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Filmbesprechungen zu vier Kinostarts in der 33. Woche 2022

Bevor in knapp zehn Tagen die Internationalen Filmfestspiele von Venedig starten, noch ein paar aktuelle Filmtipps von uns, mit einem Nachtrag als Update.



Der zauberhaft schöne und feinfühlige Bestseller-Roman "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens wurde jetzt fast wortgetreu verfilmt. Mit seinen malerischen Settings ist der Thriller eine absolute Empfehlung von uns.

"DER GESANG DER FLUSSKREBSE" Literaturverfilmung von Olivia Newman (USA, 2022). Mit Daisy Edgar-Jones, Taylor John Smith, Harris Dickinson u.a. seit 18. August 2022 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Eines Tages hält die Mutter die Gewaltausbrüche ihres Mannes nicht mehr aus und ergreift die Flucht. Nach und nach verlassen auch die Kinder ihr Zuhause. Zurück, in den unberührten Sumpfgebieten, bleibt die kleine, sechsjährige Kya, die es gelernt hat, ihrem gewalttätigen alkoholisierten Vater aus dem Weg zu gehen. Im Ort wird sie das „Marschmädchen“ genannt, manchmal auch Hexe oder Verrückte. Man lacht sie nur aus, als sie einmal barfuß und schmutzig in die Schule kommt. Niemand kümmert sich um sie. Doch eines Tages ist auch der Vater weg. Bevor er ging, zerstörte er alles, was von von der Mutter übrig blieb. Nun ist das Mädchen auf sich allein gestellt. Es ernährt sich von dem, was im Sumpfgebiet so wächst und verkauft gesammelte Muscheln. Zur Schule geht Kya nicht noch einmal. Die Bewohner der Kleinstadt Barkley Cove sehen in Kya Clark (Daisy Edgar-Jones) nur eine verwilderte Kreatur, mit der niemand etwas zu tun haben will. Auch als sie älter geworden ist, führt sie ein einsames Leben in der Marsch. Es sind die 1950er Jahre, North Carolina.

Draußen in der herrlichen Natur lernt sie den Studenten Tate (Taylor John Smith) kennen. Er bringt ihr das Lesen und Schreiben bei. Jetzt kann sie ganz viel über die geliebte Flora und Fauna, die sie umgibt aufschreiben. Er wird ihr Vertrauter. Verlässt sie aber um zu studieren. Vergeblich wartet sie auf seine versprochene Rückkehr. In ihrer erneuten Einsamkeit, lässt sie sich auf eine Affäre mit dem beliebten Fußballer Chase Andrews (Harris Dickinson) ein, den sie von einer Aussichtsplattform in den Sumpf gestoßen haben soll. Beweise gibt es kaum. Da sie ja schon immer außerhalb der Gesellschaft gelebt hat, wird sie schon einen Grund gehabt haben. Es ist das Jahr 1969 in dem sie wegen Mordes angeklagt wird. Ihr Anwalt Tom Milton (David Strathairn) versucht für sie vor Gericht einen Vergleich auszuhandeln. Doch darauf verzichtet Kya. Egal, auch wenn ihr von der Jury die Todesstrafe drohen sollte, will sie lieber sterben als in Unfreiheit leben.

In der Literaturverfilmung DER GESANG DER FLUSSKREBSE wird ihre Geschichte in Rückblenden erzählt. Es ist ein Naturfilm, eine Überlebensgeschichte, auch eine Romanze und ein Thriller.

Die Schauspielerin Reese Witherspoon hat das Drama produziert und ganz viel Wert auf wunderschöne, fast mystische Naturaufnahmen gelegt. Auch was die Handlung anbelangt, hält sie sich nah an die Buchvorlage der US-Autorin Delia Owens. 4,5 Millionen Exemplare wurden allein in den USA verkauft. Auch in Deutschland stand der vor drei Jahren herausgekommene Roman wochenlang auf der Bestsellerliste.

Regie führte die Regisseurin Olivia Newman, die einige Tierschützer an ihrer Seite hatte, die die Gegend nach Alligatoren, Schlangen und Ungeziefer durchsuchten, bevor gedreht werden konnte.

Auf drastische Bilder der Familiengeschichte verzichtet sie. Im Mittelpunkt steht die junge, taffe Frau, deren versteckte Verletzlichkeit, bei dem Zuschauer Sympathie für sie hervorruft. Der Film ist in wohltuendes sanftes Licht getaucht. Dass Kya als junge Frau von Kopf bis Fuß gepflegt ausschaut und das mitten im Sumpf, wirkt etwas unglaubwürdig. Abgespeichert unter: Das ist Hollywood.

Ulrike Schirm


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Immer wieder gibt es Remakes von Filmen, dessen Original eigentlich nicht zu toppen ist. Vor drei Jahren kam im dänischen Nachbarland mit "JAGTSÆSON" von Tilde Harkamp eine Komödie in die Kinos, die dort in kurzer Zeit zum Renner wurde. Da eine deutsche Version bisher nicht bei uns im Kino erschienen ist, sondern nur über Apple TV zu sehen ist, hat sich Regisseur Aron Lehmann den Hit aus Dänemark als Vorlage für seine „JAGDSAISON“ 2022 genommen.

Doch wer mit geschulten cineastischen Auge die beiden nachstehenden Trailer vergleicht, dem dürfte schnell klar werden, dass die deutsche Version wie ein überspitzter, komödiantischer Abklatsch ausschaut, bei der offensichtlich bei weitem nicht jede Pointe so gut sitzt wie im Original. Hier zuerst der Trailer der dänischen Fassung aus dem Jahre 2019:



Zur deutschen Version haben wir nachfolgend zwei Filmkritiken veröffentlicht, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Von Ablehnung bis Begeisterung.

"JAGDSAISON" Komödie von Aron Lehmann (Deutschland, 2022). Mit Rosalie Thomass, Almila Bagriacik, Marie Burchard u.a. seit 18. August 2022 im Kino. Hier der deutsche Trailer im Verleih von Tobis:



Elisabeths Filmkritik:

Komödien müssen nicht gefallen. Komödien dürfen derbe sein. Aron Lehmanns "Jagdsaison" will so etwas wie "Hangover" sein. Aber mit Frauen. Und natürlich auf Deutsch. Und diese Frauen sind sich spinnefeind. Ja, selbst wenn sie eigentlich beste Freundinnen sind, wie Eva (Rosalie Thomass) und Marlene (Marie Burchard). Die beiden Frauen kennen sich wohl schon seit ihrer Jugendzeit, aber das bleibt reine Behauptung. Zu toxisch ist die Chemie zwischen den beiden. Die dritte im Bunde, die zusammen, nicht ganz freiwillig, zu einem Wochenende in ein sauteures Wellnesshotel aufbrechen, ist Bella, gespielt von Almila Bagriacik. Sie hat sich Evas Mann gekrallt und lebt mit ihm, oh weh, in einer harmonischen Beziehung. Und, noch fieser, sie bemüht sich um eine gute Beziehung zu Evas Tochter.

Bei "Jagdsaison" handelt es sich um ein Remake des gleichnamigen Filmes von Tilde Harkamp von 2019. Den Film kenne ich nicht, das gebe ich zu.

Eva, das muss man mal festhalten, ist eine Chaotin. Nach außen hin trägt sie gefühlt den Inhalt eines Kleiderschrankes aus den 70ern. Statt ihr Leben auf die Reihe zu kriegen, eifersüchtelt sie einer versemmelten Ehe hinterher. Ganz Frau fällt sie auf die Schnauze und selbst ihr Smartphone fällt ihr aus der Hand. Ihre Macken sollen Sympathien wecken, während Bella als Gegenentwurf eine stilsichere Influencerin spielt, mit viel Oberfläche. Gut situiert sind ihre Sorgen der Perfektionismus und das Wissen, dass Geld und Stand noch keine Freundschaften garantieren. Marlene ist die Harmonie pur und um Ausgleich zwischen diesen beiden Polen bemüht. Was ihr nicht unbedingt gedankt wird. Sympathisch ist nun keine der drei Hauptfiguren. Die Linie zum Nerv-Faktor ziehen Zuschauerin und Zuschauer natürlich individuell.

Aber was sagen uns diese Figuren? Welches (Welt-)Bild soll uns hier vermittelt werden? Verbissen wird um den Mann gekämpft, vorzugsweise im Ideal Ehe. Und um das Recht auf Sex. Stopp. Das nimmt der Film zurück. Wie eine Karotte hält man dem Publikum die Chance auf unverbindlichen und positiven Sex vor die Nase. Aber dann kommt die gute Freundin und lenkt ungelenk und hochnotpeinlich jedes Abweichen vom glücklichen Eheweg zurück in die normativen Bahnen. Das kann das Publikum nun finden wie es will. Also, auch komisch. Ich möchte gar nicht spoilern, nur klar stellen, dass ich lange nicht mehr so empathielose Figuren in einer Komödie gesehen habe.

Elisabeth Nagy


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Ulrikes Filmkritik:

Rosalie Thomass spielt in Jagdsaison nicht nur die Hauptrolle, sie hat auch mit ihrem Mann zusammen, Aron Lehmann, der auch die Regie führt, das Drehbuch geschrieben. Es gibt eine dänische Vorlage, in der die beiden anderen Frauen nur als Nebenrollen vorkommen. Sie hat die Geschichte so umgeschrieben, dass alle drei Frauen gleich starke Charaktere spielen. Und das ist auch gut so.

Im Mittelpunkt steht Rosalie, die die Eva spielt. Sie ist etwas tollpatschig, bunt angezogen, mit rosafarbenen Haarspitzen. Ihr Mann hat sie vor drei Jahren verlassen und lebt jetzt mit einer jüngeren , attraktiven Frau mit dem Namen Bella zusammen. Evas Tochter Olivia ist eine Woche beim Vater und eine Woche bei der Mutter. Bella (Almila Bagriacik), die auch noch eine erfolgreiche Influencerin ist, verhätschelt das Mädchen. Olivia besteht darauf, dass sie alle ihren 10-jährigen Geburtstag zusammenfeiern. Die dritte im Bunde ist Evas beste Freundin Marlene (Marie Burchard), bei der sie sich ausheulen kann, wenn ihr danach ist.

Dass Bella und Marlene in derselben Jogagruppe sind und Freundinnen geworden, gefällt Eva gar nicht. Marlene wünscht sich sehr, dass die beiden Frauen sich verstehen. Marlene hat es satt, mit ihrem Mann Sex nach dem Kalender zu haben, immer dann, wenn sie ihre fruchtbaren Tage hat. „Ich will kein zweites Kind. Ich will diesen Eisprungsex nicht mehr“. In Helsinki hat Marlene einen Mann kennengelernt, den sie unbedingt näher treffen will und ihren Mann bewusst betrügen. Die Jagdsaison ist eröffnet und der Finne ist gekommen.

Bella ist sofort aktiv geworden, hat ein Wellnesswochenende in einem teuren Luxus-Spa-Hotel gebucht und auch bezahlt. Natürlich fährt sie mit und hat zünftige Jagdklamotten eingepackt. Auch Eva hat beschlossen mitzufahren, mit dem Gedanken, Marlene von dem Sex-Betrug fernzuhalten.

Den Zuschauer erwartet eine köstliche Komödie einerseits mit derben Humor, der auch unter die Gürtellinie geht aber auch mit Feinsinnigkeit. Selten habe ich mich in einer deutschen Komödie so amüsiert. Die drei Frauen sind wunderbar aufeinander eingespielt, die Pointen werden total locker ausgesprochen und man spürt den Spaß, den sie beim Drehen hatten. Rosalie spielt ihre Rolle mit einer umwerfenden Natürlichkeit, auch das ist im deutschen Film eine Seltenheit. „Hangover“ für Frauen, nur mit weiblichem Humor, der oft spitzer ist als der typisch männliche „Schenkelklopfhumor“.

Auch amüsante Slapstick-Nummern sind dabei. Selten habe ich so viel gelacht und geschmunzelt. Das Eva aus Versehen einen Hund erschießt, weil sie ihn für einen Hasen hielt, hätte nicht unbedingt sein müssen. Dinge passieren halt. Es ist der Moment gekommen, dass Marlene beide Frauen wegschickt, um endlich mit ihrem Finnen allein zu sein. Doch Eva taucht wieder auf. Sie hat sich ausgerechnet in einen Clown verliebt, der später auf Olivias Geburtstagsfeier unter anderem für viel Spaß sorgt.

Ulrike Schirm


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Die folgende Besprechung war sicherlich schwierig. Der Film hat irgendwie kein richtiges Ende, sondern erscheint für uns der Anfang einer TV-Serie zu sein, der das Geld ausgegangen ist. Die Idee, eine Story aus zwei Perspektiven in zwei Handlungssträngen zu erzählen, ist dennoch witzig.

DER GANZ GROSSE COUP Krimiparodie von Fulvio Risuleo (Italien, 2019). Mit Edoardo Pesce, Silvia D'Amico, Daphne Scoccia u.a. seit 18. August 2022 im Kino. Hier der Trailer:



Elisabeths Filmkritik:

Große Erwartungen schürt der Titel "Der ganz große Coup". Es handelt sich um eine italienische Krimi-Komödie, die wohl Corona bedingt mit gut zwei Jahren Verspätung in die deutschen Kinos kommt. Der Originaltitel lautet "Il colpo del cane", folglich dreht sich also alles um einen Hund. Der fragliche Hund ist eine französische Bulldogge. Der kleine, knuddelige Vierbeiner gehört einer reichen Dame, die skrupellos genug ist, eine junge Frau, die wohl zum ersten Mal in ihrem Leben sich als Hundesitterin verdingen will, übers Ohr zu hauen. Von wegen mit dem Job könne man gut Geld verdienen. Rana, gespielt von Silvia D'Amico, ist verzweifelt genug, weil absolut pleite, so dass sie Ugo für einen Hungerlohn betreuen wird. Es handelt sich natürlich um eine Komödie und darum setzt sie diesen Job ordentlich in den Sand.

Der italienische Regisseur Fulvio Risuleo erzählt in seinem zweiten Langspielfilm eine Geschichte von Menschen und Hunden und mal geht es mehr um die Menschen und mal doch nur um einen Hund. Wenn sich das Publikum erst einmal auf die Misere, in der Rana steckt, eingelassen hat und dann ihre Freundin Marti (Daphne Scoccia) kennenlernt, die ein bisschen Hoffnung in Ranas Leben bringt, wendet sich die Geschichte zur Farce. Rana ist gerade mit Ugo, dem Hund, unterwegs, als sie von einem schmierigen Typen angelabert wird, den vernünftige Filmfiguren zum Friseur, zum Imageberater oder in die Wüste schicken würden. Der Typ stellt sich allen ernstes als Dr. Mopsi vor, der eine Menge von Tieren und besonders von französischen Bulldoggen zu verstehen vorgibt und die bereits als naiv gezeichnete Rana dazu überredet, das spärliche Gehalt fürs Hundesittern mit einem Bonus aufzubessern. Sie müsse nur mit Ugo zu seiner gerade läufigen Hundedame kommen, damit die zwei dann wertvollen Nachwuchs zeugen können.

Man ahnt, dass das nicht gut gehen kann. Mehr sollte nicht verraten werden. Es werden viele vorhersehbare und ein paar überraschende Wendungen passieren. Risuleo hat seinen Spielfilm in Kapitel unterteilt und stellt uns nicht nur Rana vor, sondern auch einen ziemlich tollpatschigen Typen namens Orazio. Ihn spielt Edoardo Pesce, der knapp vor dem "ganz großen Coup", in Matteo Garrone "Dogman" mitgewirkt hatte.

Risuleo hegt für all seine Figuren Sympathien und wenn er dem Publikum Einblick in den Alltag der tragikomischen Lebenskünstler gewährt, spart er nicht mit einer Portion Sozialkritik. Aber den Bruch, der uns aus der Handlung mit den zwei jungen Frauen und einer rasanten Verfolgungsjagd hinauskatapultiert, steckt man so schnell nicht weg. Bis Risuleo die verschiedenen Erzählstränge wieder verwebt, rätselt das Publikum, worum es ihm denn eigentlich geht. Die dramaturgischen Trümpfe haben nicht die doch recht durch Klischees behafteten Figuren in der Hand, die alle nur auf der Suche nach ein bisschen Glück und möglichst auch Geld sind. Ugo, der Hund, ist eindeutig der Star der perspektivreichen Show und doch so selten im Bild.

Elisabeth Nagy


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Beim Salzgeber Verleih gibt es immer wieder faszinierende, sozialkritische Filme, die den Touch des leicht erotisch-anrüchigen präsentieren, ohne einen offenen schwulen oder lesbischen Inhalt zur Schau zur tragen.

"IL MIO CORPO" Dritter Teil einer Dokumentation über Sizilien von Regisseur Michele Pennetta, die für den Schweizer Filmpreis nominiert wurde. (Schweiz / Italien, 2020). Seit 18. August 2022 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

„Pass auf, sonst werfe ich dir einen Stein an den Kopf“. Angetrieben von ihrem Vater, sammeln zwei sizilianische Teenager-Jungen unter einem alten Viadukt illegal entsorgten Müll. Sie suchen nach Gegenständen, die man noch verkaufen kann. Pro Kilo gibt es 14 Cent. Für Eisen und Kupfer gibt es mehr.

Oscar, der Jüngere von beiden, wird von seinem Vater als Nichtsnutz bezeichnet. „Ich tausche ihn gegen einen Schwarzen ein“. Der Verkauf des Schrotts, trägt zu ihrem Lebensunterhalt bei. Warum der Vater in Oscar einen Versager sieht, hat nicht wirklich etwas mit Ihm zu tun. Der Vater scheint überfordert zu sein, nachdem die Mutter sie verlassen hat. „Ich wollte mich um euch kümmern“, sagte er.

Es ist Oscar, der es abkriegt. An einer anderen Stelle der kargen Insel schlägt sich der nigerianische Migrant Stanley, mit Hilfe eines Priesters, durch. Der hat ihm eine kleine Wohnung überlassen, in der er für sich und einen befreundeten Flüchtlingskumpel dessen Lieblingsessen kocht. Ansonsten putzt er Kirchen, arbeitet bei der Weinlese, bis hin zum Schafe hüten. Für zwei Jahre hat er eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Sein jüngerer Kumpel hofft noch drauf. Der versteht nicht, warum Stanley, obwohl er alle Papiere beisammen hat, Sizilien nicht verlässt. Freude empfinden die beiden Freunde beim körperbetonten Tanzen und beim Ball-Sport.

„Die Weißen denken die Schwarzen sind Versager. Als hätten wir bei uns kein Leben gehabt“, sagt Stanley traurig. Der Antrag seines Kumpels für eine Aufenthaltserlaubnis wird nicht angenommen.

Stanley ist wieder allein. Sein Kumpel ist weg.

Oscar und Stanley sind die beiden Hauptprotagonisten in dieser Semi-Doku. Egal ob Flüchtling oder gebürtiger Einwohner, beide sind auf der Suche nach einem besseren Leben. Oscars einzige Freude besteht darin, mit seinem Mountainbike herumzukurven, um den familiären Nörgeleien zu entfliehen. Sein Vater hat ihm ein Irokesenschnitt verpasst. Steht dem Jungen mit seinen traurigen und auch trotzigen Blicken gut. Reden tut er kaum. Zufriedenheit sieht anders aus.

Im Tal vor den verdorrten Hügeln sieht man zwei Hirten. Stanley und ein Sizilianer sind mit einer Schafsherde unterwegs. In einem alten Bergwerk bekommt er ein Zimmer zugewiesen. Eingerichtet mit dem Notwendigsten. Es ist dunkel. Oscar ist weg. Auf die Rufe seines Vaters reagiert er nicht.

Oscar hat den Unterschlupf von Stanley entdeckt Stanley hat ihm sein Bett angeboten Beide schweigen.

Der italienische Filmemacher Michele Pennetta hat seinen Film auf fragmentarische Weise gedreht. Vieles lässt er offen, lässt seinen Protagonisten ihre Geheimnisse, erklärt nichts und beobachtet. Ihm geht es um die Präsenz der beiden unterschiedlichen jungen Männer, die eins vereint: Sie bewegen sich am Rande der Gesellschaft, in einem ausgedörrten Landstrich, wo es kaum noch gutbezahlte Arbeitsplätze gibt und die Hoffnung auf Besserung so etwas wie ein Traum ist. Die beiden haben sich offensichtlich selbst gespielt. Das macht die Geschichte besonders traurig.

Ulrike Schirm


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