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Berlins letzter Kinoplakatmaler


Am Bahnhof Zoo sind sie noch zu finden, die großen handgemalten Kinoplakate, die wie riesige Leinwände an der Hauswand hängen.


Bei anderen Internationalen Filmfestspielen, wie Locarno und Cannes gibt es keine von Hand gemalten Filmplakate mehr. Doch in Berlin sind sie noch manchmal am Zoo Palast und am Delphi Filmtheater zu sehen. Götz Valien ist einer der Letzten, der die riesigen Leinwände bemalt, die bei uns fast verschwunden sind.

Früher zierten die übergroßen Plakate alle Kudamm Kinos. Das Gloria, das Marmorhaus, die Filmbühne Wien, den Ufa Palast, das Astor und das Cinema Paris. Doch nur noch zwei Kinos sind am Kurfürstendamm übrig geblieben und auch bei diesen Filmtheatern wird meist mit Leuchtbuchstaben oder Neonreklame auf das Programm aufmerksam gemacht. Zur Eröffnung der neuen Astor Film Lounge im ehemaligen Ufa-Palast (später Berlin-Palast genannt) durfte der Meister über die Farben aber noch einmal Hand anlegen und die Köpfe der Stars von Australia (Nicole Kidman und Hugh Jackman) krönten den Eingang.

Götz Valien ist einer der verbliebenen Künstler die Kinoplakate malen können. Sein roter Overall ist von oben bis unten mit Farbe beschmiert. Der gebürtige Salzburger steht vor einer Staffelei in einem Berliner Hinterhof und malt an den Plakaten in einem Hinterhof im grauen Berlin-Reinickendorf. Nur ein kleines Schild an einer Toreinfahrt weist auf die Kino-Plakatmalerei. Die befindet sich in einem heruntergekommenen Schuppen.

In der einen Hand hält Leinwandmaler Valien den Pinsel, in der anderen - etwas umständlich - die Vorlage. Mit einem prüfenden Blick tritt er immer wieder ein Stück vom Bild zurück, um zu prüfen, ob es auch wirklich so aussieht wie auf dem Plakat. Er muss ganz genau abmalen, was aber auch seine Tücken hat. Er muss sehr grobkörnig malen um dies hinzubekommen, doch er ist kein Pointilist, wie die französischen Impressionisten des vorletzten Jahrhunderts. Seine Farbe wird nicht vorsichtig getupft sondern schießt aus einer Spritzpistole. So kann es passieren, dass er auch einmal völlig daneben liegt und alles unheimlich dreckig nachher aussieht.

Seine Arbeit muss schnell gehen, erzählt er dem Deutschland Radio im letzten Jahr bei einem Interview. So ist es durchaus üblich, dass er morgens aus dem Bett geklingelt wird, und den Auftrag bekommt bis zum Nachmittag ein Filmplakat zu malen. Damit es abends bereits am Kino hängen kann. Für Leinwandmaler Valien kein Problem. Die Schnelligkeit, dafür ist er bekannt, dafür wird er gerufen.

Viel Wert legt der 46-Jährige auf eine präzise Mal-Technik. Fotografisch, fast banal, nähert er sich mit seiner Kunst der Wirklichkeit. Übergenau und hyperrealistisch. 2003 war auch ein Berlinale Logo dabei, doch die Zeit Aufträge von den Berliner Filmfestspiele zu bekommen, scheint mittlerweile auch vorüber zu gehen.

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