Skip to content

In diesem Jahr wurde der Deutsche Dokumentarfilmpreis online vergeben

Der Deutsche Dokumentarfilmpreis 2020 des SWR Doku Festivals wurde ex aequo an zwei Filme vergeben.



Nicht nur die unabhängige Jury des SWR Doku Festivals hat dieses Jahr aufgrund der Ausnahmesituation durch Corona per Videokonferenz getagt - auch die Gewinner wurden 2020 online gekürt.

Am 1. Juli 2020 überreichte Moderator Max Moor den Deutschen Dokumentarfilmpreis in vier Kategorien an die Gewinner.

Der mit 20.000 Euro dotierte, vom Südwestrundfunk und der MFG Filmförderung Baden-Württemberg gestiftete Hauptpreis wurde in diesem Jahr geteilt: Er geht ex aequo an Elke Margarete Lehrenkrauss für "Lovemobil" und an den syrischen Dokumentarfilmer Feras Fayyad für den Film "Eine Klinik im Untergrund - The Cave".

Hier die beiden Trailer der Gewinnerfilme im Zusammenschnitt.



"Lovemobil" von Elke Margarete Lehrenkrauss.

Für ihren Film kehrte die 1979 geborene Filmemacherin Elke Margarete Lehrenkrauss drei Jahre lang immer wieder in ihre niedersächsische Heimat bei Wolfsburg zurück, um Prostituierte aus aller Welt in ihren Wohnmobilen am Straßenrand aufzusuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen, sie zu filmen. "Lovemobil" erzählt von Heimat, Vertrauen, Hoffnung und dem Abgrund eines Mikrokosmos, der Prostitution als knallhartes Endstadium eines globalisierten Kapitalismus erfahrbar macht.

Begründung der Jury:
"Dieses zurückhaltende und gleichzeitig mutige Vortasten auf der visuellen und inhaltlichen Ebene ist das Vorgehen des Films, der Stück für Stück die Welt in den VW-Mobilen erschließt und die Abwege, Ansinnen und Hoffnungen einfängt, die alle Beteiligten hier hinführten: von den Frauen, den Freiern bis hin zum Dorfpfarrer, der sich mit der Betreiberin der Lovemobiles anlegt. (...) Eine Reise in eine innere und äußere Realität, wie es vielleicht nur der kreative Dokumentarfilm kann: auf Augenhöhe, mit viel Zeit und filmischer Differenziertheit, die verborgende Schichten der Wirklichkeit freilegt - ohne je zu urteilen noch zu verurteilen, so dass das Publikum Raum für eigene Gedanken und Gefühle hat. (...) Menschliches und filmisches Feingefühl zeichnen diesen Film aus."


Lovemobil: Deutschland 2019 - 103 Minuten; Buch und Regie: Elke Margarete Lehrenkrauss; Kamera: Christoph Rohrscheidt; Montage: Elke Margarete Lehrenkrauss; Ton: Henrik Cordes, Elke Margarete Lehrenkrauss; Musik: Dascha Dauenhauer; Produktion: Elke Margarete Lehrenkrauss

Koproduktion: NDR; Filmförderung: nordmedia Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH; Stipendium "cast&cut" der Stiftung Kulturregion Hannover

"Eine Klinik im Untergrund - The Cave" von Feras Fayyad

Der Dokumentarfilm begleitet die 30-jährige angehende Kinderärztin Dr. Amani im kriegsgeschüttelten Syrien bei ihrer täglichen Arbeit in einem verborgenen unterirdischen Feldkrankenhaus. Als Leiterin eines Teams aus Ärzten und zivilen Betreuern arbeitet sie unermüdlich daran, in Al Ghouta bei Damaskus die Opfer von Bombenangriffen und chemischer Kriegsführung mit der wichtigsten medizinischen Hilfe zu versorgen. Der syrische Filmemacher Feras Fayyad zeigt in seinem Film den täglichen Mut von Dr. Amani und ihrem Team und lässt dabei das Wesen von Menschlichkeit zutage treten.

In der Jurybegründung heißt es:
"Kinder mit Bombensplittern und Opfer von Chlorgasattacken - der Krieg zeigt sich hier in seiner sinnlosen Rohheit. Wenn zum Beispiel der operierende Arzt klassischer Musik während eines Eingriffs auf seinem Smartphone zuhört oder eine Krankenschwester Essen für die Belegschaft kocht, dann zeigt sich noch eine ganz andere Ebene in diesem Film. In dieser Untergrundklinik werden nicht nur Menschenleben gerettet, sondern auch die Ambivalenz des Menschseins beleuchtet. Die Schrecken des Krieges werden gezeigt, doch darüber hinaus thematisiert 'The Cave' die Wahrung der Humanität in ihrer Allgemeingültigkeit. Das macht diesen Film so zutiefst berührend und intelligent, weil er uns alle miteinbezieht."


"Eine Klinik im Untergrund - The Cave": Syrien, Dänemark, Deutschland, USA und Katar 2019 - 95 Minuten; Buch: Alisar Hasan, Feras Fayyad; Regie: Feras Fayyad; Kamera: Muhammed Khair Al Shami, Ammar Suleiman, Mohammed Eyad; Montage: Per K. Kirkegaard, Denniz Göl Bertelsen; Ton: Peter Albrechtsen; Musik: Matthew Herbert; Produktion: Danish Documentary Production

Koproduktion: ma.ja.de Filmproduktions GmbH, Hecat Studio Paris, Madam Films; Zusammenarbeit mit National Geographic, SWR, TV 2; Filmförderung: DOHA, Sun Yat-Sen Cultural Foundation, International Media Support, The Danish Film Institute Development, Docs Up Fund, Normandie for Peace

Filme in weiteren Kategorien.

Den mit 5.000 Euro dotierten Preis der Norbert Daldrop Förderung für Kunst und Kultur erhielt Ulrike Ottinger für "Paris Calligrammes". Für einen dokumentarischen Film aus dem Bereich Musik wurde Oliver Schwabe für seinen Film "Die Liebe frisst das Leben, Tobias Gruben, seine Lieder und die Erde" der mit 5.000 Euro dotierte Musikpreis der Opus GmbH verliehen. Der Film "Lost in Face" von Valentin Riedl wurde mit dem Förderpreis des Hauses des Dokumentarfilms, dotiert mit 3.000 Euro, ausgezeichnet.

Link: www.swr.de/dokufestival
Quelle: news aktuell by dpa

Anzeige