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Nachrufe zum Totensonntag 2020

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Birol Ünel 3. September 2020
Wie die Intendantin des Berliner Maxim-Gorki-Theaters, Shermin Langhoff, bestätigte, verstarb der Schauspieler Birol Ünel im
Alter von nur 59 Jahren nach einem Krebsleiden. Ünel hatte aserbaidschanische und persische Herkunft, wurde aber in der Türkei geboren und wuchs ab dem 7. Lebensjahr in Bremen bei seinen Eltern auf, die dort als Gastarbeiter ihr Geld verdienten. Nach einer Ausbildung zum Parkettleger absolvierte er seine schauspielerische Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover und spielte später in mehreren Filmen des Hamburger Regisseurs Fatih Akin mit. 2004 gewann er den Deutschen Filmpreis als bester Hauptdarsteller im Kinofilm "Gegen die Wand", wo er an der Seite von Sibel Kekilli spielte. Fatih Akins Film gewann zudem den Goldenen Bären der Berlinale. Privat hatte Ünel mit Alkoholismus und in seinen letzten Lebensjahren auch mit Obdachlosigkeit zu kämpfen.

Jiří­ Menzel 5. September 2020
Der Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur Jiří­ Menzel, 1966 für "Liebe nach Fahrplan" mit dem Oscar für den besten nicht englischsprachigen Film, dem sogenannten Auslands-Oscar, ausgezeichnet, verstarb nach langer schwerer Krankheit im Alter von 82 Jahren in seinem Geburtsort Prag. Er gilt als einer der bekanntesten und erfolgreichsten tschechischen Regisseure aller Zeiten. Der Künstler drehte mehr als zwei Dutzend Kinofilme, darunter die Komödie "Heimat, süße Heimat", die 1987 für einen Oscar nominiert war. Schon Menzels erster Langfilm, "Liebe nach Fahrplan", schildert in für ihn typischer Weise, wie sich ein schüchterner Bahnpraktikant während des Zweiten Weltkriegs in eine junge Partisanin verliebt und Widerstand gegen die deutschen Besatzer leistet. Bereits in der Schulzeit verliebte sich Menzel in Filme von Chaplin, Jean Renoir und René Clair. Im Räderwerk der Geschichte gefangen wie der legendäre Schweijk aus Jaroslav Haseks "Der brave Soldat Schwejk", mit subversivem und hintergründigem Humor, zeigen Menzels Filme im Spannungsverhältnis von Politik, Moral und Sexualität den tschechischen Nationalcharakter von Menschen, die Bier und Huren lieben, mit Geld um sich werfen und alle drei Lebensqualitäten feiern. Jiří Menzel gilt filmhistorisch als treibende Kraft der tschechoslowakischen Nouvelle Vague, die Mitte der 60er-Jahre mit Filmen von Milos Forman ("Die Liebe einer Blondine"), Véra Chytilova ("Tausendschönchen"), Jaromil Jires und anderen den europäischen Film mit avantgardistischer Vielfalt bereicherte. Während des Prager Frühlings 1968 gedreht, wurde Menzels dritter Film, die Politsatire "Lerchen am Faden", die die Umerziehung dreier "bourgeoiser Elemente" auf einem riesigen Schrottplatz schildert, verboten und lagerte zwanzig Jahre im Giftschrank, bevor er bei der Uraufführung 1990 mit dem Goldenen Bären der Berlinale ausgezeichnet wurde.

Diana Rigg 10. September 2020
Die britische Schauspielerin Dame Enid Diana Elizabeth Rigg, die mit ihrer Rolle der Agentin Emma Peel in der Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“ in den 60er Jahren berühmt wurde, verstarb im Alter von 82 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung. Gemeinsam mit ihrem Schauspielkollegen Patrick Macnee (” 93 / 2015) alias „John Steed" machte Rigg die Serie zu einem Dauerbrenner. Im Kino war sie 1969 als Teresa di Vicenco in "James Bond 007 – Im Geheimdienst Ihrer Majestät" als erstes und einziges Bond-Girl zu sehen, das an der Seite des australischen Dressman und Schauspieler George Lazenby, alias 007, vor den Altar geführt wurde. Lazenby erhielt für seine Leistung zwar eine Golden-Globe-Nominierung als bester Nachwuchsdarsteller, konnte aber dennoch nur einmal die Rolle des Geheimagenten 007 einnehmen, die auf den Romanen des britischen Autors Ian Fleming basieren. Ihr Comeback feierte Rigg, die mit nur 17 Jahren die Zulassung an der prestigeträchtigen Royal Academy of Dramatic Art in London zur klassischen Schauspielerausbildung absolviert hatte, mit 75 Jahren als manipulative Großmutter Olenna Tyrell in der dritten bis siebten Staffel der TV-Serie „Game of Thrones“ des US-Kabelsenders HBO, die erstmals zwischen 2013 - 2017 ausgestrahlt wurde.

Sabine Hahn 12. September 2020
Im Alter von 83 Jahren verstarb nach kurzer schwerer Krankheit die Schauspielerin Sabine Hahn in Hamburg. Die in Breslau (heute Wroclaw) geborene Schauspielerin spielte ab 1953 an verschiedenen Bühnen, darunter am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg in über 120 Aufführungen. Mit gerade mal 18 Jahren übernahm sie in der romantischen Komödie "Königswalzer" die Rolle der Anni Tomasoni. Es folgten Kinofilme wie "Der letzte Mann" mit Romy Schneider und Hans Albers, "Bonjour, Kathrin" mit Caterina Valente und Peter Alexander oder "Alle Wege führen heim" mit Christian Doermer. Aber auch in weiteren Kino- und Fernsehfilmen zu sehen, darunter "Liebe, Krach und Himmelbett", "Angst heiligt die Mittel" und "Ihr letzter Wille kann mich mal!" trat sie ebenso auf wie in Nebenrollen der Krimi-Reihen "Tatort" oder "Großstadtrevier".

Winston Groom 16. September 2020
Der US-Autor Winston Groom, dessen Roman "Forrest Gump" als Grundlage für Robert Zemeckis gleichnamigen, mit insgesamt sechs Oscars prämierten Hollywood-Klassiker aus dem Jahre 1994 diente, verschied im Alter von 77 Jahren in Fairhope im Süden von Alabama. Grooms Roman war eine Erzählung über einen geistesschwachen Mann, der zum Akteur bei wichtigen Ereignissen des 20. Jahrhunderts wird. Der Hollywoodfilm mit Tom Hanks in der Hauptrolle wurde zu einem Stück Popkultur.

Michael Lonsdale 21. September 2020
Der französisch-britische Schauspieler Michael Lonsdale, Sohn einer französischen Mutter und eines englischen Offiziers, verstarb im Alter von 89 Jahren in Paris. Der Darsteller spielte unter anderem mit in "Der Name der Rose" von Jean-Jacques Annaud und in dem James Bond-Film "Moonraker". In seiner rund 60-jährigen Karriere trat Lonsdale in etwa 200 Kino- und TV-Filmen und Theaterstücken auf. Lonsdale drehte unter anderem mit Orson Welles, Michel Deville und François Truffaut. Den Durchbruch schaffte er mit den Truffaut-Filmen "Die Braut trug Schwarz" und "Geraubte Küsse", beide aus dem Jahr 1968. Der amerikanische Regisseur Steven Spielberg holte ihn in seinem Politik-Thriller „München” vor die Kamera, der von einer israelischen Vergeltungsaktion für den Anschlag auf die olympische Mannschaft Israels durch eine palästinensische Terrorgruppe im Jahr 1972 handelt.

Der junge Schauspieler Archie Lyndhurst, 19-jähriger Sohn des Schauspielers Nicholas Lyndhurst ist nach kurzer, schwerer Krankheit im Schlaf verstorben. Erst kurz vor Weihnachten erhielten Archies Eltern das Autopsie-Ergebnis, was wir hier nachträglich ergänzt haben. Der Junge, der aus der US-Kinderserie "So Awkward" beim Sender CBBC bekannt war, soll keinerlei Schmerzen verspürt haben. Der genaue Grund für seinen Tod war eine intrazerebrale Blutung, die wiederum durch eine aktue Iymphoblastische Leukämie verursacht wurde, wodurch Archie zahlreiche Blutungen im Gehirn hatte, die nicht bemerkt worden waren, da sich zuvor keinerlei Krankheitsanzeichen gezeigt hatten.

Michael Gwisdek 23. September 2020
Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb der im Ost-Berliner Stadtteil Weißensee geborene deutsche Schauspieler und Regisseur, Michael Gwisdek, im Alter von 78 Jahren. Mit Filmen wie "Good Bye, Lenin!", "Boxhagener Platz", "Nachtgestalten" und "Oh Boy" war er ein Publikumsliebling. 1999 gewann er auf der Berlinale einen Silbernen Bären – als bester Schauspieler für seine Rolle als gestresster Angestellter in Andreas Dresens Episodenfilm "Nachtgestalten". Weitere Trophäen sollten folgen. Dazu zählten der Deutsche Filmpreis, Deutscher Fernsehpreis und der Grimme-Preis. Aber bereits zu DDR-Zeiten war er ein Star, erst am Theater, dann im Kino. Das Schauspielhandwerk lernte der Sohn eines Gastwirtehepaars an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«. Schon mit 16 Jahren - während und nach seiner schulischen Ausbildung zum Plakatmaler und Dekorateur - fand Gwisdek Interesse am Schauspiel. In den 60er und 70er Jahren spielte er an verschiedenen Theatern in der DDR, bevor er 1973 ins Ensemble der Ostberliner Volksbühne kam. Zehn Jahre später wechselte Gwisdek ins Deutsche Theater und wurde in den 80er Jahren auch in der Bundesrepublik bekannt. Nach der Wende war er auch im Fernsehen oft zu sehen: ob im "Tatort", bei "Bella Block" oder in "Donna Leon". Gwisdek sagte: "Komödie ist das Schwerste." Doch genau sein komödiantisches Talent brachte ihm bald Rollen im Kino ein. Entscheidend waren zwei Arbeiten: Die Literaturverfilmung "Dein unbekannter Bruder" (1982) und das Boxer-Drama "Olle Henry" (1983). Beide Filme gefielen den Zensoren in der DDR nicht, dafür aber dem Publikum, das die Filme feierte. Sein Regiedebüt gab Gwisdek 1988 mit dem Film "Treffen in Travers" mit seiner damaligen Frau Corinna Harfouch in der Hauptrolle. Weitere Regiearbeiten waren "Abschied von Agnes" und "Das Mambospiel". 2003 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie.

Juliette Greco 23. September 2020
Die französische Chanson-Legende und Schauspielerin Juliette Greco verstarb 93-jährig zu Hause im Kreis ihrer Familie in Ramatuelle an der Côte d’Azur nahe Marseille. Greco wurde in den 50er und 60er Jahren mit Chansons wie "L'accordeon", "La Javanaise" und "Deshabillez-moi" weltberühmt. Entdeckt wurde die zierliche Frau mit der tiefen Stimme kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von dem Philosophen Jean-Paul Sartre, der sie in einer Pariser Kellerbar traf und einen der ersten Liedtexte für sie schrieb. Danach wurde die Interpretin von Chansons als "Muse" der Existenzialisten international bekannt. Mit ihrer markanten dunklen Stimme und ihrer schwarzen Kleidung prägte sie ab Ende der 40er Jahre eine ganze Generation. Greco wirkte auch als Filmschauspielerin und war drei Mal verheiratet, neben anderen mit dem Schauspieler Michel Piccoli. Aus erster Ehe mit dem Schauspieler Philippe Lemaire hat sie eine Tochter. Zu den frühen Liebschaften gehörte der legendäre Jazz-Trompeter Miles Davis. Ihren Abschied von der Musikwelt hatte sie gut vorbereitet. Mit einer Tournee, die sie 2015 begann, bedankte sie sich bei ihren treuen Fans. Ihre Abschiedstournee "Merci" hatte sie vor fünf Jahren im Alter von 88 Jahren auch nach Deutschland geführt.

Goran Paskaljević 25. September 2020
Der in Belgrad geborene serbische Regisseur verstarb im Alter von 73 Jahren in Paris. Goran Paskaljević galt als wichtiger Regisseur des serbischen Autorenfilms. Unter anderem drehte er "Tango Argentino" (1992) und "Paradies, Brooklyn" (1995). Für die Verfilmung "Das Pulverfass" (1998, original Titel: "Cabaret Balkan"), des gleichnamigen Theaterstücks des mazedonischen Autors Dejan Dukovski, erhielt er den Europäischen Preis der internationalen Filmkritiker-Vereinigung Fipresci. Die Kritik würdigte seine einfühlsame Darstellung von Menschen in ihrer Verletzlichkeit, Verzweiflung und Abgründigkeit. 2002 wurde Paskaljević in München mit dem Bernhard-Wicki-Filmpreis geehrt. Zu Beginn der jugoslawischen Zerfallskriege 1991 hatte er den serbischen Nationalismus unter dem damaligen Präsidenten Slobodan MiloÅ¡ević (1941-2006) öffentlich kritisiert. Nach einer Hetzkampagne der von MiloÅ¡ević gesteuerten Medien erhielt er Morddrohungen und emigrierte nach Frankreich. Zuletzt lebte er abwechselnd in Paris und in Belgrad. Paskaljevic drehte über 30 Dokumentarfilme und 13 Spielfilme. Er gewann viele renommierte Preise. Für "Time of Miracles" sicherte er sich 1990 den San Sebastian Critics Award. Im Jahr 2001 ernannte ihn das Variety Magazine zu einem der fünf besten Regisseure des Jahres, zusammen mit Laszlo Hallstrom, Neil Jordan, Steven Soderbergh und Edward Young.

Frank Windsor 30. September 2020
Der beliebte britische Film- und Fernsehstar Frank Windsor verstarb im Alter von 92 Jahren in seinem Haus in London. Frank Windsor blickt auf eine über 50 Jahre lange Film- und Fernsehkarriere zurück. Windsor begann seine Karriere 1957 mit einer Nebenrolle im britischen Fernsehfilm "A Man for All Seasons". 1962 erhielt er die Rolle des Detective Sergeant John Watt in der Polizeiserie "Z Cars", durch die er beim britischen Fernsehpublikum bekannt wurde. Dem deutschen Publikum dürfte Frank Windsor vor allem durch seiner Darstellung des Colin Campbell im ZDF-Abenteuervierteiler "Die Abenteuer des David Balfour" aus dem Jahr 1978 mit Ekkehardt Belle in der Titelrolle bekannt sein. Neben seinen großen Erfolgen als Fernsehschauspieler hatte Windsor auch Auftritte in Spielfilmen. So spielte er unter anderem Nebenrollen in John Schlesingers Filmdrama "Sunday, Bloody Sunday" mit Peter Finch, in der Filmkomödie "Die Schlemmerorgie" mit George Segal, Jacqueline Bisset, Robert Morley und Philippe Noiret sowie in dem Abenteuerfilm "Revolution" mit Al Pacino und Donald Sutherland.

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mit Maud Hansson, die am 1. Oktober 2020 verstarb.
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