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Kulturschaffende sollen Unterstützung erhalten - aber 73. Festival de Cannes fällt aus

Corona-Krise: Bundeskanzlerin sichert Kulturschaffenden Unterstützung zu, doch die Filmbranche liegt weltweit brach und das Festival de Cannes kann nicht wie geplant stattfinden.



Vom 12. bis 30. Mai 2020 hätte eigentlich das 73. Festival von Cannes in der Riviera-Stadt stattfinden sollen. Nun kann Spike Lee, der die Jury in Cannes hätte leiten sollen, in diesem Jahr erstmals nicht die Goldene Palme als Hauptpreis einem Gewinner überreichen. Ob anstelle des aufgeschobenen Cannes Festivals vielleicht einige der ausgesuchten Filmen auf anderen Festivals im Herbst gezeigt werden, z.B. in Toronto, Venedig oder San Sebastián, wird zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben.

Die Postproduktion von Spike Lees neuesten Film, dem Kriegsfilm "Da 5 Bloods", ist zwar rechtzeitig für das derzeit nicht stattfindende Festival fertig gestellt worden, wird aber nun auf Netflix starten, da die Kinos weiterhin wegen der Corona-Krise auch in Frankreich und in den USA geschlossen sind.

Hier ein Teaser:



Synopsis:
In Spike Lees Drama kehren vier afroamerikanische Vietnam-Kriegsveteranen auf der Suche nach den Überresten ihres Gruppenführers und einem Schatz in den Dschungel Vietnams zurück, um ihre verlorene Unschuld zurückzuerlangen.


Die Corona-Krise wirbelt auch das Oscar-Regelwerk durcheinander. Die für die Oscars zuständige Academy hat entschieden, dass Filme, die nicht im Kino gelaufen sind, sonder ausschließlich bei Streamingdiensten zu sehen sind, tatsächlich eine Trophäe gewinnen können, auch wenn die Academy damit einen Streit mit der Filmindustrie provoziert.

Normalerweise muss ein Film an mindestens sieben aufeinanderfolgenden Tagen in einem Kino in Los Angeles zu sehen sein, um für eine Nominierung für die Filmpreise infrage zu kommen. Alle Kinos in Los Angeles sind aber seit mehr als einem Monat wegen der Coronavirus-Pandemie geschlossen.

Sogar in Deutschland steigt plötzlich die Corona-Reproduktionszahl - offensichtlich aufgrund der Lockerungen - wieder an, sodass keine Entwarnung gegeben werden kann. Wie wir gestern schrieben, ist in Räumen mit Klimaanlagen, wozu auch zahlreiche Kinos gehören, die Ansteckungsgefahr besonders hoch. Filter in den Anlagen halten die Viren kaum zurück, sondern begünstigen durch deren Gebläse sogar die Verbreitung.

Deshalb ist es keine gute Idee einiger Bundesländer, die Kinos vorzeitig wieder zu öffnen. Vielmehr sollte man auf Freilichtveranstaltungen ausweichen, wo jeder genügend Abstand halten könnte, um Kulturveranstaltungen und ggf. auch Filmvorführungen dennoch zu ermöglichen. Vorbildlich haben sich in dieser Hinsicht einige Städte verhalten, die wenigstens die stark nachgefragten Vorführungen in Autokinos genehmigten. Berlin ist leider nicht darunter.



Der gestrige Video-Podcast der Bundeskanzlerin ist jedoch ein ermutigendes Signal für den nationalen Kulturinfrastrukturfonds. Angela Merkel richtete sich an die Künstlerinnen und Künstler in Deutschland und sichert ihnen angesichts der Corona-Pandemie die Unterstützung der Bundesregierung zu.

Sie sagte: "Ich weiß, was wir alles vermissen und wie viele Bürgerinnen und Bürger darauf warten, endlich wieder live Ihre kulturellen Angebote erleben zu können".


Die Bundesregierung habe bei ihren Hilfsprogrammen die Bedürfnisse von Künstlern und der Kreativwirtschaft immer mitgedacht, so Merkel. So helfe das Programm für Solo-Selbstständige ganz besonders auch denjenigen, die permanente Ausgaben für Atelierkosten, Mieten und anderes haben.

Der Zugang zur Grundsicherung wurde gerade für Solo-Selbstständige viel einfacher gestaltet. Kulturstaatsministerin Monika Grütters habe dafür Sorge getragen, dass sie aus ihrem Etat ausfallende Honorare und anderes begleichen kann. Ziel sei, dass die "kulturelle Landschaft auch nach der Überwindung der Pandemie, nach der Überwindung dieses tiefen Einschnitts weiterexistieren kann".

Die Corona-Pandemie bedeute einen tiefen Einschnitt für das kulturelle Leben. Die Bundeskanzlerin begrüßt deshalb die vielen neuen Ideen für Kultur im digitalen Raum, deren Möglichkeiten aber dennoch sehr eingeschränkt blieben. Umso erfreulicher sei es, sagt Merkel, dass bei entsprechenden Sicherheitskonzepten jetzt Museen und Gedenkstätten schon wieder öffnen konnten und Konzepte entwickelt würden, wie unter den Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen auch Theater, Konzerthäuser, Opern und andere Kulturstätten wieder öffnen können.

Sie sagte weiter: "Und wir werden auch weiterhin schauen, welche Unterstützungsmaßnahmen auch in den nächsten Monaten für die Kunst von Notwendigkeit sind. Denn es ist unser Ziel, dass unsere breite, vielfältige kulturelle Landschaft auch nach der Überwindung der Pandemie, nach der Überwindung dieses tiefen Einschnitts weiterexistieren kann. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, aber diese Aufgabe hat die Bundesregierung ganz oben auf ihrer Prioritätenliste. Liebe Künstlerinnen und Künstler, ich weiß, dass es eine sehr, sehr schwere Zeit für Sie ist. Ich weiß, was wir alles vermissen und wie viele Bürgerinnen und Bürger darauf warten, endlich wieder live Ihre kulturellen Angebote erleben zu können. Bis dahin versuchen wir, so gut wie es geht, Sie zu unterstützen durch unsere Hilfsprogramme, aber auch dadurch, dass wir sagen, wie wichtig Sie für uns sind."


Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte:

„Der Kulturbereich steht, so sagt es die Bundeskanzlerin heute "ganz oben" auf der Prioritätenliste. Das ist eine wichtige Information. Die Zeit läuft uns nämlich weg. Wir brauchen Klarheit über den angekündigten nationalen Kulturinfrastrukturfonds, ohne den die kulturelle Infrastruktur in Deutschland nicht erhalten werden kann. Bislang fehlt ein großes nationales Kulturprogramm in der Krise."


Link zum Video-Podcast der Bundeskanzlerin unter:
target="_blank" www.bundeskanzlerin.de/bkin-de
Quelle: Deutscher Kulturrat

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