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35. FilmFestival Cottbus zeigt 138 Filme aus 41 Ländern Mittel- und Osteuropas

Das 35. FilmFestival Cottbus (4. bis 9. November 2025) richtet den Blick auf Europas Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.



Die 35. Ausgabe vom FilmFestival Cottbus präsentiert vom 4. bis 9. November 2025 insgesamt 138 Filme aus 41 Ländern Mittel- und Osteuropas. Im Mittelpunkt des Film­fests stünden die drei Wettbewerbe Spielfilm, Kurzfilm und U18, teilten die Veranstalter mit. Zum Abschluss werden 15 mit insgesamt 50.000 Euro dotierte Preise vergeben.

Wettbewerb Spielfilm präsentiert 10 Produktionen

Im Wettbewerb Spielfilm treten den Angaben zufolge zehn Filme aus 21 Pro­duktionsländern an. Darunter ist der neue ungarische Film "Árva - Orphan" von Oscar-Preisträ­ger Laszlo Nemes, der vor 10 Jahren nach seinem Debüt „Son of Saul“ nun ein Filmdrama über einen Zwölfjähri­gen in der Nachkriegszeit präsentiert.

Hier der Trailer:



Synopsis:
"Orphan" ist die Geschichte eines jungen jüdischen Jungen in Budapest nach dem Zweiten Weltkrieg und dem ungarischen Volksaufstand von 1956. Der Film, der von Nemes' eigener Familiengeschichte inspiriert ist, spielt 1957 und behandelt Themen wie Identität, Schuld und Verantwortung. Im Mittelpunkt der Nachkriegsgeschichte steht der 12-jährige Andor, der im Glauben lebt der Sohn eines verschollenen jüdischen Vaters zu sein. Doch als eines Tages ein brutaler Schlachter die Vaterschaft beansprucht, beginnt ein erbitterter Kampf David gegen Goliath.

Die Coming-of-Age-Erzählung inmitten politischer Repression klingt zunächst vielversprechend. Doch die Vater-Sohn-Parabel, die emotional erschüttern könnte, soll an wunderschönen dekorativen Bildern nahezu ersticken, statt erzählerischen Biss zu zeigen. Alles soll perfekt komponiert seien, nur die Menschen, die eigentlich im Zentrum stehen sollten, bleiben angeblich schemenhaft und kalt. Der Kinderdarsteller György Bojtik sei unbeholfen, steif, unfähig, innere Zerrissenheit in Mimik oder Gestik zu vermitteln. Was als existenzielles Trauma inszeniert werden soll, wird ungewollt zur Farce, heißt es in einer Kritik nach der Weltpremiere am 28. August 2025 in Venedig.


Ebenfalls aus Ungarn kommt Emilia Goldberg mit ihrer Weltpremiere "May­flies", ein Film über Piper Steve – ein als Frau geborener Attentäter – der 1930 wegen Auftragsmord im Todestrakt sitzt und auf seine Hinrichtung wartet, als er Irma, die Tochter des Gefängnisseelsorgers, kennenlernt. Zwischen den beiden blüht eine verbotene Liebe – und doch läuft die Zeit...

Valentyn Vasyanovychs tragikkomischer Film TO THE VICTORY! wirft einen Blick in die Zukunft auf die Ukraine nach Kriegsende. Filmemacher Roman (gespielt von Vasyanovych) will einen neuen Film drehen, doch es fällt ihm schwer zwischen familiärem Exil, persönlichem Verlust und der Verpflichtung zu seiner Kunst und Heimat zu navigieren.

Magisch und berührend ist IDA WHO SANG SO BADLY EVEN THE DEAD ROSE UP AND JOINED HER SONG von Ester Ivakič, in dem ein Mädchen glaubt, ihre Lieder könnten Tote zum Leben erwecken. Vom Heranwachsen erzählt auch SUMMER SCHOOL, 2001 von Dužan Duong: in einer tschechisch-vietnamesischen Community kurz nach der Jahrtausendwende versucht der siebzehnjährige Kein mit der auffälligen knallroten Frisur unterdrückte Konflikte in seiner Familie aufzubrechen.

Gegensätze bilden Maria Rigels THUS SPOKE THE WIND und Krzysztof Skoniecznys WROOKLYN ZOO: während Rigel in zarten, traumgleichen Bildern das Porträt eines Jungen auf dem armenischen Land zeichnet, hat Skonieczny einen energetischen Coming-of-Age-Film geschaffen zwischen Skaterkultur, Romani-Mystik und 1990er-Jahre-Polen.

Die kroatische Regisseurin Ivona Juka ist mit BEAUTIFUL EVENING, BEAUTIFUL DAY vertreten, einem packenden Drama über vier schwule Filmemacher im Jugoslawien der 1950er Jahre, die für ihre Kunst und Freiheit alles riskieren. Goran Stanković entführt das Publikum hingegen mit OUR FATHER in ein serbisches Kloster, wo Entzug, Glaube und Machtkämpfe aufeinanderprallen. Und Kristina Grozeva und Petar Valchanov präsentieren mit TRIUMPH eine skurril-komische Satire über eine geheime Militärmission im Bulgarien der 1990er.


Zwei neue, besondere Reihen widmen sich den Erfahrungen von Verständigung, Verantwortung und Frieden auf dem Kontinent: „Spotlight: Weimarer Dreieck“ und „FRIEDENFLECHTEN – 30 Jahre Erfahrungen aus Südosteuropa“.

Beide Programme verknüpfen Kino und Zeitgeschichte, stellen Fragen nach Erinnerung, Dialog und gemeinsamen Perspektiven und zeigen, wie sehr Film zum Ort europäischer Selbstverständigung werden kann.

Spotlight: Weimarer Dreieck

Vor mehr als drei Jahrzehnten gründeten Polen, Frankreich und Deutschland das „Weimarer Dreieck“ als politisches Forum für europäische Zusammenarbeit und Integration. Heute zählt das Trio zu den zentralen Akteuren Europas.

Das FilmFestival Cottbus nimmt diese Beziehung filmisch in den Blick: Neun Spiel- und Dokumentarfilme – von Klassikern wie DIE BLECHTROMMEL (Volker Schlöndorff) und DANTON (Andrzej Wajda) bis zu aktuellen Produktionen wie HER WILL BE DONE (Julia Kowalski) oder THE BIG CHIEF (Tomasz Wolski) – beleuchten gemeinsame Erfahrungen zwischen Krieg und Wiederaufbau, Liebe und Verrat, Ost und West.

Die Reihe fragt, wie sich das „Weimarer Dreieck“ in den gesellschaftlichen Realitäten der drei Länder widerspiegelt und wie Filme gemeinsame, oft widersprüchliche polnisch-französisch-deutsche Geschichte(n) erzählen. Gefördert wird das Programm durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.

Das Panel „Eine biografische Spionagegeschichte – Realität und Fiktion“ (8. November, 14:30 Uhr, Obenkino) beleuchtet die wahre Geheimdienstoperation aus dem Kalten Krieg, als der polnische Geheimdienst unter Zuhilfenahme der gestohlenen Identität eines deutschstämmigen Polen einen Spion nach Westeuropa einschleuste. Der Fall inspirierte zwei Filme im Programm – den Spielfilm DOPPELGÄNGER und den Dokumentarfilm IM NAMEN DES SOHNES. Das Panel fragt, wie Kino zwischen Fakt und Fiktion solche unglaublichen Geschichten reflektiert.

FRIEDENFLECHTEN – 30 Jahre Erfahrungen aus Südosteuropa

Im Rahmen der Sektion SPECTRUM reflektiert die Filmreihe „FRIEDENFLECHTEN“ die Nachwirkungen der Jugoslawienkriege und fragt, ob und wie nachhaltiger Frieden entstehen kann. In Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) zeigt das FFC vier Filme aus Bosnien, Serbien, Kroatien und dem Kosovo, die in unterschiedlichen Momenten der jüngsten Geschichte angesiedelt sind – zu Beginn des Krieges, kurz danach und heute.

In PEACEMAKER (Ivan Ramljak, HR) rekonstruiert seltenes Archivmaterial die letzten Monate des kroatischen Polizeichefs Josip Reihl-Kir, der 1991 zwischen den Fronten vermittelte und für seinen Einsatz mit dem Leben bezahlte. SNOW (Aida Begić, BA) erzählt feinfühlig von den Frauen eines bosnischen Dorfes, die nach dem Krieg mit Verlust und Neubeginn ringen und trotz allem die Hoffnung nicht verlieren. Nikola Ležaićs HOW COME IT’S ALL GREEN OUT HERE? folgt einem Regisseur auf einer Reise in die familiäre und politische Vergangenheit. Und der Kurzfilm THE DIVIDED CITY OF MITROVICA von Marko Grba Singh fängt die fragile Gegenwart einer geteilten Stadt im Kosovo ein.

Begleitet wird die Reihe von der Diskussion „FRIEDENFLECHTEN & FILM. 30 Jahre Erfahrungen aus Südosteuropa“ (6. November, 18:30 Uhr, Kammerbühne) – einer Live-Ausgabe des Podcasts „Neues vom Ballaballa-Balkan“ von Danijel Majić und Krsto Lazarević mit den Macherinnen und Machern der gezeigten Filme.

Sektion Close-Up richtet den Blick auf Estland

Die traditionsreiche Sektion Close-Up, die alljährlich den Blick auf die Filmkultur eines ausgewählten Landes oder einer Region richtet, beleuchtet diesmal Estland.

"Estonia - Estland: Zwischen Geschichte und Gegenwart“ zeigt Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme, die ein breites Spektrum an Themen und Erzählweisen abbilden: von mythischen Geschichten aus abgelegenen Fischerdörfern und fantasievollen Begegnungen mit den arbeitswütigen Kratts - estnischen Fabelwesen aus dem Halbdunkel der Abstellkammern - über kraftvolle Jugenddramen und intime Familienporträts bis hin zu schwarzhumorigen Animationen und meditativen Landschaftsbetrachtungen.

Dabei stellen sich Fragen wie: Wie erinnert das gegenwärtige estnische Kino an die Vergangenheit, welche Gegenwartsthemen reflektiert es und was interessiert das estnische Kinopublikum ganz besonders? So entsteht ein überraschendes Panorama aus einer Filmszene, die trotz geopolitischer Bedrohungen selbstbewusst auftritt und genauso up-to-date ist wie der Digitalisierungsgrad ihres Landes.

Mit dem diesjährigen Schwerpunkt beginnt das FFC eine dreijährige Reihe, die in den kommenden Ausgaben auch Litauen und Lettland in den Fokus rücken wird. Das Programm entsteht in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung.

Die Filmreihe Close-Up wird ergänzt durch spannende Podiumsgespräche mit vielen Filmgästen. Weitere estnische Filme laufen im U 18 Wettbewerb Jugendfilm, dem Kurzfilmwettbewerb und der neuen Sektion „Don’t Call me Vintage“, die Kultfilme aus dem östlichen Mittel- und Osteuropa wiederentdeckt.

Slowakischer Publikumshit "DUCHOŇ" eröffnet das Filmfest

Eröffnet wird das 35. FilmFestival Cottbus mit dem slowakischen Publikumshit "DUCHOŇ" von Peter Bebják, einem mitreißenden Biopic über den legendären titelgebenden Pop-Sänger Karol Duchoň der 1970er- und 1980er-Jahre.

Das Auftakt-Highlight läuft nicht im Wettbewerb, sondern in einer neuen Festivalsektion. Dieses Jahr erweitert das FFC sein Programm um zwei neue Sektionen: COTTBUS MASTERS und DON’T CALL ME VINTAGE!.

Mit COTTBUS MASTERS präsentiert das Festival neue Filme von Regisseuren, die längst zum festen Kanon des mittel-, ost- und südosteuropäischen Kinos und oft zu den Stammgästen des FFC gehören. DON’T CALL ME VINTAGE! lädt zu einer Reise in die 1980er-Jahre ein. Vier Filme von Regisseurinnen eröffnen unterschiedliche weibliche Perspektiven auf eine Zeit voller Umbrüche und zeigen, wie zeitlos und gar nicht von gestern Kultfilme sind.

Auch die beliebten Reihen HITS und MIDNIGHT MADNESS tragen wieder zur Genrevielfalt des Festivals bei: Während die HITS Kassenschlager von bewegenden Komödien bis zu packenden Gangsterbiografien zeigen, lockt MIDNIGHT MADNESS mit schrägem Spannungskino zwischen Vampiren, Werwölfen, Sci-Fi-Satiren und Love Triangles in nächtliche Abenteuer.

Kids im Kino – Kinoerlebnisse für die ganze Familie

Das Kinderprogramm „Kids im Kino“ bringt vier Filme in die Cottbusser Kinos, die kindgerecht, spannend und zugleich berührend sind. In HUNGRIG AUFS LEBEN kämpft der junge Benjamin mit den Höhen und Tiefen der Pubertät und lernt, dass Selbstbewusstsein wichtiger ist als jede Zahl auf der Waage. AUS VERSEHEN BESTSELLER erzählt von der 13-jährigen Nina, die entdeckt, dass ihr eigenes Leben voller Geschichten steckt. Mit DETEKTIV BRUNO UND DAS BALTISCHE GOLD geht es auf Schatzsuche, während DAS MÄRCHEN VOM SCHWANENSEE einen zeitlosen Ballettklassiker als modernes Kinoabenteuer neu interpretiert.

U18 Wettbewerb Jugendfilm – europäische Perspektiven auf der Leinwand

Der U18 Wettbewerb Jugendfilm präsentiert internationale Produktionen, die sich den Fragen und Herausforderungen junger Menschen stellen. In PROMISE I’LL BE FINE geht es um das Aufwachsen in einer von Arbeitsemigration geprägten Region der Slowakei. PATTY IS SUCH A GIRLY NAME folgt einer jungen Judo-Hoffnung zwischen olympischen Träumen und harter Realität in Athen. BROKEN VOICES blickt in die Tschechoslowakei der frühen 1990er und erzählt von Machtstrukturen in einem Mädchenchor.

Auch Fantasie und Mystik haben ihren Platz: LONIG & HAVENDEL führt ins Erzgebirge, wo eine junge Vietnamesin in einer geheimnisvollen Spiegelwelt auf ihr Schicksal trifft. ROLLING PAPERS begleitet zwei Jugendliche in Estland durch einen Sommer voller Freiheit, Freundschaft und Sehnsucht nach Aufbruch. In BROTHER prallen Brüder im Schatten eines dominanten Vaters aufeinander, und CARAVAN begleitet Mutter und Sohn auf einer sommerlichen Flucht durch Italien.

Über den Gewinnerfilm entscheidet eine Schülerjury mit Jugendlichen aus Cottbus, Teplice (CZ) und der polnischen Partnerstadt Zielona Góra - Grünberg.

Schließlich noch der Kurzfilmwettbewerb, der existenzielle Themen zu eindringlichen Miniaturen über Menschlichkeit im Spannungsfeld von Krieg, Migration und digitaler Zukunft verdichtet.

Link: www.filmfestivalcottbus.de

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