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Weniger Förderzusagen für kleine Filmfestivals

Hessischer Festivalverbund fordert Garantie der Fördermittel für 2016



Die Zukunft des renommierten exground Filmfestivals in Wiesbaden, das vom 11.-20.11.2016 zum 29. Mal stattfinden soll, steht auf dem Spiel. Eine dringend erforderliche Erhöhung des Festivaletats wird es nicht geben. Und nicht nur in Hessen brodelt hinter den Kulissen bei zahlreichen kleineren Festivals, die ein Forum für das Arthouse Kino oder für die viel zu selten im Kino gezeigten Kurzfilme bilden, denn Filmfestivals sind eine wichtige Säule der Kulturszene und die wichtigsten Botschafter der Filmstandorte.

Die Berliner konnten beispielsweise letzte Woche beim Filmfestival »Around the World in 14 Films« nur Dank viel Eigeninitiative und mit persönlicher Haftung des Festivalleiters Bernhard Karl, zahlreiche Filme der Weltklasse sehen, die oftmals bisher keinen Verleih in Deutschland gefunden haben, aber zuvor erst in diesem Jahr auf Internationalen A-Festival wie Cannes, Venedig, Locarno oder San Sebastián mit Preisen ausgezeichnet worden waren. Das Festival, das vom 27.11.-06.12.2015 unter der Schirmherrschaft des Bundesaußenministers Frank-Walter Steinmeier stattfand, konnte mit fast 4.200 Besucherinnen und Besuchern sogar einen Rekord zum 10-jährigen Jubiläum vermelden. Nur Dank der Unterstützung des Außenministeriums konnten einige Filmemacher und Darstellerinnen wie z.B. die mittlerweile 71-Jährige Geraldine Chaplin in der ab Donnerstag, den 10.12.2015, bei uns in den Kinos anlaufenden dominikanisch-mexikanisch-argentinischen Koproduktion "Sand Dollars" persönlich zugegen sein, um Fragen von Zuschauern beantworten zu können. Hier der Trailer:



Beim Medienboard Berlin-Brandenburg, die nicht nur für Filmförderung, sondern auch für Kino und Festivalförderung in unserer Region zuständig sind, kannte man angeblich das sei 10 Jahren erfolgreich operierende Festival gar nicht. Vielmehr hieß es ziemlich abwertend, dass man keine Promifestivals zu unterstützen gedenkt. Dieses Desinteresse bei den Verantwortlichen des berlin-brandenburgischen Landesförderers, der immerhin im Jahre 2014 insgesamt 344 Projekte mit knapp 31 Mio. Euro gefördert hatten und dabei einen Regionaleffekt von 4,32 Euro erzielt hat, verwundert, denn auch 2015 konnte beim Medienboard eine positive Halbzeitbilanz des laufenden Jahres gezogen werden. Einen nicht unerheblichen Anteil hatte daran u.a. die auch in Berlin gedrehte internationale US-Produktion "Bridge of Spies" von Steven Spielberg mit dem Hollywoodstar Tom Hanks in der Hauptrolle, die gerade bei uns in den Kinos läuft. Hier der Trailer:



Auch kleine Festivals brauchen Zugpferde.
Dabei sind auch kleine Festivals auf Highlights des Arthouse Kinos und einige Stars der Werke sowie auf die Anwesenheit der Regisseure angewiesen, um ausreichend Publikum für die Vorstellungen zu generieren. Insbesondere die persönlichen Filmgespräche mit den beteiligten Filmemachern interessieren die Zuschauer, um nach den Vorstellungen offene Fragen beantwortet zu bekommen. Dazu zählen auch Beweggründe der Filmemacher warum diese ihre Filme trotz manch widriger Umstände und oftmals ohne Unterstützung gedreht haben sowie weitere Fragen zu anderen Kulturen, die sonst gemeinhin unbeantwortet bleiben. Im schlimmsten Falle lassen solch ungewöhnliche Filme die Zuschauer sonst völlig ratlos nach Hause gehen. Doch die Anreise und die Unterbringung der Gäste in Hotels ist kostspielig. In Zeiten knapper werden Geldes gibt es auch immer weniger Sponsoren, die Festivals bisher großzügig unterstützt haben. Dies musste erst kürzlich auch das Filmfestival Cottbus erleben, dessen bisheriger Hauptsponsor, der Stromkonzern Vattenvall, wegen Problemen beim Braunkohletagebau und steigenden Kosten mit der Energiewende, aus dem Sponsoring aussteigen musste.

Gerade in der heutigen Zeit mit den immensen Flüchtlingszahlen aus fernen Ländern, kann und sollte Filmkunst jedoch zur Völkerverständigung beitragen. Das Mainstream Kino mit manch verklärenden US-Actionfilmen oder russischen, kriegsverherrlichenden Werken wie "Schlacht um Sewastopol" aus dem Jahre 2015, verschlimmern dagegen herrschende Vorurteile, nicht nur zwischen West und Ost oder Gut und Böse. Dazu ließe sich eine Vielzahl an weiteren Werken aufzählen wie z.B. aus jüngster Zeit "American Sniper", der nur für einige als patriotisches Meisterwerk gilt, von anderen aber als Propaganda-Machwerk angesehen wird. Aber auch Filme wie die "Top Gun" Reihe mit Tom Cruise oder auch einige britische James Bond Werke um den Geheimagenten 007 müssten unter diesem Aspekt kritischer betrachtet werden. Manche dieser Werke strotzen nur so von kruden Verschwörungstheorien und erinnern eher an Zeiten des Kalten Krieges, als an konstruktive Abrüstung. (Absatz überarbeitet/ergänzt)

Steigende Zuschauerzahlen bestärken die notwendige Existenzsicherung von Festivals.
Festivals haben dagegen eher Hochkonjunktur. Steigende Besucherzahlen bei fast allen Festival bestätigen dies. Traurig ist dagegen das schwindende Interesse der Fördergremien an kultureller Filmförderung. Die Fördermittel aus dem Landeshaushalt Hessen sind ebenfalls seit 2002 rückläufig. So soll zum 1. Januar 2016 unter dem Dach der Hessen Film und Medien GmbH die kulturelle und wirtschaftliche Filmförderung in Hessen zusammengefasst werden - mit möglicherweise fatalen Folgen.

In dieser Neuordnung der Filmförderung in Hessen sieht der Verbund der Hessischen Filmfestivals, in dem 16 Festivals organisiert sind, eine "existenzielle Gefährdung der bundesweit einzigartigen hessischen Filmfestivallandschaft und einen herben Rückschlag für die hessische Filmkultur im Allgemeinen. Die Landesregierung ist auf dem besten Weg, ihre Versprechen bei einem ihrer zentralen kulturpolitischen Projekte zu brechen, nämlich die hessische Kino- und Festivalkultur zu erhalten und zu stärken".

Mit über 75.000 Besuchern pro Jahr seien die Filmfestivals in Hessen einer Mitteilung des Verbunds zufolge große Publikumsmagnete und - bedingt durch die anwesenden nationalen und internationalen Gäste - wichtige Institutionen für die internationale Vernetzung der hessischen Kulturszene. Dem trage die hessische Politik aber nicht genügend Rechnung; die Mittel seien seit 2002 rückläufig. Als "unangemessen" bezeichnet der Festivalverbund aufgrund des erheblichen Wachstums der Veranstaltungen und der beständig gestiegenen Kosten die für 2014 im Landeshaushalt vorgesehenen Mittel von 230.000 Euro.

Für die Hessen Film und Medien GmbH, von der die meisten Filmfestivals des Landes ihre Förderung erhalten, sei das Gesamtbudget nun nicht erhöht worden. Da "sehr wahrscheinlich" die Verwaltungskosten steigen würden und künftig nicht mehr nur Filmproduktionen und -festivals aus diesem Topf gefördert würden, sondern auch Fernsehproduktionen, befürchtet der Verbund der Hessischen Filmfestivals nun, das die den Festivals zugesprochene Fördersumme weiter sinken werde. Vielen Festivals, die größtenteils ehrenamtlich organisiert würden, drohe dadurch das aus.

Im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung der Hessen Film und Medien GmbH forderte der Verbund der Hessischen Filmfestivals für das kommende Jahr eine verbindliche Zusage, dass die Mittel zumindest gleich bleiben werden. Anschließend müsse es eine Erhöhung der Förderung geben, damit "die zeitgenössische Filmkunst durch die Festivals weiter in der hessischen Kulturlandschaft vertreten bleibt".

Weitere Informationen zum Verbund der Hessischen Filmfestivals unter: www.filmfestivals-hessen.de

Link: www.exground.com
Quellen: Noise Film PR | Blickpunkt:Film | exground filmfest

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