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Rückblick auf Preisauszeichnungen im September (update)

Filmkunst in San Sebastian, Zürich, Leipzig, Toronto, Oldenburg und bei Going Underground in Berlin.



Am Samstag, den 29.09.2012 ging in San Sebastián das vorletze A-Filmfestival dieser Saison in Europa zuende. Das kleinste, aber dennoch eines der schönsten Internationalen Film Festivals dieses zur Neige gehenden Sommers ist für anspruchsvolle Filmkunst aus Spanien bekannt, wie wir in unserem Vorbericht vom 20.09.2012 erläuterten. Zwar folgen in diesem Jahr noch vier weitere A-Filmfestivals, aber nur das Internationale Film Festival in Warschau findet im Oktober nochmals in Europa statt, Die anderen drei sind mit Tokio, Mar del Plata und Kairo in ferneren Kontinenten angesiedelt.

Gewonnen hat die »Goldene Muschel« diesmal kein spanischer Film, sondern ein Werk aus Frankreich. Der Franzose Francois Ozon erlangte mit seinem Thriller "Dans la maison" ("In ihrem Haus") den Hauptpreis beim Internationalen Filmfestival in San Sebastián. Er erhielt in der nordspanischen Küstenstadt für den Streifen über die Freundschaft zwischen einem Lehrer und einem literarisch begabten Schüler den Preis für den »Besten Film«. Francois Ozon wurde außerdem gemeinsam mit dem spanischen Schriftsteller Juan Mayorga mit dem Preis für das »Beste Drehbuch« ausgezeichnet. Beim Toronto International Film Festival hatte er kürzlich darüber hinaus den FIPRESCI-Preis erhalten. Glücklicherweise brauchen wir diesmal nicht allzulange auf die deutsche Premiere zu warten. Der Film kommt am 29. November 2012 in unsere Kinos. Hier der deutsche Trailer ("In ihrem Haus") auf Kino-Zeit.



Der Baske Pablo Berger wurde für seinen Schwarz-Weiß-Film "Blancanieves" ("Schneewittchen") mit dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet. Seine schwarz-weiß Adaption des Grimmschen Märchens, das er im Spanien der zwanziger Jahre und der Welt des Stierkampfs ansiedelt, versteht sich - wie “The Artist” im vergangenen Jahr - als Hommage an den europäischen Stummfilm.

Fernando Trueba erhielt mit "El artista y la modelo" ("Der Künstler und das Model") den Regie-Preis.

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Auch am Samstag, den 29. September 2012 ging in der Schweiz das renommierte
8. Zurich Film Festivals mit den Preisauszeichnungen bei der Award Night im Opernhaus zuende. Die Meldung zu den Ergebnissen erreichten uns aber sehr viel später, sodass wir das Ergebnis hier nachträglich als update eingeschoben haben.

Große Jubel brach vor allem bei den Potsdamer Studenten und HFF-Absolventen aus. Ihr Film "AM HIMMEL DER TAG" gewann den deutschsprachigen Spielfilmwettbewerb und räumte damit einen der vier mit je 20.000 Franken dotierten Hauptpreise ab. Das Werk der Regisseurin Pola Schirin Beck, erzählt die Geschichte der 25-jährigen Lara, die ihrem Leben nur wenig Sinn abgewinnen kann – bis sie in einer durchzechten Partynacht ungewollt schwanger wird. Auf einmal scheint sich Laras Leben zu wenden, doch die Herausforderung wird zu einer schmerzhaften Erfahrung, als Lara ihr Kind verliert. Aus Kino-Zeit nachfolgend der Trailer des Films, der am 29.11.2012 in unsere Kinos kommt.



Das britische Adoleszenzdrama "Broken" erhielt den Hauptpreis. Zwei weitere Golden Eye Awards gingen an Filme aus den USA und Österreich. "Broken" erzählt von der heranwachsenden Diabetikerin Skunk, deren bisher glückliches Leben durch gravierende Vorkommnisse in Familie und Nachbarschaft empfindlich gestört wird. Ein «bewegender Film, der die Zuschauer auf eine berührend emotionale Reise mitnimmt», befand die Jury.

Den internationalen Dokumentarfilmwettbewerb entschied "Imposter" von Bart Layton aus den USA für sich. Der Film über einen Mann, der sich erfolgreich als ein vor Jahren verschwundener Junge ausgibt, gefiel der Jury wegen seiner «umfassenden Weltsicht, seiner technischen Umsetzung und seiner herausragenden Regie».

Das Goldene Auge in der Sparte deutschsprachiger Dokumentarfilm ging an "Der Prozess" des Österreichers Gerald Igor Hauzenberger. Der Film dokumentiert ein Verfahren gegen Tierschutz-Aktivisten, die 2008 aufgrund eines neuen Anti-Terror-Paragrafen als kriminelle Vereinigung angeklagt wurden.

Den Publikumspreise gewann die Schweizer Dok-Produktion "Appassionata", in der Christian Labhart die Konzertpianistin Alena Cherny von der Schweiz an ihren Heimatort Tschernobyl begleitet. Die Kritiker entschieden sich dagegen für den Spielfilm "El último Elvis" von Armando Bo aus Argentinien.

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In unserem Vorbericht vom 15.09.2012 hatten wir außerdem ausführlich die jährlich stattfindende Filmkunstmesse Leipzig der AG Kino-Gilde erwähnt. Hier nun das nachgereichte Ergebnis der Gilde-Filmpreise.

Die Verleihung des renommierten Preises der deutschen Arthouse-Kinobetreiber fand am 20. September 2012 statt. Mit diesem seit 1977 verliehenen Preis werden Filme ausgezeichnet, die künstlerisch besonders wertvoll sind, aber zugleich auch kommerziell erfolgversprechend sind oder zumindest kürzlich im Kino größere Zuschauermengen auf sich ziehen konnten.

Wie nicht anders zu erwarten wurde Michael Hanekes Cannes-Gewinner “Liebe” auch in Leipzig als Bester Spielfilm International ausgezeichnet. Haneke hatte seinen Preis bereits am 11. September in Berlin entgegengenommen.

Regisseur Christian Petzold gewann mit seinem DDR-Drama “Barbara” den Preis für den Besten Spielfilm National. Das Werk lief bereits erfolgreich auf der letzten Berlinale im Februar. Bester Dokumentarfilm wurde “Die Wohnung” von Arno Goldfinger. Norbert Lechner gewann mit “Tom und Hacke” den Preis für den Besten Kinderfilm.

Der Publikumspreis der Filmmesse ging in diesem Jahr an “Der Verdingbub” des Schweizer Regisseurs Markus Imboden. Er erzählt die Geschichte des Waisenkindes Max, der an eine Bauernfamilie verdingt wird. Damit scheint sich zunächst sein größter Traum, Teil einer richtigen Familie zu sein, zu erfüllen. Doch statt Liebe und Anerkennung wird er von den Pflegeltern wie ein Arbeitstier behandelt und von deren Sohn Jakob aus Eifersucht gedemütigt. Kinostart ist bereits am 11. Oktober 2012.

Mit dem Preis der Jugendjury wurde François Ozons neue Arbeit “Dans la Maison” ausgezeichnet, der auch soeben die »Goldene Muschel« von San Sebastián gewann, wie wir weiter oben schrieben. Ozon wirft einen ironischer Blick auf den frustrierten Schulpädagogen Germain, der sich dem begabten Schüler Claude annimmt und sich zusehens in ein voyeuristisches Spiel verliert. Denn Claude (Ernst Umhauer) erschleicht sich das Vertrauen eines Mitschülers, um die Familie seines Freundes beobachten zu können. In seinen literarischen Ausschweifungen gibt er dann zahlreiche intime Details von dessen Mutter Esther (Emmanuelle Seigner) preis. Sein Lehrer, zunächst im Glauben es handele sich um Fiktion, ist von der Erzählung begeistert und ermutigt ihn weiter zu machen - mit fatalen Folgen.

Insgesamt wurden auf der diesjährigen Filmkunstmesse 73 Filme von 43 Verleihern gezeigt – 38 davon öffentlich, die anderen waren den 851 Fachbesuchern vorbehalten.

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Als Nachtrag müssen wir auch noch das Toronto International Film Festival erwähnen. Wir hatten es fast vergessen hier mit aufzuführen, da es bei der Independent Filmmesse eigentlich keinen offiziellen Wettbewerb gibt. Viele Filme, die auf anderen Festivals schon gezeigt worden waren, erleben in Kanada ihre nordamerikanische Premiere, wie wir in unserem Vorbericht vom 05.09.2012 schrieben. Einzig der Publikumspreis ist bedeutend, denn die Publikumslieblinge von Toronto wurden in den letzten Jahren immer zu Oscar-Favoriten gekürt. Filme wie "Slumdog Millionär", "The King's Speech" und "Precious - Das Leben ist kostbar" begannen ihren Erfolgszug in der kanadischen Metropole und sahnten später bei den Academy Awards ab. So gesehen dürfte das diesjährige Ergebnis von Toronto schon von allgemeinem Interesse sein.

Elf Tage lang präsentiert das TIFF vom 06.09.-16.09.2012 mit insgesamt 146 Weltpremieren, 289 Filme und 83 Kurzfilmen aus 72 Ländern sein bisher größtes Programm. Als Favoriten galten Ben Afflecks Polit-Drama "Argo" und Tom Tykwers "Cloud Atlas". Das Epos mit Halle Berry, Tom Hanks und Susan Sarandon hatte zwar von den Kritikern nur mittelmäßige Bewertungen erhalten, war bei den Zuschauern aber gut angekommen. Auch Margarethe von Trottas "Hannah Arendt" wurde bei der Weltpremiere gefeiert, ebenso wie "Midnight's Children" der kanadischen Regisseurin Deepa Mehta.

Zur allgemeinen Überraschung ging der Publikumspreis jedoch an keinen der genannten Favoriten, denn die Tragikomödie “Silver Linings Playbook” von US-Regisseurs David O. Russell (“The Fighter“) hat das 37. Toronto International Film Festival (TIFF) gewonnen. Der Film mit Bradley Cooper und Jennifer Lawrence in den Hauptrollen war einer der wenigen ernsthaften Anwärter auf den höchsten Festivalpreis. Er erzählt die Geschichte des Lehrers Pat Solitano (Cooper), der in einer Lebenskrise steckt und nach einem Klinikaufenthalt wieder zu seinen Eltern (Jacki Weaver und Robert de Niro) zieht. Während er sich einen Plan zurechtlegt, um seine Ex-Frau wiederzugewinnen, trifft er auf Tiffany (Lawrence), die nach dem Tod ihres Mannes selbst auch mit psychischen Problemen kämpft. Sie will ihm helfen, wenn er ihr als Gegenleistung einen Gefallen tut.

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Der Independent Film hat sich nicht nur in Amerika kräftig erholt, auch das 19. Internationale Filmfest Odenburg setzte vom 12.-16. September 2012 wieder auf den jungen Autorenfilm. Der Eröffnungsfilm "Oh Boy" hatte seine Uraufführung zwar auf dem Filmfest München gefeiert, musste sich aber dort mit dem Drehbuchpreis des Förderpreises Deutscher Film zufriedengeben. In Oldenburg konnte das Regiedebüt von Jan-Ole Gerster, der auf der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) studiert hat, jedoch gleich dreimal abräumen.

Zum einen wurde er mit dem German Independence Award als bester deutscher Film ausgezeichnet, zum anderen erhielt Tom Schilling - der sich vom Teenystar ("Crazy") zum Charakterdarsteller entwickelt hat und sogar schon einmal den Jungen Adolf Hitler mimte - den erstmals vergebenen Seymour Cassel Award als bester Darsteller. Zudem räumte die in schwarz-weiß gedrehte Tragikomödie um einen Mittzwanziger in Berlin auch noch den Publikumspreis ab. "Oh Boy" startet am 1. November 2012 bundesweit.

Der Kurzfilmpreis, der in diesem Jahr rein weiblichen Jury unter dem Vorsitz von Mira Sorvino, ging übrigens an "Unravel" von Meghna Gupta.

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Vom 6. bis 18. September 2012 veranstalten das Berliner Fenster und Seoul Metro in Kooperation mit interfilm Berlin und SESIFF (Seoul) das zehnte Internationale Kurzfilmfestival für 'Ultra Shorts' in den Berliner und Seouler U-Bahnen. Aus 7.600 eingereichten Beiträgen gingen 20 Platzierungen hervor. Nur diese kleine Auswahl wurde auf über 6100 Monitoren in den U-Bahnen von Berlin und Seoul zwei Wochen lang ausschließlich als Stummfilm gezeigt.

Auf Platz 3 landete der französische Filmemacher Benoit Berthe mit “Je m’appelle Nathan” und konnte somit 1.000,- Euro Preisgeld für seine französische Systemkritik mit nach Hause nehmen. Er zeigte die Animation eines Jungen mit einem Vogelkäfig im Hinterkopf.

Auf Platz 2 mit 2.000,- Euro dotiert, landete der italienische Film “Il Luchetto”.

Die Ludwigsburger Filmstudentin Hanna Maria Heidrich gewann den 1. Platz, der mit 3.000,- Euro dotierte war, für den schon mehrfach ausgezeichneten Film “We miss you”. Er dürfte sowohl den interfilm-Besuchern aus dem letzten Jahr, wie auch den diesjährigen sehsüchte-Besuchern bekannt gewesen sein. Hier nochmals der Kurzfilm, diesmal aber mit Sound.



Quellen: 3Sat | Blickpunkt:Film | FAZ | Kino-Zeit | berliner filmfestivals | 20 Minuten online


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