Krieg in Israel - Langzeitbeobachtung aus Hebron beim DOK.fest München
Eskalation in Nahost - Eine Langzeitbeobachtung beim DOK.fest München macht vieles deutlich und zeigt mögliche Ursachen von beiden Seiten auf. - Drei Filmempfehlungen! -
Die seit Jahren immer wieder aufflammenden Scharmützel zwischen Palästinensern und Israeliten heben sich in den letzten Tagen zu einem nicht abflauenden Krieg mit Bombenexplosionen, Raketenangriffen, zerstörten Häuser, verletzten und toten Kinder, weinenden Mütter und verzweifelten Väter ausgeweitet. Zudem gibt es starke Anzeichen für Kriegsverbrechen auf beiden Seiten: Sowohl von Israel, als auch von bewaffneten Palästinensern.
Wir wollen natürlich nicht einseitig Stellung nehmen, sondern das widerliche Verhalten auf beiden Seiten dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag überlassen. Zur Erklärung von möglichen Ursachen und Reaktionen möchten wir aber auf einen aktuellen niederländischen Dokumentarfilm verweisen, der beim DOK.fest München in der Sektion Panorama noch bis zum 23. Mai 2021 zu sehen ist.
"SKIES ABOVE HEBRON" Doku von Esther Hertog und Paul King (Niederlande 2020).
Hier der Trailer:
Der Film wurde am letzten Samstag bei der Preisverleihung leider nicht prämiert, ist aber unter den aktuellen Konflikten im Nahen Osten zum besseren Verständnis besonders empfehlenswert.
Auch der nachfolgend von unserer Kollegin besprochene Film aus Österreich wurde nicht ausgezeichnet, dürfte aber im Gedächtnis tiefen Eindruck hinterlassen.
Alle Preisträger hatten wir übrigens hier gestern Nachmittag samt Trailer, Inhaltsangabe und Jurybegründung zum Nachlesen und Angucken veröffentlicht. Alle Werke sind digital noch bis zum 23. Mai 2021 @home im Netz zu sehen, den das Festival konnte wegen der Pandemie nicht physisch in München stattfinden.
"EVA-MARIA" Weltpremiere aus Österreich von Lukas Ladner beim Dok.fest München 2021 (Lebensbejahend, mutig, optimistisch und willensstark).
Hier der Trailer:
Link: www.dokfest-muenchen.de
++++++++++++++
Zwar nicht auf dem DOK.fest vertreten, aber dennoch in diesem Zusammenhang erwähnenswert, ist der vom SWR produzierte Dokumentarfilm "Der Maulwurf - Ein Detektiv im Altersheim", der nur noch bis zum 22. Mai 2021 in der ARD-Mediathek in der deutschen Fassung zu sehen ist.
Immerhin war der Film für einen Academy Award ("Oscar") in der Kategorie "Bester Dokumentarfilm" nominiert worden und stand als einer von fünf Filmen in der Endauswahl der Oscar-Trophäen. Der Film hatte seine Weltpremiere unter dem Titel "THE MOLE AGENT" auf dem Sundance Film Festival 2020.
Hier der Trailer:
"THE MOLE AGENT" Doku von Maite Alberdi (Chile, 2020).
Der Film gewährt auf höchst skurrile Art tiefe Einblicke in die Gefühlswelt der Heimbewohner*innen und macht nachdenklich: Wie verhält sich die Gesellschaft und wie verhält sich jeder Einzelne gegenüber alten Menschen?
Nur noch bis 22. Mai 2021 abrufbar.
Link: www.ardmediathek.de | Direkt-Link deutsch hier
Die seit Jahren immer wieder aufflammenden Scharmützel zwischen Palästinensern und Israeliten heben sich in den letzten Tagen zu einem nicht abflauenden Krieg mit Bombenexplosionen, Raketenangriffen, zerstörten Häuser, verletzten und toten Kinder, weinenden Mütter und verzweifelten Väter ausgeweitet. Zudem gibt es starke Anzeichen für Kriegsverbrechen auf beiden Seiten: Sowohl von Israel, als auch von bewaffneten Palästinensern.
Wir wollen natürlich nicht einseitig Stellung nehmen, sondern das widerliche Verhalten auf beiden Seiten dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag überlassen. Zur Erklärung von möglichen Ursachen und Reaktionen möchten wir aber auf einen aktuellen niederländischen Dokumentarfilm verweisen, der beim DOK.fest München in der Sektion Panorama noch bis zum 23. Mai 2021 zu sehen ist.
"SKIES ABOVE HEBRON" Doku von Esther Hertog und Paul King (Niederlande 2020).
Hier der Trailer:
Unsere Filmkritik:
Im Fokus der Langzeitbeobachtung, in der mehrheitlich von Arabern besiedelten Stadt Hebron, steht sowohl das Dilemma um das seit dem Sechstagekrieg 1967 von Israel besetzte Gebiet, als auch das Leid der Palästinenser, die schon seit 1948 hier wohnen, aber zunehmend von jüdischen Siedlern und dem Militär immer wieder bedrängt werden.
Fast täglich fliegen von Kindern geworfene Steine auf beiden Seiten. Jüdische Kinder werfen sie im Schutz des israelischen Militärs ebenso, wie die somit provozierten moslemischen Kinder und Jugendliche auf ihre vermeintlichen Gegner. Das führt häufig zum massiven Eingreifen durch Soldaten und manchmal fallen dabei auch Schüsse, die Kinder töten.
Es ist nur ein Ausschnitt aus einer Welt mit täglich eskalierenden Konflikten, der aber sehr eindringlich zeigt, dass sich hier in einer Stadt mit mehr als 202.000 moslemischen Einwohnern und derzeit rund 700 jüdischen Einwanderern, geschützt von einer stark bewaffneten Besatzung, grundsätzlich etwas ändern müsste.
Nach der biblischen Überlieferung gilt Hebron als der Ort, an dem Abraham, Sara, Isaak, Rebekka, Jakob und Lea begraben sind. Diese Stätte gilt sowohl für den Islam als auch das Judentum als heilig, so dass Hebron für beide Religionen sehr bedeutend ist.
Das Filmemacher-Duo Esther Hertog und Paul King dokumentierte im 2012 gemeinsamen gedrehten Dokumentarfilm "SOLDIER ON THE ROOF" das Leben israelischer Siedler und Soldaten in Hebron. In der im letzten Jahr erschienen Doku "SKIES ABOVE HEBRON" zeigen beide nun die palästinensische Seite der Stadt. Über einen Zeitraum von fünf Jahren begleitet der Film heranwachsende Kinder zweier Familien und zeigt ihre Perspektive auf eine Erwachsenenwelt unter Hochspannung, in der Gewalt und Misstrauen zum Alltag gehören.
Die Brüder Amer und Anas lieben es, auf dem Dach ihres Hauses über der Altstadt Hebrons Tauben zu fangen. Immer wieder geraten sie dabei aber in Streit mit den israelischen Nachbarn und Soldaten. Gegenüber wohnt der junge Marwaan und beobachtet mit seinem Camcorder die Konflikte, die sich täglich auf den Straßen der Stadt abspielen. Dabei gerät er ins Visier des israelischen Geheimdienstes, der nicht duldet wenn seine militärischen Operationen vom moslemischen Gegner als Beweis für unrechtmäßiges Eingreifen gefilmt werden.
W.F.
Der Film wurde am letzten Samstag bei der Preisverleihung leider nicht prämiert, ist aber unter den aktuellen Konflikten im Nahen Osten zum besseren Verständnis besonders empfehlenswert.
Auch der nachfolgend von unserer Kollegin besprochene Film aus Österreich wurde nicht ausgezeichnet, dürfte aber im Gedächtnis tiefen Eindruck hinterlassen.
Alle Preisträger hatten wir übrigens hier gestern Nachmittag samt Trailer, Inhaltsangabe und Jurybegründung zum Nachlesen und Angucken veröffentlicht. Alle Werke sind digital noch bis zum 23. Mai 2021 @home im Netz zu sehen, den das Festival konnte wegen der Pandemie nicht physisch in München stattfinden.
"EVA-MARIA" Weltpremiere aus Österreich von Lukas Ladner beim Dok.fest München 2021 (Lebensbejahend, mutig, optimistisch und willensstark).
Hier der Trailer:
Ulrikes Filmkritik:
Eva-Maria ist eine lebensbejahende, optimistische junge Frau. Dass sie an der Pädagogischen Hochschule Tirol einen Job hat, ist für sie nicht selbstverständlich. Es war ein mühseliger Kampf für die junge Frau, die Anstellung zu bekommen. Der Grund, sie leidet seit ihrer Kindheit an einer spastischen Zerebralparese und ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Sie ist willensstark und lässt sich von ihren Träumen nicht abbringen. Mit Anfang 30 hat sie beschlossen, unbedingt ein Kind zu bekommen. Mithilfe einer künstlichen Befruchtung will sie sich diesen Wunsch nun erfüllen. Egal, was die Leute von ihr denken. Unsere Gesellschaft ist noch längst nicht vorurteilsfrei, was dieses Thema betrifft. Beim dritten Versuch hat es endlich geklappt.
Der Filmemacher Lukas Ladner begleitet sie mit der Kamera bis zur Geburt und den ersten drei Jahren mit ihrem Sohn Ben-Fynn. Er ist nicht nur der Filmemacher, sondern auch ihr persönlicher Assistent, zu dem Eva-Maria großes Vertrauen hat. Ursprünglich wollte er einen fiktionalen Kurzfilm machen. Zusammen haben sie viele Filme angeschaut, in denen Menschen mit Behinderungen im Mittelpunkt stehen und festgestellt, dass es gar nicht schön ist, wie sie porträtiert sind. Es wäre doch eine spannende Aufgabe, dem etwas entgegen zu setzen. Durch Eva-Marias Ankündigung, schwanger zu werden, entschlossen sich beide, darüber einen Dokumentarfilm zu machen und zu zeigen, was es bedeutet, mit körperlicher Einschränkung Mutter zu werden.
Eva-Maria zieht von Innsbruck zurück zu ihrer Familie nach Hochburg-Ach in Ober-Österreich, die sie liebevoll unterstützt. Besonders ihre Mutter Renate ist guter Zuversicht. „Das Kind kriegen wir auch noch groß“.
Als sie unterwegs sind, um sich Babysachen anzuschauen und Mutter Renate freudig verschiedene Teile hochhält, ertönt es ganz cool: „Aber nicht zu modisch. Ich will keine Modepuppe“.
Es macht Freude, diese junge Frau, die sich von Schwierigkeiten nicht abhalten lässt, sondern sie auf ihre ganz eigene pragmatische Art und viel Humor meistert, zu begleiten. Besonders der Moment, indem sie das Neugeborene glückselig im Arm hält.
Ulrike Schirm
Link: www.dokfest-muenchen.de
++++++++++++++
Zwar nicht auf dem DOK.fest vertreten, aber dennoch in diesem Zusammenhang erwähnenswert, ist der vom SWR produzierte Dokumentarfilm "Der Maulwurf - Ein Detektiv im Altersheim", der nur noch bis zum 22. Mai 2021 in der ARD-Mediathek in der deutschen Fassung zu sehen ist.
Immerhin war der Film für einen Academy Award ("Oscar") in der Kategorie "Bester Dokumentarfilm" nominiert worden und stand als einer von fünf Filmen in der Endauswahl der Oscar-Trophäen. Der Film hatte seine Weltpremiere unter dem Titel "THE MOLE AGENT" auf dem Sundance Film Festival 2020.
Hier der Trailer:
"THE MOLE AGENT" Doku von Maite Alberdi (Chile, 2020).
Zum Film:
Undercover im Altersheim: Der 83-jährige Sergio ist als verdeckter Ermittler angeheuert worden, um Missbrauchsvorwürfe im Altersheim aufzuklären. Was er tatsächlich herausfindet, ist weitaus bedrückender: Anstelle vermeintlicher Verstöße des Heimpersonals legen seine Recherchen unfreiwillig offen, wie wenig sich viele Angehörige um ihre Verwandten im Heim kümmern - wie Sergio ermittelt, ist aber trotzdem urkomisch. Im Dokumentarfilm der chilenischen Regisseurin Maite Alberdi ist so einiges nicht, wie es auf den ersten Blick scheint. Der Film wirkt wie eine Mischung aus Kriminalgeschichte und Film Noir, ist aber in seinen Beobachtungen eine exakte Dokumentation und nimmt den Zuschauer mit in den realen Alltag eines chilenischen Altersheims.
Der Film gewährt auf höchst skurrile Art tiefe Einblicke in die Gefühlswelt der Heimbewohner*innen und macht nachdenklich: Wie verhält sich die Gesellschaft und wie verhält sich jeder Einzelne gegenüber alten Menschen?
Nur noch bis 22. Mai 2021 abrufbar.
Link: www.ardmediathek.de | Direkt-Link deutsch hier
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt