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12. UNKNOWN PLEASURES Filmfestival und weitere außergewöhnliche Filme

Das American Independent Film Festival ist nach einem Jahr Corona-Pause pünktlich zum 1. Januar 2022 zurückgekehrt ins Kino Arsenal Berlin.



Im Januar 2020 konnte Festivalkurator Hannes Brühwiler die 11. Ausgabe von „UNKNOWN PLEASURES – American Independent Film Fest“ noch ungehindert im Kino Arsenal durchziehen, während die 12. Ausgabe ebenso wie die Berlinale im Februar 2021 abgesagt werden musste.

Die Corona-Pandemie ist zwar noch nicht vorbei, doch die Inzidenzwerte sind derzeit noch gering genug, um seit dem 1. Januar 2022 die 12. Ausgabe mit einigen Ergänzungen nachzuholen.

Allerdings gelten auch im Kino Arsenal Berlin, welches das Festival bis zum 19. Januar 2022 in Kooperation veranstaltet, wie überall in den Filmtheatern Berlins strenge Auflagen: Es gilt die 2Gplus Regel mit vorgegeben Sitzabstand und Maskenzwang am Platz während der gesamten Vorstellung. Demzufolge ist auch ein Verzehr während der Vorstellungen nicht mehr möglich.

Eröffnet wurde das Festival am Samstag, dem Neujahrstag und nicht wie zum Teil in der Presse gemeldet am Sonntag mit Mona Festvolds "The World to Come" mit Katherine Waterstone, Casey Affleck, Vanessa Kirby u.a. in der engl. Original-Fassung ohne deutsche Untertitel, was einigen durchaus sprachliche Verständnisschwierigkeiten bereiten könnte.

Das lesbische Neo-Western-Drama, das im Jahre 1856 spielt, als die Trapper und Siedler in Amerika noch noch uneingeschränkt über die Rechte der Frauen bestimmten und mit ihrer toxischen Männlichkeit manch Unheil im trauten Heim anrichteten, gehörte zu den Höhepunkten der 77. Filmfestspiele von Venedig 2020.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Abigails Mann Dyer (Casey Affleck) hat sich nach einer Tragödie emotional zurückgezogen, während Tallies Mann Finney (Christopher Abbott) eher eifersüchtig und herrisch ist. So kommt es unweigerlich zu einem tödlichen Drama als heimliche Liebschaft zwischen den Frauen auffliegt.


Der Film konnte wegen der Corona-Pandemie auch in den USA nur für kurze Zeit in einigen wenigen Arthouse Kinos gezeigt werden. Beim Festival UNKNOWN PLEASURE feierte der Film gestern seine Berlin Premiere und wird am 12. Januar 2022 noch einmal wiederholt.

Heute Abend folgt mit dem US-Indie-Drama "The Sleeping Negro" von Skinner Myers, in dem Wut über das politische System mit politischer Analyse zusammenfallen, der Gewinnerfilm des FIPRESCI Awards des International Newcomer Filmfestivals Mannheim-Heidelberg, das im November 2021 sowohl physisch als auch digital im Stream verfolgt werden konnte.

Hier der Teaser in einem radikal nicht-traditionellen Filmstil, der die Gefühle eines jungen schwarzen Mannes, der von seinem weißen Chef gezwungen wurde, Dokumente zu fälschen, freier ausdrücken möchte‎:



Synopsis:
‎Konfrontiert mit einer Reihe von rassistisch aufgeladenen Vorfällen, muss ein junger schwarzer Mann Wut, Entfremdung und Hoffnungslosigkeit überwinden, um seine eigene Menschlichkeit zu finden, nachdem sein weißer Chef ihm befohlen hatte, Betrug zu begehen, um dem Unternehmen zu nützen. Aber weder sein schwarzer Kumpel noch seine weiße Freundin wollen den Rassismus erkennen, dem er ständig ausgesetzt ist. Zerrissen zwischen dem Wunsch nach Frieden und der Wut auf das System, kommt der junge Mann dem Wahnsinn immer näher und begegnet bald einem unheimlichen Doppelgänger.

Die FIPRESCI-Jury zur Auswahl: “Mit seiner einzigartigen Filmsprache ist er unverblümt, elegant und zugleich zutiefst menschlich.”


Erstmals wird mit der Dokumentation "All About My Sisters" von der in den USA lebenden Regisseurin Wang Qiong ein erschütternder Film gezeigt, der zwar von amerikanischen Institutionen finanziert wurde, ansonsten aber in China spielt und die Auswirkungen von Chinas Ein-Kind-Politik unter die Lupe nimmt.

Darüber hinaus gibt es weitere Koproduktionen, die teilweise auch in Europa entstanden sind. Hannes Brühwiler erläuterte damit in seiner Einführung gestern, dass der klassische US-Idependent-Film zwar immer noch das Herz des amerikanischen Films ist, der sich traditionell an Themen heranwagt, welche für den Hollywood Mainstream (noch) tabu sind, aber dennoch inzwischen an seine finanziellen und stilistischen Grenzen gestoßen ist, und deshalb neue Wege der Finanzierung und Gestaltung zu erschließen versucht.

Das komplette Programm und eine inhaltliche Zusammenfassung der programmierten Filme sind nicht mehr auf einer eigenen Webseite zu finden, sondern diesmal ausschließlich auf der Homepage des Arsenal-Kinos Berlin.

Link: www.arsenal-berlin.de/.../programm/.../article/8818/2803.html

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Auch jenseits des Festivals gibt es zwei weitere Arthouse Werke in den Kinos zu sehen, welche die üblichen Sehgewohnheiten sprengen.

"Favolacce" der Brüder Damiano und Fabio D’Innocenzo, der jetzt unter dem deutschen Titel "BAD TALES – Es war einmal ein Traum" vereinzelt in den Kinos mit zweijähriger Verspätung am 6. Januar 2022 anläuft, wurde auf der 70. Berlinale 2020 mit dem SILBERNER BÄR für das BESTE DREHBUCH ausgezeichnet.

Hier der Trailer:



Synopsis:
In dem italienisch-Schweizer Drama, das in einer Vorortsiedlung Roms spielt, treibt ein sadistisch veranlagter Vater seine hochbegabten Kinder fast in den Wahnsinn, sodass sie aus Verzweiflung scheinbar unüberlegte Taten vollbringen. Auch der passiv agierenden Mutter ist so ziemlich alles gleichgültig ebenso wie dem schuldbeladenen Lehrer, der von der Gemeinschaft ignoriert wird. Die nicht aus der besseren Vorstadt stammenden, frustrierten Eltern haben sich nach einer Art Bürgerlichkeit gesehnt, die aber für sie unerreichbar ist. Eines Tages explodiert die Wut ihrer an der Situation zerbrechenden Kinder und die gesamte Siedlung wird in den Kollaps getrieben.


In Berlin wird der Film vorerst leider nur in folgenden Kinos zu sehen sein: Sputnik Kino und IL KINO sowie im Charlottenburger Klick-Kino in der Windscheidstraße nähe Stuttgarter Platz.

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Nur noch bis zum 5. Januar 2022 ist die für kurze Zeit im Kino gespielte NETFLIX Produktion "THE LOST DAUGHTER - Frau im Dunkeln" zu sehen.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Die Entspannung in ihrem Urlaub am Meer ist vorüber, als Leda (Olivia Colman) von einer jungen Mutter in einer nahe gelegenen Villa an ihre schmerzliche Vergangenheit erinnert wird. Ein Kind geht verloren und wird von der selbsternannten 'bösen' Leda wiedergefunden. Die ebenfalls verloren gegangene Puppe, die sie zu traumatischen Rückblicken an ihre eigenen Kindheit animiert, behält sie dagegen und verärgert die vergeblich suchenden Strandurlauber. Die musikalisch und filmisch herausragende, stark verschachtelte Produktion, brachte der Regisseurin Maggie Gyllenhaal, des auf dem Roman 'Frau im Dunkeln' basierenden Stückes, den Drehbuchpreis der 78. Filmfestspiele von Venedig 2021 ein.


Zu sehen ist der Film in Berlin mehrmals am Tag im Delphi Lux, im Yorck und im Filmtheater am Friedrichshain. Danach nur noch auf NETFLIX.

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