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Morgen beginnt die 33. Duisburger Filmwoche

Das Festival des deutschsprachigen Dokumentarfilms findet vom 02. bis 08. November 2009 statt.



Heute enden die Hofer Filmtage mit einer überwältigenden Anzahl an neuen Dokumentarfilmen und dennoch blicken viele Dokumentarfilmer gespannt nach Duisburg. Die Stadt im Ruhrgebiet, mit dem größten Binnenhafen der Welt, wird nächstes Jahr nämlich Kulturhauptstadt 2010 und hat einiges zu bieten.

Anders als auf Filmtagen im fränkischen Ort Hof werden bei der Duisburger Filmwoche keine Spielfilme gezeigt, sondern der politische Dokumentarfilm gefrönt. Das ist an der Entstehungsgeschichte des Filmfestivals abzulesen, denn das Ruhrgebiet galt lange Zeit als Hochburg der Arbeiterbewegung, geprägt von Gewerkschaftern, da hatte lange Zeit der künstlerische Film, wie er in Hof zelebriert wird, wenig zu sagen. Dennoch ist in Duisburg am 27. September 1970 das erste Kommunale Kino in Deutschlands eröffnet worden und wird von der Filmforum GmbH betrieben, die in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule der Stadt Duisburg nicht nur das älteste Kommunale Kino in Deutschland betreibt, sondern am Dellplatz 16 auch die Duisburger Filmwoche ausrichtet.

Das Filmforum in Duisburg ist ein Kino der besonderen Art: Hier kann man Filme sehen, die auch außerhalb von Hollywood gedreht wurden. Zusätzlich verfügt das Lichtspielhaus über das größte Filmarchiv in Nordrhein-Westfalen und es ist sogar möglich, welche auszuleihen. Bereits seit 1967 wurden im Rahmen der Volkshochschularbeit in Duisburg regelmäßig anspruchsvolle Filme vorgeführt. Der große Erfolg führte zur Gründung des „filmforums“ der Volkshochschule. Das kommerzielle Kinoprogramm sollte um ein kommunales Filmkunsttheater ergänzt werden, eine einzigartige Einrichtung, die nicht einmal Berlin vorweisen konnte, denn das fast gleichzeitig - im Jahre 1970 - von den Freunden der Deutschen Kinemathek gegründete Berliner Kino Arsenal, dem heutigen Institut für Film und Videokunst, wird vom Bund und nicht aus Landesmitteln finanziert.

Anfang der 1970er Jahre führte das Filmforum-Kino gemeinsam mit dem Land Nordrhein-Westfalen die „Filminformationstage“ durch, wo man sich auf ausgewählte westdeutsche Filme konzentrierte. Hieraus entstand 1977 die Duisburger Filmwoche, die weltweites Ansehen genießt. Darüber hinaus findet das internationale Amateurfilmfestival dort statt.

Die Filmaufführungen fanden zunächst im großen Saal der Volkshochschule Duisburg statt. Später zog man in das Studio M der Mercatorhalle. 1980 bezog man schließlich das eigene Haus im Duisburger Dellviertel. In dem nach dem Krieg zerstörten und wieder aufgebauten Haus am Dellplatz befand sich schon seit jeher ein Kino. Seit 2003 besitzt das mühevoll erneuerte Haus zwei Säle, einer davon ist im sogenannten "fliegenden Wal" im Innenhof.

Von besonderer Bedeutung ist das filmhistorische Archiv des filmforums. Es gehört zu den größten in Nordrhein-Westfalen. Dort ist eine Vielzahl weltweit einmaliger Filmdokumente untergebracht, so beispielsweise eine Kopie von Sergej Eisensteins "PANZERKREUZER POTEMKIN" und der lange als verschollen geglaubte Filmklassiker "GERETTET VON ROVER".

Die 33. Duisburger Filmwoche präsentiert dieses Jahr sechsundzwanzig dokumentarische Arbeiten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich der Lage der Dinge widmen. Und genau hinsehen. Hier wie dort. Rund die Hälfte der Autoren stellen sich und ihre Filme zum ersten Mal in Duisburg vor, darunter auch sechs Hochschulfilme aus Wien, Potsdam, Berlin, Ludwigsburg, München und Köln. Acht Festivalbeiträge laufen als Uraufführung, drei als deutsche Premiere. Das Programm bietet außergewöhnliche Fernseharbeiten sowie eine Reihe unabhängiger Produktionen, die durch die Wahl unkonventioneller Perspektiven wie Standorte bestechen und andere Sichtweisen eröffnen. Alle Autoren vertreten ihre Arbeit in einer öffentlichen Publikumsdebatte.

Zur Festivaleröffnung stellt Filmemacher James Benning sein neuestes Werk "RUHR" (D, 2009, 120 min) als Uraufführung in Duisburg vor. Bennings erste digitale Arbeit und die erste
außerhalb der USA gedrehte, widmet sich dem Ruhrgebiet und den Menschen, die dort leben. Im Zentrum steht dabei sein Begriff von Kultur und Arbeit. Ob Duisburger Stahlwerk, Marxloher Moschee oder eine Essener Seitenstraße: Bennings ganz eigener Blick lässt die Region und ihre Bewohner in einem neuen Licht erscheinen.

Zum 20jährigen Jubiläum des Mauerfalls werden natürlich auch Geschichten aus der ehemaligen DDR gezeigt. Thomas Heise, dessen frühen Filme zum Teil der DDR-Zensur zum Opfer gefallen sind, bietet mit "MATERIAL" (D, 2009, 166 min) eine außergewöhnliche Archivsammlung der letzten zwanzig Jahre. Ein konkretes wie unwirkliches Stück DDR erzählt "SCHRANKEN" (D, 2009, 90 min, UA) von Gerd Kroske. Bei der „Terrorabwehr“, die ein Durchbrechen der Grenze verhindern sollte, waren Erfindungsreichtum und Geschicklichkeit gefragt. Kroske verbindet Archivmaterial mit den erzählten Erinnerungen von ‚Ehemaligen’.

In der Rubrik »Expeditionen« begibt sich der Dokumentarfilm in fremde Welten, liebt es Neues zu entdecken. Hier steht nicht das Augenscheinliche im Fokus, sondern das, was dem flüchtigen Blick verborgen bleibt. Ähnliches erlebt man in der Rubrik »Clash of Cultures« beispielsweise bei dem Film "DER DACIA EXPRESS" (A, 2009, 55 min). Im Zug, der regelmäßig zwischen Bukarest und Wien auf historischen Gleisen pendelt, dort wo einst der Orient Express kreuzte, treffen in den engen Abteilen unterschiedliche Gemüter aufeinander. Autor Michael Schindegger lässt seine Protagonisten auf ihrer langen Reise erzählen, über sich selbst und über fremde Mentalitäten. Ein Kammerspiel der Weltanschauungen.

Link: www.duisburger-filmwoche.de
und www.filmforum-kino.de

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