Berlinale-Gewinner im Iran verhaftet - unsere Filmkritiken im Juli 2022, Teil 2
Die Berlinale protestiert gegen die Verhaftung von „Goldener Bär“-Gewinner Mohammad Rasoulof und dessen Regie-Kollegen Mostafa Al-Ahmad.
Der iranische Regisseur und Berlinale-Gewinner Rasoulof ist im Iran verhaftet worden. Rasoulof hatte 2020 mit seinem Film "Es gibt kein Böses" den Goldenen Bären der 70. Internationalen Filmfestspiele in Berlin gewonnen. Trotz eines Berufsverbots schaffte es der 49-Jährige, der in Teheran und Hamburg lebt, immer wieder Filme heimlich Filme im Iran zu drehen.
Anlässlich heftiger Unruhen in Teheran hatte er im Mai öffentlich Kritik an den Sicherheitskräften geäußert. Auf seine Initiative hatte sich eine Gruppe iranischer Filmemacher in einem offenen Brief gegen Korruption im Iran gewandt. Ursache der Unruhen war ein Gebäudeeinsturz mit 43 Toten in Abadan.
Die Berlinale-Verantwortlichen reagierten mit Bestürzung auf die Verhaftung des Filmemachers und seinem Kollegen Aleahmad. Das Leitungsduo der Berlinale, Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian, protestiert gegen die Verhaftung der Regisseure und fordert, dass die iranischen Behörden die beiden Regisseure umgehend freilassen. Die Berlinale setzt sich grundsätzlich für die Meinungsfreiheit und Freiheit der Kunst ein.
In Berlin fand derweil vom legendären Initiator der Berliner »Love Parade«, Dr. Motte, unter dem neuen Motto »Rave the Planet« ein musikalischer Demonstrationszug mit 18 Musikwagen für ein bedingungsloses Grundeinkommen für Künstler sowie die Aufnahme der Berliner Technokultur ins im materielle Unesco-Kulturerbe statt. Mehr als 200.000 junge und alte Raver folgten friedlich und freudig dem Techno-Umzug durch die Berliner Innenstadt vom Ku'damm bis zur Siegessäule.
Am Abend soll anlässlich des 31. Geburtstags des Techno-Clubs Tresor, weiter gefeiert werden. Im Kraftwerk in der Köpenicker Str. wird dessen Geschichte und seiner globalen subkulturellen Vernetzung in einer großen Ausstellung – inklusive Party-Programm – zwei Monate lang ausführlich erzählt. Die Kinos werden wohl das Nachsehen haben und an einem weiteren Wochenende auf zahlreiche potentielle Zuschauer verzichten müssen.
"CORSAGE" Historien-Drama von Marie Kreutzer aus der Cannes Nebenreihe »Un Certain Regard« über die Kaiserin Elisabeth von Österreich an ihrem 40. Geburtstag, als es ihr zunehmend schwerer fällt, das Bild von der schönen, anmutigen „Sissi“ aufrechtzuerhalten. (Österreich, Luxemburg, Deutschland, Frankreich). Mit Vicky Krieps, Florian Teichtmeister, Katharina Lorenz u.a. seit 7. Juli 2022 im Kino. Hier der Trailer:
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"ALFONS ZITTERBACKE - endlich Klassenfahrt!" Jugendkomödie von Mark Schlichter nach der gleichnamigen Kinderbuchfigur der DDR (Deutschland). Mit Luis Vorbach, Leni Deschner, Ron Antony Renzenbrink u.a. seit 7. Juli 2022 im Kino. Hier der Trailer:
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"KARLCHEN – Das große Geburtstagsabenteuer" Animationsfilm für Kinder im Vorschulalter von Michael Ekbladh (Deutschland, Niedertlande, Schweden). Mit den Sprecher*innen Milosch Kopetzki, Andrea Sawatzki, Jennifer Saunders u.a. seit 7. Juli 2022 im Kino. Hier der Trailer:
Der iranische Regisseur und Berlinale-Gewinner Rasoulof ist im Iran verhaftet worden. Rasoulof hatte 2020 mit seinem Film "Es gibt kein Böses" den Goldenen Bären der 70. Internationalen Filmfestspiele in Berlin gewonnen. Trotz eines Berufsverbots schaffte es der 49-Jährige, der in Teheran und Hamburg lebt, immer wieder Filme heimlich Filme im Iran zu drehen.
Anlässlich heftiger Unruhen in Teheran hatte er im Mai öffentlich Kritik an den Sicherheitskräften geäußert. Auf seine Initiative hatte sich eine Gruppe iranischer Filmemacher in einem offenen Brief gegen Korruption im Iran gewandt. Ursache der Unruhen war ein Gebäudeeinsturz mit 43 Toten in Abadan.
Die Berlinale-Verantwortlichen reagierten mit Bestürzung auf die Verhaftung des Filmemachers und seinem Kollegen Aleahmad. Das Leitungsduo der Berlinale, Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian, protestiert gegen die Verhaftung der Regisseure und fordert, dass die iranischen Behörden die beiden Regisseure umgehend freilassen. Die Berlinale setzt sich grundsätzlich für die Meinungsfreiheit und Freiheit der Kunst ein.
In Berlin fand derweil vom legendären Initiator der Berliner »Love Parade«, Dr. Motte, unter dem neuen Motto »Rave the Planet« ein musikalischer Demonstrationszug mit 18 Musikwagen für ein bedingungsloses Grundeinkommen für Künstler sowie die Aufnahme der Berliner Technokultur ins im materielle Unesco-Kulturerbe statt. Mehr als 200.000 junge und alte Raver folgten friedlich und freudig dem Techno-Umzug durch die Berliner Innenstadt vom Ku'damm bis zur Siegessäule.
Am Abend soll anlässlich des 31. Geburtstags des Techno-Clubs Tresor, weiter gefeiert werden. Im Kraftwerk in der Köpenicker Str. wird dessen Geschichte und seiner globalen subkulturellen Vernetzung in einer großen Ausstellung – inklusive Party-Programm – zwei Monate lang ausführlich erzählt. Die Kinos werden wohl das Nachsehen haben und an einem weiteren Wochenende auf zahlreiche potentielle Zuschauer verzichten müssen.
"CORSAGE" Historien-Drama von Marie Kreutzer aus der Cannes Nebenreihe »Un Certain Regard« über die Kaiserin Elisabeth von Österreich an ihrem 40. Geburtstag, als es ihr zunehmend schwerer fällt, das Bild von der schönen, anmutigen „Sissi“ aufrechtzuerhalten. (Österreich, Luxemburg, Deutschland, Frankreich). Mit Vicky Krieps, Florian Teichtmeister, Katharina Lorenz u.a. seit 7. Juli 2022 im Kino. Hier der Trailer:
Ulrikes Filmkritik:
Derartig radikal modern wie in "Corsage" hat man Kaiserin Elisabeth, den meisten als “Sissi“ bekannt, noch nicht gesehen. Von der Lieblichkeit einer Romy Schneider ist hier nichts zu sehen.
Es ist das Jahr 1877, kurz vor ihrem 40.Geburtstag, Weihnachten.
Der umwerfende Film der Österreicherin Marie Kreutzer zeichnet das großartige Portrait einer reifen, in Zwängen eingesperrten öffentlichen Person.
Jetzt, mit fast 40, hat sie die Nase voll von ihrem langweiligen Leben am Hof.
Vom beneidenswerten Image einer Kaiserin von Österreich und Ungarn ist hier nicht die geringste Spur zu entdecken. Noch lässt sie sich jeden Morgen in das obligatorische Korsett schnüren, doch damit ist jetzt Schluss. Sie war 15, als sie Kaiser Franz Joseph kennenlernte und er sich mit ihrer jugendlichen Schönheit aufwerten konnte. Es wird Zeit, ihren eigenen Kopf durchzusetzen und zu einer moderneren, selbstbewussten Frau zu werden. Ausgewählt wurde sie, um zu repräsentieren., egal was passiert, es drehte sich alles um ihre äußere Schönheit.
Ihren Kindern ist sie peinlich, raucht, nimmt auch hin und wieder Drogen, hat ein Heroinbesteck dabei und mit einem Haufen Blech auf dem Kopf rumzustehen und sich begaffen zu lassen, ist nur noch eine Qual. Repräsentative Auftritte umgeht sie, indem sie Schritt für Schritt geübt hat, mit verdrehten Augen, glaubwürdig und ohne Verletzung, in Ohnmacht zu fallen.
Vicky Krieps spielt Elisabeth als eine „Sissi“ unserer Zeit, klug und willensstark, eine Frau mit Ecken und Kanten. Am wohlsten fühlt sie sich bei ihren Pferden und genießt ihre Affäre mit dem Reitlehrer Bay (Colin Morgan), denn eine Frau um die Vierzig gehörte damals schon zum alten Eisen.
Marie Kreutzer nimmt es mit der Historie nicht so genau und das macht ihren Film sehr erfrischend.
Auch von einem goldenen Käfig kann keine Rede sein. Das Interieur wirkt sehr bescheiden. Ähnlich wie bei „Spencer“, wo Charles nur fesches Beiwerk für Lady Diana ist, so ist auch hier, der schwächliche Kaiser Franz (Florian Teichtmeister) nur wirkungsvolles Beiwerk, nach dem Motto: Nur Macht ist sexy.
Belebt wird das Drama mit einem modernen Soundtrack und den kühnen, unserem Zeitgeist entsprechenden, humorvollen Aussprüchen. Sie besorgt sogar ihrem Gatten eine jugendliche Liebhaberin.
Ulrike Schirm
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"ALFONS ZITTERBACKE - endlich Klassenfahrt!" Jugendkomödie von Mark Schlichter nach der gleichnamigen Kinderbuchfigur der DDR (Deutschland). Mit Luis Vorbach, Leni Deschner, Ron Antony Renzenbrink u.a. seit 7. Juli 2022 im Kino. Hier der Trailer:
Ulrikes Filmkritik:
Alfons Zitterbacke ist eine populäre Kinderbuchfigur der DDR, erschaffen von Gerhard Holtz- Baumert. Bekannt in den 1960er-Jahren durch die Kinderbücher Alfons Zitterbacke: Geschichten eines Pechvogels und einem gleichnamigen Film, 2019, da war er 10 Jahre alt.
Jetzt kommt die Kultfigur zurück ins Kino: "ALFONS ZITTERBACKE – endlich Klassenfahrt!"
Und er ist noch immer der größte Pechvogel der Welt. Die Fahrt soll an die Ostsee gehen. Blöd nur, dass Alfons (Luis Vorbach) verschläft und zu allem Übel seinen Koffer mit dem Koffer seiner Mutter verwechselt und am Treffpunkt die Anziehsachen seiner Mutter (Alexandra Maria Lara) auspackt. Außerdem hat er noch seine Schlafanzughose statt seiner Jeans an. Seine Mutter, die mit ihrem übernervösen Freund Jack (Sam Riley) in den Urlaub aufgebrochen ist, kann er nicht erreichen. Jack ist übrigens schuld, weil er die Namensschilder am Koffer verwechselt hat. Alfons Erzfeind Nico (Ron Antony Renzenbrink) lästert mit größtem Vergnügen über Zitterbacke. Wenigstens sein rothaariger bester Freund Benni (Leopold Ferdinand Schill) hilft ihm aus der Patsche. Und all das Pech muss ausgerechnet jetzt passieren, wo sich Alfons in die neue Mitschülerin Leonie (Leni Deschner) verliebt hat. Und dann schlägt ihm auch noch Nico eine hinterhältige Wette vor, denn auch er hat ein Auge auf Leonie geworfen.
Ach ja, und da ist ja auch noch der Lehrer Flickdorf (Thorsten Merten) der sich über jede Schlappe, die Alfons einsteckt freut, denn er konnte ihn schon vor drei Jahren nicht leiden.
Mit den Lausbubengeschichten von damals hat der neue Film nicht mehr viel zu tun, sondern widmet sich den Vorfällen die auf Klassenfahrten zum Alltag gehören und unter Pennäler-Humor verbucht werden, wobei auch warmherzige Momente nicht außer acht gelassen werden.
Dass das Ehepaar Lara/Riley derartig klamaukig agiert, hätte nicht sein müssen.
Ulrike Schirm
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"KARLCHEN – Das große Geburtstagsabenteuer" Animationsfilm für Kinder im Vorschulalter von Michael Ekbladh (Deutschland, Niedertlande, Schweden). Mit den Sprecher*innen Milosch Kopetzki, Andrea Sawatzki, Jennifer Saunders u.a. seit 7. Juli 2022 im Kino. Hier der Trailer:
Ulrikes Filmkritik:
Der kleine Hase Karlchen ist schon ganz aufgeregt, noch einmal schlafen und dann hat er Geburtstag. „Das ist meine Mama, sie hat heute eine Schürze um, weil sie meinen Geburtstagskuchen backt. Schokomöhrenkuchen mit einer extra Portion Möhren“.
Es ist sein fünfter Geburtstag. Alle freuen sich auf ein großes Picknick.
Seine Baby-Schwester Klara hat hohes Fieber bekommen und das Geburtstagspicknick muss leider ausfallen, da die Eltern mit dem Kind zum Arzt müssen. Karlchen ist enttäuscht und wütend. „Könnt ihr sie nicht zurückbringen oder gegen einen großen Bruder tauschen?“ Heimlich packt Hase Karlchen einige Stofftiere in seinen Ziehwagen und macht sich auf den Weg zu seiner Oma, die immer Zeit für ihn hat und ihn „mein Schnuckelhase“ nennt. Und bei Oma gibt es wenigstens keine kleine Schwester. Als er auf seinem Weg falsch abbiegt, verläuft er sich im Wald und erlebt so manches Abenteuer und trifft auf viele Tiere. Ein bisschen unheimlich ist es schon. Aber Friedrich und Wilhelm, die für ihn zum Geburtstag Blaubeeren sammeln, hat er zufällig getroffen und ist nicht ganz allein, denn sie wollen mit zur Oma kommen. Aber vorher müssen sie noch Unterschlupf vor einem Gewitter suchen.
Für kleine Kinder gibt es nicht viele Filme, die ihre Aufmerksamkeit überfordern. Mit "KARLCHEN – Das große Geburtstagsabenteuer" ist es gelungen, auch die Kleinsten zu fesseln, da die Hasenfamilie menschliche Züge entfaltet, die den Kindern wohlbekannt sind und mit denen sie sich identifizieren können. Die Abenteuer, die Karlchen auf dem Weg zur Großmutter erlebt, sind so erzählt, dass keine wirkliche Gefahr droht und bis zum glücklichen Ende ist alles überschaubar gestaltet. Auch Karlchens Eifersucht auf das Baby, der vorher die gesamte Aufmerksamkeit der Eltern für sich hatte, hat sich gelegt. Es geht um Familie, Freundschaft und Zusammenhalt in einer Gruppe, die schon die Erlebniswelten der kleinen Zuschauer widerspiegeln. Ein Animationsfilm an dem die kleinen Zuschauer im Vorschulalter ihre Freude haben werden und das, bei einer angenehmen Kürze von 75 Minuten. Wunderbar visualisiert nach den beliebten Bilderbüchern von Rotraut Susanne Berner. Dass Karlchen auch gehörig bockig sein kann, gehört zur kindlichen Entwicklungsphase dazu und ist bestimmt keinem Kind fremd.
Ulrike Schirm
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