24. Deutscher Fernsehpreis 2023: Branche beweihräucherte sich selbst
Ist der "Deutsche Fernsehpreis" erneut in einer Krise? - Das deutsche Fernsehpublikum wollte der Übertragung in SAT.1 nicht folgen und schaltete massenhaft ab.
Turnusgemäß wurde der Deutsche Fernsehpreis von SAT.1 am 28. September 2023 ab 20:15 Uhr im Free TV übertragen. 2022 hatte noch das ZDF das Zepter der Preisverleihung in der Hand und bewegte damals mit 2,18 Millionen Zusehenden mehr als doppelt so viele Menschen zum Einschalten, als am Donnerstagabend beim privaten Fernsehsender SAT.1, dem nur noch knapp eine Million Zuschauer*innen folgen wollte.
Allerdings überzeugt das ZDF bei der 24. Ausgabe des Deutschen Fernsehpreises 2023 erneut mit anspruchsvollen fiktionalen Programmen, aber auch mit Unterhaltung und Sport. Zu den Preisträgern gehörten der ZDF-Fernsehfilm "Die Bürgermeisterin", die internationale Thriller-Serie "Der Schwarm", die Serien "Gestern waren wir noch Kinder" und "Der Schatten". Geehrt wurden außerdem das ZDF-Sportteam für die "Beste Sportsendung", Mark Achterberg, Regisseur der "Giovanni-Zarella-Show", und "frontal"-Reporter Arndt Ginzel.
Auflösung des Fernsehpreises und Neugründung 2015/16
Im Februar 2014 wurde bekannt, dass der Gesellschaftervertrag zwischen ARD, ZDF, RTL und SAT.1 gekündigt wurde und es somit nach 2014 keinen weiteren Deutschen Fernsehpreis mehr geben würde.
Verhandlungen zwischen den Stiftern im August 2015 ergaben, dass der Deutsche Fernsehpreis erst wieder 2016 mit neuem Konzept in den Düsseldorfer Rheinterrassen stattfinden sollte, aber nicht mehr voll im Fernsehen übertragen wird, sondern nur als halbstündige Zusammenfassung gesendet werden würde.
Erneute Veränderungen 2020/21
Ab 2020 sollte die Verleihung wieder live im Fernsehen gezeigt und im Kölner Coloneum stattfinden, wo er schon die ersten 16 Jahren veranstaltet worden war. Aufgrund der COVID-19-Pandemie musste die Verleihungsveranstaltung jedoch komplett abgesagt werden.
In den Statuten gab es ebenfalls wieder Neuerungen. Die Sendervertreter arbeiten zwar weiterhin mit der Jury zusammen, jedoch stimmen sie nun bei der finalen Preisentscheidung nicht mehr mit ab. Zudem wird die Kategorie Bestes Streaming-Programm erstmals verliehen und die Streaminganbieter Disney+, Netflix und Prime Video werden Partner des Deutschen Filmpreises.
Kriterien der Preisverleihung
Obwohl es weiterhin die Absicht des Deutschen Fernsehpreises ist, die Qualität des deutschen Fernsehprogramms zu fördern und hervorragende Leistungen für das Fernsehen zu würdigen, sprechen die Quoten eine ganz andere Sprache: Das Interesse des TV-Publikums am Fernsehpreis war nämlich am Donnerstagabend eher gering. Auch die Reaktionen im Netz fielen alles andere als positiv aus.
Quoteneinbußen beim Deutschen Fernsehpreis
Im Schnitt sahen nur 1,03 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer am Donnerstagabend die alljährliche Gala-Veranstaltung auf SAT.1. Rund 270.000 davon waren Teil der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen.
Jury-Entscheidungen riefen Unverständnis hervor
Auch das Fazit des TV-Publikums zur diesjährigen Verleihung fällt mau aus. Nachdem etwa Tom und Bill Kaulitz in der Kategorie "Beste Unterhaltung Show" mit ihrem RTL-Format "That's my Jam" gegen "Wer stiehlt mir die Show?" (ProSieben) und "Die Giovanni Zarrella Show" (ZDF) gewonnen hatten, kommentierte eine Facebook-Nutzerin:
Geehrt werden sollten in Köln einmal mehr herausragende TV-Produktionen sowie deren Macher*innen vor und hinter der Kamera. Die Auszeichnung wird in insgesamt 30 Kategorien verliehen.
Alle 30 Preise des Deutschen Fernsehpreises 2023 im Überblick:
Von der Auszeichnung berücksichtigt wurden Formate, die zwischen dem 1. Juli 2022 und dem 30. Juni 2023 veröffentlicht wurden.
Fiktion:
Bester Fernsehfilm: "Die Bürgermeisterin" (ZDF/Network Movie)
Bester Mehrteiler: "Der Schwarm" (ZDF/Intaglio Films/ndF IP)
Beste Drama-Serie: "Kleo" (Netflix/Zeitsprung Pictures)
Beste Comedy-Serie: "King of Stonks" (Netflix/btf)
Beste Schauspielerin Jella Haase für "Kleo" (Netflix)
Bester Schauspieler: Philip Froissant für "Die Kaiserin" (Netflix/Sommerhaus Serien)
Beste Regie Fiktion Nina Vukovic für "Der Schatten" (ZDFneo/Keshet Tresor Fiction)
Bestes Buch Fiktion: Natalie Scharf für "Gestern waren wir noch Kinder" (ZDF/Seven Dogs Filmproduktion)
Beste Kamera Fiktion: Tim Kuhn für "Luden - Könige der Reeperbahn" (Prime Video/NEUESUPER)
Bester Schnitt/Montage Fiktion: Rainer Nigrelli, Florian Böttger, Christoph Otto für "King of Stonks" (Netflix/btf)
Beste Musik Fiktion: Christoph Schauer, Max Filges für "Höllgrund" (ARD/SWR/Studio Zentral)
Beste Ausstattung Fiktion: Gabriela Reumer (Kostüm), Matthias Müsse (Szenenbild) für "Die Kaiserin" (Netflix)
Unterhaltung:
Beste Unterhaltung Show: "That's my Jam mit Bill und Tom Kaulitz" (RTL+/SEO Entertainment)
Beste Comedy/Late Night: "TV Total" (ProSieben/Raab TV/Brainpool)
Bestes Factual Entertainment: "Zum Schwarzwälder Hirsch - eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer" (Vox/Vitamedia Film)
Beste Unterhaltung Reality: "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" (RTL/ITV Studios Germany)
Beste Einzelleistung/Moderation Unterhaltung: Barbara Schöneberger für "Eurovision Song Contest 2023 - Unser Lied für Liverpool" (ARD/NDR/Bildergarten Entertainment)
Beste Regie Unterhaltung: Mark Achterberg für ""Die Giovanni Zarrella Show" (ZDF/Bavaria Entertainment) und "Let's Dance" (RTL/Seapoint/BBC Studios)
Bestes Buch Unterhaltung: Jakob Lundt für "Wer stiehlt mir die Show?" (ProSieben/Florida Entertainment)
Beste Ausstattung Unterhaltung: Angel Garcia (Kostüme Tänzer:innen) für "The Masked Singer" (ProSieben/Endemol Shine)
Information:
Beste Information "Sechs Monate Krieg gegen die Ukraine - tagesthemen live aus Kiew" im August 2022 (ARD)
Bestes Infotainment: "Sterben für Anfänger" (RTL+/I&U TV Produktion)
Beste Dokumentation/Reportage: "Verlassen und vergessen? Afghanistan im Griff der Taliban" (ProSieben/PQPP2)
Beste Doku-Serie: "Joko Winterscheidt Presents: The World's Most Dangerous Show" (Prime Video/Florida Entertainment/K2H/27 KM Entertainment)
Beste persönliche Leistung Information: Arndt Ginzel für die Berichterstattung zum Ukraine-Krieg (ZDF)
Beste Kamera Information/Dokumentation: Nicolai Mehring für "Erfundene Wahrheit - Die Relotius-Affäre" (Sky/Kinescope Film/Sky Studios)
Bester Schnitt/Montage Information/Dokumentation: André Nier, Sarah-Christin Peter für "Reeperbahn Spezialeinheit FD65" (ARD/NDR/SWR/WDR/rbb/gebrueder beetz/OneGate Media)
Sport:
Beste Sportsendung: "Fifa Fußball-Weltmeisterschaft Katar 2022" (ZDF)
Einen Förderpreis gab es zudem für Bruno Alexander, Emil Belton, Oskar Belton, Leonard Fuchs und Max Mattis für ihre Serie "Intimate" (Joyn/Kleine Brüder/Pyjama Pictures).
Link: www.deutscher-fernsehpreis.de
Turnusgemäß wurde der Deutsche Fernsehpreis von SAT.1 am 28. September 2023 ab 20:15 Uhr im Free TV übertragen. 2022 hatte noch das ZDF das Zepter der Preisverleihung in der Hand und bewegte damals mit 2,18 Millionen Zusehenden mehr als doppelt so viele Menschen zum Einschalten, als am Donnerstagabend beim privaten Fernsehsender SAT.1, dem nur noch knapp eine Million Zuschauer*innen folgen wollte.
Allerdings überzeugt das ZDF bei der 24. Ausgabe des Deutschen Fernsehpreises 2023 erneut mit anspruchsvollen fiktionalen Programmen, aber auch mit Unterhaltung und Sport. Zu den Preisträgern gehörten der ZDF-Fernsehfilm "Die Bürgermeisterin", die internationale Thriller-Serie "Der Schwarm", die Serien "Gestern waren wir noch Kinder" und "Der Schatten". Geehrt wurden außerdem das ZDF-Sportteam für die "Beste Sportsendung", Mark Achterberg, Regisseur der "Giovanni-Zarella-Show", und "frontal"-Reporter Arndt Ginzel.
Im Gegensatz zum Grimme-Preis, einem der renommiertesten deutschen Fernsehpreise, dessen Preisverleihung im April 2023 zum 59. Mal im nordrhein-westfälischen Theater Marl vom Grimme-Institut ausgerichtet wurde und seit 1964 Produktionen prämiert, "die die spezifischen Möglichkeiten des Mediums Fernsehen in außergewöhnlicher Weise nutzen und zugleich inhaltlich und methodisch beispielhaft sein können", wurden die Statuten des Deutschen Fernsehpreises bereits mehrfach geändert und 2014 sogar die Auflösung des Preises erwogen.
Auflösung des Fernsehpreises und Neugründung 2015/16
Im Februar 2014 wurde bekannt, dass der Gesellschaftervertrag zwischen ARD, ZDF, RTL und SAT.1 gekündigt wurde und es somit nach 2014 keinen weiteren Deutschen Fernsehpreis mehr geben würde.
Verhandlungen zwischen den Stiftern im August 2015 ergaben, dass der Deutsche Fernsehpreis erst wieder 2016 mit neuem Konzept in den Düsseldorfer Rheinterrassen stattfinden sollte, aber nicht mehr voll im Fernsehen übertragen wird, sondern nur als halbstündige Zusammenfassung gesendet werden würde.
Erneute Veränderungen 2020/21
Ab 2020 sollte die Verleihung wieder live im Fernsehen gezeigt und im Kölner Coloneum stattfinden, wo er schon die ersten 16 Jahren veranstaltet worden war. Aufgrund der COVID-19-Pandemie musste die Verleihungsveranstaltung jedoch komplett abgesagt werden.
In den Statuten gab es ebenfalls wieder Neuerungen. Die Sendervertreter arbeiten zwar weiterhin mit der Jury zusammen, jedoch stimmen sie nun bei der finalen Preisentscheidung nicht mehr mit ab. Zudem wird die Kategorie Bestes Streaming-Programm erstmals verliehen und die Streaminganbieter Disney+, Netflix und Prime Video werden Partner des Deutschen Filmpreises.
Kriterien der Preisverleihung
Obwohl es weiterhin die Absicht des Deutschen Fernsehpreises ist, die Qualität des deutschen Fernsehprogramms zu fördern und hervorragende Leistungen für das Fernsehen zu würdigen, sprechen die Quoten eine ganz andere Sprache: Das Interesse des TV-Publikums am Fernsehpreis war nämlich am Donnerstagabend eher gering. Auch die Reaktionen im Netz fielen alles andere als positiv aus.
Quoteneinbußen beim Deutschen Fernsehpreis
Im Schnitt sahen nur 1,03 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer am Donnerstagabend die alljährliche Gala-Veranstaltung auf SAT.1. Rund 270.000 davon waren Teil der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen.
Jury-Entscheidungen riefen Unverständnis hervor
Auch das Fazit des TV-Publikums zur diesjährigen Verleihung fällt mau aus. Nachdem etwa Tom und Bill Kaulitz in der Kategorie "Beste Unterhaltung Show" mit ihrem RTL-Format "That's my Jam" gegen "Wer stiehlt mir die Show?" (ProSieben) und "Die Giovanni Zarrella Show" (ZDF) gewonnen hatten, kommentierte eine Facebook-Nutzerin:
"Wer war denn da in der Jury? Die durchgeknallte Sendung von den Kaulitz Twins ist nur ein Billig-Abklatsch des US-Originals!"
Der Deutsche Fernsehpreis hat seinen Glanz verloren, so schade. Barbara Schöneberger hatte früher den Abend immer zu etwas besonderem gemacht.
Was für ein Niveau... Wo ist das Fernsehen gelandet, pflichtete eine weitere Nutzerin bei.
"Schreckliche Selbstbeweihräucherung", lautete das knappe Fazit eines anderen Zuschauers. Eine der langweiligsten und lächerlichsten Sendungen überhaupt, ich habe umgeschaltet.
Geehrt werden sollten in Köln einmal mehr herausragende TV-Produktionen sowie deren Macher*innen vor und hinter der Kamera. Die Auszeichnung wird in insgesamt 30 Kategorien verliehen.
Alle 30 Preise des Deutschen Fernsehpreises 2023 im Überblick:
Von der Auszeichnung berücksichtigt wurden Formate, die zwischen dem 1. Juli 2022 und dem 30. Juni 2023 veröffentlicht wurden.
Fiktion:
Bester Fernsehfilm: "Die Bürgermeisterin" (ZDF/Network Movie)
Bester Mehrteiler: "Der Schwarm" (ZDF/Intaglio Films/ndF IP)
Beste Drama-Serie: "Kleo" (Netflix/Zeitsprung Pictures)
Beste Comedy-Serie: "King of Stonks" (Netflix/btf)
Beste Schauspielerin Jella Haase für "Kleo" (Netflix)
Bester Schauspieler: Philip Froissant für "Die Kaiserin" (Netflix/Sommerhaus Serien)
Beste Regie Fiktion Nina Vukovic für "Der Schatten" (ZDFneo/Keshet Tresor Fiction)
Bestes Buch Fiktion: Natalie Scharf für "Gestern waren wir noch Kinder" (ZDF/Seven Dogs Filmproduktion)
Beste Kamera Fiktion: Tim Kuhn für "Luden - Könige der Reeperbahn" (Prime Video/NEUESUPER)
Bester Schnitt/Montage Fiktion: Rainer Nigrelli, Florian Böttger, Christoph Otto für "King of Stonks" (Netflix/btf)
Beste Musik Fiktion: Christoph Schauer, Max Filges für "Höllgrund" (ARD/SWR/Studio Zentral)
Beste Ausstattung Fiktion: Gabriela Reumer (Kostüm), Matthias Müsse (Szenenbild) für "Die Kaiserin" (Netflix)
Unterhaltung:
Beste Unterhaltung Show: "That's my Jam mit Bill und Tom Kaulitz" (RTL+/SEO Entertainment)
Beste Comedy/Late Night: "TV Total" (ProSieben/Raab TV/Brainpool)
Bestes Factual Entertainment: "Zum Schwarzwälder Hirsch - eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer" (Vox/Vitamedia Film)
Beste Unterhaltung Reality: "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" (RTL/ITV Studios Germany)
Beste Einzelleistung/Moderation Unterhaltung: Barbara Schöneberger für "Eurovision Song Contest 2023 - Unser Lied für Liverpool" (ARD/NDR/Bildergarten Entertainment)
Beste Regie Unterhaltung: Mark Achterberg für ""Die Giovanni Zarrella Show" (ZDF/Bavaria Entertainment) und "Let's Dance" (RTL/Seapoint/BBC Studios)
Bestes Buch Unterhaltung: Jakob Lundt für "Wer stiehlt mir die Show?" (ProSieben/Florida Entertainment)
Beste Ausstattung Unterhaltung: Angel Garcia (Kostüme Tänzer:innen) für "The Masked Singer" (ProSieben/Endemol Shine)
Information:
Beste Information "Sechs Monate Krieg gegen die Ukraine - tagesthemen live aus Kiew" im August 2022 (ARD)
Bestes Infotainment: "Sterben für Anfänger" (RTL+/I&U TV Produktion)
Beste Dokumentation/Reportage: "Verlassen und vergessen? Afghanistan im Griff der Taliban" (ProSieben/PQPP2)
Beste Doku-Serie: "Joko Winterscheidt Presents: The World's Most Dangerous Show" (Prime Video/Florida Entertainment/K2H/27 KM Entertainment)
Beste persönliche Leistung Information: Arndt Ginzel für die Berichterstattung zum Ukraine-Krieg (ZDF)
Beste Kamera Information/Dokumentation: Nicolai Mehring für "Erfundene Wahrheit - Die Relotius-Affäre" (Sky/Kinescope Film/Sky Studios)
Bester Schnitt/Montage Information/Dokumentation: André Nier, Sarah-Christin Peter für "Reeperbahn Spezialeinheit FD65" (ARD/NDR/SWR/WDR/rbb/gebrueder beetz/OneGate Media)
Sport:
Beste Sportsendung: "Fifa Fußball-Weltmeisterschaft Katar 2022" (ZDF)
Einen Förderpreis gab es zudem für Bruno Alexander, Emil Belton, Oskar Belton, Leonard Fuchs und Max Mattis für ihre Serie "Intimate" (Joyn/Kleine Brüder/Pyjama Pictures).
Link: www.deutscher-fernsehpreis.de
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