Starke Stücke im Mai in 3sat und in der Volksbühne
Starke Stücke - Theater Kultur auf der TV-Bühne.
Michael Thalheimers Inszenierung "Medea" von Euripides am 4. Mai 2013 um 20:15 Uhr ist Auftakt des diesjährigen Begleitprogramms »Starke Stücke« zum 50. Theatertreffen Berlin (3.-20. Mai 2013), in dem der TV-Sender 3sat drei der eingeladenen Inszenierung und eine Dokumentation über die Geschichte des Theatertreffens zeigt. Den Anfang macht das Schauspielhaus Frankfurt.
Das bewährte Gespann Michael Thalheimer und Bühnenbildner Olaf Altmann hat eine Szenerie geschaffen - eine Bühne so karg, karger kann auch die korinthische Landschaft vor mehr als 2.000 Jahren nicht gewesen sein -, die ganz viel Raum lässt für die Spielwut des Frankfurter Ensembles, allen voran Constanze Becker als Medea, die für diese Darstellung auch den Gertrud-Eysoldt-Ring erhielt. Diese Inszenierung der Tragödie des Euripides ist weit entfernt sowohl von hohlem Pathos als auch von verharmlosender Aktualisierung.
Rund 420 Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sichtete und diskutierte die Kritikerjury in den vergangenen Monaten. Die sieben Jurorinnen und Juroren trafen schließlich eine Auswahl der zehn »bemerkenswertesten Inszenierungen« der letzten Saison 2012/2013 die sie zum 50. Theatertreffen nach Berlin einluden.
Am Samstag, 11. Mai 2013, 20.15 Uhr, folgt "Orpheus steigt herab" von Tennessee Williams in der Inszenierung von Sebastian Nübling an den Münchner Kammerspielen. "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" wird zum Abschluss der Reihe im 3sat Fernsehen am 18. Mai 2013 gezeigt. Außerdem vergibt 3sat beim Theatertreffen Berlin den mit 10.000 Euro dotierten 3sat-Preis für eine herausragende künstlerische Leistung aus dem Kreis der zum Theatertreffen eingeladenen Inszenierungen. Darüber hinaus blickt 3sat in einer Dokumentation zurück auf "50 Jahre Theatertreffen", und "Kulturzeit" stellt Inszenierungen, Theatermacher und Preisträger vor.
Alle Inszenierungen werden im Haus der Berliner Festspiele auf der großen Bühne präsentiert. Der preisgekrönte Theaterbau des Architekten Fritz Bornemann war in den 50er Jahren für die ehemalige Freie Volksbühne West-Berlins in der Wilmersdorfer Schaperstraße errichtet worden und präsentiert sich seit zwei Jahren runderneuert sowohl für Theatergastspiele als auch für die Berliner Filmfestspiele als zusätzlicher zentraler Abspielort der Berlinale unweit des Kurfürstendamms. Mit der zurzeit noch laufenden Modernisierung des »Zoo Palastes« soll im nächsten Jahr die Berlinale dann wieder verstärkt auch in der neuen West-City stattfinden können.
++++++++++++++++++++++
"Villa Verdi" frei nach Daniel Schmids Dokumentarfilm im Haus der Volksbühne.
Als vor genau 50 Jahren das neue Haus der Freien Volksbühne in West-Berlin eröffnet wurde, ahnte niemand dass mit der Wiedervereinigung die beiden Vereine der Volksbühne sich wieder zusammenschließen sollten. Das Archiv der Freien Volksbühne West lagert seitdem in der Akademie der Künste. Das Haus Ost am heutigen Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte hat sich vom Volkstheater, das es von 1915 bis 1918 unter dem legendären Max Reinhardt war, später unter dem Theaterreformer Erwin Piscator (1924 bis 1927) zum politischen Theater gewandelt, bei dem erstmals der Einsatz filmischer Mittel erprobt wurde. Zum Theatertreffen wurde Murmel Murmel von Dieter Roth an der Volksbühne ausgewählt.
Das aktuelle Stück "Villa Verdi" bei dem unser langjähriges BAF-Mitglied und ehemalige Kamerafrau Sigrid Reichert-Purrath nun im Rentenalter erstmals auf der Bühne der Volksbühne steht, greift die Mittel des politischen Theaters wieder exzessiv wieder auf. Der österreichische Tänzer, Choreograf und Theaterregisseur Johann Kresnick, selbst mittlerweile 73 Jahre alt, ist nach mehr als 10 Jahren Abstinenz vom Ensemble der Volksbühne nach Berlin zurückgekehrt und hat als Enfant Terrible des Tanztheaters wieder mit Provokation und Sprengung tanzüblicher Ästhetik ein neues Skandalstück im Verdi Jahr inszeniert, das erst am 24. April 2013 uraufgeführt wurde und ist somit noch zu jung ist, um beim Theatertreffen berücksichtigt zu werden.
Giuseppe Verdi (1813-1901), der italienische Komponist der Romantik, wurde vor allem durch seine Opern berühmt. Kresniks Inszenierung greift das Thema Verdi im doppelten Sinne auf. Das Wort ver.di, der Film- und Mediengewerkschaft der Arbeiter und Angestellten, steht dabei ebenso als Synonym für das Stück Pate, denn es stellt auch ein blutiges Kulturprogramm der alten und arbeitslosen Künstler im Altersheim dar.
Kresnicks Inszenierung zeigt sowohl nackte und blutige Tatsachen wie auch berührende und anmutige Szenen von denen wir während der Probe ein paar Bilder schießen konnten.
Der Schatz der Villa sind die unzähligen Erinnerungen ihrer Bewohner an glanzvolle Bühnenzeiten. Die Künstler und einstigen Bühnengrößen geben vor, ihre Obsessionen weiÂterzuleben, ohne zeitlichen oder emotionalen Bruch mit der aktiven Ära. Jutta Vulpius zum Beispiel, der Star des Abends, die für ihre 85 Jahre eine immer noch beachtliche, wenn auch keine große Stimme mehr hat. Dennoch beeindruckt sie mit ihrer Spielfreude. Wohl wissend um ihre eigene Geschichte und deren einstigen Gesangsleistungen, hat sie immer noch die Würde und Ausstrahlung eines Großstars.
Villa Verdi
in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
wieder am 3. und 10. und 18. Mai 2013
sowie am 6. und 26. Juni 2013 jeweils um 19:30 Uhr.
Link: www.volksbuehne-berlin.de
Quellen: dpa | Frankfurter Rundschau | Volksbühne | Berliner Festspiele | 3sat
Michael Thalheimers Inszenierung "Medea" von Euripides am 4. Mai 2013 um 20:15 Uhr ist Auftakt des diesjährigen Begleitprogramms »Starke Stücke« zum 50. Theatertreffen Berlin (3.-20. Mai 2013), in dem der TV-Sender 3sat drei der eingeladenen Inszenierung und eine Dokumentation über die Geschichte des Theatertreffens zeigt. Den Anfang macht das Schauspielhaus Frankfurt.
Die Königstochter Medea hat für ihren Geliebten, den gefeierten Helden Jason, alles riskiert, alles aufgegeben und sogar gemordet. Nun ist sie mit ihm und ihren Kindern auf der Flucht. In Korinth werden sie vorläufig aufgenommen. Jason fügt sich schnell in die neuen Strukturen ein, schließlich verlässt er seine Frau für die Königstochter. Medea und den beiden Kindern droht die Verbannung. Doch Jason hat nicht mit dem Zorn und der blinden Wut seiner betrogenen Frau gerechnet. Gedemütigt und zutiefst verletzt ersinnt sie einen Racheplan, der umfassender und vernichtender nicht sein könnte. Am Ende wird es keine Gewinner in diesem Kampf der Geschlechter geben, sondern nur Geschlagene, die nicht einmal mehr die Kraft haben ihre tiefen Wunden zu lecken.
Das bewährte Gespann Michael Thalheimer und Bühnenbildner Olaf Altmann hat eine Szenerie geschaffen - eine Bühne so karg, karger kann auch die korinthische Landschaft vor mehr als 2.000 Jahren nicht gewesen sein -, die ganz viel Raum lässt für die Spielwut des Frankfurter Ensembles, allen voran Constanze Becker als Medea, die für diese Darstellung auch den Gertrud-Eysoldt-Ring erhielt. Diese Inszenierung der Tragödie des Euripides ist weit entfernt sowohl von hohlem Pathos als auch von verharmlosender Aktualisierung.
Rund 420 Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sichtete und diskutierte die Kritikerjury in den vergangenen Monaten. Die sieben Jurorinnen und Juroren trafen schließlich eine Auswahl der zehn »bemerkenswertesten Inszenierungen« der letzten Saison 2012/2013 die sie zum 50. Theatertreffen nach Berlin einluden.
Am Samstag, 11. Mai 2013, 20.15 Uhr, folgt "Orpheus steigt herab" von Tennessee Williams in der Inszenierung von Sebastian Nübling an den Münchner Kammerspielen. "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" wird zum Abschluss der Reihe im 3sat Fernsehen am 18. Mai 2013 gezeigt. Außerdem vergibt 3sat beim Theatertreffen Berlin den mit 10.000 Euro dotierten 3sat-Preis für eine herausragende künstlerische Leistung aus dem Kreis der zum Theatertreffen eingeladenen Inszenierungen. Darüber hinaus blickt 3sat in einer Dokumentation zurück auf "50 Jahre Theatertreffen", und "Kulturzeit" stellt Inszenierungen, Theatermacher und Preisträger vor.
Alle Inszenierungen werden im Haus der Berliner Festspiele auf der großen Bühne präsentiert. Der preisgekrönte Theaterbau des Architekten Fritz Bornemann war in den 50er Jahren für die ehemalige Freie Volksbühne West-Berlins in der Wilmersdorfer Schaperstraße errichtet worden und präsentiert sich seit zwei Jahren runderneuert sowohl für Theatergastspiele als auch für die Berliner Filmfestspiele als zusätzlicher zentraler Abspielort der Berlinale unweit des Kurfürstendamms. Mit der zurzeit noch laufenden Modernisierung des »Zoo Palastes« soll im nächsten Jahr die Berlinale dann wieder verstärkt auch in der neuen West-City stattfinden können.
++++++++++++++++++++++
"Villa Verdi" frei nach Daniel Schmids Dokumentarfilm im Haus der Volksbühne.
Als vor genau 50 Jahren das neue Haus der Freien Volksbühne in West-Berlin eröffnet wurde, ahnte niemand dass mit der Wiedervereinigung die beiden Vereine der Volksbühne sich wieder zusammenschließen sollten. Das Archiv der Freien Volksbühne West lagert seitdem in der Akademie der Künste. Das Haus Ost am heutigen Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte hat sich vom Volkstheater, das es von 1915 bis 1918 unter dem legendären Max Reinhardt war, später unter dem Theaterreformer Erwin Piscator (1924 bis 1927) zum politischen Theater gewandelt, bei dem erstmals der Einsatz filmischer Mittel erprobt wurde. Zum Theatertreffen wurde Murmel Murmel von Dieter Roth an der Volksbühne ausgewählt.
Das aktuelle Stück "Villa Verdi" bei dem unser langjähriges BAF-Mitglied und ehemalige Kamerafrau Sigrid Reichert-Purrath nun im Rentenalter erstmals auf der Bühne der Volksbühne steht, greift die Mittel des politischen Theaters wieder exzessiv wieder auf. Der österreichische Tänzer, Choreograf und Theaterregisseur Johann Kresnick, selbst mittlerweile 73 Jahre alt, ist nach mehr als 10 Jahren Abstinenz vom Ensemble der Volksbühne nach Berlin zurückgekehrt und hat als Enfant Terrible des Tanztheaters wieder mit Provokation und Sprengung tanzüblicher Ästhetik ein neues Skandalstück im Verdi Jahr inszeniert, das erst am 24. April 2013 uraufgeführt wurde und ist somit noch zu jung ist, um beim Theatertreffen berücksichtigt zu werden.
"Die Idee ist genial. Was hätte daraus werden können, gerade an der Volksbühne. Johann Kresnik hat „Villa Verdi“ inszeniert, ein Stück, inspiriert von Daniel Schmids Dokumentarfilm „Il Bacio di Tosca“. In dem Film erzählt Schmid von den Bewohnern der Casa Verdi, einem Altersheim für Bühnenkünstler in Mailand. Viele von ihnen sind noch künstlerisch aktiv, andere träumen nur noch davon. Es sind Geschichten auf einer schwankenden Linie zwischen Wirklichkeit und Einbildung, in denen die Vergangenheit meist größer wird als sie je gewesen ist. Gestiftet hat die Einrichtung einst Guiseppe Verdi. Das Villa, ist eine Legende. Nicht erst seit Schmids anrührendem Film aus dem Jahr 1984", schreibt die Frankfurter Rundschau. (Foto: dpa)
Giuseppe Verdi (1813-1901), der italienische Komponist der Romantik, wurde vor allem durch seine Opern berühmt. Kresniks Inszenierung greift das Thema Verdi im doppelten Sinne auf. Das Wort ver.di, der Film- und Mediengewerkschaft der Arbeiter und Angestellten, steht dabei ebenso als Synonym für das Stück Pate, denn es stellt auch ein blutiges Kulturprogramm der alten und arbeitslosen Künstler im Altersheim dar.
Kresnicks Inszenierung zeigt sowohl nackte und blutige Tatsachen wie auch berührende und anmutige Szenen von denen wir während der Probe ein paar Bilder schießen konnten.
Fotos © Wolf Friedel (BAF e.V.)
Der Schatz der Villa sind die unzähligen Erinnerungen ihrer Bewohner an glanzvolle Bühnenzeiten. Die Künstler und einstigen Bühnengrößen geben vor, ihre Obsessionen weiÂterzuleben, ohne zeitlichen oder emotionalen Bruch mit der aktiven Ära. Jutta Vulpius zum Beispiel, der Star des Abends, die für ihre 85 Jahre eine immer noch beachtliche, wenn auch keine große Stimme mehr hat. Dennoch beeindruckt sie mit ihrer Spielfreude. Wohl wissend um ihre eigene Geschichte und deren einstigen Gesangsleistungen, hat sie immer noch die Würde und Ausstrahlung eines Großstars.
Villa Verdi
in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
wieder am 3. und 10. und 18. Mai 2013
sowie am 6. und 26. Juni 2013 jeweils um 19:30 Uhr.
Link: www.volksbuehne-berlin.de
Quellen: dpa | Frankfurter Rundschau | Volksbühne | Berliner Festspiele | 3sat