Hollywoodbrände legen Filmbranche lahm - trotzdem gibt es bei uns neue Kinofilme
Hollywood ist weit entfernt. Aber Anteilnahme an den verheerenden Bränden sollte man dennoch nehmen, vor allem weil die Aussichten auf neue Kinofilme derzeit gedämpft sind.

Filmbranche von LA-Feuer stärker als befürchtet betroffen.
Die Feuerkatastrophe im Großraum Los Angeles hat inzwischen größere Auswirkungen auf die Film- und Fernsehbranche in Hollywood, denn Dreharbeiten mussten unterbrochen und Filmpremieren abgesagt werden.
Betroffen davon waren nicht nur etwa die Serien "Grey's Anatomy" und "Hacks" sowie die Talkshow von Jimmy Kimmel, wie das Branchenportal "Deadline" schrieb.
Die Großfeuer im Raum Los Angeles wirken sich auch auf die Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen aus, die eigentlich am 17. Januar 2025 von der Filmakademie verkündet werden sollten. Dies werde aufgrund der Brände - nach zweimaliger Verschiebung - erst am 23. Januar 2025 stattfinden, um den Filmschaffenden mehr Zeit zu geben, über die Kandidaten abzustimmen, teilte Geschäftsführer Bill Kramer mit, wie US-Medien berichteten. Die 97. Verleihung der Oscars ist für den 2. März 2025 geplant, sofern nicht auch noch der Austragungsort, das in L.A. gelegene Dolby Theatre, in Mitleidenschaft gezogen wird.
Schlimm genug ist, dass es bereits zahlreiche Tote zu betrauern gibt und auch mehrere Filmstudios vorübergehend geschlossen werden mussten, wie z.B. die Paramount Pictures.
Verschoben wurde auch die Bekanntgabe der Nominierungen für die Producers Guild of America Awards. Möglicherweise werden auch einige bereits angekündigte Gäste aus den USA nicht zur 75. Jubiläumsberlinale nach Berlin kommen können, oder nur verkürzt verweilen.
Für unser Kinopublikum sind Einschränkungen wie in der Pandemie derzeit aber noch nicht zu befürchten, denn einige Werke, die auf der letzten 74. Berlinale ihre Premiere gefeiert hatten, wie z.B. das belgisch-holländische Drama "YOUNG HEARTS", das in der Sektion Generation 14plus lief und den Gläsernen Bären der Jugend-Jury gewann, kommt erst jetzt - nach Fertigstellung der deutschen Synchronisation - in unsere Kinos.
Überhaupt haben deutsche Programmkinos - entgegen dem Markttrend - wieder mehr Menschen vor die Leinwand gelockt. Im Vergleich zum Jahr davor wurde 2024 ein Besucherplus von insgesamt 3,1 % verzeichnet, wie der Verband AG Kino - Gilde e.V. mitteilte (Arbeitsgemeinschaft Kino - Gilde deutscher Filmkunsttheater).
In Berlin lägen die Arthouse-Kinos 8 % im Plus gegenüber dem Vorjahr und damit über dem Vorkrisenniveau. Auf dem Gesamtmarkt sanken die Besucherzahlen 2024 den Angaben zufolge um 6,2 %. Auf Platz 1 der Jahrescharts landet der Auschwitz-Film "The Zone of Interest".

"YOUNG HEARTS" Drama von Anthony Schatteman um zwei 14-jährige Jungs, deren Coming-of-Age besondere Gefühle zueinander weckt. (Niederlande / Belgien, 2024; 97 Min.) Mit Lou Goossens, Marius De Saeger, Geert Van Rampelberg u.a. ab 16. Januar 2025 im Kino. Hier der Trailer:
Inzwischen sind die beiden Jungs etwas älter geworden, wie man in dem hier drunter gezeigten Interview-Clip erkennen kann, das u.a. auf einer Blumenwiese aufgenommen wurde, die Kennern sofort an eine Szene aus Lukas Dhonts "CLOSE" erinnert.
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Am heutigen Donnerstag startet außerdem das norwegische Drama "ARMAND" in unseren Kinos. Der beeindruckende Film war Teil des Un Certain Regard-Programms bei den Filmfestspielen in Cannes 2024 und gewann die Goldene Kamera (Caméra d'Or). Beschrieben wird ein angeblich übergriffiger Vorfall zwischen dem sechsjährigen Armand (Loke Nikolaisen) und dem gleichaltrigen Jon, dessen genaue Umstände im Dunkeln bleiben.
Angesichts bedrohlicher Vorfälle an einer Sekundarschule in Berlin-Friedenau, einem Ortsteil mit bisher eher ruhigem, gutbürgerlichem Charakter, der mit Vorgärten und zahlreichen Straßenbäumen versehen ist, kommt dem Film besondere Bedeutung zu.
In Berlin hatten sich dieser Tage auch andere, teils ältere, mittels Handys herbeigerufene Schüler aus sozialen Brennpunktbezirken plötzlich in einen Konflikt eingemischt und dabei wie ein Mob Jagd auf einen jüngeren Schüler der Friedrich-Bergius-Sekundarschule in Friedenau gemacht, sodass die Lage eskalierte und die Polizei erst mit einer Hundertschaft die Ordnung wieder herstellen konnte.
"ARMAND" Drama von Halfdan Ullmann Tøndel (Norwegen / Niederlande / Deutschland / Schweden / Großbritannien, 2024; 117 Min.) Mit Renate Reinsve, Ellen Dorrit Petersen, Øystein Røger, Janne Heltberg, Endre Hellestveit, Thea Lambrechts Vaulen, Vera Veljovic, Karen Chika Gjølmesli und Loke Nikolaisen ab 16. Januar 2025 im Kino. Hier der Trailer:
Elisabeths Filmkritik:

Filmbranche von LA-Feuer stärker als befürchtet betroffen.
Die Feuerkatastrophe im Großraum Los Angeles hat inzwischen größere Auswirkungen auf die Film- und Fernsehbranche in Hollywood, denn Dreharbeiten mussten unterbrochen und Filmpremieren abgesagt werden.
Betroffen davon waren nicht nur etwa die Serien "Grey's Anatomy" und "Hacks" sowie die Talkshow von Jimmy Kimmel, wie das Branchenportal "Deadline" schrieb.
Die Großfeuer im Raum Los Angeles wirken sich auch auf die Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen aus, die eigentlich am 17. Januar 2025 von der Filmakademie verkündet werden sollten. Dies werde aufgrund der Brände - nach zweimaliger Verschiebung - erst am 23. Januar 2025 stattfinden, um den Filmschaffenden mehr Zeit zu geben, über die Kandidaten abzustimmen, teilte Geschäftsführer Bill Kramer mit, wie US-Medien berichteten. Die 97. Verleihung der Oscars ist für den 2. März 2025 geplant, sofern nicht auch noch der Austragungsort, das in L.A. gelegene Dolby Theatre, in Mitleidenschaft gezogen wird.
Schlimm genug ist, dass es bereits zahlreiche Tote zu betrauern gibt und auch mehrere Filmstudios vorübergehend geschlossen werden mussten, wie z.B. die Paramount Pictures.
"Die Sicherheit unserer Gäste und Mitarbeiter hat für uns oberste Priorität", hieß es auf der Website.
Verschoben wurde auch die Bekanntgabe der Nominierungen für die Producers Guild of America Awards. Möglicherweise werden auch einige bereits angekündigte Gäste aus den USA nicht zur 75. Jubiläumsberlinale nach Berlin kommen können, oder nur verkürzt verweilen.
Für unser Kinopublikum sind Einschränkungen wie in der Pandemie derzeit aber noch nicht zu befürchten, denn einige Werke, die auf der letzten 74. Berlinale ihre Premiere gefeiert hatten, wie z.B. das belgisch-holländische Drama "YOUNG HEARTS", das in der Sektion Generation 14plus lief und den Gläsernen Bären der Jugend-Jury gewann, kommt erst jetzt - nach Fertigstellung der deutschen Synchronisation - in unsere Kinos.
Überhaupt haben deutsche Programmkinos - entgegen dem Markttrend - wieder mehr Menschen vor die Leinwand gelockt. Im Vergleich zum Jahr davor wurde 2024 ein Besucherplus von insgesamt 3,1 % verzeichnet, wie der Verband AG Kino - Gilde e.V. mitteilte (Arbeitsgemeinschaft Kino - Gilde deutscher Filmkunsttheater).
In Berlin lägen die Arthouse-Kinos 8 % im Plus gegenüber dem Vorjahr und damit über dem Vorkrisenniveau. Auf dem Gesamtmarkt sanken die Besucherzahlen 2024 den Angaben zufolge um 6,2 %. Auf Platz 1 der Jahrescharts landet der Auschwitz-Film "The Zone of Interest".

"YOUNG HEARTS" Drama von Anthony Schatteman um zwei 14-jährige Jungs, deren Coming-of-Age besondere Gefühle zueinander weckt. (Niederlande / Belgien, 2024; 97 Min.) Mit Lou Goossens, Marius De Saeger, Geert Van Rampelberg u.a. ab 16. Januar 2025 im Kino. Hier der Trailer:
Inzwischen sind die beiden Jungs etwas älter geworden, wie man in dem hier drunter gezeigten Interview-Clip erkennen kann, das u.a. auf einer Blumenwiese aufgenommen wurde, die Kennern sofort an eine Szene aus Lukas Dhonts "CLOSE" erinnert.
Unsere Kurzkritik:
Der Belgier Lukas Dhont hatte 2022 auf dem Festival von Cannes sein Jugend-Drama "CLOSE" präsentiert, das von einer ungewöhnlich engen Freundschaft zweier Jungen am Anfang der Pubertät handelt, wie wir am 30. Januar 2023 schrieben.
Im Gegensatz zu dem ähnlich gelagerten Thema von "YOUNG HEARTS", eines ebenfalls belgischen Regisseurs, endet deren die Freundschaft aber in einer Katastrophe, als den beiden Jungs von Mitschülern fälschlicherweise ein homosexueller Hintergrund unterstellt wird.
In "YOUNG HEARTS" fühlt sich der 14-jährige Elias (Lou Goossens) in seinem Dorf anfänglich wie ein Außenseiter, während in Lukas Dhonts Geschichte "CLOSE", sich zwei Jungs in den Sommerferien bei der gemeinsamen Ernte zweier befreundeter Familien gerne auf dem Land austoben.
In "YOUNG HEARTS" ändert sich die Lage für Elias jedoch mitten im Schuljahr, denn mit Alexander (Marius De Saeger) zieht plötzlich ein gleichaltriger, eigenwilliger und selbstbewusster Junge aus Brüssel in der Nachbarschaft ein, der zudem erzählt, dass er auf Jungs steht. So schöpft Elias gewisse Hoffnung, nicht mehr so allein zu sein, auch wenn bald bei ihm noch andere Gefühle hochkommen, die er noch nicht so richtig einordnen kann.
Aber eins steht fest: Er ist zum ersten Mal verliebt. Er hat viele Fragen, aber seine Familie ist keine große Hilfe bei dem, was er gerade durchmacht. Also versucht er selbst herauszufinden, wie man mit diesem neuen Gefühl umgeht und mit der Frage, wie man jemandes Herz erobert.
Aus Angst vor Ablehnung verstrickt er sich in ein Netz aus Lügen und ist auf einmal ganz allein. Doch dann erzählt Elias Großvater eine Geschichte, die ihm wieder Mut macht, für seine Gefühle für Alexander zu kämpfen, worin sich die beiden verglichenen Filme deutlich unterscheiden.
Während Lukas Dhont seinem Film "CLOSE" nach einem fröhlichen Anfang ein dramatisches Ende beschert, und dabei die Höhen und Tiefen jugendlicher Zuneigung differenzierter herausarbeitet, steigt Anthony Schattemans "YOUNG HEARTS" nicht so stark in die Tiefe der labilen Gefühle seiner Protagonisten hinab, vielleicht um die meist jugendlichen Zuschauer*innen nicht zu stark zu irritieren und ihnen dadurch mehr positive Energie bei ihren eigenen sexuellen Gefühlen mit auf den Weg geben zu können, denn "YOUNG HEARTS" setzt auf die Themen Liebe und Hoffnung, sodass es absehbar ist, dass dieser Sommer für Elias nicht in einer Katastrophe endet und der Film bis zum Ende sehenswert bleibt.
W.F.
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Am heutigen Donnerstag startet außerdem das norwegische Drama "ARMAND" in unseren Kinos. Der beeindruckende Film war Teil des Un Certain Regard-Programms bei den Filmfestspielen in Cannes 2024 und gewann die Goldene Kamera (Caméra d'Or). Beschrieben wird ein angeblich übergriffiger Vorfall zwischen dem sechsjährigen Armand (Loke Nikolaisen) und dem gleichaltrigen Jon, dessen genaue Umstände im Dunkeln bleiben.
Angesichts bedrohlicher Vorfälle an einer Sekundarschule in Berlin-Friedenau, einem Ortsteil mit bisher eher ruhigem, gutbürgerlichem Charakter, der mit Vorgärten und zahlreichen Straßenbäumen versehen ist, kommt dem Film besondere Bedeutung zu.
In Berlin hatten sich dieser Tage auch andere, teils ältere, mittels Handys herbeigerufene Schüler aus sozialen Brennpunktbezirken plötzlich in einen Konflikt eingemischt und dabei wie ein Mob Jagd auf einen jüngeren Schüler der Friedrich-Bergius-Sekundarschule in Friedenau gemacht, sodass die Lage eskalierte und die Polizei erst mit einer Hundertschaft die Ordnung wieder herstellen konnte.
"ARMAND" Drama von Halfdan Ullmann Tøndel (Norwegen / Niederlande / Deutschland / Schweden / Großbritannien, 2024; 117 Min.) Mit Renate Reinsve, Ellen Dorrit Petersen, Øystein Røger, Janne Heltberg, Endre Hellestveit, Thea Lambrechts Vaulen, Vera Veljovic, Karen Chika Gjølmesli und Loke Nikolaisen ab 16. Januar 2025 im Kino. Hier der Trailer:
Synopsis:
Kurz vor Beginn der Schulferien ereignet sich ein Vorfall zwischen dem sechsjährigen Armand (Loke Nikolaisen) und seinem gleichaltrigen besten Freund Jon, das Eltern und Kinder an einer Grundschule in eine schwierige Lage bringt.
Die Schulleitung stuft die Situation allerdings als schwerwiegend genug ein, um die Eltern der Kinder zu einem klärenden Gespräch einzuladen. Doch die Zusammenkunft zwischen der alleinerziehenden Elisabeth (Renate Reinsve) und Jons Eltern, Sarah (Ellen Dorrit Petersen) und Anders (Endre Hellestveit), entwickelt sich schnell zu einer hitzigen Auseinandersetzung. Während alle Beteiligten versuchen, die Wahrheit ans Licht zu bringen, brechen unter der Oberfläche lang gehegte Eitelkeiten, unterschwellige Eifersucht und verborgene Begierden hervor, die den Konflikt weiter anheizen.
Elisabeths Filmkritik:
Kurzzeitig sollte das Regie-Debüt von Halfdan Ullmann Tøndel im deutschen Startkalender "Elternabend" heißen. Das wirft Erinnerungen an eine gleichnamige deutsche Komödie auf. Der Verleih hat den Titel im Dezember zurück gezogen. Gut so. Wobei: "Armand" spielt in einer Schule. Es ist dieser Mikrokosmos Schule, der die gesellschaftlichen Verwerfungen aufzeigen kann und soll.
Die Handlung wird auf einen Tag komprimiert, ja fast auf einen Raum beschränkt, ein Kammerstück sozusagen. In dieser Form durchläuft der Spielfilm die Schattierungen vom Drama zum Psychogramm, zum Expressiven, zum Experimentellen. Ist es die Form, die diesen Film prägt? Oder ist es die zugrundeliegende Handlung? Dabei macht gerade der Name des Regisseurs neugierig. Halfdan Ullmann Tøndel, geboren 1990, kommt aus der Familie Bergmann und Ullmann. Er ist der Enkel von Ingmar Bergmann und Liv Ullmann. Das öffnet Türen, aber auch Erwartungen.
Armand heißt das Kind, über dessen Unschuld oder Schuld die Erwachsenen befinden müssen. Dabei geht es nicht um ein Kind, sondern um die Erwachsenen, die natürlich auch einmal Kind gewesen sind. Es ist eine kleine, abgelegene Gemeinde, fernab einer Großstadt. Hier kennt jeder jeden. Der Schulleiter kennt die Eltern, seitdem auch sie Kinder waren.
An diesem einen Tag wird die alleinerziehende Mutter von Armand, Elisabeth, gespielt von Renate Reinsve ("Der schlimmste Mensch der Welt"), eine junge Witwe, in die Schule einbestellt. Es heißt, ihr Sohn soll ein anderes Kind, Jon, sexuell belästigt und verletzt haben. Dessen Eltern, Sarah (Ellen Dorrit Petersen) und Anders (Endre Hellestveit), sitzen schon bereit, ihre Anschuldigungen über Elisabeth einprasseln zu lassen. Elisabeth fällt aus allen Wolken. Die Kinder waren doch beste Freunde, wie kann das wahr sein? Was wirklich geschehen ist, weiß niemand. Dabei ist das Monströse, das vielleicht passiert ist, auch in unserer Vorstellung so unvorstellbar, weil hier die Kinder, um die es geht, noch so jung sind. Sie sind gerade mal 6 Jahre alt. Sie könnten doch höchstens ein Verhalten an den Tag legen, dass sie sich von den Älteren abgeschaut haben müssten.
Halfdan Ullmann Tøndel spielt mit unseren Erwartungen. Armands Mutter ist spät dran zu dieser Einbestellung. Sie fährt mit dem Wagen durch das große Nichts, den schier unendlichen Wald, hin zu einer furchteinflößenden Festung von Schulgebäude. Die Schule ist leer, ihr Schuhwerk klackert durch die Flure, bis sie in einen Klassenraum ankommt. Hier sitzen die anderen Akteure bereits. Sarah und Anders und drei Lehrkräfte. Der Schulleiter Jarle (Øystein Røger), die Nachwuchslehrerin Sunna (Thea Lambrechts Vaulen) und eine Beisitzende, Ajsa (Vera Veljovic-Jovanovic). Ab und an geht ein Fehlalarm durch die Mauern. Eine Störung in dem Prozedere, das unbedingt nach Vorschrift ablaufen soll, man will sich ja absichern. Was es dann natürlich nicht tut.
Die Konfrontation gegen Armands Mutter wird von Jons Mutter unerbittlich vorangetrieben. Man kann die zugrunde liegenden Konflikte kaum ganz ermessen. Das intensive Spiel der Darstellenden deckt zumindest auf, dass es kompliziert ist. Dabei spielen Ressentiments und Vorurteile ebenso eine Rolle, wie soziale Unterschiede und entsprechende Vorurteile. Freundschaft und Ächtung sind die zwei Seiten einer Münze. Dabei weiß auch der Regisseur, dass sein Publikum wissen wird, dass nichts, was auf den ersten Schein richtig zu sein scheint, als Richtig angenommen wird. Aber er wechselt abrupt mit einer Szene, die sicherlich im Gedächtnis bleiben wird, die Stimmung. Ein hochkonzentrierter aufs äußerste gespannte Moment baut sich auf und lässt das Kartenhaus an Lügen und Wahrheiten in sich zusammenbrechen. Ein Moment der Komik, der die Nerven anfrisst und sich ins Absurde steigert. Danach wird es nicht einfacher.
"Armand" wurde zuerst in Cannes gezeigt. Dort erhielt das Drama den Caméra d'Or-Preis für das beste Regie-Debüt. Auch beim Europäischen Filmpreis gewann Halfdan Ullmann Tøndel das entsprechende Pendant, den Preis für das Beste Erstlingswerk. Norwegen hat die niederländisch, schwedische und deutsche Koproduktion folglich für den Internationalen Filmpreis der Academy, also den Oscars, eingereicht. Vielleicht wird das Drama gerade wegen seinen stilistischen Entscheidungen im Gedächtnis bleiben. Ganz sicherlich ist man gespannt was der Regisseur als nächstes erarbeiten wird.
Elisabeth Nagy
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