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Gewinner*innen des 34. FilmFestivals Cottbus und der 48. Duisburger Filmwoche 2024

Neben den Preisgeldern gibt es beim Festival des osteuropäischen Films in Cottbus die begehrte gläserne Preisskulptur „Lubina“, was so viel wie „die Liebreizende“ bedeutet.



Die in Belgrad, im ehemaligen Jugoslavien geborene Regisseurin Iva Radivojević darf sich über den Hauptpreis im Wettbewerb Spielfilm des 34. FilmFestivals Cottbus freuen. Damit wird die serbische Produktion "WHEN THE PHONE RANG" mit dem mit 15.000 EUR dotierten Preis ausgezeichnet.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Ein Freitag im Jahre 1992, das Telefon klingelt, der Großvater ist tot. Gleichzeitig verliert das Mädchen, das hier das Telefon abhebt, ihr Land: Jugoslawien. Ein Film, in dem das Unterbewusstsein hochkommt. Gepackte Koffer, die Eltern stecken vorsichtshalber Waffen ein, der „Mann, der bellt“ erpresst die Familie. So vernebelt und doch so klar sind die Erinnerungen an die Zeit, als der Krieg vor der Haustür stand.

Die Dauerschleife, mit der Iva Radivojević ihren Film konstruiert, ist eine Metapher für die Dauerschleife der Erinnerungen im Kopf. Welches war dieser Moment, als das Trauma sich seinen Weg brach? Ein Moment, der immer wieder kommt. Danach ging alles ziemlich schnell, die Heimat hat sich aufgelöst.

Der Film überzeugt die Internationale Festivaljury und gewinnt den Hauptpreis „für die authentische Erzählung eines auseinanderfallenden Landes und seine einzigartige, poetische Filmsprache, die die persönlichen Gefühle eines Mädchens im Teenageralter, den kollektiven Schmerz und die politischen Ereignisse bei der Wiedergabe von Erinnerungen feinfühlig ausbalanciert."


Mit einer lobenden Erwähnung von der Internationalen Festivaljury bedacht wird "GOOD CHILDREN" (HR, 2024) von Filip Peruzović aus Kroatien für einen Film, der „mit viel Liebe zum Detail den Zuschauer zärtlich durch zerbrechliche Räume und Erinnerungen navigiert, in denen nie ausgesprochene Fragen und unausgesprochene Gedanken zusammen mit den vertrauten Hänseleien zwischen Geschwistern zusammenkommen und Heilung versprechen.“

Den Spezialpreis für die beste Regie, gestiftet vom Rundfunk Berlin Brandenburg, dotiert mit 7.500 EUR, erhält Pavlo Ostrikov für "U ARE THE UNIVERSE" (UA/BE, 2024), der auch den Publikumspreis gewann. Mit dem ukrainisch-belgischen Ein-Mann-Stück über den vermutlich letzten Menschen der Welt schafft Ostrikov für die Jury „ein überzeugendes und vielschichtiges Universum, das uns daran erinnert, wie wichtig menschliche Beziehungen in den dunkelsten Zeiten sind.“

Hier der Trailer:



Synopsis:
Zweisamkeit im All: Andrij Melnyk arbeitet als Raumfahrer, der Müll auf fremde Planeten bringt. Zwei Jahre hin, zwei zurück. Gesellschaft bietet Bordcomputer Maxim. Der macht meist dumme Witze, aber eines Tages hat er eine schlechte Nachricht: die Erde ist zerstört. Da treffen die beiden auf die Stimme einer Raumfahrerin. Scheinbar gibt es mindestens noch eine andere Überlebende, Catherine aus Paris. Man unterhält sich per Bordfunk über Gott, die Welt und seine Schallplattensammlung in bester dystopisch-poetischer Tradition.


Eva Samioti freut sich über den mit 5.000 EUR dotierten Preis für eine herausragende darstellerische Einzelleistung. In dem französisch-griechischen Film "RIVIERA" von Orfeas Peretzis (GR/FR, 2024) überzeugt sie die Internationale Festivaljury, "mit einer mutigen und vielschichtigen Darbietung über das Heranwachsen."

Hier der Trailer:



Synopsis:
Magischer Vorstadtrealismus: die 17-Jährige Alkistis verbringt einen letzten Sommer im Wochenendhaus in der leicht verwohnten Stadtrandsiedlung. Der geliebte Vater ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, die Mutter interessiert sich nicht für sie, die beste Freundin hat anderes im Kopf. Ein unsicherer Neuanfang mit Melancholie im Kopf und Strand um die Ecke.


Der Hauptpreis des Wettbewerb Kurzfilm geht an den Film "BURNING SUN" von Nutsa Tsikaridze. Die georgische Produktion „führt uns zurück zur Unschuld und Verletzlichkeit der Kindheit“, so die Kurzfilm-Jury und weiter: der Film „kommuniziert nicht auf einer rationalen, sondern auf einer sinnlichen und emotionalen Ebene“.

Der Regisseur Marcell Farkas gewinnt den Spezialpreis für seinen Film "AGE OF THE DRAGON". Das ungarisch-österreichische Werk ist ein düster-romantisches Drama über Liebe, Hingabe und Verhängnis in einer dystopischen Welt. „Die lyrische Erzählweise dieses Films hinterlässt eine mythische Erfahrung, die uns auf bewusster und unterbewusster Ebene berührt“, so die Begründung der Kurzfilmjury.

"WET MONDAY" gewinnt den U18 Wettbewerb Jugendfilm. Die polnisch-estnisch-tschechische Produktion von Justyna Mytnik, ist ein düsteres, magisch-realistisches Coming-of-Age-Drama. "Die Annäherung an das Thema sexuelle Gewalt ist für uns gut gelungen. Die verschiedenen Aspekte der Problematik wurden beleuchtet und greifbar gemacht. Der Film zeigte, wie unterschiedlich jeder Mensch auf traumatische Erlebnisse reagiert. Beeindruckend war die subtile Verschmelzung von Realität und Albträumen der Protagonistin, die ihren inneren Konflikt widerspiegeln.", so die Begründung der Jury, die aus Schülerinnen des Ludwig-Leichhart-Gymnasiums Cottbus, des Niedersorbischen Gymnasiums Cottbus und des Gymnáziums Teplice besteht.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Ein Jahr ist vergangen, seit die 15-jährige Klara am „Nassen Montag“, einem polnischen Osterritual, von einem maskierten Jungen vergewaltigt wurde. Seitdem leidet sie unter einer panischen Angst vor Wasser. Und nun ist wieder Ostern. Klara beschließt, sich ihrer Angst zu stellen.


Das Festival fand vom 5. - 10. November 2024 im brandenburgischen Cottbus statt und zeigt zum Abschluss am heutigen Sonntag, den 10.11.2024, um 17:00 Uhr im historischen Weltspiegel Kino den Publikumsliebling "OUR LOVELY PIG SLAUGHTER" und anschließend um 20:00 Uhr noch einmal den Gewinnerfilm "U ARE THE UNIVERSE".

„Osteuropa wird oft durch negative Schlagzeilen wahrgenommen, doch dieser Festivaljahrgang zeigt eindrucksvoll die Vielfalt und Tiefe, mit der Menschen vor Ort ihrer Realität begegnen“, stellt Programmdirektor Bernd Buder fest und betont: „Das Filmfestival Cottbus schafft dabei eine Plattform für offenen Austausch auf Augenhöhe, wo die oft unausgesprochenen ‚Elefanten im Raum‘ direkt benannt werden können – und das, ohne sich von ihnen erdrücken zu lassen.“


Link: www.filmfestivalcottbus.de

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Die Preisträger*innen der 48. Duisburger Filmwoche, dem Festival des deutschsprachigen Dokumentarfilms.

In einer feierlichen Preisverleihung wurden heute Samstagabend, den 9. November 2024 die Preise der 48. Duisburger Filmwoche vergeben. Die Jurys haben über sechs Auszeichnungen im Gesamtwert von 25.000 Euro entschieden:

Der ARTE-Dokumentarfilmpreis geht an "Durchgangsland" von Daniel Fill aus Österreich.

Synopsis:
Oben eine Festung für den Kaiser, darunter ein gigantisches Eisenbahntunnelprojekt für Europa. In Fortezza/Franzensfeste, einem Dorf zwischen Italien und Österreich, kreuzen sich Tradition und Transit. Dieser Ort im Tal, an dem sich nur selten die Sonne zeigt, ist für viele Menschen eine Verheißung – um Arbeit zu finden oder um alte Wunden zu heilen. Wo sich das Rauschen des Windes mit dem stetigen Geräusch der Brennerautobahn mischt, erzählen sie vom Ankommen. Geparkt, um zu bleiben.

In diesem Transitraum hält der Regisseur inne: Zusehen, Zuhören, Verweilen. Erfahren. So ist der Film ein Plädoyer für die Neugierde – ein behutsames Porträt eines Ortes und „Nicht-Ortes“ zugleich, so die Jury.


Der 3sat-Dokumentarfilmpreis geht an "Was hast du gestern geträumt, Parajanov?" von Faraz Fesharaki aus Deutschland.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Ein Webcam-Dialog zwischen Berlin und Isfahan: Faraz Fesharaki dokumentiert Gespräche mit seiner Familie über 10 Jahre hinweg. Er selbst zog aus, um in Deutschland Film zu studieren, und seine Familie ist in der iranischen Millionenstadt geblieben. In seinem Debütfilm verschmelzen Aufnahmen, Texte und VHS-Erinnerungen zu einem warmen, melancholischen Generationenporträt. Intimität ist auch Arbeit.

Generell ist vieles bewusst fragmentarisch gesetzt und bleibt angeschnitten: der Kopf des Vaters in der Webcam etwa. Oder ein Wort, das mitten im Satz einfriert – als würde sich das Bild im Prozess der Aufzeichnung selbst zensieren, als würde die filmische Form repressive Realitäten im Iran und anderswo kommentieren. Es ist ein einzigartiger dokumentarischer Umgang, den der Film mit der Fragilität dieses Materials findet. Voller Humor und mit stilistischer Genauigkeit – in der Montage von Bild und Text, Musik und Sounddesign – werden Distanzen überwunden und Sehnsüchte gestillt: nach der Heimat, wo immer sie ist, den Liebsten, wo immer sie sein mögen. Liebe ist dann möglicherweise ein gemeinsames Glas Tee, ein Vorhang im neu bezogenen Zuhause, eine Umarmung, an einem Fluss, der lange kein Wasser führte … Wir haben uns in diesen Film verliebt, so die Jury.


Der Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts geht an "Reproduktion" von Katharina Pethke aus Deutschland.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Das Gebäudeensemble der Entbindungsklinik und Kunsthochschule in Hamburg, an der die Direktorin lehrte, ist Ausgangspunkt für diese nüchterne Befragung der Frage, wie sich Mutterschaft und Beruf anhand von drei Generationen deutscher Frauen vereinbaren lassen. Die Hochschule für bildende Künste in Hamburg: Wo früher ein Kreißsaal war, ist heute ein Kino. Hier wurde Katharina Pethke geboren. Später kehrte sie zurück, erst als Studentin, dann als Filmemacherin und Professorin. Auch ihre Großmutter und Mutter studierten an diesem Ort – doch ihre künstlerischen Karrieren kamen ins Stocken, als die Kinder kamen. Drei Generationen im Spannungsfeld zwischen Geschlechtergerechtigkeit und Kunstbetrieb. In Archivrecherchen und architektonischen Beobachtungen tritt Privates hervor, aber auch die patriarchalischen Strukturen einer Akademie. Eine architektonische und kunsthistorische Reise durch die Geschichte der Hochschule als Institution und Gebäude.

„Man sieht, dass die Frau durch diese Kinder fest am Boden gebunden ist. Sie kann nicht schreiten, wohin sie will. Sie kann sich nicht bewegen, wie sie mag. Das Leben der Mutter wird durch anderes Leben am Erdboden gefesselt“, so die Jury


• Der Preis der Stadt Duisburg geht an "Die Stimme des Ingenieurs" von André Siegers aus Deutschland.

• Der »Carte blanche« Nachwuchspreis des Landes NRW geht an "Brunaupark" von Felix Hegert und Dominik Zietlow aus der Schweiz.

• Der Publikumspreis der Rheinischen Post geht an "Dear Beautiful Beloved" von Juri Rechinsky aus Österreich.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Ohne ein einziges Bild einer Kriegshandlung führt der Film in die Hölle des Krieges in der Ukraine, in der Sicherheit und Gewissheit als Erste verlorengehen. Regisseur Juri Rechinsky findet einen nahen und immer einfühlsamen Zugang, um die Menschlichkeit inmitten des Krieges und die Überlebensstrategien, wenn der Ausnahmezustand zur Normalität geworden ist, zu zeigen.

„Es ist vorbei, ich gehe in die nächste Welt“: In überfüllten Notunterkünften warten Alte und Kranke auf den nächsten Transfer. Eilig wurden sie aus ihren Häusern geholt und sind quer durch die Ukraine unterwegs auf der Suche nach einem sicheren Ort. Indes bergen und identifizieren Forensiker*innen und Militärs an der Front die toten Soldaten und bringen sie zurück zu ihren Angehörigen. Transitwege durch ein verwundetes Land, das sich mit Strukturen der Solidarität und Fürsorge gegen die russische Invasion stemmt.


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Die doxs!-Preise von Duisburg:

Die doxs!-Jugendjury vergibt die GROSSE KLAPPE an "Moja siostra / Meine Schwester" (PL 2023) von Mariusz Rusiński aus Polen. Der mit 5.000 Euro dotierte Europäische Filmpreis für den besten politischen Kinder- und Jugenddokumentarfilm wird von der Bundeszentrale für politische Bildung gestiftet.

Der ECFA Documentary Award für den besten Kinderdokumentarfilm geht an "Zo dood als een Pier / Tot wie ein Dodo" (NL 2024) von Sara Kolster aus den Niederlanden.

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Bei der 48. Duisburger Filmwoche wurden seit Montag, dem 4. November 2024, ausgewählte Dokumentarfilme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gemeinsam betrachtet und diskutiert.

Festivalleiter Dr. Alexander Scholz resümierte bei der Preisverleihung: „Ein Charakterzug der Duisburger Filmwoche – das war in den letzten Tagen erfahrbar – ist es, gegen den Trend optimistisch zu sein. Nicht aus Naivität, sondern aus Vertrauen in den Dokumentarfilm: in seine Gespräche stiftende Offenheit. Vielen Dank an alle, die die 48. Duisburger Filmwoche mit ihren Filmen und ihren Worten mitgestaltet haben.“


Link: www.duisburger-filmwoche.de

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