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Aktueller Filmstart nur im TV - weitere Kinostart Besprechungen Nov. '19, Teil 3

Nach der Weltpremiere auf dem FilmFest München wird die Ziegler Filmproduktion heute als Erstausstrahlung im TV gezeigt.



"STUMME SCHREIE" von Johannes Fabrick (Deutschland). Mit Natalia Belitski, Juergen Maurer, Hanna Hilsdorf, Julius Nitschkoff, Till Patz, Carla Demmin u.a. am heutigen Montag, 18. November 2019, um 20:15 Uhr live im ZDF. Das 89 Minuten lange Video ist allerdings hier in der ZDF-Mediathek bis 10.02.2020 verfügbar.

TV-Tipp:
Das Drehbuch zum aufrüttelnden TV-Film über Kindesmissbrauch schrieb Thorsten Näter nach dem Sachbuch „Deutschland misshandelt seine Kinder“ von Michael Tsokos und Saskia Guddat.

Synopsis:
Jana Friedrich (Natalia Belitski) absolviert als junge Assistenz-Ärztin ihre Facharztausbildung, als sie eine befristete Stelle im renommierten Berliner Institut für Rechtsmedizin bekommt. Sie ist schockiert, als sie mit mehreren Fällen verletzter und misshandelter Kinder konfrontiert wird. Der Rücken des kleinen Paul ist übersät mit blauen Flecken, die verbrannte Hand tiefrot. „Versehentlich auf die Herdplatte gelegt“, erklärt der Junge. Prof. Bremer (Juergen Maurer) sieht sofort, dass Paul misshandelt wurde. Kurz darauf stirbt bei einem anderen Fall ein Baby an den Folgen eines Schütteltraumas. Als der Täter mit seinen Lügen durchkommt, ermittelt Jana auf eigene Faust. Gegen den Rat ihres Mentors Professor Bremer mischt sich Jana aktiv in einen Fall einer zerrütteten Familie ein und hält sich dabei nicht an gesetzliche Vorschriften. Damit riskiert sie nicht nur den Widerstand von Eltern und Jugendamt und ihre Zulassung als Ärztin, sondern bringt auch sich selbst in Gefahr...

Der Fiktion-Film war zudem bei der GOLDENEN KAMERA der Funke Mediengroup nominiert gewesen. Das ZDF TV-Drama "Stumme Schreie" behandelt das heikle Thema sensibel und erschütternd. Die anschließende Doku „Tatort Kinderzimmer“ zeigt, wie die Schwächsten zu Opfern werden.

"Die Einmischung der Ärztin in dem Fernsehfilm ist fiktiv, aber die Fälle und Gegebenheiten sind realistisch“, erklärt Michael Tsokos, Leiter der Rechtsmedizin an der Charité Berlin und Bestseller-Autor. 136 Kinder kamen 2018 hierzulande gewaltsam zu Tode.


Nach der erfolgreichen Weltpremiere auf dem FilmFest München (1.7. + 3.7.2019) und der begeisterten Aufnahme bei den Biberacher Filmfestspielen (2.11. + 3.11.2019) ist die Ziegler-Produktion "STUMME SCHREIE" auch beim Fernsehfestival Baden-Baden am 28.11.2019 eingeladen.

Die Produzentin Regina Ziegler, war viele Jahre bei uns im BAF e.V. Mitglied und ist weiterhin dem Berliner Arbeitskreis Film freundschaftlich verbunden. In unregelmäßigen Abständen bekommen wir deshalb Infos zugesandt, die wir gerne an unsere Leser weitergeben.

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"BIS DANN, MEIN SOHN" von Wang Xiaoshuai (China). Drama über den Tod eines Kindes, das das Schicksal zweier chinesischer Familien drei Jahrzehnte lang überschattet. Mit Wang Jing-chun, Yong Mei, Qi Xi u.a. seit 14. November 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

„Wir warten, bis wir alt werden“. Es ist ein traurig stimmender Satz, den die Eheleute Jaojun und seine Frau Liyun aussprechen. Es gab eine Zeit, da waren sie eine glückliche Familie, bis ihr Sohn Xingxing beim Spielen in einem Stausee ertrank.

Sie arbeiten in einer Metallfabrik im Norden Chinas. Sie leben zusammen mit ihren Kollegen Yingming und Hayan in einem Wohnheim der Fabrik. Ihre Söhne Xingxing und Haohao wurden am gleichen Tag geboren. Haohao musste mit ansehen, wie sein Freund 12 Jahre später ertrinkt.

Jaojun und Liyun verlassen ihre Heimat und ziehen in eine größere Stadt im Süden Chinas, in der sie nicht nur fremd sind sondern auch den Dialekt der Einwohner nicht verstehen. In ihrer Verzweiflung hoffen sie auf Trost, indem sie einen Jungen mit demselben Namen adoptieren. Er akzeptiert seine neuen Eltern nicht und verschwindet. Ein zweites leibliches Kind kann Liyun nicht mehr bekommen, da sie durch eine Zwangsabtreibung unfruchtbar ist. Diese wurde im Rahmen der Ein-Kind-Politik von ihrer Freundin Hayan angeordnet. 2011 kehren sie in ihre inzwischen modernisierte Heimatstadt zurück, um sich um ihre im Sterben liegende Freundin Haiyan zu kümmern. Auch wenn tausende Kilometer zwischen ihnen liegen, blieben die Familien durch die Tragödie und der Suche nach Wahrheit und Versöhnung eng miteinander verbunden.

Der vielfach preisgekrönte chinesische Regisseur Wang-Xiaoshuai erzählt die Geschichte zweier Familien, 1986-2011, vor dem Hintergrund der politischen und sozialen Umwälzungen in China. Da er auf das Einblenden von Jahreszahlen verzichtet, fällt es dem Zuschauer nicht leicht, der nicht chronologischen Erzählstruktur zu folgen.

Das Vergehen der Zeit wird spürbar im Heranwachsen der Kinder und den Spuren, die das Alter in die Gesichter gräbt und den äußeren Umwälzungen, die China während dieser Zeitspanne erlebt. Zu recht wurden die beiden Hauptdarsteller auf der diesjährigen Berlinale ausgezeichnet. „Bis dann mein Sohn“ ist ein tief berührendes Familienepos, über Freundschaft und Veränderung, Verlust und Trauer und dem Hoffnungsschimmer auf bessere Zeiten, das unsentimental das Schicksal zweier Familien erzählt. Für die herausragende Kameraarbeit ist der Koreaner Kim Hyun-Seok verantwortlich. Ein Meisterwerk.

Ulrike Schirm


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"GOTT EXISTIERT, IHR NAME IST PETRUNYA" von Teona Strugar Mitevska (Mazedonien, Belgien, Frankreich). Dramödie über eine gedemütigte Frau, die gegen ein religiöses Ritual rebelliert. Mit Zorica Nusheva, Labina Mitevska, Simeon Moni Damevski u.a. seit 14. November 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Die 31-jährige Petrunya hat Geschichte studiert und lebt bei ihren Eltern in einer Kleinstadt in Mazedonien. Sie ist arbeitslos, denn wer braucht schon eine Historikerin in diesem Ort. Sie hat kaum Lust, morgens aufzustehen. Die Mutter nervt und schickt sie mal wieder zu einem Bewerbungsgespräch, was sie ausgesucht hat. Petrunya weiß schon vorher, dass das wieder nichts wird. Missmutig geht sie los. Die Mutter ruft ihr noch hinterher, dass sie sagen soll, sie sei erst 25.

Vorher kauft Petrunya sich noch ein Kleid. Der Chef der Textilfabrik beleidigt sie aufs Übelste, sie sei zu alt, zu dick und zu hässlich und dann, grabscht er sie auch noch an. Auf dem Heimweg gerät sie in eine alljährlich stattfindende Dreikönigstags-Prozession. Es ist Tradition, dass junge Männer in den Fluss springen, um nach einem geweihten Kreuz zu tauchen, dass der örtliche Priester von der Brücke wirft. Demjenigen Mann, der es zu fassen kriegt wird Freude, Glück und Wohlstand für ein Jahr garantiert.

Auch Petrunya springt, obwohl der kirchliche Kanon sagt, dass nur Männer springen dürfen. Stolz hält sie das Kreuz in die Höhe und nimmt es mit nach Hause. Damit löst sie einen Skandal aus. Kurze Zeit später, wird schon im Fernsehen über diese Schandtat berichtet. Die Polizei wird eingeschaltet. Sie muss mit auf die Wache. Stundenlang wird sie festgehalten, während im Hinterzimmer Polizisten und der Priester beratschlagen, was mit ihr zu tun sei. Was sie getan hat, fällt unter den Begriff Blasphemie. Ihre Mutter beschimpft sie als „undankbares Monster“.

Inzwischen gibt es auf YouTube bereits ein Video, was den gesamten Sachverhalt zeigt. Vor der Wache tobt der Mob. Eine Fernsehreporterin, die das ganze Spektakel miterlebt hat, ist auf Petrunyas Seite. Für sie ist das ganze Prozedere frauenfeindlich. Einer der Polizisten spukt ihr ins Gesicht. Der Mob brüllt Schlampe und Teufelin. Egal, Petrunya (Zorica Nusheva) hält das Kreuz eisern fest. Wie wäre diese Posse wohl ausgegangen, wenn Gott eine Frau wäre, fragt die Reporterin.

Von der Bevölkerung wurde Petrunya als gestörte, problematische Frau bezeichnet. Petrunya, die selber nicht so richtig weiß, warum sie in den Fluss gesprungen ist, wird zu einer stillen Heldin, in der ostmazedonischen Stadt Stip, indem sie sich gegen verkrustete patriarchalische Normen zur Wehr setzt.

Regisseurin Teona Strugar Mitevska erzählt die feministische Geschichte nicht nur erbost, sondern auch mit viel trockenem Humor.

Ulrike Schirm


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"MY ZOE" Drama von Julie Delpy (Deutschland, Frankreich, Großbritannien). Mit Julie Delpy, Richard Armitage, Daniel Brühl u.a. seit 14. November 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Seit zwei Jahren lebt das inzwischen geschiedene Paar Isabelle (Julie Delpy) und James (Richard Armitage) in Berlin, wo sie wegen seiner Arbeit hingezogen sind. Sie befinden sich in einem erbitterten Sorgerechtsstreit um ihre Tochter Zoe (Sophia Ally), von dem das kleine Mädchen so wenig wie möglich mitbekommen soll. Isabelle versucht viel Zeit mit dem Kind zu verbringen, was nicht einfach ist, denn in ihrem Beruf als Genetikerin muss sie des Öfteren auf Geschäftsreise gehen. Zum Glück hat sie Magda, ihre Babysitterin.

Es geschieht ein Unglück. Beim Toben auf dem Spielplatz hat sich Zoe den Kopf gestoßen. Da Magda keinerlei Verletzung bemerkt, hält sie es nicht für notwendig mit dem Kind zum Arzt zu gehen. Am nächsten Morgen wacht Zoe nicht auf. Sie wird mit einer Gehirnblutung ins Krankenhaus eingeliefert. Nach einer Notoperation liegt sie im Koma. Ihr Zustand verschlechtert sich rapide. Es entbrennt ein heftiger Streit zwischen Isabelle und James.

Jetzt wird es gruselig. Isabelle trifft eine moralisch zweifelhafte Entscheidung. Ohne sich mit dem Vater des Kindes abzusprechen, reist sie nach Moskau, um den ausgewanderten deutschen Arzt Thomas Fischer (Daniel Brühl) aufzusuchen, mit dessen Hilfe sie ihre Tochter genauso zurückbekommen will, wie sie war. Das heißt, mit Hilfe der DNA des Mädchens, einen Klon zu gebären. Man nennt das fragwürdige Prozedere: Klonen um jeden Preis.

Bis jetzt war man emotional noch an ihrer Seite. Doch das ändert sich, als man sieht mit welcher Verbissenheit sie ihr Ziel durchzusetzen versucht, ohne einen Moment der Reflektion über das, was sie vorhat. Ethische und moralische Fragen werden nicht diskutiert und somit bleibt der Zuschauer allein gelassen mit der verstörenden Problematik eines solchen Eingriffs. Eine Schwäche des Drehbuches, die mehr als ärgerlich ist. Eine weitere Schwäche sind die ständigen, sich wiederholenden Streitigkeiten des einstigen Paares, die viel zu viel Raum einnehmen und nerven. Der Film verspielt die Chance, das zum Ausdruck zu bringen, was er wahrscheinlich ursprünglich wollte. Eine kontroverse Auseinandersetzung mit einer hochexplosiven Thematik.

Ulrike Schirm


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"LE MANS 66 – gegen jede Chance" Biopic-Drama von James Mangold (USA), das im Heimatland unter dem Original-Titel "Ford v Ferrari" erschienen ist. Mit Matt Damon, Christian Bale, Caitriona Balfe u.a. seit 14. November 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Und weil der Film so gut ist, hier ein weiterer Original-Trailer.



Ulrikes Filmkritik:

In den 60-Jahren sollte der schwächelnde US-Autokonzern Ford von dem Sportwagenhersteller Ferrari übernommen werden. Kurz vor der Übernahme ließ Enzo Ferrari den Deal platzen.

Henry Ford II (Tracy Letts) war fest entschlossen es ihm heimzuzahlen. Mit der Hilfe des jungen Visionärs Lee Iacocca (Jon Bernthal) und dem ehemaligen Rennchampion Caroll Shelby (Matt Damon), konstruierten sie den Ford GT40 mit dem Ziel: Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1966, gegen die als überlegen geltenden Ferraris zu gewinnen.

Mit dabei, der hitzköpfige britische Rennfahrer Ken Miles (Christian Bale), ein leidenschaftlicher Konstrukteur und Vollprofi hinter dem Lenkrad. Er soll mit dem GT40 als erster über die Ziellinie von Le Mans 1966 fahren. Schon gibt es die ersten Schwierigkeiten. Ford hält Miles für einen Beatnik und ist der Meinung, dass er ihrem Image schadet. Geduldig macht ihm Shelby klar, dass nur Ford mit Ford-Fahrern Rennen gewinnen kann. Er greift zu einem Trick, indem er Ford einlädt, mit ihm einige Runden zu drehen und ihm, der zum ersten Mal in einem Rennwagen sitzt, zu zeigen, was es bedeutet, so eine Maschine zu beherrschen. Danach ist Henry Ford klar geworden, das Ken ans Steuerrad gehört.

Mit der Besetzung Damon/Bale ist Regisseur James Mangold („Walk the Line") ein grosser Wurf gelungen. Die Chemie zwischen den beiden stimmt. Es ist köstlich mit anzusehen, wie sie sich auf kollegiale Weise die Bälle zuspielen, immer mit dem Wissen, dass auf keinen Fall etwas schief gehen darf. Wer den besonderen Lärm der Motoren und das erregende Gefühl des Geschwindigkeitsrausches liebt, wird seine helle Freude haben. Der Sound der 60er Jahre und die lebendige Kameraführung, vermittelt einem das Gefühl, selbst in so einer „Kiste“ zu sitzen. Der Streifen ist spannend und humorvoll inszeniert. Und das nicht nur für Rennsportfans. Er passt gut zu Trumps Vision: „Amerika First“.

Der Film basiert auf dem Buch von A.J. Baime mit dem Titel: „Go like Hell: Ford, Ferrari and their Battle for Speed and Glory at Le Mans“.

Ulrike Schirm


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"BLACK AND BLUE" Polizei-Action-Thriller von Deon Taylor (USA). Im Verleih von Sony. Mit Naomie Harris, Tyrese Gibson, Frank Grillo u.a. seit 14. November 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Die dunkelhäutige Irakkriegsveteranin Alicia West (Naomie Harris) kehrt zurück in ihr altes Viertel nach New Orleans. Ihre ehemaligen Freunde und Nachbarn wollen plötzlich nichts mehr mit ihr zutun haben, weil sie nun ein Cop ist. Auch ihre weißen Kollegen auf der Polizeistation sind nicht erfreut über die Tatsache, dass eine schwarze Frau in ihren Reihen arbeitet.

Schnell wird ihr klar, dass sie es als schwarze Streifenpolizistin schwer haben wird. Als sie eines morgens ihre Joggingrunde dreht, wird sie von zwei Polizisten angehalten und brutal gegen einen Zaun geschleudert. „Was sie in diesem Viertel zu suchen hätte“ brüllt einer von ihnen. Sie erklärt ihm, dass sie hier wohnt. Als man sie durchsucht und ihren Dienstausweis findet, entschuldigen sich die beiden halbherzig.

Die Feindseligkeiten spitzen sich zu, als sie mit ihrer Bodycam den Mord an einem jungen Drogendealer aufnimmt, der von weißen, korrupten Bullen begangen wurde. Als sie sich weigert, das belastende Material herauszugeben wird sie nicht nur von den eigenen Kollegen gejagt, sondern auch von den knallharten Typen der Drogenmafia.

Dass sie die kriminellen Machenschaften im Drogendezernat womöglich aufdecken könnte, macht aus ihr eine Erzfeindin, die man lieber tot als lebendig sieht. Das absolute Highlight in diesem Thriller ist Naomie Harris in ihrer Rolle als Action-Heldin, deren Kampfbereitschaft gepaart mit ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, es ihren Verfolgern nicht leicht macht. Die dynamische Kamera von Dante Spinotti ("L.A. Confidential") trägt zur mitreißenden Spannung bei.

Ulrike Schirm


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"SMUGGLING HENDRIX" Dramödie von Marios Piperides um einen entlaufenden Hund an der griechisch-türkischen Grenze auf Zypern (Deutschland, Zypern, Griechenland). Mit Adam Bousdoukos, Fatih Al, Vicky Papadopoulou u.a. seit 14. November 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Wir konnten den Film anlässlich der Eröffnung des Filmfestivals Cottbus bereits vorab in der Originalfassung sehen. Auch wenn manches etwas unverständlich blieb und schauspielerisch nicht immer überzeugte, so ist die Story um einen liebenswerten kleinen entlaufenden Foxterrier dennoch berührend anzusehen.

Zudem erinnert Grenzsituation auf der geteilten Insel, deren nördlicher Teil von den Türken besetzt gehalten wird, sehr an Zeiten eines in Ost und West geteilten Berlins, mit einem Sperrgebiet, das nicht betreten werden darf und streng bewacht wird. So ist es kein Wunder, dass der Film genau zum 30-jährigen Jubiläum der friedlichen Revolution und dem Fall der Berliner Mauer in die Kinos kam.

Der Plot um einen kleinen Foxterrier "Jimi" (genannt nach dem verstorbenen Musiker "Jimi Hendrix"), der die Sperranlagen unbemerkt überwindet, aber nicht mehr aus dem türkischen Teil der zyprischen Insel zurückgeholt werden kann, ist natürlich frei erfunden, während die Grenzanlagen auch heute immer noch sehr real zwischen den beiden zyprischen Landesteilen existieren und an manch Drama der innerdeutschen Grenze erinnern.

Ulrikes Filmkritik:

Seit mehr als 40 Jahren ist die Insel Zypern durch eine Mauer in eine griechische und die türkische Seite geteilt. Der zypriotische Regisseur und Autor hat Marios Piperides hat über die absurde Situation eine köstliche Politposse gedreht.

Im Mittelpunkt steht der Grieche Yiannis und sein Hund "Jimi". Er hat die Schnauze voll und will nach Holland abhauen, auf der Suche nach einem besseren Leben. Seine Frau hat ihn verlassen und lebt mit einem neuen Mann zusammen, seine Vermieterin nervt wegen Mietschulden und seine Karriere als Musiker dümpelt vor sich hin. Alles ist vorbereitet, doch da haut sein Hund Jimi ab und überquert ausgerechnet die UN-Pufferzone zu der von der Türkei kontrollierten Seite, der Stadt Nikosia. Dank der Hilfe eines netten Grenzposten findet er den Hund. Als er mit Jimi zurück in den griechischen Sektor will, schnappt die Falle zu.

Tiere dürfen offiziell die Grenze nicht überqueren. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als seinen geliebten Hund über die Grenze zu schmuggeln. Zum Glück lernt er Hasan (Fatih Al) kennen, der ihm dabei helfen will. Doch die Uhr tickt, denn in einigen Stunden ist sein Ticket abgelaufen und zurück in seine Wohnung kann er eigentlich auch nicht mehr. Die fatale Situation, die sich Piperides für sein Debüt ausgedacht hat, ist an Absurdität kaum zu überbieten. Besser kann man politischen „Wahnsinn“ dem Zuschauer nicht nahe bringen. Noch Tage später, schmunzelt man über diesen Irrsinn. Mit einem lachenden und einem weinendem Auge ist man die ganze Zeit an der Seite des Hauptdarstellers Adam Bousdukos (Soul Kitchen) und fiebert mit ihm mit.

Ulrike Schirm


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