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Ernst-Lubitsch-Preisverleihung 2023 an Karoline Herfurth

Zur Verleihung des Ernst-Lubitsch-Preis durch den Club der Berliner Filmjournalisten an Karoline Herfurth in der Astor-Filmlounge am Kurfürstendamm kamen am Mittwochabend prominente ehemalige Preisträger wie Henry Hübchen, Dani Levy, Leander Haußmann und Peter Timm.



Es gab ordentlich zu Feiern. Zum 65. Mal verlieh der Club der Berliner Filmjournalisten am 14. Juni 2023 den beliebten Preis für herausragende komödiantische Leistungen, der auf eine Initiative von Billy Wilder erstmals im Jahr 1958 ins Leben gerufen wurde. Er erinnert an den Regisseur Ernst Lubitsch (1892-1947).

In den vergangenen Jahren zeichneten die Berliner Filmjournalisten mit dem privat finanzierten Preis unter anderem Nilam Farooq, Sönke Wortmann, Douglas Wolfsperger, Christoph Maria Herbst, Jürgen Vogel, Til Schweiger, Fritzi Haberlandt, Dieter Hallervorden, Anke Engelke und Lars Eidinger aus.

In die Fußstapfen der beiden deutschen Hollywood-Ikonen tritt nun auch Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Karoline Herfurth, die mit ihren Filmen das Publikum begeistert habe, wie die Stifter meinen. Die Berlinerin wurde für ihre Filme "Einfach mal was Schönes" und "Wunderschön" sowie ihre großartige Dankesrede vom ausgebuchten Saal mit Standing Ovations gefeiert.

Karoline Herfurth © „Club der Filmjournalisten“

Zuvor gedachten die Kritiker und ihre Gäste den vier in den vergangenen Monaten verstorbenen Preisträgern, darunter Wolfgang Kohlhaase und Peter Simonischek. Wie jedes Jahr holten sie eine Komödie von Lubitsch aus dem Archiv: Der Film „Ein himmlischer Sünder“ entstand 1943 und ist einer der raren Farbfilme des Meisters der komödiantischen Form. Noch heute sorgte der Film für Lachsalven.

Der inzwischen 20-jährige ehemalige Kinderdarsteller Anton Petzold erinnerte sich in seiner Laudatio auf Karoline Herfurth an die tolle Zusammenarbeit mit ihr beim Dreh von „Rico, Oskar und die Tieferschatten“. Wenn sich die Schauspielerin zu ihm und seinem Kinder-Costar Juri Winkler zum Kartenspielen gesetzt hat, fühlten sich die beide mit ihr auf Augenhöhe. Auch sonst hätte sich Herfurth viel Zeit genommen, um mit ihnen die Szenen durchzusprechen.

v. links: Anton Petzold, Karoline Herfurth, Juri Winkler © „Club der Filmjournalisten“

Dann wurde es ernst, wie Herfurth zu Beginn ihrer Dankesrede ankündigte. Sie bedankte sich unter anderem bei ihrer Freundin Nora Tschirner, Verleiher Willy Geike, ihren Produzenten Lothar Hellinger und Christopher Doll, Agentin Petra Schwuchow, ihren Eltern und insbesondere ihrer Mutter, die sie immer ermutigt habe, selbstbewusst ihren Weg zu gehen.

Denn es sei leider notwendig, Filme über Frauenthemen zu machen, wie ihre zauberhaften Komödien von den einen bewundernd von den anderen abschätzend eingestuft werden. Sie deutete an, dass sie selbst an Bulimie gelitten habe und sich an dem Schönheitsideal störe, dass Werbung und Medien Frauen aufdrängen. Die Kraft, Leidenschaft und Zeit, die Frauen in die Optimierung ihres eigenen Körpers steckten, sollten sie doch lieber darauf verwenden, für wahre Gleichberechtigung einzutreten. Das Gendersternchen reiche bei weitem nicht aus.

Doch gerade am Willen des Berliner Senats, Frauen im Stadtbild nach vorne zu bringen, könnte eine Initiative des Clubs scheitern. Ernst Lubitsch Heimatstadt Berlin hat es bis heute nicht geschafft, eine Straße oder einen Platz nach ihm zu benennen. Die Idee einer längst überfälligen Ehrung des Künstlers, der von den Nazis aus der Hauptstadt vertrieben wurde, wollen die Mitglieder in den kommenden Wochen an den Regierenden Bürgermeister von Berlin herantragen.

Andere Städte sind da schneller. In Frankfurt/Main wird in wenigen Tagen eine Straße nach der unvergessenen Hannelore Elsner benannt.

Bericht: Katharina Dockhorn

Link: lubitsch-preis.de

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