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Haushaltskrise wirkt sich bereits negativ auf Kulturförderung aus

Die monatelangen Streiks der US-Schauspieler und Autoren konnten zwar einvernehmlich beendet werden, doch nun fordern deutsche Filmschaffende die Vier-Tage-Woche.

Darüber hinaus ist die von der Bundesregierung geplante Kürzung der Anreizförderung für Film- und Serienproduktion ein enttäuschendes Signal für den Filmstandort Deutschland.




Bei einem kürzlich erfolgten Treffen zwischen der Gewerkschaft Ver.di, dem Bundesverband Schauspiel und der Produzentenallianz wurde von Filmschaffenden darauf gedrängt, die Arbeitsbedingungen an Filmsets zu verbessern und die Branche attraktiver für junge Leute zu machen.

Zu den Filmschaffenden gehören unter anderem die Bereiche Schauspiel, Ausstattung und Regie. Sie möchten Drehtage auf elf Stunden begrenzen und einen Ausgleich für Nacht- und Wochenenddrehs festlegen. Zudem soll beim Film - ähnlich wie in den USA - der Einsatz von KI geregelt werden.

Dass die oft nicht gerade üppig entlohnten Filmschaffenden auch vor Streiks nicht zurückschrecken, dürfte in der aktuellen Situation des knappen Geldes, nicht überraschen, denn die Politik plant die Film- und Serienförderung deutlich zu kürzen. Von den Verbänden kommt daher nun scharfe Kritik an den Plänen.

Aufgrund der bekannt gewordenen Haushaltskrise, in der inzwischen mehr als 80 Milliarden Euro fehlen, hat die Bundesregierung den Termin für den geplanten Beschluss des Bundeshaushalt 2024 auf unbekannte Zeit verschoben und es ist zu befürchten, dass in den nächsten Jahren die Kultur durch Kürzungen besonders leiden wird. Nicht einmal die Zukunft der Berlinale 2025 ist in bisheriger Form mehr sicher. Doch Kultursenatorin Claudia Roth schweigt sich aus.

Währenddessen legten in Berlin, Hamburg und Bremen Tausende Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes ihre Arbeit nieder und fordern 10,5 % mehr Lohn sowie einen Inflationsausgleich. Keiner weiß, wohin das führen soll, denn Investitionen sind vielerorts ausgesetzt worden, womit unter Beschäftigten noch mehr Angst geschürt wird, den sicher geglaubten Job, zu verlieren.

In der Filmbranche waren die Förderungen für die Produktion von Filmen und Serien lange Zeit stetig angestiegen, nun schlägt das Pendel plötzlich in die andere Richtung aus, denn der Bundestag plant eine deutliche Reduktion der Förderung in Form des DFFF I, DFFF II und des German Motion Picture Funds (GMPF). Auf der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags wurde die Reduktion nun nochmals verschärft, auf rund 44 Millionen Euro pro Fördertopf.

Im Vergleich zum Status Quo mit mehr als 160 Millionen Euro ist die im Haushalt jetzt geplante Summe von nur noch gut 133 Millionen Euro ein deutlicher Einschnitt, weshalb von der Produzentenallianz, der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK), der Deutschen Filmakademie und dem Produzent*innenverband deutliche Kritik an den Kürzungen aufkommt.

Sie sagen, dieser Schritt schade dem Filmstandort Deutschland "erheblich". Die wirtschaftliche Filmförderung mit den drei Instrumenten DFFF I, DFFF II und GMPF sei eine Voraussetzung für Produktionsunternehmen und -stätten, um in einem globalen Wettbewerb zu bestehen. Die Politik nehme den Produzentinnen und Produzenten in ohnehin herausfordernden Zeiten "ein weiteres Stück Planungssicherheit" und gefährde Arbeitsplätze.


Für zusätzliche Verunsicherung sorgt nach Angaben der Verbände die Nachricht, dass das Finanzministerium die Haushaltssperre auf nahezu den gesamten Bundeshaushalt ausweitet. Antragstellende würden jetzt umgehend Klarheit über die Behandlung von Anträgen zu den drei Förderinstrumenten benötigen.

Björn Böhning, Chef der Produzentenallianz, sagt:
"Diese fatale Entscheidung des Bundestages erhöht die Dringlichkeit einer strukturellen Reform. Die Verbände der Filmwirtschaft haben hierfür konkrete Vorschläge vorgelegt und die Beauftragte für Kultur und Medien hat die Umsetzung einer großen Reform zum 1. Januar 2025 in Aussicht gestellt. Es gilt jetzt alle Anstrengung darauf zu verwenden, diesen ehrgeizigen Zeitplan zu erfüllen."


Susanne Binninger, Ko-Vorsitzende der AG DOK:
"Die Bundesregierung und auch die Länder sind nun umso mehr gefordert, damit der Filmstandort Deutschland endlich wieder sein kreatives und wirtschaftliches Potenzial entfalten kann. Dafür braucht es das gemeinschaftliche Engagement für eine grundlegende Reform mit einem wettbewerbsfähigen Anreizsystem und einer Investitionsverpflichtung."


Benjamin Herrmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Filmakademie:
"Diese überraschende Entscheidung verunsichert sowohl die deutsche Filmbranche als auch internationale Partner und bedeutet einen echten Rückschritt. Umso mehr hoffen wir, dass die angedachte Strukturreform der deutschen Filmfinanzierung, wie von der BKM angekündigt, zum Tragen kommt. Die Kreativität und Produktivität am hiesigen Standort bedürfen dringend einer Stärkung".


Erwin M. Schmidt, Geschäftsführer des Produzent*innenverbandes:
"Die Förderinstrumente DFFF I, DFFF II und GMPF sind essentielle Schwunggeber für die Branche, ihre Schwächung führt zu weniger Dreharbeiten, Stillstand in den Studios und einem Abbau von Arbeitsplätzen – aber auch zu weniger Programmangebot und Vielfalt für die Zuschauer*innen. Eine zukunftssichere Reform der Filmförderung und Finanzierung ist daher wichtiger denn je."


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Über die Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e.V.

Die Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen (kurz: Produzentenallianz) ist die unabhängige Interessen-vertretung der Produzent:innen in Deutschland von Film-, Fernseh- und anderen audio-visuellen Werken.

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Die Deutsche Filmakademie mit Sitz in Berlin wurde am 8. September 2003 gegründet und vereint inzwischen über 2200 Mitglieder aus allen künstlerischen Sparten des deutschen Films.

Über die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK)

Die AG DOK ist die film- und medienpolitische Interessenvertretung für das dokumentarische Genre in Deutschland und vertritt aktuell 1.000 Dokumentarfilmschaffende, die sich im AG DOK-Netzwerk und den beiden Sektionen Produktion und Buch & Regie organisieren, um die dokumentarische Filmkultur nachhaltig zu stärken.

Über den Produzent*innenverband e.V.

Der Produzent*innenverband e.V. ist ein kreatives wirtschaftliches und innovatives Netzwerk. Mit aktuell 143 Mitgliedern und einer Nachwuchssektion ist er die maßgebliche Vertretung der unabhängigen Kino- Streaming- und Fernsehproduzent*innen in Deutschland.

Quellen: DWDL.de | Produzentenallianz | ARD / WDR

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