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Erstes hybrides Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart vergab seine Preise

Das 29. Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart (ITFS) ist am Sonntagabend, den 8. Mai 2022, erfolgreich zu Ende gegangen.



Mit einem hochkarätigen Wettbewerbsprogramm und umfangreichen Rahmenprogrammen, zeigte das ITFS auch in 2022 die Vielfalt von Animation und Games mit Filmen, Präsentationen, Talks, Workshops und Ausstellungen.

Darüber hinaus glänzte das Festival erstmals in einer hybriden Ausführung. Nach drei Jahren konnte es endlich wieder vor Ort an zahlreichen wohlvertrauten, aber auch neuen Locations stattfinden.

Dass die Corona-Pandemie noch nicht gänzlich vorbei ist, zeigte sich durch geringere Besucher*innen-Zahlen im Vergleich zu 2019. Allerdings konnte dieses Manko durch die zahlreichen Onlinegäste mit ca. 10.000 Views in der Mediathek ausgeglichen werden. Bis zum Ende des OnlineFestivals am 15. Mai 2022 werden mindestens 20.000 Views in der Mediathek erwartet.

Ulrich Wegenast, Künstlerischer Geschäftsführer des ITFS: "Bedingt durch Corona und den Krieg in der Ukraine hatten wir dieses Jahr so schwierige Rahmenbedingungen für das Festival wie noch nie! Umso erfreulicher war es, dass wir nicht nur einen Einreichrekord an Beiträgen verzeichnen (ca. 2.100 Einreichungen), sondern auch ein inhaltlich intensives Programm anbieten konnten, das sich mit den brennenden Fragen unserer Zeit beschäftigte und einmal mehr verdeutlichte, dass Animation und Games gesellschaftlich und künstlerisch überaus relevante Medien für Erwachsene sind!"


DIE PREISTRÄGER

Internationaler Wettbewerb - Grand Prix des Landes Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart:

"Bestia"
Hugo Covarrubias, Chile 2021, 15:54 Min., Produktion: Trebol 3 Producciones
Basierend auf wahren Ereignissen erzählt der Film die Geschichte einer geheimen Polizeiermittlerin während der Militärdiktatur in Chile. Ihre Beziehung zu ihrem Hund, ihr Körper und ihre Ängste spiegeln den Bruch ihrer Seele und der Seele des Landes wider.

Jurybegründung:
Bestia ist ein komplexes, vielschichtiges Porträt einer Person, die in der Geschichte der Menschheit im Kontext totalitärer Strukturen immer wieder auftaucht. Es ist ein rätselhaftes, mysteriöses und wahrhaftig verstörendes Kunstwerk.


Special Mention 1:

"Hysteresis"
Robert Seidel, Deutschland 2021, 5:14 Min., Produktion: Robert Seidel
Die Zeichnungen des Regisseurs Seidel verschmelzen mit der Performerin Tsuki und Strategien des maschinellen Lernens in einem Feedback-System zu einem pulsierenden Fluss von Bildern in gefalteten räumlichen Konfigurationen. Die Musik von Oval lässt den Betrachter auch noch den Kontakt zu den letzten Bezugspunkten verlieren.

Jury-Begründung:
Hysteresis führt uns in eine Welt, in der Film, Malerei, Körperkunst, Tanz und zeitgenössische Musik ineinander verflochten werden. Experimentelle Animation vom Feinsten, technologisch innovativ und ein genussvolles Erlebnis.


Special Mention 2:

"Steakhouse"
Špela Čadež, Frankreich, Deutschland, Slovenien 2021, 9:34 Min., Produktion: Finta film, Fabian&Fred, RTV, Miyu Distribution
Das Steak ist schon seit Tagen mariniert. Die Pfanne ist erhitzt. Francs Bauch rumort. Aber Lisas Kolleg*innen überraschen sie mit einer Geburtstagsfeier. Wird Lisa rechtzeitig zum Essen zu Hause sein?

Jury-Begründung:
Eine mutige und schockierende Studie der unterschwelligen Aggression in einer Beziehung: Stille aber kraftvolle Rebellion gegen die Alltäglichkeit der häuslichen Gewalt. Die Gestaltung und die fein beobachtete Körpersprache und Mimik schaffen eine erstickende Atmosphäre. Doch das Fenster ist offen, der Rauch lichtet sich langsam und lässt uns Raum für Hoffnung.
Jury: Steven Appleby (London), Renaud Armanet (Cannes), Joanna Quinn (Cardiff), Thomas Renolnder (Wien), Anna Samo (New York)


Lotte Reiniger Förderpreis für Animationsfilm:

"L’Immoral / The Immoral"
Ekin Koca, Frankreich 2021, 4:13 Min., Schule: La Poudrière
Der Gast eines Restaurants kollabiert. Die anderen Gäste, bis auf einen, befinden sich in einer Schockstarre.

Jury-Begründung:
Ein einfacher und dramatischer Kommentar über die Grausamkeit und die Gefahren der Gruppenmentalität, erzählt mit herrlich schwarzem Humor und wunderbar beobachteter Körpersprache.


SWR OnlineFilm Audience Award:

"Bis zum letzten Tropfen / To the last Drop"
Simon Schnellmann, Deutschland 2021, 5:46 Min., Produktion: abwerner.ch
Während einer Chemotherapie kämpft ein Infusionsständer um das Leben eines Patienten.

Young Animation:

"Underwater Love"
Andrea Falzone, Maria Cristina Fiore, Veronica Martiradonna, Italien 2021, 5:45 Min., School: Centro Sperimentale di Cinematografia
Ein Mädchen hat gegenüber sich selbst viele Fragen und sie stellt sich ihren Problemen mit einigen Monstern. Wut macht aus ihr eine Wespe, unter Wasser trifft sie einen König. Sie weint übertrieben, wird ganz rot und schließlich wächst sie, groß wie ein Riese.

Jury-Begründung:
Der Young Animation Award geht an den authentischen, punkigen und unvollkommenen Film "Underwater Love", der vom Gefühlskarussell des Lebens handelt. Die rohe, lebhafte Technik unterstützt perfekt eine leidenschaftliche Geschichte über das Erwachsenwerden einer Frau. Die Jury war erstaunt über die schamlose, mutige Animation und die Offenheit der Regisseur*innen, Risiken einzugehen und zu erforschen.


Special Mention:

"Les larmes de la Seine / The Seine's Tears"
Alice Letailleur, Eliott Benard, Etienne Moulin, Hadrien Pinot, Lisa Vicente, Nicolas Mayeur, Philippine Singer, Yanis Belaid, Frankreich 2021, 8:49 Min., Produktion: Je Regarde, Schule: Pôle 3D
Am 17. Oktober 1961 gehen Arbeiter aus Algerien in Paris auf die Straße, um gegen die von der Polizei verhängte Sperrstunde zu protestieren. Der Tag geht später als "Massaker von Paris" in die Geschichte ein.

Jury-Begründung:
Die Special Mention geht an den Film "Les Larmes de la Seine", in dem es um das Aufeinanderprallen von Ideen und die brutalen Kräfte der Geschichte geht, die dazu neigen, sich zu wiederholen. Es handelt sich um eine poetische Geschichte, die mit einer beeindruckenden kinematografischen und technischen Meisterleistung umgesetzt wurde.
Jury: François Chalet (Zürich), Flavie Darchen (Cannes), Aneta Ozorke (Amsterdam)


AniMovie:

"Flugt / Flee"
Jonas Poher Rasmussen, Dänemark, Frankreich, Schweden, Norwegen 2021, 90:00 Min., Produktion: Final Cut For Real, Sun Creature Studio, Vivement Lundi, MostFilms, Mer Film, ARTE France, VPRO - Television
Der Film erzählt die Geschichte von Amin Nawabi, der mit einem schmerzhaften Geheimnis ringt das er 20 Jahre lang verborgen gehalten hat und welches das Leben, das er für sich und seinen zukünftigen Ehemann aufgebaut hat, aus den Fugen zu heben droht. Er erzählt dem Regisseur Jonas Poher Rasmussen zum ersten Mal die Geschichte seiner außergewöhnlichen Reise als aus Afghanistan geflüchtetes Kind, die hauptsächlich in animierter Form dargestellt wird.

Jury-Begründung:
Das ITFS-Festival hat uns - die Jury - vor eine große Herausforderung gestellt. In den letzten Tagen haben wir Filme mit unterschiedlichen, ganz einzigartigen Eigenschaften gesichtet. Einige davon mit tiefen humanitären Inhalten, Leben unter der unerträglichen Herrschaft von Autokraten, grausamen Vertreibungen von ganzen Familien. Andere Filme wiederum zeigten farbenfrohe, lebendige Reisen, auf denen Freundschaften geschlossen, äußere Widerstände und innere Ängste überwunden wurden. Einige waren eine Mischung aus Beidem.


AniMovie Winner:

"Flee"
Wir leben heute mit einer globalen Pandemie und die Welt ist noch gefährlicher und unberechenbarer geworden. Was haben wir wirklich daraus gelernt? Wir wissen, dass nicht vorhandene Meinungsfreiheit und tagtägliche Unterdrückung durch autoritäre Systeme nicht hinnehmbare Folgen auf das Leben von Menschen und ihr soziales Umfeld, ihre Familien haben. Tatsache ist, dass diese Regierungen um uns herum existieren und unser Leben beeinflussen. Die Bildsprache des Films, den wir gewählt haben, macht die nicht vorhandene individuelle Entfaltung spürbar und es wird sichtbar, wie gut sich Dokumentation und Animation verbinden und eine eigene künstlerische Ausdruckform finden. Der Film hat uns zutiefst berührt.

Special Mention:

"Moje Slunce Maad / My Sunny Maad"
Michaela Pavlátová, Frankreich, Tschechische Republik, Slowakei 2021, 81:00 Min., Produktion: Negativ Film Production, BFILM, Sacrebleu Productions
Als sich Herra, eine junge Tschechin, in Nazir, einen Afghanen, verliebt, hat sie keine Ahnung, was für ein Leben sie im Post-Taliban-Afghanistan im Jahr 2011 erwartet. In der Familie, in die sie sich integriert, gibt es den liberalen Großvater, den hochintelligenten Adoptivsohn Maad und die Schwägerin Freshta, die alles tun würde, um dem gewalttätigen Griff ihres Mannes zu entkommen.

Jury-Begründung:
Zunächst möchten wir die Aufmerksamkeit auf die Stellung der Frau in einer patriarchalischen Gesellschaft lenken, nicht im Osten oder Westen, sondern weltweit. Die Regisseurin Michaela Pavlátová beleuchtet in ihrem Film nicht nur das harte Aufeinanderprallen der europäischen und der afghanischen Kultur, sondern auch die herzliche Beziehung zwischen dem eher progressiven Patriarchen der Kabuler Familie und der jungen europäischen Frau seines Sohnes. Die Figur des kleinen Adoptivsohns wurde stark entwickelt, gezeichnet und in eine pittoreske filmische Umgebung gesetzt. Der kleine Junge war für uns der eigentliche Held des Films.
Jury: Jan-Dirk Bouw (Amsterdam), Romy Roolf (Halle/Saale), Mark Shapiro (Portland)


Trickstar Nature Award:

"Varken / Pig"
Jorn Leeuwerink, Niederlande 2022, 8:17 Min., Produktion: Studio Pupil (Tünde Vollenbroek)
Eine Gruppe von Tieren schließt ein Stromnetz an die steckdosenförmige Schnauze eines großen, schlafenden Schweins an. Anfangs nutzen die Tiere die Energie des Schweins für einfache Dinge, doch schon bald machen sie sich von einer Stadt abhängig, in der alles automatisiert ist. Wie lange kann das gut gehen?

Jury-Begründung:
Der Film zeigt die unermessliche Dreistigkeit der menschlichen Unverbesserlichkeit, in all seinen Facetten, auf eine unterhaltsame Weise; er verknüpft alltägliche Geschichten über eine Heizdecke, einen Wasserkocher oder Smoothiemixer und enthüllt dabei ein paradoxes, ausbeuterisches, egoistisches System. Der Film kommt auf den Punkt.
Jury: Isabelle Favez (Zürich), Jürgen Hagler (Hagenberg / Linz), Marcel Majer (Ludwigsburg)


FANtastischer Preis:

"The Soloists"
Celeste Jamneck, Feben Elias Woldehawariat, Mehrnaz Abdollahina, Razahk Issaka, Yi Liu, Frankreich 2021, 7:58 min., Produktion: GOBELINS
In einem Dorf mit lächerlichen Regeln haben zwei alte Damen und ihr verbotener Hund die Schwester verloren, weswegen sie nun eine Ersatzsängerin für ihre nächste Show brauchen.

Jury-Begründung:
So einig wie dieses Jahr waren wir uns in der FANtastischen Jury noch nie – denn uns allen gefiel ein Film ganz besonders. Produziert von einem internationalen, überwiegend weiblichen Team und angesichts der politischen Entwicklungen weltweit überzeugte uns der diesjährige Preisträgerfilm vor allem durch seine überbordende Kreativität voller popkultureller Referenzen und gleichzeitige Rückbesinnung auf Traditionen des Animationsfilms. Ein so ernstes und deprimierendes Thema wie systematische Geschlechterungerechtigkeit mit Humor zu füllen ist eine besondere Kunst - weswegen wir Mehrnaz Abdollahinia, Razahk Issaka, Celeste Jamneck, Yi Liu und Feben Elias Woldehawariat für ihren Film "The Soloists" mit dem FANtastischen Preis 2022 auszeichnen. Willkommen in der Trickfilmfamilie!


Special Mention:

"Les larmes de la Seine / The Seine's Tears"
Alice Letailleur, Eliott Benard, Etienne Moulin, Hadrien Pinot, Lisa Vicente, Nicolas Mayeur, Philippine Singer, Yanis Belaid, 8:49 min., Frankreich 2021, Produktion: Je Regarde, Schule: Pôle 3D

Am 17. Oktober 1961 gehen Arbeiter aus Algerien in Paris auf die Straße, um gegen die von der Polizei verhängte Sperrstunde zu protestieren. Der Tag geht später als "Massaker von Paris" in die Geschichte ein.

Jury-Begründung:
Auch dieses Jahr wollen wir eine Special Mention vergeben für einen Film, der uns in besonderer Weise begeistert hat. Wie wir alle wissen, ist Demokratie fragil und gilt nicht überall und für alle Menschen – dies führt uns „Les Larmes de la Seine“ von Yanis Belaid, Eliott Benard, Alice Letailleur, Nicolas Mayeur, Etienne Moulin, Hadrien Pinot, Philippine Singer und Lisa Vicente deutlich vor Augen. Mit einem stimmigen Gesamtkonzept, eindrücklicher Musik, ausgefeilter Technik und überzeugender Metaphorik macht dieser Film das Massaker an algerisch-stämmigen Einwanderern in Paris 1961 sichtbar, ohne dabei moralisierend zu sein.
Jury: Folke Damminger, Jürgen Frick, Sebastian Heck, Dorothea Kaufmann, Michaela Rehm, Karen Schmitt, Sven Schoengarth, Sabine Willmann


Crazy Horse Session - 48H Animation Jam
"Bath"
Shantanu Karkare, Siddhi Vartak, Indien

Das nächste Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart findet vom 25. bis 30. April 2023 statt.

Link: www.itfs.de

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