20. Zurich Film Festival ehrt Pamela Anderson
Die 20. Ausgabe des Schweizer Filmfestivals in Zürich findet vom 3.10. - 13.10.2024 statt und ehrt neben Jude Law und Kate Winslet die Schauspielerin Pamela Anderson.
Heute Abend, den 3.10.2024 ist es so weit: Das 20. Zurich Film Festival öffnet seine Tore und feiert eine ganz besondere Jubiläumsausgabe, auf der die US-Schauspielerin Pamela Anderson in Zürich ausgezeichnet wird.
Für ihre vielseitige Karriere und ihre herausragende Leistung in ihrem neuen Film "The Last Showgirl" erhält die 57-Jährige das "Goldene Auge" des Festivals.
Hier der Trailer:
In dem Filmdrama von Gia Coppola spielen Pamela Anderson in der Titelrolle ein in die Jahre gekommenes Showgirl, Kiernan Shipka eine jüngere Kollegin und Billie Lourd ihre Tochter.
Der Film feierte im September 2024 beim Toronto International Film Festival seine Premiere und wurde letzte Woche erstmals auch in Europa beim 72. Internationalen San Sebastian Film Festival präsentiert. Dort ging der Jury-Spezialpreis des Festivals an die Regisseurin, wie wir anlässlich der Preisvergabe hier schrieben.
Geht es nach Festivaldirektor Christian Jungen, hätte Anderson für die Rolle einen Oscar verdient:
Der Umwelt zuliebe wird das Festival seine Gäste werden auch dieses Jahr in einer vollelektrischen Fahrzeugflotte von Mercedes-Benz kutschieren, bevor sie den Sechseläutenplatz betreten.
Darüber hinaus möchten das Zurich Film Festival das Kino zu einem Ort machen, der für alle zugänglich ist und einen für wenige Stunden in eine andere Welt reisen lässt. Deshalb wird es auch diesmal im Rahmen von ZFF für Kinder ein Screening mit kostenlosem Kontingent für minderbemittelte Familien geben, die sich Kinoeintritte sonst nicht unbedingt leisten können.
In der Sektion «Gala Premieren» präsentiert das Zurich Film Festival jedes Jahr die mit Spannung erwarteten Highlights des Autorenkinos – darunter auch Perlen aus Hollywood mit Oscar-Potenzial – unter anderem mit Sebastian Stan, Tilda Swinton, Julianne Moore, Nicole Kidman und Pierce Brosnan:
Letzten Montag begann der Ticketverkauf. Die erste Vorführung, die ausverkauft war, war jene des von Richard Gere produzierten Dokumentarfilms WISDOM OF HAPPINES mit dem Dalai Lama, der dafür plädiert, das 21. Jahrhundert zum Jahrhundert des Mitgefühls zu machen. Der Film ist eine von 15 Schweizer Produktionen, die das ZFF dieses Jahr präsentiert. Das ZFF spielt also für das einheimische Autorenkino eine wichtige Rolle.
Zudem werden in diesem Jahr gleich drei Filme aus dem Wallis im Programm zu sehen sein. Einerseits bietet der Südkanton mit seinen Bergen eine wunderbare Kulisse für spektakuläres Kino. Andererseits hat der Kanton die Filmförderung ausgebaut und lockt mit Steuervergünstigungen Dreharbeiten ins Rhonetal.
Nebst der unglaublich lustigen Buddy-Komödie TSCHUGGER 4 – DER LÄTSCHT FALL zeigt das ZFF auch AIMING HIGH – RACE AGAINST THE LIMITS von Flavio Gerber und Alun Meyerhans. Ein packender Dokumentarfilm über den Versuch, am Matterhorn einen neuen Abfahrtsklassiker im Skizirkus zu etablieren. Im November, am Anfang der Saison.
Ein schwieriges Unterfangen, da es zu dieser Jahreszeit oft noch zu wenig Schnee hat. Das innovative Projekt sollte den Skisport bereichern, den Tourismus in der Region fördern und Arbeitsplätze schaffen. Doch die Natur spielte nicht mit.
Die Filmemacher waren hautnah an den Organisatoren um Franz Julen dran, zeigen ihr emotionales Auf und Ab. Der Film ist ein Lehrstück darüber, wie der Mensch eben nicht gegen die Natur wirken sollte. Wo liegen die Grenzen des Skisports? Wird der Klimawandel zum Boomerang für den alpinen Tourismus?
Hier der Trailer:
AIMING HIGH feiert seine Weltpremiere am 4. Oktober 2024 in Anwesenheit der Schweizer Skiasse Marco Odermatt und Lara Gut-Behrami, die im Film ebenfalls zu Wort kommen.
Der zweite cineastische Hotspot der Schweiz ist die Stadt St. Gallen. In der Sektion «Gala Premieren» gibt es gleich zwei helvetische Prestigeproduktionen, die in der schönen Gallusstadt mit seiner wunderbaren Klosterkathedrale spielen. Neben dem LANDESVERRÄTER auch FRIEDAS FALL von Maria Brendle.
Sie erzählt das Schicksal einer jungen Näherin, die 1904 ihr Kind umbrachte. Und vor Gericht ohne Chance ist. Bis ein Anwalt ihre Verteidigung übernimmt und den wahren Hintergründen auf die Spur kommt. Das ruft die Zivilgesellschaft auf den Plan, die sich für Gleichberechtigung einsetzt. Ein spannendes Drama nach einem wahren Fall, der damals eine Justizreform nach sich zog, welche Frauen mehr Rechte einräumte.
Und die Geburt eines neuen Stars im Schweizer Film: Julia Bachmann spielt die Titelheldin fulminant und ist sicher eine heiße Anwärterin auf den Preis als beste Darstellerin beim Schweizer Filmpreis 2025.
Eine weitere helvetische Entdeckung ist IM SCHATTEN DER TRÄUME des Zürchers Martin Witz. Ein Dokumentarfilm über die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Komponisten Michael Jary und dem homosexuelle Liedtexter Bruno Balz. Die beiden haben in den wilden Zwanzigern und dann in der Nazizeit viele Schlager für eskapistische Musicals geschaffen, vor allem für Superstar Zarah Leander. Und dabei mit subversiven Zwischentönen die Propaganda von Goebbels Gnaden unterlaufen.
Martin Witz, der schon mit GATEWAYS TO NEW YORK über den Brückenbauer Othmar H. Ammann und THE SUBSTANCE über LSD-Erfinder Albert Hofmann bewiesen hat, dass er mit Archivaufnahmen spannendes und publikumswirksames Kino gestalten kann, legt hier den vielleicht besten Film seiner Karriere vor. IM SCHATTEN DER TRÄUME ist ein fulminanter Streifzug durch die deutsche Filmgeschichte, die einen mit ihren großartigen Bildern und den redegewandten Zeitzeugen von Beginn weg in den Bann zieht und zeigt, wie prägend der Soundtrack für die siebte Kunst ist.
Im internationalen Wettbewerb, der das Herzstück des Festivals bildet, präsentieren vielversprechende Filmemacherinnen und Filmemacher ihre ersten, zweiten oder dritten Regiearbeiten. Sie konkurrieren um das Goldene Auge, den Hauptpreis des ZFF. Alle nominierten Filme sind Welt-, Europa- oder Schweizer Premieren.
Mit acht Musikerinnen und Musikern auf der Bühne plus einem VJ präsentieren das Rebel Babel Film Orchestra und der Filmmusik Komponist Łukasz L.U.C. Rostkowski am 6. Oktober 2024 eine einzigartige Musik- und Videodarbietung zum polnischen Oscar®-Anwärter von 2024, THE PEASANTS.
Hier der Trailer:
Insgesamt präsentiert das Festival 107 Filme – jeder dritte davon als Welt- oder Europapremiere. Aus 3800 gesichteten Werken sind dies nach Meinung des fünfköpfigen Programmteam die gelungensten und relevantesten Filme des Festivals - darunter auch 16 Schweizer Filme mit Highlights aus dem Dokumentarfilm Wettbewerb wie HOME IS THE OCEAN von Livia Vonaesch, ein faszinierendes Portrait einer Familie, die seit vielen Jahren auf einem Segelschiff lebt, oder mit WHEN WE WERE SISTERS, der neue Film von BLUE MY MIND Macherin Lisa Brühlmann aus dem Spielfilmwettbewerb.
Hier der Trailer:
Das Kino ist der Spiegel des Lebens, ein Seismograf unserer Gesellschaft, der anzeigt, welche Themen zu reden geben. Den Zeiten entsprechend ist der Dokumentarfilm-Wettbewerb so politisch wie kaum zuvor.
Da ist zum Beispiel HOMEGROWN, in dem Michael Premo drei Proud Boys porträtiert, sozusagen Trumps Hells Angels. Er hat sie über einen längeren Zeitraum begleitet, alle drei waren am Sturm aufs Capitol vom 6. Januar 2021 beteiligt. Viel gemeinsam haben sie nicht, bis auf drei Dinge: Sie sind wütend, wähnen sich in einem Krieg und sehen in Trump ihren Erlöser.
Ein anderer Film, der schon vor der Premiere hohe Wellen schlägt, ist RUSSIANS AT WAR von Anastasia Trofimova. Die russischstämmige Kanadierin hat ohne Erlaubnis sieben Monate lang in einem russischen Bataillon an der Front verbracht. Sie zeigt das Elend der Soldaten, die von Putin als Kanonenfutter verheizt werden und teilweise offen Moskau kritisieren.
Hier der Trailer:
Dem Film wird vorgeworfen, pro-russische Propaganda zu betreiben. Das ZFF sieht RUSSIANS AT WAR jedoch als Antikriegsfilm, der – ähnlich wie der mit vier Oscars prämierte IM WESTEN NICHTS NEUES – zeigt, wie vorwiegend junge Soldaten verheizt werden.
Und weil das Festival in diesem Jahr kurz vor den amerikanischen Präsidentschaftswahlen stattfindet und das Kino auch ein Seismograf der Gesellschaft spiegelt, setzt sich das ZFF auf verschiedene Weise mit der Polarisierung der amerikanischen Bevölkerung auseinander.
Zum Beispiel beim Eröffnungsfilm THE ORDER des australischen Regisseurs Justin Kurzel. Darin erschüttert eine Serie von Banküberfällen und Anschlägen auf eine Synagoge oder ein Pornokino den amerikanischen Nordwesten. Der einsame FBI-Agent Terry (Jude Law) macht sich auf in ein verschlafenes Nest in Idaho und kommt bald einer White-Supremacy-Terrorzelle auf die Spur, welche den amerikanischen Staat aus den Angeln heben will.
THE ORDER spielt 1983 und erzählt die wahre Geschichte der Neonazi-Gruppe The Silent Broderhood. Der Film ist hochspannend und erinnert von seiner Machart her an Genreklassiker des New Hollywood wie THE FRENCH CONNECTION. Jude Law brilliert in der Hauptrolle, er ist aber auch der Produzent des Films. Ausgezeichnet wird er am Eröffnungsabend in Anwesenheit von Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider für seine Karriere mit dem Goldenen Auge.
Aber auch der Schlussfilm ist politisch: THE APPRENTICE des iranischen Regisseurs Ali Abassi (HOLY SPIDER). Es ist ein Biopic über den jungen Donald Trump (Sebastian Stan), das zeigt, wie Trump in den 1970ern und 1980ern in New York zum Immobilien-Tycoon aufstieg und die Lektionen seines Anwalts Roy Cohn (Jeremy Strong) verinnerlichte: Nie Schwäche zeigen, nie einen Fehler zugeben und immer zum Angriff übergehen, wenn man unter Druck gesetzt wird.
Hier der Trailer:
Donald Trump nennt den Film, der in einer Szene auch zeigt, wie er seine erste Frau Ivana Trump vergewaltigte, eine «komplette Lüge». Er versuchte die Veröffentlichung des Films in den USA zu verhindern. Vergeblich.
Den »Golden Icon Award« erhält im ZFF-Jubiläumsjahr Kate Winslet für ihre Karriere. Sie ist eine wahre Ikone des Kinos. Seit ihrem Durchbruch in James Camerons Jahrhundert-Klassiker TITANIC von 1997, in dem sie sich auf hoher See als suizidales Rich Kid Rose in den einfachen und lebensfrohen jungen Jack (Leonardo DiCaprio) verliebt, hat sie uns mit ihrem Charisma immer wieder aufs Neue begeistert.
Die 48-jährige Britin stellt am Abend des 7. Oktobers 2024 ihren neuen Film LEE vor, ein Biopic, das Winselt als Produzentin selber initiierte und in dem sie die Hauptrolle von Lee Miller (1907-1977) spielt: Die Amerikanerin war ein gefeiertes Model, das mit Picasso und Max Ernst befreundet war und in Frankreich ein frivoles Bohemien-Leben führte, ehe sie ihre wahre Bestimmung fand: Fotografin zu werden. Als Reporterin für die «Vogue» besuchte sie die Schlachtfelder des Zweiten Weltkrieges und schoss schaurig-schöne Bilder, welche unsere Vorstellung von der Nazi-Hölle und dem Holocaust bis heute prägen.
Hier der Trailer zu Ellen Kuras Film, den wir schon am 19.09.2024 bei uns im BAF-Blog kritisch besprochen hatten.
Im Filmprogramm des ZFF, das hier abgerufen werden kann, sind zudem einige Perlen untergebracht, die in wenigen Monaten zu den großen Abräumern bei den Oscars gehören könnten – beispielsweise CONCLAVE von Edward Berger, THE LAST SHOWGIRL von Gia Coppola, SEPTEMBER 5 von Tim Fehlbaum oder THE ROOM NEXT DOOR von Pedro Almodóvar.
Link: zff.com/de
Heute Abend, den 3.10.2024 ist es so weit: Das 20. Zurich Film Festival öffnet seine Tore und feiert eine ganz besondere Jubiläumsausgabe, auf der die US-Schauspielerin Pamela Anderson in Zürich ausgezeichnet wird.
Für ihre vielseitige Karriere und ihre herausragende Leistung in ihrem neuen Film "The Last Showgirl" erhält die 57-Jährige das "Goldene Auge" des Festivals.
Hier der Trailer:
In dem Filmdrama von Gia Coppola spielen Pamela Anderson in der Titelrolle ein in die Jahre gekommenes Showgirl, Kiernan Shipka eine jüngere Kollegin und Billie Lourd ihre Tochter.
Der Film feierte im September 2024 beim Toronto International Film Festival seine Premiere und wurde letzte Woche erstmals auch in Europa beim 72. Internationalen San Sebastian Film Festival präsentiert. Dort ging der Jury-Spezialpreis des Festivals an die Regisseurin, wie wir anlässlich der Preisvergabe hier schrieben.
Geht es nach Festivaldirektor Christian Jungen, hätte Anderson für die Rolle einen Oscar verdient:
"Wir freuen uns deshalb sehr, Pamela Anderson, diese Kult-Schauspielerin, mit der viele von uns aufgewachsen sind und die sich immer wieder neu erfunden hat, zu ehren."
Der Umwelt zuliebe wird das Festival seine Gäste werden auch dieses Jahr in einer vollelektrischen Fahrzeugflotte von Mercedes-Benz kutschieren, bevor sie den Sechseläutenplatz betreten.
Darüber hinaus möchten das Zurich Film Festival das Kino zu einem Ort machen, der für alle zugänglich ist und einen für wenige Stunden in eine andere Welt reisen lässt. Deshalb wird es auch diesmal im Rahmen von ZFF für Kinder ein Screening mit kostenlosem Kontingent für minderbemittelte Familien geben, die sich Kinoeintritte sonst nicht unbedingt leisten können.
Zum 20. Geburtstag des Zurich Film Festival (ZFF) hat der große, zumeist in Berlin lebende, Düsseldorfer Autorenfilmer und ZFF-Preisträger ein einzigartiges ZFF-Plakat designt, signiert und mit einer goldenen Zwanzig versehen. Die Plakate von Wim Wenders werden in einer Auflage von 50 Stück produziert und sind ab sofort im NZZ Shop für je 1’750.00 CHF erhältlich.
In der Sektion «Gala Premieren» präsentiert das Zurich Film Festival jedes Jahr die mit Spannung erwarteten Highlights des Autorenkinos – darunter auch Perlen aus Hollywood mit Oscar-Potenzial – unter anderem mit Sebastian Stan, Tilda Swinton, Julianne Moore, Nicole Kidman und Pierce Brosnan:
THE APPRENTICE von Ali Abbasi
THE ROOM NEXT DOOR von Pedro Almodóvar
BABYGIRL von Halina Reijn
BONJOUR TRISTESSE von Durga Chew Bose
BERGERS von Sophie Deraspe
IDDU von Fabio Grassadonia & Antonio Piazza
THE UNHOLY TRINITY von Richard Gray
HAGEN – IM TAL DER NIBELUNGEN von Cyrill Boss & Philipp Stennert
FRIEDAS FALL von Maria Brendle
AIMING HIGH – A RACE AGAINST THE LIMITS von Flavio Gerber & Alun Meyerhans
Letzten Montag begann der Ticketverkauf. Die erste Vorführung, die ausverkauft war, war jene des von Richard Gere produzierten Dokumentarfilms WISDOM OF HAPPINES mit dem Dalai Lama, der dafür plädiert, das 21. Jahrhundert zum Jahrhundert des Mitgefühls zu machen. Der Film ist eine von 15 Schweizer Produktionen, die das ZFF dieses Jahr präsentiert. Das ZFF spielt also für das einheimische Autorenkino eine wichtige Rolle.
Zudem werden in diesem Jahr gleich drei Filme aus dem Wallis im Programm zu sehen sein. Einerseits bietet der Südkanton mit seinen Bergen eine wunderbare Kulisse für spektakuläres Kino. Andererseits hat der Kanton die Filmförderung ausgebaut und lockt mit Steuervergünstigungen Dreharbeiten ins Rhonetal.
Nebst der unglaublich lustigen Buddy-Komödie TSCHUGGER 4 – DER LÄTSCHT FALL zeigt das ZFF auch AIMING HIGH – RACE AGAINST THE LIMITS von Flavio Gerber und Alun Meyerhans. Ein packender Dokumentarfilm über den Versuch, am Matterhorn einen neuen Abfahrtsklassiker im Skizirkus zu etablieren. Im November, am Anfang der Saison.
Ein schwieriges Unterfangen, da es zu dieser Jahreszeit oft noch zu wenig Schnee hat. Das innovative Projekt sollte den Skisport bereichern, den Tourismus in der Region fördern und Arbeitsplätze schaffen. Doch die Natur spielte nicht mit.
Die Filmemacher waren hautnah an den Organisatoren um Franz Julen dran, zeigen ihr emotionales Auf und Ab. Der Film ist ein Lehrstück darüber, wie der Mensch eben nicht gegen die Natur wirken sollte. Wo liegen die Grenzen des Skisports? Wird der Klimawandel zum Boomerang für den alpinen Tourismus?
Hier der Trailer:
AIMING HIGH feiert seine Weltpremiere am 4. Oktober 2024 in Anwesenheit der Schweizer Skiasse Marco Odermatt und Lara Gut-Behrami, die im Film ebenfalls zu Wort kommen.
Der zweite cineastische Hotspot der Schweiz ist die Stadt St. Gallen. In der Sektion «Gala Premieren» gibt es gleich zwei helvetische Prestigeproduktionen, die in der schönen Gallusstadt mit seiner wunderbaren Klosterkathedrale spielen. Neben dem LANDESVERRÄTER auch FRIEDAS FALL von Maria Brendle.
Sie erzählt das Schicksal einer jungen Näherin, die 1904 ihr Kind umbrachte. Und vor Gericht ohne Chance ist. Bis ein Anwalt ihre Verteidigung übernimmt und den wahren Hintergründen auf die Spur kommt. Das ruft die Zivilgesellschaft auf den Plan, die sich für Gleichberechtigung einsetzt. Ein spannendes Drama nach einem wahren Fall, der damals eine Justizreform nach sich zog, welche Frauen mehr Rechte einräumte.
Und die Geburt eines neuen Stars im Schweizer Film: Julia Bachmann spielt die Titelheldin fulminant und ist sicher eine heiße Anwärterin auf den Preis als beste Darstellerin beim Schweizer Filmpreis 2025.
Eine weitere helvetische Entdeckung ist IM SCHATTEN DER TRÄUME des Zürchers Martin Witz. Ein Dokumentarfilm über die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Komponisten Michael Jary und dem homosexuelle Liedtexter Bruno Balz. Die beiden haben in den wilden Zwanzigern und dann in der Nazizeit viele Schlager für eskapistische Musicals geschaffen, vor allem für Superstar Zarah Leander. Und dabei mit subversiven Zwischentönen die Propaganda von Goebbels Gnaden unterlaufen.
Martin Witz, der schon mit GATEWAYS TO NEW YORK über den Brückenbauer Othmar H. Ammann und THE SUBSTANCE über LSD-Erfinder Albert Hofmann bewiesen hat, dass er mit Archivaufnahmen spannendes und publikumswirksames Kino gestalten kann, legt hier den vielleicht besten Film seiner Karriere vor. IM SCHATTEN DER TRÄUME ist ein fulminanter Streifzug durch die deutsche Filmgeschichte, die einen mit ihren großartigen Bildern und den redegewandten Zeitzeugen von Beginn weg in den Bann zieht und zeigt, wie prägend der Soundtrack für die siebte Kunst ist.
Im internationalen Wettbewerb, der das Herzstück des Festivals bildet, präsentieren vielversprechende Filmemacherinnen und Filmemacher ihre ersten, zweiten oder dritten Regiearbeiten. Sie konkurrieren um das Goldene Auge, den Hauptpreis des ZFF. Alle nominierten Filme sind Welt-, Europa- oder Schweizer Premieren.
Mit acht Musikerinnen und Musikern auf der Bühne plus einem VJ präsentieren das Rebel Babel Film Orchestra und der Filmmusik Komponist Łukasz L.U.C. Rostkowski am 6. Oktober 2024 eine einzigartige Musik- und Videodarbietung zum polnischen Oscar®-Anwärter von 2024, THE PEASANTS.
Hier der Trailer:
Der Film ist eine Verfilmung des Romans von Władysław Reymont, der mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Dieses multimodale Spektakel kombiniert gemalte Visuals mit der einzigartigen Musik des Films. Es stellt polnische Volksmusik auf die Weltbühne, spezifisch von den Stämmen in Grosspolen (Wielkopolska), Kleinpolen (Małopolska), den Masuren (Mazury) und Sieradz-Łęczyca, Regionen, die für ihr besonderes kulturelles Erbe bekannt sind.
Insgesamt präsentiert das Festival 107 Filme – jeder dritte davon als Welt- oder Europapremiere. Aus 3800 gesichteten Werken sind dies nach Meinung des fünfköpfigen Programmteam die gelungensten und relevantesten Filme des Festivals - darunter auch 16 Schweizer Filme mit Highlights aus dem Dokumentarfilm Wettbewerb wie HOME IS THE OCEAN von Livia Vonaesch, ein faszinierendes Portrait einer Familie, die seit vielen Jahren auf einem Segelschiff lebt, oder mit WHEN WE WERE SISTERS, der neue Film von BLUE MY MIND Macherin Lisa Brühlmann aus dem Spielfilmwettbewerb.
Hier der Trailer:
Synopsis:
1996: Die fünfzehnjährige Valeska fährt mit ihrer Mutter Monica in die Ferien. Mit dabei ist auch Jacques, der neue Freund der Mutter, und dessen Tochter Lena, mit der Valeska nichts anfangen kann. Langsam entwickelt sich jedoch eine Freundschaft zwischen den beiden Mädchen. Doch die Beziehung der Erwachsenen läuft immer mehr aus dem Ruder.
Das Kino ist der Spiegel des Lebens, ein Seismograf unserer Gesellschaft, der anzeigt, welche Themen zu reden geben. Den Zeiten entsprechend ist der Dokumentarfilm-Wettbewerb so politisch wie kaum zuvor.
Da ist zum Beispiel HOMEGROWN, in dem Michael Premo drei Proud Boys porträtiert, sozusagen Trumps Hells Angels. Er hat sie über einen längeren Zeitraum begleitet, alle drei waren am Sturm aufs Capitol vom 6. Januar 2021 beteiligt. Viel gemeinsam haben sie nicht, bis auf drei Dinge: Sie sind wütend, wähnen sich in einem Krieg und sehen in Trump ihren Erlöser.
Ein anderer Film, der schon vor der Premiere hohe Wellen schlägt, ist RUSSIANS AT WAR von Anastasia Trofimova. Die russischstämmige Kanadierin hat ohne Erlaubnis sieben Monate lang in einem russischen Bataillon an der Front verbracht. Sie zeigt das Elend der Soldaten, die von Putin als Kanonenfutter verheizt werden und teilweise offen Moskau kritisieren.
Hier der Trailer:
Dem Film wird vorgeworfen, pro-russische Propaganda zu betreiben. Das ZFF sieht RUSSIANS AT WAR jedoch als Antikriegsfilm, der – ähnlich wie der mit vier Oscars prämierte IM WESTEN NICHTS NEUES – zeigt, wie vorwiegend junge Soldaten verheizt werden.
Und weil das Festival in diesem Jahr kurz vor den amerikanischen Präsidentschaftswahlen stattfindet und das Kino auch ein Seismograf der Gesellschaft spiegelt, setzt sich das ZFF auf verschiedene Weise mit der Polarisierung der amerikanischen Bevölkerung auseinander.
Zum Beispiel beim Eröffnungsfilm THE ORDER des australischen Regisseurs Justin Kurzel. Darin erschüttert eine Serie von Banküberfällen und Anschlägen auf eine Synagoge oder ein Pornokino den amerikanischen Nordwesten. Der einsame FBI-Agent Terry (Jude Law) macht sich auf in ein verschlafenes Nest in Idaho und kommt bald einer White-Supremacy-Terrorzelle auf die Spur, welche den amerikanischen Staat aus den Angeln heben will.
THE ORDER spielt 1983 und erzählt die wahre Geschichte der Neonazi-Gruppe The Silent Broderhood. Der Film ist hochspannend und erinnert von seiner Machart her an Genreklassiker des New Hollywood wie THE FRENCH CONNECTION. Jude Law brilliert in der Hauptrolle, er ist aber auch der Produzent des Films. Ausgezeichnet wird er am Eröffnungsabend in Anwesenheit von Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider für seine Karriere mit dem Goldenen Auge.
Aber auch der Schlussfilm ist politisch: THE APPRENTICE des iranischen Regisseurs Ali Abassi (HOLY SPIDER). Es ist ein Biopic über den jungen Donald Trump (Sebastian Stan), das zeigt, wie Trump in den 1970ern und 1980ern in New York zum Immobilien-Tycoon aufstieg und die Lektionen seines Anwalts Roy Cohn (Jeremy Strong) verinnerlichte: Nie Schwäche zeigen, nie einen Fehler zugeben und immer zum Angriff übergehen, wenn man unter Druck gesetzt wird.
Hier der Trailer:
Donald Trump nennt den Film, der in einer Szene auch zeigt, wie er seine erste Frau Ivana Trump vergewaltigte, eine «komplette Lüge». Er versuchte die Veröffentlichung des Films in den USA zu verhindern. Vergeblich.
Den »Golden Icon Award« erhält im ZFF-Jubiläumsjahr Kate Winslet für ihre Karriere. Sie ist eine wahre Ikone des Kinos. Seit ihrem Durchbruch in James Camerons Jahrhundert-Klassiker TITANIC von 1997, in dem sie sich auf hoher See als suizidales Rich Kid Rose in den einfachen und lebensfrohen jungen Jack (Leonardo DiCaprio) verliebt, hat sie uns mit ihrem Charisma immer wieder aufs Neue begeistert.
Die 48-jährige Britin stellt am Abend des 7. Oktobers 2024 ihren neuen Film LEE vor, ein Biopic, das Winselt als Produzentin selber initiierte und in dem sie die Hauptrolle von Lee Miller (1907-1977) spielt: Die Amerikanerin war ein gefeiertes Model, das mit Picasso und Max Ernst befreundet war und in Frankreich ein frivoles Bohemien-Leben führte, ehe sie ihre wahre Bestimmung fand: Fotografin zu werden. Als Reporterin für die «Vogue» besuchte sie die Schlachtfelder des Zweiten Weltkrieges und schoss schaurig-schöne Bilder, welche unsere Vorstellung von der Nazi-Hölle und dem Holocaust bis heute prägen.
Hier der Trailer zu Ellen Kuras Film, den wir schon am 19.09.2024 bei uns im BAF-Blog kritisch besprochen hatten.
Im Filmprogramm des ZFF, das hier abgerufen werden kann, sind zudem einige Perlen untergebracht, die in wenigen Monaten zu den großen Abräumern bei den Oscars gehören könnten – beispielsweise CONCLAVE von Edward Berger, THE LAST SHOWGIRL von Gia Coppola, SEPTEMBER 5 von Tim Fehlbaum oder THE ROOM NEXT DOOR von Pedro Almodóvar.
Link: zff.com/de
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