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Kinostart außerhalb der Reihe am 1. Oktober 2024

Bevor am Donnerstag, 3. Oktober 2024 zu den regulären wöchentlichen Kinostarts u.a. mit "Joker 2: Folie À Deux", neue Filme in die Filmtheater kommen, feierte bereits am 1. Oktober 2024 die Doku von Charly Hübner über die Band »Element of Crime« ihre Kino-Premiere.



"ELEMENT OF CRIME - Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin" Dokumentation von Charly Hübner, der die Berliner Rockband Element of Crime auf ihrer Tour durch fünf Berliner Clubs begleitet und dabei Konzertaufnahmen mit persönlichen Gesprächen vermischt sowie Nostalgie mit Realität. (Deutschland, 2024; 94 Min.) Seit 1. Oktober 2024 bundesweit als Event-Start im Kino. Hier der Trailer:



Elisabeths Filmkritik:

"Trübe ist die Aussicht
Trügerisch das Wort
Gib mir eine Nachricht ich
Geb dir einen Korb
Da sind viele Erinnerungen drin
Die kannst du in der Pfeife rauchen
Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin" *

»Element of Crime« auf Tour. Durch Berlin. Eine Woche im Jahr 2023. Fünf Konzerte. Vom "Privatclub", dem "Lido", dem "SO36" bis zum "Admiralspalast" und schließlich ganz groß zum Open-Air-Konzert in der Zitadelle Spandau. Fünf Konzerte, die auch jeweils im Setting und der Größe mit ihrer 40jährigen Band-Biografie korrespondieren. Die Konzerte wurden so angelegt, dass sie gefilmt werden. Aus diesen Konzertaufnahmen sollte ein Film entstehen. Das Publikum ist informiert.

»Element of Crime« und Film, da gibt es viele Berührungspunkte. Schon der Name der Band verweist auf den ersten Kinofilm des Dänen Lars von Trier: "The Element of Crime" von 1984. Im Mai 1985 kam der Film auch unter dem Verleihtitel "Spuren eines Verbrechens" in die deutschen Kinos. Die Band »Element of Crime« fand sich 1985 zusammen und benannte sich nach eben jenem Spielfilm. Zuerst wollte man sich als deutsche Band von dem Trend der Deutschen Welle abheben und sang auf Englisch. Erst in den 90ern, als deutsche Texte schon gar nicht mehr angesagt waren, entschlossen sich »Element of Crime«, fortan ausschließlich auf Deutsch zu singen. Sie schwammen gegen den Strom und kamen zu Erfolg.

Sven Regener, ursprünglich aus Bremen, schreibt keine Gebrauchstexte. Die Texte sind vielleicht auch mehr als jeweils ein Song. Bei diesen Texten blieb es nicht. Inzwischen ist Regener vielen als Buchautor bekannt. Zum Beispiel von "Herr Lehmann", zu dem er dann auch das Drehbuch geschrieben hat. Regie führte 2003 Leander Haußmann. Auch der zweite Roman: "Neue Vahr Süd" wurde verfilmt. Aus einer Nebenfigur entstand ein paar Jahre später "Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt". Das Buch wiederum wurde 2017 von Arne Feldhusen auf die Kinoleinwände gebracht. Hauptrolle: Charly Hübner.

Aber noch ein Einwurf zwischendrin. Auch Jakob Ilja, Gründungsmitglied und Gitarrist, kennen auch Filmbegeisterte, die von »Element of Crime« eher nichts wissen. Nämlich als Komponisten zahlreicher Kino- und Fernsehfilme. Zum Beispiel von "Mittagsstunde", Regie Lars Jessen. Oder ganz aktuell: "Micha denkt groß". Hauptrolle hier wie dort: Charly Hübner.

Charly Hübner ist auch nicht nur Schauspieler. In seiner ersten Regiearbeit, "Wildes Herz" (2017), porträtierte er die Punkband »Feine Sahne Fischfilet«. Hübner spricht Hörbücher ein und schreibt auch schon mal über seine Beziehung zu, zum Beispiel, Motörhead oder ganz aktuell Uwe Johnson. Als also die Idee aufkam, einen Film über »Element of Crime« zu machen, weil dafür die Zeit einfach mal reif war, wurde die Band überredet und Charly Hübner verpflichtet. Es funktioniert.

Ein Stück weit ist "Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin" ein Bandporträt. Ein Stück weit ein Porträt über die Stadt Berlin und die Zeit so allgemein. Der Rhythmus, der bei der Abfolge von Konzerten und Gesprächen entsteht, hat etwas Lyrisches. In Nostalgie muss man dabei trotzdem nicht verfallen. Das alte Berlin wird gezeigt, die Kreuzberger Szene, aber im "SO36" waren die Akteure trotzdem schon seit Jahren nicht mehr. Das geben sie unumwunden zu.

Die Bandgeschichte fließt mit ein. Kein Hype, keine Hommage, es bleibt nüchtern und bescheiden. Man erfährt, wie sie zueinander gefunden haben. Jeder kam musikalisch aus einer anderen Ecke. Jeder hatte seine eigene Farbe, die er einbrachte. Da staunen sie dann selbst, dass es sie immer noch gibt. Sie reflektieren. Die Frage kommt auch auf: Wie wäre das Leben wohl verlaufen, ohne die Band. Es wäre sicherlich ein nicht so gutes Leben geworden. In aller Bescheidenheit räumen sie aber auch anderen Musikern und Musikerinnen Raum ein. Bei jedem Konzert gibt es Gäste, zum Beispiel Maike Rosa Vogel, Florian Horwarth, die Indie-Pop-Band Von Wegen Lisbeth und die Jungs von Isolation Berlin. Auch das lockert den Film auf.

Vieles wirkt wie dahin geworfene Brocken, die das Publikum auffangen darf. Sicherlich hat jeder einen anderen Bezug, andere Erinnerungen. Charly Hübner ist Fan, auch wenn das Wort wohl abgenutzt und überstrapaziert ist. Er kann damit was anfangen, es bedeutet ihm etwas, er fragt entsprechend. Eben das vermittelt der Film. Ein Film, der spröde beginnt, sich nicht anschmiegt und einem doch irgendwann ans Herz wächst.

Elisabeth Nagy

* Songtext von "Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin"

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Eine ergänzende Filmbesprechung folgt hier von Ulrike Schirm:

„Das Licht der Gaslaternen lässt uns schwindeln. Und warm sind die Nächte in Berlin. Wir taumeln durch die Straßen, so als wär`n wir jung und schön.“

Die Band »Element of Crime« haben Charly Hübner gefragt, ob er einen Film über ihre Band machen würde. Und er hat ja gesagt. Herausgekommen ist eine Tournee durch fünf Berliner Nächte und Konzertorte. Hübner begleitet die Musiker auf dieser Tournee, die eigens für diesen Film organisiert wurde. Er hat eine besondere eigene Sicht auf die Band und die passt gut.

Ihre Geschichte begann 1985, benannt haben sie sich nach einem Film von Lars von Trier. West – Berlin in den Achtzigern. Zwischen Jazz, Blues und Folk findet die Band ihren unverwechselbaren Stil. Anfangs sangen sie auf Englisch, um sich von der Neuen Deutschen Welle abzugrenzen. Ihre Musik wird zum Soundtrack einer Stadt.

1991 erschien ihre erste deutsche Platte „Damals hinter dem Mond“. Frontmann Sven Regener singt und spielt Gitarre, Trompete, Akkordeon und Klavier. Damals ging es immer nur um Kreuzberg 36, nicht dem heutigen 61, denn da wohnten die interessantesten Menschen. Die Jahre zwischen 1985 und 1990 waren ihre erlebnisreichsten. Übrigens, das "SO36" ist älter als die Band.

Gefunden haben sie sich rein zufällig. Es war die Zeit, in der sie auch ihren ersten Vertrag bei UNIVERSAL bekamen. Sie spielten in kleinen Clubs wechselten dann aber zu großen Bühnen, wie den Admiralspalast, das Metropol, die Zitadelle.

»Element of Crime« ist keine Band, die auf der Bühne improvisiert, wenn, dann nur ganz klein. Sven ist ihr super Songwriter. Er schreibt Texte mit einem ganz großen Herzen. Rotes Licht wird von ihnen auf der Bühne nicht verwendet, das würde Schlager bedeuten. Sie überlegten, was Bob Dylan auf der Bühne machen würde, der lehnte alles ab. Für Schauspieler Charly Hübner ist es eine Band die damals kamen und blieben. Natürlich gab es auch Auseinandersetzungen zwischen ihnen.

Im legendären "SO36" spielten sie vor 800 Gästen und vor 9000 Zuschauern in der Zitadelle in Spandau.

Sven Regener ist nicht nur Musiker, sondern auch Schriftsteller und Drehbuchautor. Eines seiner bekanntesten Bücher ist "Herr Lehmann", das auch verfilmt wurde.

Eines muss man ihnen lassen, sie schreiben die schönsten Liebeslieder, voller Melancholie. Man kann gar nicht anders als zuzuhören. Sie brachten Licht ins Dunkel. „Am Ende zählt doch nur, wo deine Füße stehen, denn da ist der Mittelpunkt der Welt.“ Diesen Konzertfilm kann man nur wärmstens empfehlen. Song: „Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin“.


Gitarre: Jakob Friedrichs (alias Jakob Ilja), Bass: Markus Runzheimer, Schlagzeug: Richard Pappik (“Wir haben keine Tränen, wir haben Tänze“)

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