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AG Kino - Gilde fürchtet Lockdowns für Kulturveranstaltungen

Der Programmkinoverband AG Kino - Gilde kritisiert die Pläne, den Ländern Lockdowns für Kulturveranstaltungen zu ermöglichen und gleichzeitig andere Lebensbereiche außen vor zu lassen.



Die steigenden Corona-Infektionszahlen gefährden nach Einschätzung des Wirtschaftsforschungsinstitutes Ifo die Konjunkturerholung.

Zu einem großen Teil seien es nicht einmal derzeit ausgesetzte Lockdown-Maßnahmen, die ökonomische Kosten verursachten, sondern die Pandemie selbst.

"Die Ausbreitung der Infektionen sorgt dafür, dass die wirtschaftliche Aktivität in den Sektoren des sozialen Konsums - also Gastronomie, Reise, Kultur und Veranstaltungen - zurückgeht, weil Menschen Ansteckungsrisiken meiden", sagte Ifo-Chef Fuest.


Allerdings sollen angesichts der weiteren Verschärfung der Corona-Lage die Bundesländer nun doch über den 25. November 2021 hinaus Lockdowns verhängen können. Das geht aus der Beschlussvorlage für den Bund-Länder-Gipfel hervor, der am heutigen Donnerstag, den 18. November 2021, tagt.

"Die Länder werden bei besonders hohem Infektionsgeschehen mit besonders hoher Belastung des öffentlichen Gesundheitssystems im jeweiligen Bundesland mit Hotspots von den weitergehenden Möglichkeiten des Infektionsschutzgesetzes konsequent Gebrauch machen", heißt es.


Möglich wird dies, weil bei den zuvor an diesem Donnerstag geplanten Beschlüssen im Bundestag von den Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP, eine entscheidende Öffnungsklausel für die Länder eingebaut worden ist. Die Gastronomie soll diesmal jedoch von möglichen verschärfenden Maßnahmen vorerst ausgenommen werden, was die AG Kino - Gilde deutscher Filmkunsttheater aufs schärfste kritisiert.

„Kinos haben das geleistet, was große Flughäfen und Bahnanbieter angeblich nicht können: jeden einzelnen Gast zu kontrollieren. Nun soll die Kultur als Sündenbock dafür herhalten, dass andere Bereiche ihrer Kontrollpflicht nicht nachkommen“, so Christian Bräuer, Vorsitzender des Verbands. „Theater und Kinos haben in den vergangenen Monaten strikt und engagiert die Umsetzung von 3G- und 2G-Kontrollen und Hygienekonzepten befolgt. Täglich hören wir von unseren Gästen, dass sie bei uns das erste Mal eine Prüfung der Nachweise erlebten.“


Zahlreiche Studien haben belegt, dass Kinos und Theater sichere Orte sind. Auch die jüngste Auswertung der Daten der Luca-App hat gezeigt, dass von Kulturorten nur ein Bruchteil der Warnungen ausgingen, wohingegen das Feld mit großem Abstand von Bars, Clubs und Restaurants angeführt wird.

„Wir haben im letzten November schmerzlich erfahren müssen, dass ein 'Lockdown light', der mehrere Lebensbereiche komplett auslässt, nichts bewirkt und sind sprachlos, dass diese Ungleichbehandlung nun fortgesetzt und sogar verstärkt werden soll", so Christian Bräuer.

Die Kinos haben es gerade wieder geschafft, ansatzweise auf die eigenen Beine zu kommen. Unverhältnismäßige Auflagen wie '2G-plus' oder gar erneute Schließungen wären für viele verhängnisvoll“, so Bräuer weiter.

„Nach fast zwei Jahren Erfahrungen mit der Pandemie braucht und verdient die Kultur eine differenzierte Betrachtung, die das tatsächliche Gefährdungspotenzial berücksichtigt. In der aktuellen Situation müssen Maßnahmen dort ergriffen werden, wo sie etwas bewirken. Was wir brauchen, ist Planbarkeit, Verlässlichkeit sowie ein klares kulturpolitisches Aufbruchssignal.“


Große Sorge bereitet den Verbandsmitgliedern, dass aktuell erneut pauschal vor Veranstaltungen in Innenräumen gewarnt wird, auch wenn das Infektionsrisiko aufgrund der Art der Interaktion – im Kino: keine Kommunikation während der Vorstellung, fester Sitzplatz, hohe Räume, raumlufttechnische Anlagen – sehr unterschiedlich ist. Die Niederlande haben die Kinos daher aktuell auch vom Lockdown ausgeschlossen.

„Wenn nun harte Maßnahmen für Kulturbetriebe angekündigt werden, müssen unbedingt sofort auch Förder- und Rettungsprogramme für den ganzen Sektor ausgeweitet und verlängert werden,“ so Bräuer. „Denn für viele freie und privatwirtschaftliche Kulturanbieter wäre ein erneuter Lockdown und weitere Verschärfungen der Auflagen fatal.“


Die Berlinale dagegen macht sich offensichtlich nur bedingt Sorgen. Es werden weiterhin die 72. Internationalen Filmfestspiele Berlin mit einem strengen 2G-Status als Präsenzveranstaltungen für den Februar geplant. Auch wurden gestern bereits Akkreditierungsaufforderungen an die Presse verschickt. Darin heißt es, dass es aber wieder digitale Online-Sichtungen für Journalisten geben wird.

Also im Prinzip eine ähnliche Situation wie im letzten Jahr. Eine kurzfristige Absage und Verschiebung der Vorführungen für Filmschaffende und das allgemeine Publikum in den Sommer 2022, wäre im schlimmsten Fall immer noch möglich.

Von einem Lockdown betroffen wäre auch das Berliner Weltkino-Festival "Around the World in 14 Films", das vom 2. - 11. Dezember 2021 im CineStar-Kino der Kulturbrauerei geplant ist. Das Programm mit insgesamt knapp 30 Filmen steht bereits und der Kartenvorverkauf hat diese Woche begonnen.

Das vorgestern Abend in der Volksbühne Berlin eröffnete Interfilm - Kurzfilm Festival musste bereits sein im Filmtheater am Friedrichshain vorgesehenes KUKI - Kinder-Kurzfilmfestival absagen, da Kinder größtenteils nicht geimpft sind und ihnen somit kein Zutritt in Filmtheater erlaubt wird.

Weiter verschärft werden die Zugangsmöglichkeiten für Kulturveranstaltungen und somit auch für die Kinos ab Montag, den 22. November 2021. Dann gilt das 2G-plus Gebot in Berlin, d.h. es dürfen auch doppelt Geimpfte und Genesene bei manchen Vorstellungen nur noch mit tagesaktuellem Testnachweis die Filmtheater betreten. Andere Veranstaltungsorte, wie die Urania, in der nächste Woche das ZEBRA Poetry Filmfestival stattfindet, verlangen 2G + das Tragen von Masken während der gesamten Vorstellung. Nicht geimpfte Personen erhalten generell vorerst keinen Zugang mehr.

Ob unter diesen verschärften Bedingungen eine Berlinale im Februar problemlos möglich ist, wagen wir zu bezweifeln, denn dazu müssten viele bereits geschlossene Teststationen wieder öffnen, wozu augenblicklich auch das Personal fehlt. Das ist mittlerweile zum Großteil als Aushilfspersonal in die Restaurants, zu Botendiensten oder in andere Verkaufsstellen sowie an die Universitäten zurückgekehrt, die von einem erneuten Lockdown verschont werden sollen.

Link: www.agkino.de
Quellen: SteinbrennerMüller Kommunikation | Tagesspiegel

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