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Siebte Ausgabe der MEDIA CONVENTION Berlin wurde digital - Kinofilme sind derzeit ebenfalls nur On-Demand zu sehen

Siebte Ausgabe der MEDIA CONVENTION Berlin wurde auf eine eintägige Online-Konferenz reduziert. Auch Kino-Filme werden derzeit nur digital über VoD-Kanäle verbreitet.



Eigentlich sollte die siebte Ausgabe der MEDIA CONVENTION Berlin wieder zusammen mit der re:publica Web-Konferenz vom 6. - 8. Mai 2020 in der STATION Berlin stattfinden. Wegen der Corona-Krise wurde daraus aber nur eine eintägige Online-Konferenz #MCBRemote, die von Louis Klamroth live moderiert wurde und am 7. Mai 2020 auf re-publica.tv und im TV und Onlinestream von ALEX Berlin verbreitet wurde.

Thema von Europas innovativem Medienkongress waren aktuelle Markttrends und Entwicklungen der digitalen Mediengesellschaft sowie die daraus erwachsenden Fragen für die Netzpolitik und die Zukunft der Medienbranche.

Die MEDIA CONVENTION Berlin ist eine jährliche Veranstaltung vom Medienboard Berlin-Brandenburg in Kooperation mit der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) und der re:publica im Auftrag der Länder Berlin und Brandenburg.

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Ähnlich ergeht es derzeit auch der Kinobranche. Die Filmtheater dürfen nicht geöffnet werden, sodass die Filmstarts online auf VoD-Kanälen stattfinden, sehr zum Ärger der Kinobesitzer, deren Geschäfte brach liegen.

Wegen großartiger Umsätze will das Hollywoodstudio Universal sogar daran festhalten, auch künftig Filme parallel zum Kinostart als Day-and-Date Stream anzubieten. Doch nach den AMC Theatres, der größten Kinokette der Welt, zieht auch die britische Cineworld, die weltweite Nummer zwei im Kinobereich nach, und plant einen Boykott aller Filme von NBCUniversal.

Universal Pictures zeigte sich in einer Stellungnahme entrüstet, dass Kinoketten damit drohen, künftig keine Spielfilme mehr der Universal Studios in ihren Filmtheatern zeigen zu wollen, sobald die durch die Corona-Pandemie verursachte Schließung der Filmtheater überwunden ist. Jeff Shell CEO von NBCUniversal bestätigte seine Erwartung, "dass die Verbraucher in die Kinos zurückkehren werden". Gleichzeitig werde Premium-VOD allerdings ein "ergänzendes" Element und Teil der Filmauswertungen des Unternehmens sein.


Während zahlreiche Unternehmen ihre klimatisierten Büros weiterhin geschlossen halten, um die Viren nicht über Lüftungskanäle und deren Gebläse verbreitet zu bekommen, spricht bei den Klimaanlagen der Filmtheater kaum einer von einer möglichen Gefahr für die Besucher.

Die Angestellten von Firmen werden ins Homeoffice geschickt, oder müssen den ganzen Tag über Schutzmasken tragen. Eine Option, die auch bei Kinos gelten sollte. Eine Öffnung von Filmtheatern, in denen nur maximal 2 Leute pro Reihe sitzen dürfen, wie Ministerpräsident Volker Bouffier in Hessen anregt, wäre ebenfalls wenig durchdacht, weil dann die Personalkosten höher sein könnten, als die Schließung beizubehalten. Woanders dürfen - unabhängig von der Größe des Kinos - maximal 75 Personen in eine Vorstellung, was in kleinen Theatern durchaus eng werden kann.

Wir plädieren deshalb dafür, nach den Autokinos (außer in Berlin) auch die Freilichtkinos zu öffnen und die Freigabe von geschlossenen Kinos nur zu erlauben, wenn eine einwandfreie Durchlüftung zwischen den Vorführungen möglich ist und sowohl Sitze als auch Sitzreihen einen weiten Abstand haben.



Alternativ müssten neue Produktionen tatsächlich über VoD-Kanäle dem Publikum per Day-and-Date zur Verfügung gestellt werden, damit sich vor allem älteres, besonders gefährdetes Publikum, trotz Hygieneabstand nicht auf anderen Wegen z.B. über Klimaanlagen anstecken kann.

Derzeit machen immer mehr Filmverleiher vom Home-Streaming gebrauch, sodass wir Filmbesprechungen über diesen Verbreitungsweg mittlerweile fast als Selbstverständlichkeit empfinden.

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"KÖNIGIN" Drama von May el-Toukhy (Dänemark, Schweden). Mit der grandiosen Trine Dyrholm als böse Verführerin sowie mit Gustav Lindh und Magnus Krepper. Seit 5. Mai 2020 als Video-on-Demand bei Amazon Prime, iTunes u.a.. Hier der Trailer:



Ulrikes VoD-Kritik:

Dass die Dänin Trine Dyrholm zu den talentiertesten Schauspielerinnen des europäischen Kinos gehört, hat sie längst bewiesen. Dass der Film „Königin“ es nicht mehr rechtzeitig auf die große Leinwand geschafft hat, ist jammerschade aber nicht verloren. Gott sei Dank gibt es Video-on-Demand bei Amazon Prime, iTunes und andere.

Als Peter (Magnus Krepper) seinen 17-jährigen Sohn Gustav (Gustav Lindh) aus erster Ehe zu sich holen will, hat seine Frau Anne (Trine Dyrholm) nichts dagegen. Anne, eine erfolgreiche Anwältin, die sich um Jugendliche, die von Missbrauch und häuslicher Gewalt betroffen sind kümmert, lässt sich, kaum ist der rebellische und verhaltensauffällige Gustav eingezogen, auf einen spielerischen Flirt mit ihm ein, aus dem sich eine leidenschaftliche, verstörende Affaire entwickelt und die familiäre Situation außer Kontrolle gerät. „Königin“ ist unbedingt sehenswert, weil genau beobachtet und seziert wird, was in dieser dominanten und manipulativen Frau und ihrem Opfer der Begierde vorgeht.

Regisseurin May el-Toukhy hat daraus einen Psychothriller gemacht, der einen frösteln lässt. Eine besondere Spezialität des dänischen Kinos.

Ulrike Schirm


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"BESTER MANN" und "LABEL ME" im Doppelprogramm seit 7. Mai 2020 exklusiv im SALZGEBER CLUB als Video-on-Demand zu sehen.

Weitere VoD-Kritiken:

"BESTER MANN" Drama von Florian Forsch (Deutschland, 44 Min.). Mit Thomas Bartholomäus, Jarl Lando Beger, Adrian Grünewald u.a. nur auf VoD. Hier der Trailer:



Offensichtlich scheint der schüchterne Teenager Kevin (Adrian Grünewald) ein ideales Mobbing-Opfer zu sein. Als er auf gemeine Weise gelinkt wird und man ihm auch noch die Luft aus seinem Fahrrad lässt, ist er den Tränen nahe.

Zum Glück kommt ihm ein Fremder auf seinem Motorrad zu Hilfe. Er bietet ihm an, eine Luftpumpe zu holen, damit er sein Rad wieder fahrtauglich machen kann. Kevin ist fasziniert von dem älteren Bennie (Frederik Schmid), der vorgibt ein Talent-Scout zu sein, coole Sprüche von sich gibt und in einem Haus im Wald wohnt. Von nun an werden seine Besuche häufiger. Bennie schenkt ihm nagelneue Turnschuhe, denn er hat jede Menge davon. Und weil er so nett ist, macht er Fotos von Kevin mit seinen knallroten neuen Schuhen. Zur Freude Kevins, wird eine Session daraus. Was so harmlos anfängt, gestaltet sich immer intimer. Kevin flüchtet, kehrt zurück und ist begeistert von seinen Fotos. Endlich nimmt ihn jemand wahr. Er ist viel zu naiv, um zu merken, auf was er sich mit seinen Besuchen einlässt.

Regisseur Florian Forsch konzentriert sich ausschließlich auf das, was zwischen den beiden Protagonisten passiert. Er gibt dem Zuschauer viel Raum, um selbst zu ergründen, warum Bennie so ein leichtes Spiel hat, Kevin zu verführen.

Ulrike Schirm


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"LABEL ME" Drama von Kai Kreuser (Deutschland, 60 Min. / Festival Gewinner Sehsüchte, Auszeichnung Max-Ophüls-Preis). Mit Nikolaus Benda, Renato Schuch, Jogi Kaiser u.a. nur auf VoD. Hier der Trailer:



Auch in Kai Kreusers Film stehen zwei Protagonisten im Mittelpunkt des Geschehens, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein können.

Der syrische Flüchtling Waseer (Renato Schuch) lebt in einer Flüchtlingsunterkunft am Rande der Stadt. Geld verdient er, indem er Schwulen sexuelle Dienste anbietet.

„I fuck you as long as you can. Take it until you cum. I get my money. I leave.“ Küsse und Zärtlichkeiten entfallen. Es ist wieder einer der Abende, an dem er auf einem verlassenen Bahnsteig auf Kundschaft wartet. Lars (Nikolaus Benda) nimmt ihn mit nach Hause. Geld scheint keine Rolle zu spielen.

Als Lars ihn küssen will, rastet der Syrer aus. Es bleibt nicht bei dem ersten Besuch. Als Lars eines nachts dringend weg muss, bleibt Waseer allein in seiner Wohnung. Er packt seine Tasche voll mit Dingen, die er verkaufen will. Als Lars zurückkommt, plagt ihn jedoch sein Gewissen.

„Es ist leichter dich zu ficken, als deine Sachen zu verkaufen“. Sie sehen sich immer öfter. Eines nachts nimmt Lars ihn mit in eine Schwulensauna. Er geht widerwillig mit, aber nur weil er auch dafür bezahlt wird. Doch er haut frühzeitig ab. Je mehr die beiden ein tiefer gehendes Interesse an dem jeweils Anderen entwickeln, wird Waseers Aufenthalt im Heim zu einer Gefahr. Bei seiner Rückkehr wird er zusammengeschlagen.

Kreuser zeigt an der Figur Waseers dramatisch auf, in was für einem seelischen Konflikt die „Stricher“ sich befinden, die aus Ländern kommen, in denen auf Grund ihrer Erziehung und ihrer Religion Homosexualität nicht nur verpönt ist, sondern auch unter Strafe steht.

Es gibt einen tragischen Moment, als Waseer ausrastet und Lars auf übelste Weise beschimpft und wo ganz klar ist, dass er sich eigentlich selbst meint und wo herauskommt, welch inneren Kampf er mit sich selbst führt, indem er sich vor sich selbst schämt, bei dem was er da eigentlich tut. An einer Stelle des Films äußert er den Satz: „Hier ist alles angsteinflößend“. Auch für Lars ist Waseer längst kein „Sexualobjekt“ mehr, was man großzügig bezahlt.

Ulrike Schirm


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