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67. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen - Die Preisträger

Mit 8 Wettbewerben, 27 Preise und 17 Lobenden Erwähnungen sind am Montag die 67. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen zu Ende gegangen.



Von der Lobenden Erwähnung der Kinderjury bis zum Großen Preis der Stadt Oberhausen wurden am Montagabend, den 10. Mai 2021, zum Abschluss der 67. Kurzfilmtage die Preise verliehen, an Filmstudierende, an Nachwuchstalente, an erfahrene Kurzfilmemacher*innen und Künstler*innen. Ihr Gesamtwert betrug nicht weniger als knapp 52.000 Euro, die jetzt zusammen mit den Urkunden in alle Welt verschickt werden.

Die Kurzfilmtage sind vorbei, doch Kurzfilmfans und Festivalpass-Inhaber*innen können bis zum 30. Juni 2021 noch auf THIS IS SHORT weitergucken. Hier läuft noch bis 12. Mai das von Branka Benčić und Aleksandra Sekulić kuratierte Programm „New Topographies“; dazu der europäische Kurzfilmwettbewerb »New Point of View«, und jeden Tag geht bei »Film of the Day« ein neuer preisgekrönter Kurzfilm aus den letzten Jahren online. In den Festival Windows stellen sich europäische Festivals vor: damit lohnt sich der Kurzfilmtage-Pass auch weiterhin.

Die (wichtigsten) Preisträger:

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 7.000 €
"Transparent, I am." Experimentalfilm von Yuri Muraoka, Japan 2020

Hier der Trailer des Vorläufers "Transparent, the world is" aus dem Jahre 2019



Synopsis zu "Transparent, I am.":
Im Jahr 2020, als die Welt gezwungen war, sich zu „verändern“, wollte ich nachvollziehen, was sich in mir geändert hatte und was nicht. Die weiße Maske, die ich trug, wurde zur Projektionsfläche für meine Vergangenheit. Ich leide unter Schizophrenie; meine Familie ist manchmal verletzt, aber unterstützt mich. Unser Leben ist derzeit geprägt von der Frage: „Wer sind wir?“

Begründung der Jury:
Wir sehen das Meer, Bilder vom Himmel im Gegenlicht, und hören die Erzählerin von einem erfolglosen Selbstmordversuch berichten. Es folgt eine persönliche Geschichte über das Leben, seine Schwierigkeiten und Schönheit. Eine Geschichte, die alle filmischen Register zieht, mit verschiedenen Animationstechniken, Found Footage und Standbildern. So schafft die Filmemacherin eine non-lineare Erzählung, die den Zuschauer*innen Raum gibt für eigene Interpretationen und Fantasien. Sie taucht visuell und erzählerisch tief in ihre eigene Geschichte ein. Es fühlt sich an wie ein Moment der Reflektion, die Erklärung einer bildenden Künstlerin, die sich nach innen wendet. Der Film feiert das Leben und den Film und das Resultat ist überwältigend und – wie das Leben – unglaublich reich.


Hauptpreis:
dotiert mit 3.000 €
8'28" Experimentalfilm von Su Zhong, China 2021

Synopsis:
Ein One-Shot-Film über Gewalt und Blut in einer turbulenten Welt, benannt nach seiner Länge. 8'28" kann jedoch kaum als Spiegel dieses pandemischen Zeitalters interpretiert werden, da Klangerzeugung und letzte Bearbeitung des Films bereits vor der Katastrophe abgeschlossen waren. Wie immer habe ich alles an dem Film selbst gemacht.

Begründung der Jury:
Wir sehen das Meer, Bilder vom Himmel im Gegenlicht, und hören die Erzählerin von einem erfolglosen Selbstmordversuch berichten. Es folgt eine persönliche Geschichte über das Leben, seine Schwierigkeiten und Schönheit. Eine Geschichte, die alle filmischen Register zieht, mit verschiedenen Animationstechniken, Found Footage und Standbildern. So schafft die Filmemacherin eine non-lineare Erzählung, die den Zuschauer*innen Raum gibt für eigene Interpretationen und Fantasien. Sie taucht visuell und erzählerisch tief in ihre eigene Geschichte ein. Es fühlt sich an wie ein Moment der Reflektion, die Erklärung einer bildenden Künstlerin, die sich nach innen wendet. Der Film feiert das Leben und den Film und das Resultat ist überwältigend und – wie das Leben – unglaublich reich.


FIPRESCI-Preis:
{if your bait can sing the wild one will come} "Like Shadows Through Leaves" experimenteller Dokumentarfilm von Lucy Davis, Singapur, Finnland 2021

Synopsis:
Eine der ältesten Sozialwohnungssiedlungen Singapurs verläuft entlang einer ehemaligen Bahntrasse, die bis 2011 Eigentum des malaysischen Staates war. 50 Jahre lang war diese zehn Meter breite Zone unbestimmter Zugehörigkeit im Herzen des Stadtstaates Schauplatz einer Fülle von mehr als nur menschlichen Aktivitäten. 105 Vogelarten leben auf diesem Fleck. Jetzt wird das Land umgewidmet, die ikonischen Wohnblöcke werden abgerissen und die Bewohner umgesiedelt.

Begründung der Jury:
Dieser Film ist eine künstlerische und investigative Erkundung, die uns eine faszinierende Wahrnehmungserfahrung bietet. Er schafft eine filmische Atmosphäre und reflektiert gleichzeitig urbane und ökosoziale Transformationen menschlicher und mehr-als-menschlicher Beziehungen. So eröffnet uns {if your bait can sing the wild one will come} "Like Shadows Through Leaves" ein Verständnis von Film als ästhetischem Instrument, das hinterfragt, Widerstand leistet und die Beziehungen zwischen Kultur und Klimawandel neu denkt.


Preis des Deutschen Wettbewerbs:
dotiert mit 4.000 €
"Proll!" Spielfilm von Adrian Figueroa, Deutschland 2021

Hier der Trailer:



Synopsis:
Cornelia, Juri und Murat gehören zu den „working poor“. Doch außer dem niedrigen Lohn verbindet sie auf den ersten Blick scheinbar nichts. Jede:r kämpft für sich allein. Egal, ob als Klick-Arbeiterin, Paketzusteller oder Arbeiter in der insolventen Kartonfabrik, sie alle treiben gemeinsam durch ein verworrenes Treppenhaus auf dem Weg hinaus. Doch wohin?

Begründung der Jury:
Ein Film über die da unten. Die Schlechtbezahlten, die Gestressten, die Übersehenen. Die herausragende Kamera folgt ihnen dicht, oft intim, wir spüren den Druck, sehen den Schweiß und die Angst. Und dennoch bleiben die Figuren auf Distanz zu den Betrachtenden, der Film stellt keine sentimentale Gemeinsamkeit her, wo es keine Gemeinsamkeit gibt. Ein Film über die Einsamkeit unserer Zeit.


3satNachwuchspreis:
dotiert mit 2.500 €
"Genosse Tito, ich erbe" Dokumentarfilm von Olga Kosanović, Österreich, Deutschland 2021

Synopsis:
Ein Berghang, ein Obstgarten, ein Haus. Idyllische Bilder im südlichen Serbien. Drei Generationen unter dem Dach des Hauses, das für seine Weitergabe vorbereitet wird. Jeder mit seinem eigenen Erbe, das aber alle gemeinsam tragen müssen – eine filmische Auseinandersetzung mit dem, was bleibt.

Begründung der Jury:
Sommer auf dem Land, ein Wechselspiel von alltäglicher Arbeit an Haus und Garten und beiläufigen Überlegungen über die passende Inszenierung der Idylle. Vor und hinter der Kamera sucht die Filmemacherin nach Antworten, wie wir mit unserem politischen und materiellen Erbe umgehen sollen. Doch weder die Gespräche mit der Familie noch im Internet wiedergefundene Erinnerungen, abendliche Erzählungen oder die unbeantworteten Briefe an den Über-Vater helfen dabei. Eine Ortsbegehung mit Gegenwartsanalyse.


Preis der Kinderjury:
dotiert mit 1.000 €
"Kiki la plume" Animationsffilm von Julie Rembauville & Nicolas Bianco-Levrin, Frankreich 2020

Hier der komplette Clip:



Synopsis:
Der Kanarienvogel Kiki kennt nur seinen Käfig und die alte Dame, die ihn füttert. Er träumt davon, draußen mit den anderen Vögeln zu fliegen. Als die Tür des Käfigs eines Tages offen steht, entwischt er und entdeckt die große weite Welt, in der man fliegen können muss. Ein freier Vogel zu sein, ist ganz schön beängstigend.

Begründung der Kinderjury:
Wir fanden die Animation von dem Film sehr schön. Außerdem mochten wir die Musik. Das Ende fanden wir ein bisschen traurig, weil der Vogel nicht zu der Frau zurückgeflogen ist. Trotzdem war es für den Vogel ein glückliches Ende.


Preis der Jugendjury:
dotiert mit 1.000 €
"Dọlápọ̀ Is Fine" Spielfilm von Ethosheia Hylton, UK 2020

Hier ein Ausschnitt und ein Trailer:





Synopsis:
Eine junge Schwarze Frau verlässt bald ihr britisches Internat, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu etablieren. Sie fühlt sich unter Druck gesetzt, ihren Namen und ihre Frisur zu verändern.

Begründung der Jugendjury:
Unser Gewinnerfilm hat mit großer Stärke ausgedrückt, dass man sich nicht verbiegen muss und eigene Entscheidungen treffen kann. Er macht aber klar: Das gilt nicht für alle unter gleichen Voraussetzungen. Rassismus steckt auch in den gut gemeinten Ratschlägen – die junge Frau im Film hat uns gezeigt, dass Assimilation nicht um jeden Preis geschehen muss. Der Kurzfilm spitzt diese für von Rassismus betroffenen Personen alltägliche Situation so gekonnt zu, dass sie uns als Publikum wirklich trifft.


Internationaler MuVi-Preis: 1. Preis
dotiert mit 2.000 €
"Hungry Baby" (Kim Gordon) Musikvideo von Clara Balzary, USA 2021

Hier der Clip:



Synopsis:
Hungry Baby zeigt Wege auf, wie Frauen unter der Last des Patriarchats emotionalen und physischen Raum einnehmen können.

Begründung der Jury:
Für uns ist Hungry Baby die Quintessenz eines Musikvideos. Die Inszenierung der Regisseurin Clara Balzary für den rauen und pulsierenden Song von Kim Gordon ist meisterhaft. Die Kühnheit dieses Videos liegt in der Einfachheit der Inszenierung, und wie Verwundbarkeit durch den Tanz der großartigen Schauspielerin Coco Gordon-Moore ausgedrückt wird; es zeigt uns sowohl Wut wie auch Lust an und Trost durch die Musik als befreiende Kraft. Balzary drehte auf einem menschenleeren Parkplatz, der eindrücklich das Gefühl von Angst zu Beginn der Pandemie und ihrer Kommodifizierung von Alltagserfahrungen vermittelt. Das narrative Konstrukt eines männlichen Aggressors zu Beginn erweitert sich zum Gegenpart des Überlebens, in dem die Frau die Kontrolle übernimmt und uns am Ende mit einem lebensbejahenden Gefühl entlässt, während die Musik uns aus der restriktiven Realität heraussprengt.


Link: www.kurzfilmtage.de


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