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Filmfest Oldenburg kooperiert mit der VoD-Plattform Pantaflix

AMC, die weltweit größte Kinokette, vereinbart mit Universal ein reduziertes Kino-Zeitfenster - die Folgen für Deutschland sind noch nicht absehbar.



Zwei aktuelle Meldungen, die in Zusammenhang mit der Corona-Krise stehen, bereiten Kinobetreiber derzeit Sorgen.

Zum einen wird auch das Filmfestival Oldenburg nur zum Teil im Kino stattfinden, ansonsten aber weltweit online gehen und sein Programm virtuell auf der VoD-Plattform Pantaflix zeigen.

Zum anderen haben soeben AMC, die weltweit größte Kinokette, und die Universal Film Studios ein massiv reduziertes Kinozeitfenster in den USA besiegelt. Verwunderlich daran ist nicht der Zeitpunkt, der in Folge der Corona-Krise offensichtlich unausweichlich war, da etliche aktuelle Kino-Produktionen wegen vieler geschlossener Kinos nicht rechtzeitig anlaufen können.

Verwunderlich ist vielmehr, dass AMC sich zuvor mehrmals gegen eine Aufweichung des Kinozeitfenster gesträubt hatte. Nun also plötzlich eine Kehrtwendung, die es ermöglicht, dass Filme künftig nur noch 17 Tage exklusiv im Kino laufen müssen, bevor sie auf Video-on-Demand Kanälen gezeigt werden dürfen. Noch Ende April hatte die weltweit größte Kinokette den Universal Studios mit einem umfassenden Boykott gedroht, fall sie die VoD-Pläne umsetzen würden. Offenbar hat man nun zu einer Vereinbarung gefunden, die beiden Kontrahänden das Gesicht wahren lässt.

Laut einer Pressemitteilung von AMC wurde das Abkommen auf auf mehrere Jahre geschlossen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang das Wort "Option", die Vereinbarung erlaubt selbstverständlich auch längere Exklusivzeiträume für die Leinwandauswertung. Aktuell gilt der Deal nur für die USA. Laut der Mitteilung planen AMC und Universal allerdings bereits Gespräche über das Vorgehen in anderen Territorien. In Deutschland gehört bekanntermaßen die UCI Kinowelt zu AMC.

Es ist davon auszugehen, dass andere Studios dem Vorbild von Universal folgen werden, zumal es bereits entsprechende Ankündigungen (unter anderem von Warner-Eigentümer AT&T) gab, künftig flexiblere Auswertungsstrategien anzustreben, da sowohl Universal als auch AMC davon überzeugt sind, dass dies den Markt erweitern wird und allen zugute kommt.

Donna Langley, Vorsitzende der Universal Filmed Entertainment Group, wird in der Mitteilung von AMC mit den Worten zitiert: "Das Kinoerlebnis bleibt ein Eckpfeiler unseres Geschäfts. Die Partnerschaft, die wir mit AMC geschmiedet haben, speist sich aus unserem kollektiven Bestreben, dem Ökosystem des Filmverleihs eine erfolgreiche Zukunft zu sichern und die Bedürfnissen der Konsumenten mit Flexibilität und Wahlfreiheit zu erfüllen."


Der Unterschied zu dem ursprünglichen Universal-Vorhaben liegt darin, dass jetzt Kinos an den VoD-Einnahmen beteiligt werden sollen. Zudem beinhaltet die mehrjährige Vereinbarung, dass wenigstens für die ersten drei Wochenenden eines Kinostarts, also jenen Zeitraum, an dem der Großteil des Boxoffice erzielt wird, die Exklusivität des Kinoerlebnisses bewahrt wird.

Die Pandemie scheint zumindest in den USA endgültig den Weg für Modelle geebnet zu haben, bei denen eine frühzeitige und hochpreisige Digitalauswertung eine erhebliche Rolle spielen wird, schreibt auch das Branchenmagazin Bickpunkt:Film dieser Tage.

In Deutschland sind Verkürzungen des Kinozeitfensters derzeit noch kein Thema, zumindest nicht bei in Deutschland geförderten Filmprojekten, da diese die im Filmförderungsgesetz verankerte Sperre respektieren. Bei einer anstehenden Novellierung des FFG könnte sich dies aber ändern.

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Filmfest Oldenburg holt Pantaflix als Partner an Bord.

Neben den Filmvorführungen vor Ort wird es beim 27. Filmfest Oldenburg im September ein umfassendes digitales Programm geben. Unterstützt wird das Festival bei der Umsetzung von Pantaflix, erklärte Torsten Neumann, Leiter des Filmfest Oldenburg.

Durch eine jetzt geschlossene Partnerschaft mit der VoD-Plattform Pantaflix bietet das Filmfest Oldenburg (16. bis 20. September 2020) in diesem Jahr erstmals eine weltweite Präsentation seines Programms an. Neben Filmvorführungen in zwei Oldenburger Kinos wird es in diesem Jahr digitale Screenings und Live-Elemente geben, deren Übertragung von Pantaflix umgesetzt wird.

Die digitalen Filmvorführungen würden zu festen Zeiten in Full-HD mit höchstem Kopierschutz-Standard durch DRM Protection und "maßgeschneidertem" Geoblocking präsentiert, heißt es in einer Pressemitteilung.

Festivalleiter Torsten Neumann: "Wir kennen Pantaflix als innovative Plattform, die seit Jahren neue Wege im Bereich Distribution geht und damit dem unabhängigen Kino Möglichkeiten bietet, die andernorts immer seltener zu finden sind. Der Anspruch, ein virtuelles Festival so auszuarbeiten, dass wir alle technischen Anforderungen erfüllen können, um mit dieser Plattform unseren Fokus auf die Förderung des unabhängigen Kinos in vollem Umfang zu erhalten, wird unser gemeinsamer Antrieb sein."

Rainer Knebel, CTO bei Pantaflix, betont: "Wir sind fest davon überzeugt, dass sich Kino und Streaming bestens ergänzen. Durch die Kooperation mit einem der bedeutendsten deutschen Filmfestivals stellen wir dies eindrucksvoll unter Beweis. Und das Schöne ist: Alle profitieren. Filmfans können das Festival von der heimischen Couch aus verfolgen, ohne auf den Zauber des Kinos verzichten zu müssen. Gleichzeitig sorgen wir für eine so gesehen höhere Saalauslastung, ohne Hygieneregeln zu missachten. Kino und Streaming das geht für uns bei Pantaflix seit jeher Hand in Hand. Daher freuen wir uns, Teil des Oldenburg Filmfestivals sein zu dürfen."


Die Kulturstaatsministerin Monika Grütters will sich stattdessen für die Kinos stark machen und neue, vereinfachte Hygieneregeln einführen. Derzeit stöhnen die Filmtheater unter den geforderten Abstandsregelungen, die nur ein Viertel der Auslastung ermöglicht. Damit lässt sich kein Filmfestival gewinnbringend durchführen.

Grütters plädiert deshalb für eine Reduzierung des vorgeschriebenen Abstands. Die wieder ansteigenden Corona-Infektionen lässt sie jedoch noch zögern, die Forderungen der Kinobetreiber zu erfüllen. Dennoch will sie mit allen Möglichkeiten dafür kämpfen, dass es zu anderen Formen kommt als am strikten Festhalten von diesem anderthalb Meter Abstand.

Link: www.filmfest-oldenburg.de

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