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Zukunft der Berlinale steht auf wackligen Füßen

Das Filmhaus am Potsdamer Platz schließt 2025 und das Arsenal muss in den Wedding ziehen.



Dass die Zukunft einer Berlinale am Potsdamer Platz mit kurzen Wegen nicht mehr sicher ist, hat man schon in den letzten beiden Jahren verspürt, weil das IMAX und CineStar Kino seitdem geschlossen sind. Dass die Mitverträge demnächst auch für das Kino Arsenal – Institut für Videokunst e.V. auslaufen werden, hatte bereits vorab der Tagesspiegel berichtet.

Die Folgen daraus schildert unsere Kollegin Katharina Dockhorn für uns.

Bald getrennte Orte für Berlinale und Forum.

Die Zukunft des traditionsreichen Berliner Kinos „Arsenal“ scheint gesichert zu sein. Anfang 2025 soll es zieht es ins Silent Green Quartier im Berliner Wedding ziehen, dass seit einigen Jahren bereits vom Forum der Berlinale als Spielstätte genutzt wird. Ein Wehrmutstropfen bleibt allerdings: Statt zwei Sälen wird es künftig nur einen für die Liebhaber der Filmkunst vergangener Jahrzehnte geben. Dafür ist ein Neubau geplant. Ob dieser rechtzeitig fertig wird, kann man kaum glauben.

Dass das Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V., dessen Arbeit aus Mitteln des Bundes finanziert wird, diese Mitteilung jetzt herausgibt, überrascht dennoch. Von einer Sprecherin von Kulturstaatsministerin Claudia Roth hieß es noch vor Kurzem, dass „Gespräche derzeit laufen, die Realisierung des Umzugs sei allerdings noch nicht gesichert“.

Mit den Umzugsplänen des Arsenals aus der Berliner Mitte an die Peripherie ist leider auch klar, dass der Traum von einer Berlinale der kurzen Wege endgültig geplatzt ist und das weltweit einmalige Filmquartier am Potsdamer Platz endgültig verloren zu sein scheint. Die Mietverträge für das Filmhaus, in dem auch die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) sowie das Filmmuseum der Deutschen Kinemathek untergebracht sind, laufen im Februar 2025 aus. Da eine Verlängerung nur mit einer deutlichen Erhöhung der Kosten möglich wäre, will Claudia Roth davon Abstand nehmen.

Filmhaus in weiter Ferne

Sie setzt nach wie vor auf den Neubau eines Filmhauses. Das Projekt wurde schon 2016 vom damaligen Berlinale-Chef Dieter Kosslick ins Gespräch gebracht. Ein Standort war schnell gefunden: Der Parkplatz neben dem Gropius-Bau, das Grundstück gehört dem Bund. Doch auch dies steht mittlerweile in Frage. „Im Rahmen des weiteren Verfahrens sollen mögliche Varianten für die Unterbringung geprüft werden“, heißt es aus dem BKM.

Es scheint sich zu bestätigen, was lange befürchtet wurde. Nach dem Weggang des Mahners Kosslick wurde es still um die Pläne. Im Februar 2021 antwortete die damalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion, dass der Raumbedarf für das Filmhaus ermittelt werde. Weiter sind die Beamten bis heute offensichtlich nicht gekommen.

Was auch daran liegen mag, dass sich ständig die Parameter ändern, welche Institutionen im Filmhaus ein neues Zuhause finden sollen. Ursprünglich sollten neben dem Arsenal auch die DFFB dahin umziehen. Als sich abzeichnete, dass der Neubau nicht rechtzeitig fertig sein wird, kümmerte sich das Land Berlin um einen neuen Standort für die Ausbildungsstätte. Sie zieht auf ein Industriegelände am Friedrich-Krause-Ufer in Berlin-Moabit.

Aus für Filmmuseum

Nun wird ein Neubau für die Kinemathek einschließlich Filmmuseum, die Büros der Berlinale und die Vision Kino geplant. Die zentrale und gemeinnützige Anlaufstelle für die Belange des Kinder- und Jugendfilms war bis Sommer diesen Jahres Untermieter der Filmförderungsanstalt (FFA) am Hackeschen Markt. Dann zog sie in Mietbüros am Potsdamer Platz.

Da kaum einer mit der Einweihung des Filmhauses vor Ende dieses Jahrzehnts rechnet, steht die Dauerausstellung im Museum für Film und Fernsehen vor dem Aus. Stattdessen seien Einzelausstellungen mit verschiedenen Partner geplant, so der Kinemathek-Direktor Rainer Rother gegenüber dem „Tagesspiegel“. Ihm alleine unterliegt die Ausstellungskonzeption.

Über all den Neubauplänen schwebt natürlich die Frage der Finanzierung. Der Etat des BKM wird nach Jahren kontinuierlichen Wachstums im kommenden Jahr gekürzt. Die Spielräume werden nicht größer, diese Botschaft geht im Moment an die gesamte Filmbranche.

Katharina Dockhorn


Ein paar weitere Neuigkeiten haben wir gestern Abend auf der Eröffnungsgala von INTERFILM Kurzfilmfestival Berlin erfahren. Hier traf sich die Branche und plauderte aus dem Nähkästchen.

Der Umbau des IMAX Kinos im Sony Center mit Deutschland einst größter und höchster Leinwand zu einem Indoor-Kletterfelsen macht wohl Fortschritte. Sozusagen ein erweiterter Erlebnispark für Kinder und Jugendliche, die sich schon jetzt direkt daneben an dem übergroßen LEGOLAND Verkaufsstand im Sony Center erfreuen.

Die Hälfte der geschlossenen acht CineStar Kinos sollte eigentlich unter einem neuen Betreiber wieder geöffnet werden, hieß es vor geraumer Zeit. Zuvor aber ist ein Abriss des leckenden Brunnens im Sony Center vorgesehen, womit auch die Oberlichtfenster des Kino-Traktes verschwinden würden. Nun ist stattdessen dort eine große Food-Hall geplant.

Die Schätze der Museumsexponate der Deutschen Kinemathek müssen zudem wohl für einige Jahre im Magazingebäude im fernen Marienfelde verschwinden, was internationale Besucher der Berlinale sicherlich nicht erfreuen dürfte. War doch schon bisher die Retrospektive der Berlinale eng mit den Ausstellungen verknüpft und zeitlich abgestimmt.

Auch die Ticket-Shops der Berlinale in den ehemaligen Arcaden wird es zukünftig nicht mehr geben. Seit dem Umbau des Shopping-Centers zu "The Playce" ist dafür kein Platz mehr vorhanden, sodass Berlinale Karten nur noch Online gekauft werden können.

Entwarnung gab es dagegen für den Berlinale Palast, dessen Vertrag bis 2029 gesichert sei. Allerdings muss sich die Berlinale nun plötzlich mit Martin Woelffer von der Komödie Berlin abstimmen, da dessen neues Theater im ehemaligen Ku'Damm Karree die nächsten Jahre nicht fertig wird. Statt vorübergehend ins Theater des Westens ziehen zu können, hat Woelffer das Theater am Potsdamer Platz für mehrere Jahre gemietet, weil die Komische Oper wegen Totalsanierung und Erweiterung für längere Zeit in sein bisher genutztes, ehemaliges Schiller Theater ziehen soll.

Wiedereröffnet wurde dafür das Colosseum Kino an der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg, das auch die Berlinale erneut nutzen will. Doch die Wege bis dort sind lang. Und auch das Cubix Kino am Alexander Platz ist leider nicht fußläufig schnell vom Potsdamer Platz zu erreichen. Pläne das CineStar CUBIX Kinogebäude im Zuge der Umgestaltung des Alexander Platzes mit weiteren Hochhäusern in ein Hotel umzuwandeln, sollen nach Erschütterungen eines U-Bahntunnels wohl vorübergehend aufgeschoben worden sein.

Mariette Rissenbeek, Ko-Chefin der Internationalen Film Festspiele Berlin, zeigt sich optimistisch, dass die Verträge sowohl mit dem Berlinale Palast als auch mit dem CineStar CUBIX Kino verlängert werden können. Verärgert könnte sie allerdings sein, über mögliche Geld-Kürzungen durch das Staatsministerium der BKM, womit weitere Einschränkungen der Berlinale einhergehen.

W.F.

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