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74. Berlinale 2024: Vergabe des Goldenen, der Silbernen und Gläsernen Bären

Die 74. Internationalen Filmfestspiele Berlin vergaben am Samstagabend in der Bundeshauptstadt den Goldenen und die Silbernen Bären bei einer Preisgala. Der Hauptpreis ging an eine Dokumentation.



20 Produktionen mit 30 beteiligten Ländern waren in diesem Jahr im Berlinale-Wettbewerb zu sehen. Präsidentin der Internationalen Jury war die kenianisch-mexikanische Schauspielerin und Filmemacherin Lupita Nyong'o, die 2014 für ihre Nebenrolle in "12 Years a Slave" einen Oscar bekam.

Mit einem vergünstigten Publikumstag geht am Sonntag die 74. Berlinale 2024 zu Ende, sodass einige der ausgezeichneten Filme noch zu sehen sein werden, darunter die Panorama Publikumspreise, die am Sonntagabend im Kino International vorgestellt werden.

Die Mitglieder der Internationalen Jury 2024, Lupita Nyong'o (Präsidentin), Brady Corbet, Ann Hui, Christian Petzold, Albert Serra, Jasmine Trinca und Oksana Zabuzhko vergeben folgende Preise:

WETTBEWERB:

Goldener Bär für den Besten Film (an die Produzent*innen)
"Dahomey" von Mati Diop
produziert von: Eve Robin, Judith Lou Lévy, Mati Diop
über einen jungen palästinensischen Aktivisten der seit seiner Kindheit gegen die Vertreibung aus dem im Westjordanland durch die israelische Besatzung kämpft.

Silberner Bär Großer Preis der Jury
"Yeohaengjaui pilyo" (A Traveler’s Needs)
von Hong Sangsoo

Silberner Bär Preis der Jury
"L’ Empire" (The Empire) von Bruno Dumont

Silberner Bär für die Beste Regie
Nelson Carlos De Los Santos Arias für "Pepe"

Silberner Bär für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle
Sebastian Stan in "A Different Man"
von Aaron Schimberg

Silberner Bär für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle
Emily Watson in "Small Things Like These"
von Tim Mielants

Silberner Bär für das Beste Drehbuch
Matthias Glasner "Sterben" (Dying)
von Matthias Glasner

Silberner Bär für eine Herausragende Künstlerische Leistung
Martin Gschlacht für die Kamera in "Des Teufels Bad" (The Devil’s Bath)
von Veronika Franz & Severin Fiala

ENCOUNTERS:

Die Encounters Jury zeichnete die dreieinhalbstündige Doku "Direct Action" von Guillaume Cailleau und Ben Russell (CaSk Films) über eine radikal-ländliche französische Protestbewegung als Besten Film aus, darüber hinaus erhielt der Film eine Special Mention der Documentary Award Jury.

Der Leser*innenpreis des „Tagesspiegels“ ging an den französischen Dokumentar-Debütfilm "Une famille" (A Family) von Christine Angot über eine vom verstorbenen Vater sexuell missbrauchte Frau.

DOKUMENTARFILMPREIS:

"No Other Land"
von Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham, Rachel Szor
produziert von: Fabien Greenberg, Bård Kjøge Rønning

GWFF Preis Bester Erstlingsfilm

"Cu Li Không Bao Giờ Khóc" (Cu Li Never Cries)
von Phạm Ngọc Lân (Sektion Panorama)
produziert von: Nghiêm Quỳnh Trang, Trần Thị Bích Ngọc über die Rückkehr einer Frau aus Deutschland in ihre vietnamesische Heimat, in der ihre junge Nichte sich auf die Hochzeit vorbereitet.

PANORAMA Publikumspreise:

Der 26. Panorama Publikums-Preis für den besten Spielfilm geht am Sonntag an "Memorias de un cuerpo que arde" (Memories of a Burning Body) von Antonella Sudasassi Furniss. Bei den Panorama Dokumenten gewinnt "No Other Land" von Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham und Rachel Szor.

TEDDY AWARDS:

Als bester Spielfilm wurde "All Shall Be Well" von Ray Yeung ausgezeichnet. Zum besten Dokumentarfilm wurde die Musikdoku "Teaches of Peaches" von Philipp Fussenegger & Judy Landkammer gekürt.

CALIGARI-Preis des Forums:

„Shahid“ (Märtyrer) von Narges Kalhor über ein aberwitziges Werk zwischen Realität und Fiktion, Theater und Musical.

AMNESTY International Filmpreis:

"The Strangers' Case" (Das Los des Fremden) von Brandt Andersen (Jordanien) Berlinale Spezial Gala über in Notlage geratene Migranten in fremden Ländern, frei nach Shakespear.

HEINER-CAROW-Preis:
Preis zur Förderung deutscher Filmkunst aus allen Sektionen.

Preisträger 2024 geht an "Ivo" von Eva Trobisch (Encounters) über eine Palliativpflegerin.


Erste Berlinale-Preise wurden schon am Freitag vergeben.

GENERATION:

Den Gläsernen Bären für den besten Film der Generation 14plus vergab die Jugend-Jury an "Last Swim" von Sasha Nathwani über eine ehrgeizige junge Londonerin mit iranischer Herkunft, der es schwerfällt, immer optimistisch zu bleiben. Eine lobende Erwähnung gab es für "Kai Shi De Qiang" (She Sat There Like All Ordinary Ones) von Qu Youjia (China) über die Achterbahn der Gefühle zweier junger Sportlerinnen.

Die Kinder-Jury vergab ihren Preis für den Besten Film in Generation Kplus an "It’s Okay!" von Kim Hye-young über das tragische Schicksal einer sehr jungen, koreanischen Tänzerin. Eine lobende Erwähnung gab es für "Young Hearts" von Anthony Schatteman (Niederlande) über die Achterbahn der Gefühle zweier 14-jährigen, befreundeten Jungs.

Internationale Jury von Generation vergab den Großen Preis für den Besten Film in Generation Kplus an den peruanischen Film "Reinas" von Klaudia Reynicke, über die Übersiedlung einer Familie von Peru in die USA, in dem Schauspiel, Lichtsetzung, Figuren und Story auf harmonische Weise zusammenwirken, so die Jury.

Der Großer Preis der Internationalen Jury für den Besten Film in Generation 14plus ging an "Comme le feu" (Who by Fire) von Philippe Lesage (Kanada) über Liebe und Hass, Reife und Kindlichkeit, Schönheit und Gewalt, in dem die Schwächen und Fehler der Erwachsenen die beunruhigende Zukunft der jungen Protagonist*innen spiegeln.

WEITERE PREISE unabhängiger Jurys:

Bereits am Freitag wurde der österreichische Dokumentarfilm "Favoriten" von Ruth Beckermann über eine Wiener Volksschulklasse in der nur Kinder von Migranten sitzen, mit dem Friedensfilmpreis der Heinrich-Böll-Stiftung ausgezeichnet.

Der dreistündige Streifen "Sterben" von Regisseur Matthias Glasner - mit Lars Eidinger und Corinna Harfouch in den Hauptrollen - wurde mit dem »Gilde Filmpreis« der Arthouse Kinos als auch dem Preis der Leserjury der "Berliner Morgenpost" ausgezeichnet.

Der iranische Film "My Favourite Cake" von Maryam Moghaddam & Behtash Sanaeeha (Watchmen Productions) gewann den Preis der ökumenischen Jury und den Preis der FIPRESCI-Jury Wettbewerb.

Angelikas Filmkritik:

Was selten passiert: Publikum und Kritiker konnten sich ausnahmsweise mal einigen auf den zu Herzen gehenden Film aus dem Iran: "KEYKE MAHBOOBE MAN" (My Favorite Cake - Mein liebster Kuchen). Bei einem Glas Weißwein integrierten sich die beiden Haupt-Darsteller Lily Farhadpour und Esmail Mehrabi aus dem Iran wie zwei alte Bekannte ins Publikum und ließen sich wie selten selbstverständlich von vielen der im Saal anwesenden Menschen kurz umarmen. Die Preisverleihung machte so den Eindruck einer gelungenen Familien-Feier.

Mit diesem Film wagen Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha einen erstaunlichen Film gegen die gängigen Verhaltensmaßregeln der iranischen Regierung. Die im Film alleinlebende 70-jährige Mahin, die sich auf Kaffe-Kränzchen mit gleichaltrigen und ebenfalls alleinstehenden Freundinnen immer wieder die angeberischen und selbstverständlich erfundenen und erlogenen Liebes-Erlebnisse mit den Herren der Schöpfung anhören muss, beschließt ihren einsamen Alltag zu verändern.

Nämlich ihre langweiligen Alters-Spaziergänge und Alters-Beschäftigungen aufzugeben und allein etwas zu unternehmen — und somit für Frauen im Iran ungewöhnliche und eigentlich verbotene Initiativen zu wagen.

So geht sie allein in ein Restaurant essen, in dem zum Beispiel viele Taxifahrer kurz Ihre Mittagspause verbringen, weil es sich nicht lohnt über Mittag zum Essen nach Hause zu fahren.

Dort sucht sie sich einen der Anwesenden aus von dem sie aus den lauten Gesprächen über die Tische hinweg erfahren hat, dass er alleinstehend ist. Natürlich bucht sie für sich genau dessen Taxe und verwickelt den ziemlich scheuen, aber freundlichen Mann in Gespräche, die für Frauen im Iran sich eigentlich nicht ziemen. Sie schafft es, diesen einsamen Mann in ihr Zuhause mitzunehmen. Dort verwöhnt sie ihn stundenlang durch immer neu gebackenen Kuchen-Kreationen… und durch unmäßig viele Gläser des im Iran verbotenen Alkohols.

Die beiden einsamen alten Leute verstehen sich prächtig… Nur leider ist der Taxifahrer überhaupt keinen Alkohol-Genuss gewöhnt. Das Ende der Geschichte wird hier in dieser Film-Besprechung absichtlich nicht erwähnt. Auf jeden Fall geht es in „My Favorite Cake“ um einen herzerwärmenden Film, der im Iran ganz sicherlich verboten sein wird — es sei denn man geht dort mit alten Frauen vorsichtiger und zaghafter um als mit den jungen Frauen, die sich gegen Regeln auflehnen und zum Beispiel nicht auf den Sitz ihrer Haare aufpassen.

Angelika Kettelhack


Übersicht FIPRESCI-Jury-Preise:

Wettbewerb
"Keyke mahboobe man" (My Favourite Cake) von Maryam Moghaddam & Behtash Sanaeeha

Encounters
"Dormir de olhos abertos" (Sleep with Your Eyes Open) von Nele Wohlatz

Panorama
"Faruk" von Aslı Özge

Forum
"The Human Hibernation" von Anna Cornudella Castro

Übersicht Preise der ÖKUMENISCHEN Jury:

Wettbewerb
"Keyke mahboobe man" (My Favourite Cake) von Maryam Moghaddam & Behtash Sanaeeha

Panorama
"Sex" von Dag Johan Haugerud

Forum
"Marijas klusums" (Maria’s Silence) von Dāvis Sīmanis

Lobende Erwähnung: "Intercepted" von Oksana Karpovych

CICAE Art Cinema Award:

Panorama
"Sex" von Dag Johan Haugerud

Forum
"Shahid" von Narges Kalhor

Label EUROPA-CINEMAS:

"Sex" von Dag Johan Haugerud

AG KINO GILDE - Cinema Vision für junges Publikum:

"Last Swim" von Sasha Nathwani (Generation 14plus)
Lobende Erwähnung: "Disco Afrika: une histoire Malagache" (Disco Afrika: A Malagasy Story) von Luck Razanajaona (Generation 14plus).

Link: www.berlinale.de

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