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Gewinner und Preise des Filmfest München 2019

Mit einer feierlichen Preisverleihung ging das 37. Internationale FILMFEST MÜNCHEN am Samstag, den 6. Juli 2019, zu Ende.



Zur Eröffnung des Münchner Filmfests schwelgte Ministerpräsident Söder - wie vielleicht keiner vor ihm - in seinem Traum von einer neuen Bedeutung und Strahlkraft des Münchner Filmfests und des Filmstandorts Bayern, um mit zusätzlichen drei Mio. Euro offensichtlich den Internationalen Filmfestspielen in Berlin, den Rang streitig zu machen.

Geht es nach ihm, soll das Filmfest bald in einem Atemzug mit Cannes und Venedig genannt werden. Dass die Regeln der FIAPF ein Hindernis sein könnten, die pro Land nur ein A-Festival vorsehen, und dazu gehört auch die Berlinale seit fast 70 Jahren, hat er vielleicht dabei nicht gründlich bedacht. Klammheimliche Hoffnungen, dass die Berlinale demnächst ohne Kinos und ohne Berlinale Palast dasteht, weil der neue Eigentümer des Sony Centers am Potsdamer Platz anderes im Sinn mit den Objekten vorhat, wollen wir dem Ministerpräsidenten besser nicht unterstellen.

Im CineMasters Wettbewerb gewann „Bacurau“ den Hauptpreis.

Nun aber zu den Preisen und zu den Gewinnern. So wurde am gestrigen Abend, den 6. Juli 2019, der Film „Bacurau“ von Kleber Mendonça Filho und Juliano Dornelles mit dem ARRI/Osram Award im CineMasters Wettbewerb ausgezeichnet.

Hier ein Teaser:



Melina Leóns „Canción sin nombre“ erhielt den CineVision Award für den besten Nachwuchsfilm. Auch hier ein Trailer, der in seiner schwarz-weiß Dramaturgie ein wenig an "Roma", den letztjährigen Oscargewinner in der Sektion nicht-englischsprachiger Film, erinnert.



Neu geschaffener CineCoPro Award.

Bereits am Freitag, den 5. Juli 2019, gewann die brasilianisch-deutsche Koproduktion „A Vida Invisí­vel De Eurí­dice Gusmão“ den neu geschaffenen CineCoPro Award. Die Jury bestand aus der Berliner Produzentin Regina Ziegler, Dietmar Güntsche sowie Bero Beyer und Verlieh ihren Preis unter den neun nominierten Beiträgen an eine herausragende internationale Koproduktion. Der Film hatte im Mai bereits in Cannes den Preis der Nebenreihe »Un Certain Regard« gewonnen und erzählt die Geschichte zweier junger Frauen im Rio de Janeiro der Vierzigerjahre. Insgesamt war das lateinamerikanische Kino auch bei den anderen Wettbewerben äußerst stark vertreten.

Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt: "Der CineCoPro Award 2019 geht an eine Koproduktion, die ein bekanntes Genre wirksam einsetzt und die auf herausragende Kameraarbeit und ansprechende schauspielerische Leistungen aufbaut. Eine emotionale Geschichte, die weitgehend in der Vergangenheit spielt und die es auf eine wunderbare Art und Weise schafft, das Echo der Geschichte im heutigen politischen Klima widerhallen zu lassen, indem sie die Position der Frau in der brasilianischen Gesellschaft beleuchtet."

Bayerns Sozialministerin Kerstin Schreyer, die den CineCoPro Award stellvertretend für Digitalministerin Judith Gerlach überreichte, betonte: "Wir wollen internationale Spitzenprojekte für Bayern gewinnen und hier feiern. Ich freue mich deshalb sehr, heute zum ersten Mal den neuen vom Digitalministerium geförderten Preis überreichen zu dürfen. Er ist mit 100.000 Euro der höchstdotierte Preis für deutsche Koproduzenten überhaupt und gibt den Gewinnern neuen Spielraum für künftige Filmprojekte."


Verleihung der Starter-Filmpreise erstmals beim Filmfest München.

Erstmals wurden die Starter-Filmpreise im Rahmen des Filmfest München vergeben und zwar diesmal nicht zusammen mit den Kinoprogrammpreisen der Stadt, sondern schon am Nachmittag, des 28. Juni 2019, bei hochsommerlichen Temperaturen im Carl-Orff-Saal im Münchner Gasteig.

Stadtrat Walter Zöller meinte zum Auftakt: "Es muss nicht gleich der Oscar sein, der Starter-Filmpreis tue es auch".


Regisseur Benedikt Schwarzer wurde für seinen Dokumentarfilm "Die Geheimnisse des schönen Leo" ausgezeichnet, der nicht nur die Jury begeisterte, sondern schon seit Mitte Januar sporadisch immer wieder in den Kinos läuft. Darin erzählt er von den geheimen Seiten seines Großvaters, des parlamentarischen Geschäftsführers der CSU-Landesgruppe in Bonn und langjährigen Strauß-Intimus, dem sein privates wie politisches Doppelleben zum Verhängnis wurde. "Spannend wie ein Thriller, aber auch zutiefst emotional" ist dieser sehr persönlich gehaltene Dokumentarfilm laut Jury-Begründung, der noch viel mehr Kinozuschauer verdient hätte.

Hier der Trailer:



Die Filmemacherin Lisa Voelter wurde für ihren "schonungslosen" Kurzfilm "Hauptinstitut für seelische Gesundheit" ausgezeichnet, der von einer Patientin handelt, die sich gegen ihren Willen in einer psychiatrischen Anstalt wiederfindet, und für den sie Spielfilmszenen mit dokumentarischen Interviews mischt. Die innovative Filmkonzeption und das Engagement der Filmemacherin haben die Jury überzeugt.

"Fame" des Regieduos Lene Pottgießer und Christian Hödl, der auch eine Hauptrolle übernommen hat, erzählt von der schönen Scheinwelt der Castingshows, von der zwei junge Leute in ihrer dumpfen Dorfidylle als Fluchtpunkt träumen. Für die Jury "erschaffen sie einen bayerischen Heimatfilm, der gänzlich ohne Ironie auskommt und auf verschiedenen Erzählebenen Themen wie Schönheit, Feminismus und die Überwindung konservativer Haltungen verhandelt." Dabei weckten die Ausschnitte Erinnerungen an frühe Lemke- und Fassbinder-Filme.

Traditionell vergibt Angela Reedwisch von Arri Media den Starter-Filmpreis Produktion, der mit Sachleistungen von Arri in Höhe von 6000 Euro dotiert ist. Er ging an die Produzenten Richard Lamprecht und Veronika Faistbauer, sowie den Regisseur Alex Schaad für den 30minütigen Film "Endling", eine Charakterstudie über einen alten Bergarbeiter, der nicht mehr gebraucht wird. Für die Jury ist diese mit bescheidenem Budget realisierte, beachtliche Talentprobe eine "beeindruckende Milieustudie, mit altmeisterlicher Sicherheit umgesetzt", die sie als "bedrückend, atmosphärisch dicht" und "authentisch" bezeichnet. Auch hier soll der Preis den "weiteren kreativen Weg ebnen" helfen.

Bester deutschen Fernsehfilm des Jahres an Berliner Produktion.

„Ein verhängnisvoller Plan“ – produziert von Dagmar Rosenbauer und Jakob Krebs vom Cinecentrum Berlin für das ZDF – gewann am 30. Juni 2019 den Bernd-Burgemeister-Preis 2019 für den besten deutschen Fernsehfilm des Jahres. Unter der meisterhaften Regie von Ed Herzog mit Benjamin Sadler und Friederike Becht sei dies laut Jury "Ein deutscher Fernsehthriller auf Weltniveau". „Mit einer zutiefst ambivalenten Hauptfigur bricht das Fernsehstück mit allen Konventionen klassischer TV-Ermittler“, schreibt die Jury in ihrer Laudatio. Die mutige Geschichte, geschrieben von Katharina Hajos und Constanze Fischer, überzeuge "mit einem makellosen Spannungsbogen voll außergewöhnlicher Wendungen".

Insgesamt 16 Produktionen waren in diesem Jahr in der Reihe »Neues Deutsches Fernsehen« vertreten. Unter den drei daraus Nominierten waren mit "Totgeschwiegen" (Produzentinnen: Nikola Bock und Milena Maitz; Redaktion: Alexandra Staib) und "Ein verhängnisvoller Plan" zwei ZDF-Produktionen im Rennen um den besten noch nicht ausgestrahlten Fernsehfilm.

Der Bernd Burgemeister Fernsehpreis wird seit 1996 verliehen. Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung für den besten Fernsehfilm wird von der Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten (VFF) gestiftet.

„Tod einer Fruchtfliege“ schockte am besten!

Traditionell wurde auch der Shocking Short Award des Pay-TV-Senders 13th Street im Rahmen des Filmfest München vergeben. Die Verleihung fand am Mittwochabend, den 3. Juli 2019, statt und ging an Regisseur Lukas von Berg für „Tod einer Fruchtfliege“. Dem Preisträger winkt das Universal Filmmasters Program in Hollywood, das den Gewinner mit weiteren Regietalenten zusammenbringen wird. Zusätzlich darf sich der Sieger gemeinsam mit den Top-10-Regisseuren über eine Primetime-Platzierung auf 13th Street und eine Kinovorführung im Rahmen des Filmfest München freuen.

Mit-Jurorin und NBUniversal-Programmchefin Karin Schrader über den Gewinnerfilm: „Ein ganz besonderer Shocking Short, der aus der Masse nicht nur heraussticht, weil er ein Animationsfilm ist und man mit der armen Fliege wirklich mitleidet, sondern vor allem, weil Bild und Musik perfekt harmonieren. Die eigene Komposition der Arie und der Gesang sind so perfekt, dass man denkt, es singt Luciano Pavarotti.“


Nach der Preisverleihung in der Schwimmhalle konnten die mehr als 500 geladenen Gäste aus der Film- und Medienbranche die beklemmenden Untiefen des „Unheilbads“ hautnah erleben und sich im Innenhof der kriminellen Badeanstalt bei Food und Drinks und mit der „Badeordnung des Grauens“ vertraut machen.

Neu gestifteter Margot Hielscher Preis.

Am Donnerstagabend, den 4. Juli 2019, fand die feierliche Verleihung des neu gestifteten Margot Hielscher Preises im Rahmen des Filmfest München statt. Erster Preisträger wurde das französische Ausnahmetalent Louis Garrel, der sich besonders geehrt fühlte. Preisstifter Peter von Schall-Riaucour, Neffe der 2017 verstorbenen vielseitigen Schauspielerin und Sängerin, hieß die zahlreich erschienenen Gäste im Carl-Orff-Saal willkommen. Auf der Bühne standen mit ihm Laudator Adrian Prechel, Alt-OB Christian Ude, Festival-Chefin Diana Iljine und Moderatorin Antonia Goldhammer. Musikalisch begleitet wurde der Abend von Alice und Ellen Kessler und Götz Alsmann.

Bavaria feiert sich und Wolfgang Petersen.

Die Bavaria Film nutzte das Jahr ihres 100-jährigen Bestehens und verlegte ihren traditionsreichen Filmfestempfang aufs eigene Studiogelände in Geiselgasteig und lud zu einem schmucken Festakt mit rund tausend Gästen ins Studio 9. Als Ehrengäste begrüßte die Bavaria-Doppelspitze Christian Franckenstein und Iris Ostermaier den Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und Regielegende Wolfgang Petersen, dessen Starruhm sich 1981 mit der zu großen Teilen in Geiselgasteig gedrehten Verfilmung von "Das Boot" begründete.

FIPRESCI-Preis.

„Lara“ von Jan-Ole Gerster gewann den FIPRESCI-Preis 2019. Die Jury des internationalen Kritikerverbandes bildeten in diesem Jahr die Israelin Yael Shuv, der US-Amerikaner Greg de Cuir Jr. und die Rumänin Giulia Dobre. Sie begründeten ihre Entscheidung wie folgt: „Die von der großen Corinna Harfouch zum Leben erweckte Lara ist eine herausfordernde und komplexe Figur, die im Zentrum eines vortrefflich ausgearbeiteten und prägnanten Drehbuchs steht. Jan-Ole Gersters ausgefeilte Regie zeichnet sich durch Raffinesse und Witz aus. ‚Lara‘ ist ein brillantes filmisches Portrait, das die Konsequenzen von voreingenommen Eltern und das Potenzial von Kunst als Mittel zur Versöhnung zeigt.“

Publikumspreise.

Am letzten Festivaltag wurden auch die Publikumspreise des Festivals vergeben. Der Bayern 2 und SZ Publikumspreis ging an den Film „For Sama“ von Waad Al Kateab und Edward Watts.

Den Kinderfilmfest-Publikumspreis bekam dieses Jahr „Lotte und die verschwundenen Drachen“ von Janno Píµldma und Heiki Ernits. Der Preis ist mit einem Preisgeld von 1.000 Euro dotiert und wird von SZ Familie gestiftet.

Förderpreis Neues Deutsches Kino.

Am Freitag, den 5. Juli 2019, wurde nicht nur der oben erwähnte, neu geschaffene CineCoPro Award vergeben, sondern es wurden außerdem deutsche Nachwuchstalente mit dem begehrten Förderpreis »Neues Deutsches Kino« ausgezeichnet. Die Jury – bestehend aus Melika Foroutan, Claudia Steffen und Alfred Holighaus – ehrte Jan-Ole Gerster mit dem Preis für die Beste Regie für seinen Film „Lara“. Martin Lischke („Leif in Concert“) erhielt den Produzentenpreis.

Gleich zwei Preise gingen an Beteiligte von „Es gilt das gesprochene Wort“: Nils Mohl und Ilker í‡atak wurden für das Beste Drehbuch ausgezeichnet, der Preis für das Beste Schauspiel ging an OÄŸulcan Arman Uslu.

Hier der Trailer:



Große Veränderungen in den Virtual Worlds.

Eines wurde übrigens klar: Das (Festival-)Publikum wird merklich politischer und anspruchsvoller. Sozialkritische Filme haben Hochkonjunktur und Arthouse ist auf dem Vormarsch. Gleichzeitig wandert ein erheblicher Teil des Unterhaltungsprogramms und -angebots auf andere Kanäle abseits der klassischen Kinoauswertung ab – ein nicht erst seit gestern spürbarer Paradigmenwechsel, auf den es zu reagieren gilt.

So war etwa die neue VR-Ausstellung „Virtual Worlds“, die gemeinsam mit dem Bayerischen Filmzentrum durchgeführt wurde, ein voller Erfolg. Die mehr als 3.000 verfügbaren Time Slots für die verschiedenen VR-Experiences von international führenden Künstlern waren restlos ausgebucht.

Die Zukunft des audiovisuellen Erzählens hat in diesem Jahr beim FILMFEST MÜNCHEN bereits begonnen und die Jury kürte den 360-Grad-Film „Accused #2: Walter Sisulu“ von Nicolas Champeaux und Gilles Porte zur besten linearen Experience. Gleich zwei Preise gingen an „A Fisherman’s Tale” von Balthazar Auxietre und Alexis Moroz als beste interaktive Experience und als allgemein die beste immersive Arbeit.

Link: www.filmfest-muenchen.de
Quellen: ots - news aktuell | Blickpunkt:Film | Filmecho | Filmfest München


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Berliner Arbeitskreis Film e.V. am : Unsere Filmkritiken im Juli, Teil 2 und weitere wichtige News

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Artur Brauner 100-jährig verstorben. Sonderpreis in Karlsbad (Karlovy Vary) an den Film "Lara" des deutschen Regisseurs Jan-Ole Gerster. Wir wollen heute noch gar nicht viele Worte um den bedauernswerten Tod des Berliner Regisseurs und Produzenten Artur

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