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Die Filmauswahl der nächsten Berlinale im Zeichen der #MeToo-Debatte

Die #MeToo Debatte - die hart erkämpfte Debatte um Gleichberechtigung hat Folgen für die Filmauswahl der nächsten Berlinale.



Die Akkreditierungsphase für die Internationalen Filmfestspiele Berlin, der 68. BERLINALE, die diesmal etwas später als üblich anfängt und vom 15.-25. Februar 2018 läuft, hat längst begonnen. Doch über die Filmauswahl im Wettbewerb herrscht immer noch Unklarheit. Erst etwa die Hälfte der in Frage kommenden Titel ist gesetzt, denn laut Berlinale Chef Dieter Kosslick hat der Aufmacher des Time Magazine zur aktuellen #Metoo-Debatte, das gleich fünf Frauen zu "Person des Jahres" ernannte, gewaltige Auswirkungen auch in Europa.

Die in der Filmbranche jüngst bekanntgewordenen Übergriffe auf Frauen und junge Männer - nicht nur durch den Filmproduzenten Harvey Weinstein und Schauspieler Kevin Spacey, sondern auch durch andere bekannte Persönlichkeiten - haben eine Sexismus-Diskussion ins Rollen gebracht, die auch für die Filmauswahl der Berlinale durchaus Folgen hat.

"Man schaut Filme jetzt anders an. Es gibt noch ganz schön viele Filme, in denen für Frauen demütigende Szenen vorkommen", so Festivaldirektor Dieter Kosslick zur Deutschen Presse-Agentur. "Wenn früher auf der Leinwand eine Sekretärin 'vernascht' wurde, dann hat man gesagt: Na gut, das steht eben so im Drehbuch. Jetzt sagt man: Naja, das müssen wir jetzt nicht auch noch zeigen. Wir haben aber unter den bislang rund 150 gesehenen Filme auch Werke, die das Thema Missbrauch und Machtmissbrauch aufgreifen".


Wie wir am 5. Dezember und am 22. Dezember 2017 berichteten, hat leider auch der Appell von Filmregisseuren um Kosslicks Person und die anstehende Neubesetzung der Leitung ab Sommer 2019 gewaltige Unruhe in der Filmbranche hervorgerufen, sodass vor allem aus dem Ausland auch Filme wieder zurückgezogen wurden. Glücklicherweise sind in den letzten Tagen doch noch etliche neue Filme eingetroffen, die aber von der Auswahlkommission erst noch gesehen werden müssen, sodass die Auswahl noch nicht beendet ist.

Erst rund zwei Monate sind die Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe gegen Filmmogul Weinstein alt, seitdem kommt die Filmbranche nicht mehr zur Ruhe. Kaum eine Woche vergeht ohne neue Berichte aus der Film-, Fernseh- oder Medienwelt über Missbrauch, Sexismus und Macho-Kultur.

Allerdings sind auch schon zahlreiche Trittbrettfahrerinnen ausfindig gemacht worden, die mit falschen Anschuldigungen sich einen lukrativen Gewinn erhofft hatten. Man muss also vorsichtig sein, ob alle Vorwürfe auch wirklich stimmen.

Aktuelle Filme, die dem Gleichberechtigungskodex zuwider laufen, aus dem Programm zu nehmen bzw. gar nicht erst zuzulassen, mag gerechtfertigt sein, doch wie hält man die selbsternannten Auflagen zukünftig bei Retrospektiven ein? Darf man tausende Filme aus den vergangenen Jahrzehnten nie mehr spielen?

Nein das würde zu weit führen und zu einer Zensur führen, die man nur aus Diktaturen kennt. Natürlich darf man solche Filme auch in Zukunft weiterhin zeigen - nur man sollte die Fehler, die darin gemacht wurden, explizit benennen, um eine begleitende Aufarbeitung zu ermöglichen.

Unter dem Titel: "Frauenfeindlichkeit im Film" ließe sich sogar eine Retrospektive dereinst zusammenstellen.

Doch nun zum aktuellen Programm, das wohl noch ein wenig Feinschliff bedarf und auch noch einiges an Überraschungen birgt. Schon ab Mitte Januar beginnen die ersten Screenings für die Presse in den Nebensektionen. Der Wettbewerb bleibt natürlich davon außen vor. Deren Weltpremieren dürfen erst am Tag der Erstaufführung auch von Pressevertretern gesehen werden.

Berlinale-Eröffnung mit Animationsfilm.

Bekannt geworden war bereits vor Weihnachten der Eröffnungsfilm. Zum Auftakt der 68. Internationalen Filmfestspiele Berlin am 15. Februar 2018 wird erstmals ein Animationsfilm seine Weltpremiere im Berlinale-Palast feiern. Die Internationalen Filmfestspiele von Cannes hatten es im Mai 2009 mit einem 3D-Film vorgemacht und mit Disney/Pixar's Animationsfilm "UP" das Filmfestival von Cannes eröffnet.

Nun folgt die Berlinale mit Wes Andersons Animationsfilm "Isle of Dogs – Ataris Reise". Hier der Trailer:



Synopsis:

"Isle of Dogs – Ataris Reise" erzählt die Geschichte von Atari Kobayashi, dem zwölfjährigen Pflegesohn des korrupten Bürgermeisters Kobayashi. Als durch einen Regierungserlass alle Hunde der Stadt Megasaki City auf eine riesige Mülldeponie verbannt werden, macht sich Atari allein in einem Miniatur-Junior-Turboprop auf den Weg und fliegt nach Trash Island auf der Suche nach seinem Bodyguard-Hund Spots. Dort freundet er sich mit einem Rudel Mischlingshunde an und bricht mit ihrer Hilfe zu einer epischen Reise auf, die das Schicksal und die Zukunft der ganzen Präfektur entscheiden wird.


Die Besetzung der Stimmen umfasst Bryan Cranston, Koyu Rankin, Edward Norton, Liev Schreiber, Bill Murray, Bob Balaban, Jeff Goldblum, Scarlett Johansson, Kunichi Nomura, Tilda Swinton, Ken Watanabe, Akira Ito, Greta Gerwig, Akira Takayama, Frances McDormand, F. Murray Abraham, Courtney B. Vance, Yojiro Noda, Fisher Stevens, Mari Natsuki, Nijiro Murakami, Yoko Ono, Harvey Keitel und Frank Wood.

Wes Anderson hat bisher drei Filme im Berlinale Wettbewerb präsentiert: "Die Royal Tenenbaums" (2002), "Die Tiefseetaucher" (2005) und "Grand Budapest Hotel" (2014), der die 64. Internationalen Filmfestspiele Berlin eröffnete und den Silbernen Bären Großer Preis der Jury gewann.

„Ich freue mich sehr, dass Wes Anderson wieder den Berlinale-Wettbewerb eröffnet. Mit ‚Isle of Dogs – Ataris Reise‘ wird erstmals ein Animationsfilm zum Auftakt des Festivals gezeigt – ein Film, der mit dem verzaubernden Wes-Anderson-Stil begeistert“, sagt Festivaldirektor Dieter Kosslick.


Außerdem wurden zwei deutsche Titel genannt, die im Wettbewerb laufen sollen. Dazu gehören Thomas Stubers Großmarkt-Story "In den Gängen" mit Shootingstar Franz Rogowski, Sandra Hüller und Peter Kurth sowie Philip Grönings Inzestdrama "Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot" mit Josef Mattes und Julia Zange.

Als deutsche Koproduktion steht "Figlia mia" von Laura Bispuri (Italien, Deutschland, Schweiz) im Berlinale-Wettbewerb. Als Special Gala feiert Lars Kraumes "Das schweigende Klassenzimmer" Weltpremiere in Berlin. In dem auf Tatsachen beruhenden Drama aus dem Kalten Krieg spielen unter anderem Leonard Scheicher, Florian Lukas und Burghart Klaußner. Außerdem erlebt in dieser Reihe ihre Deutschlandpremiere die spanisch-britisch-deutsche Korproduktion "The Bookshop" von Isabel Coixet.

Panorama-Chef Wieland Speck wechselte zum Wettbewerbsteam.

Nach 25 Jahren gab Wieland Speck die Panorama-Leitung ab und übernahm neue Aufgaben im Wettbewerbsteam. Durch seine langjährige Filmkompetenz wird er dem offiziellen Programm künftig als Berater dienen. Allerdings ist geplant, dass er 2019 das Jubiläumsprogramm der 70. Berlinale 2020 kuratieren wird, da Dieter Kosslinck dann abdankt.

Ab 1982 hatte Wieland Speck an der Seite von Manfred Salzgeber das Panorama (ab 1980 eine eigenständige Sektion, bis 1985 unter dem Namen „Info-Schau“) mit aufgebaut und es als eines der renommiertesten Programme im Arthouse-Bereich etabliert.

Wieland Speck übernahm 1992 die Leitung des Panorama. In den vergangenen 25 Jahren hat er das Profil der Sektion kontinuierlich geschärft und dem 1987 mit Manfred Salzgeber gegründeten Teddy Award als weltweit erstem und bislang bedeutendstem Filmpreis für queeres Kino internationale Anerkennung verschafft. Mehr als 1800 vielversprechende Filmwerke – Spielfilme, dokumentarische Arbeiten und Kurzfilme - hat er kuratiert und Publikum, Presse und Industrie zur politischen Auseinandersetzung und kinematografischen Erfahrung angeboten.

„Ich danke Wieland herzlich für seine fantastische Arbeit beim Panorama. Er hat für den anspruchsvollen Independent-Film eine Plattform geschaffen, die ihn erfolgreich mit dem internationalen Markt verbindet. Und ich freue mich ganz besonders, dass er uns künftig mit seiner Expertise und Erfahrung beim offiziellen Festivalprogramm zur Seite stehen und das Jubiläumsprogramm des Panorama 2019 kuratieren wird“, sagt Festivaldirektor Dieter Kosslick.


Die Leitung der Panorama-Sektion hat inzwischen Paz Lázaro übernommen. An seiner Seite kuratieren Michael Stütz und Andreas Struck das Panorama-Programm.

Alle drei haben lange an der Seite von Wieland Speck gearbeitet: Paz Lázaro war seit 2006 Programmmanagerin der Sektion. Michael Stütz, bislang im Panorama für die Programmkoordination verantwortlich, wird künftig zusätzlich zur Koordination des Teddy Award die Sektion als Programmmanager und Kurator mitgestalten. Andreas Struck, seit 2006 u.a. Programmberater im Panorama, wird neben der kuratorischen Arbeit die Kommunikation des Panorama-Programms redaktionell verantworten.

Link: www.berlinale.de
Quellen: Ad Hoc News | dpa | Tagesspiegel | Blickpunkt:Film



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