. September 2011
in der Trailerlounge um 21:30 Uhr
Kastanienallee 64
12627 Berlin

Links:
www.logentheater.de | www.k6364.de | www.neubaudirekt.de | www.trailerlounge.de
Quellen: Tagespiegel | Berliner Zeitung


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