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Eindrücke vom 44. Cairo International Film Festival

Das 1976 gegründete Cairo International Film Festival war das erste Filmfestival im Nahen Osten und gehört heute zu den 15 von der FIAPF akkreditierten A-Filmfestivals.



Im ersten Jahr wurden beim Cairo International Film Festival rund 100 Filme aus 33 Ländern gezeigt. Im Wettbewerb liefen damals 14 Filme aus 14 Ländern. Seitdem liegt der Fokus des Festivals einerseits auf der Stärkung der internationalen Wahrnehmung ägyptischen Filmschaffens und andererseits auf Filmen, die schwierige politische und menschliche Fragen aufwerfen.

Am 22. November 2022 ging die 44. Ausgabe des Internationalen A-Film Festivals zu Ende. Bei der Preisverleihung triumphierte der palästinensische Regisseur Firas Khoury mit seinem Spielfilmdebüt "Alam" und gewann neben dem Golden Pyramid Award für den besten Film auch den Publikumspreis. Die Coming-of-Age-Geschichte, die in Toronto uraufgeführt wurde, untersucht die Realität palästinensischer Teenager, die innerhalb der israelischen Grenzen aufwachsen.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Tamer ist ein palästinensischer Teenager, der in Israel lebt. Er und seine Freunde führen ein typisches Gymnasiastenleben bis zur Ankunft der schönen Maysaa'. Um sie zu verführen, stimmt Tamer zu, an einer mysteriösen Flaggenoperation am Vorabend des israelischen Unabhängigkeitstages teilzunehmen, der ein Trauertag für die Palästinenser ist.


Unsere Kollegin Katharina Dockhorn war ein paar Tage beim CIFF, dem Kairo Filmfestival zugegen, und schildert für uns ihre Eindrücke:

Siegeszug des arabischen Films in Kairo.

Eine Goldene Pyramide ziert künftig das Büro von Marie Pierre Macia und Claire Gadéa, den Produzentinnen von „Alam“. Nach zahlreichen Kurzfilmen gab Regisseur Firas Khoury mit der Geschichte um eine Clique palästinensischer Teenager sein Langfilmdebüt. Sie rebellieren gegen die israelische Besatzung, in dem sie die israelische Fahne vom Dach ihrer Schule als Symbol der Besatzung der Heimat ihrer Eltern und Großeltern herunterholen und dafür die palästinensische Fahne hissen. Die Gefahr, ihre berufliche Zukunft zu verspielen, ist ihnen ebenso wie die ständigen Ermahnungen der Eltern, egal.

Der sehenswerte Film gewann den Wettbewerb des 44. Filmfestivals von Kairo, das am 22. November mit der feierlichen Preisverleihung zu Ende ging. Neben etlichen Uraufführungen aus dem arabischen Raum zeigte das Festival Filmkunst aus aller Welt. Im Panorama der sehenswertesten Filme des vergangenen Jahres wurde auch „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ vom deutschen Regisseur Andreas Dresen erstmals in Ägypten aufgeführt.

Die Reaktionen der Zuschauer verfolgte Drehbuchautorin Laila Stiehler im vollbesetzten Kino. An einigen Stellen sei nicht gelacht worden, wenn etwa Rabiye über eine rote Ampel fährt. Das sei hier beinahe normal. Insgesamt kam der Film gut an, es wurde an den gleichen Stellen wie weltweit gelacht. Die Ägypter mochten vor allem die enge Mutter-Sohn-Bindung und verständen auch aus eigener Erfahrung, was es heißt, dass Menschen unschuldig jahrelang in Guantanamo festsaßen und sitzen.

Nach „Alam“ „The Dam“ zweiter großer Gewinner.

„Alam“-Hauptdarsteller Mahmoud Bakri teilte sich den Preis für die beste schauspielerische Leistung mit Maher Elkheir aus „The Dam“ des libanesischen Actionskünstlers Ali Cherri, der gerade eine Ausstellung in London hat. Beide Filme entstanden mit finanzieller Unterstützung aus Frankreich, das traditionell enge Bindungen an den arabischen Raum hat.

Die metaphorische Geschichte von „The Dam“ führt hin zum gigantischen Staudammprojekt in den Sudan. Der Film beginnt beinahe dokumentarisch, wenn er Maher, einen von zahlreichen unterbezahlten Arbeitern folgt, die auf traditionelle Weise Ziegel aus dem Nilschlamm formen, die sie in der Sonne trocknen lassen. Bevor das erste Wasser in die riesige Grube fließen wird, fährt er jeden Tag in die Wüste, um aus Lehm und Wasser eine Art Golem zu bauen. Mit den ersten Tropfen beginnt er zu bröckeln, wie auch die Lebensweise der Menschen zerstört wird. Denn, so Cherri im Gespräch, das gesamte Mikroklima des Gebietes ändere sich mit dem Bau.


Hier der Trailer:



„The Dam“ bald in Berlin.

„The Dam“ schaffte es bereits nach Europa, nach zwei Aufführungen beim IFFMH, dem 71. Internationalen Filmfestival von Mannheim-Heidelberg, ist er im Rahmen der 17. Ausgabe des Weltfilm Festivals „Around the World in 14 Films“ auch in Berlin zu sehen. Regisseur Ali Cherri wird ihn am Sonntag, den 4. Dezember 2022, persönlich vorstellen. Aber auch die anderen Titel hätten Aufführungen in Deutschland verdient.

Toleranz unter Nachbarn in „19B“.

An Kameramann Mostafa Elkashef des ägyptischen Films „19B“ von Ahmad Abdalla vergab die Jury unter Vorsitz der japanischen Regisseurin Naomi Kawase den Henry Barakat Award for Best Artistic Contribution.

Abdallah filmte in seiner Heimatstadt Kairo in einer alten Villa, die langsam verfällt. Die Eigner scheren sich nicht um das Haus, trotzdem wird der Hausmeister jeden Monat pünktlich bezahlt. Er hat sich hier mit Hunden und Katzen häuslich eingerichtet. Seine Idylle ist durch die Gentrifizierung und ein paar Halbkriminelle bedroht, die auf der Straße den Parkverkehr regeln sollen. Sie werden immer übergriffiger, lagern ihre Schmuggelware bei dem Alten und bedrohen ihn. Für Abdallah ist es nicht nur ein Film über Gentrifizierung, sondern vor allem um die Frage, warum Menschen nicht friedlich miteinander leben können. Im Kleinen wie im Großen.

Katharina Dockhorn


Link: www.ciff.org.eg

Die Übersicht aller Preise haben wird nachfolgend in der erweiterten Ansicht aufgelistet.

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