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Weitere Filmbesprechungen im Juli 2021, Teil 2

Nach dem Kino-Neustart am 1. Juli 2021 folgen auch in der zweiten Juliwoche weitere Premieren auf der großen Kino-Leinwand sowie ein neu digitalisierter HD-Stream auf VOD und DVD.



"DAS MÄDCHEN UND DIE SPINNE" Dramödie der Gebrüder Ramon Zürcher & Silvan Zürcher (Schweiz). Mit Henriette Confurius, Liliane Amuat, Ursina Lardi u.a. ab 8. Juli 2021 im Kino. Hier der Trailer:



Unsere Kurzkritik:

Als Ramon Zürcher mit "Das Merkwürdige Kätzchen" sein an der DFFB Berlin produziertes Debüt 2013 im Forum der Berlinale zeigte, avancierte der Film schnell zum Geheimtipp unter Kritikern und Fachbesuchern. Mit wundersamer Präzision arrangierte er in einer kleinen Familienwohnung ein ganzes Chaos, wobei das merkwürdige Kätzchen nur eine Nebenrolle einnahm. Clara, die jüngste Tochter einer Familie, war weitaus prägnanter als das goldfarbene Schmusekätzchen, wenn sie lautstark im Einklang mit einer Küchenmaschine kreischte.

Inzwischen sind mehr als sieben Jahre vergangen, die Kinder sind älter geworden möchte man meinen, denn im Grunde genommen scheint Zürchers neuer Film, der diesmal in der Encounter Reihe der 71. Berlinale gezeigt wurde, quasi die Fortsetzung einer alten Familienfehde zu sein.

Es sind zwar neue Gesichter zu sehen, aber der merkwürdige Stil, den die Zürcher Brüder bei "Das Mädchen und die Spinne" an den Tag legen, ist der gleiche geblieben und lässt den Zuschauer ein wenig ratlos, aber dennoch schmunzelnd das Geschehen auf der Leinwand verfolgen.

Diesmal ist es eine WG, die sich zum Entsetzen von Mara (Henriette Confurius) auflöst, denn die wohl etwas ältere Lisa (Liliane Amuat) zieht aus und natürlich taucht auch deren Mutter in der kleinen Wohnung auf sowie erneut das merkwürdige goldfarbene Kätzchen. Alle wuseln herum packen ein und packen um, während Mara nur beobachtet und wenig Interesse zeigt, mitzuhelfen. Ganz im Gegenteil gibt sie, immer freundlich lächelnd, böse Kommentare ab und verärgert so den jungen Möbelpacker, der sie anzuhimmeln versucht. Derweil kreischt diesmal ein Baby ohrenbetäubend übers Babyfon und Mara bläst dem Knaben Zigarettenrauch ins Gesicht, damit er ihren Geruch annimmt und nicht mehr so stinkt.

Einen logischen Inhalt gibt es nicht, dafür eine atemlose Choreografie aus Geräuschen, Dialogen, Blicken und ein ständiges Kommen und Gehen von neuen Gesichtern. Permanent glaubt man, dass die sich zuspitzenden Konfrontationen unweigerlich in einem Eklat enden müssen, aber der schnelle Rhythmus treibt den Film immer weiter auch in Nachbarwohnungen oder auf die Straße bis zu den Pommesbuden, sodass sich am Schluss bei einer Party in Lisas neuer Wohnung alles mehr oder weniger in Wohlgefallen auflöst.

Diesmal hat es kein ganzes Jahr gebraucht bis das cineastische Wunderwerk, das mit einem Regiepreis und dem Preis des Kritikerverbandes FIPRESCI auf der Berlinale ausgezeichnet wurde, regulär ins Kino kommt. Es ist schon ab heute im Filmtheater zu sehen.

W.F.


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"SOMMER 85 - ÈTÉ 85" Drama von François Ozon (Frankreich). Mit Félix Lefebvre, Benjamin Voisin, Philippine Velge u.a. ab 8. Juli 2021 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:
(Eine leidenschaftliche Teen-Ager-Liebe endet auf tragische Weise)

Der 16-jährige Alexis, der lieber Alex genannt werden will, wird in Handschellen abgeführt. Während er darauf wartet, von der Polizei verhört zu werden, berichtet er als Ich-Erzähler, wie alles geschah, vor einem halben Jahr in dem beschaulichen Küstenort der Normandie.

Alex (Félix Levebvre) ist mit einer kleinen Segeljolle unterwegs als ein Unwetter aufzieht und er kentert. Zum Glück kommt ihm der zwei Jahre ältere David (Benjamin Voisin) zu Hilfe und rettet ihn. „Das ist er, der zukünftige Leichnam“ wendet sich Alex direkt an das Publikum. Alex hat ein Faible für alles, was das Thema Tod betrifft.

David nimmt Alex mit zu sich nach Hause. Gibt ihm trockene Klamotten und will sich später um das gekenterte Boot kümmern. Davids leicht neurotische Mutter (Valeria Bruni-Tedeschi) ist ganz begeistert von Alex, den er ihr als seinen besten Freund vorstellt. Sie findet, dass er ein ausgesprochenes Engelsgesicht hat. Sie reißt dem verdutzten Jungen die Kleider vom Leib, mustert ihn von Kopf bis Fuß und steckt ihn in die Badewanne. „Badewannen erinnern mich schon immer an Särge“ vertraut er dem Publikum an.

Von nun an, sind die beiden unzertrennlich. Am nächsten Tag, gehen sie beide aus. David rettet einen Betrunkenen, der fast in ein Auto läuft. Alex, der Schulferien hat, kommt spät nach Hause. Sein Vater will, dass er sich während der Ferien einen Job sucht. Da passt es gut, dass David den Laden LA MARINE seines verstorbenen Vaters führt. Hilfsbereit wie er ist, bietet er Alex an, ihm im Geschäft zu helfen. Alex nimmt das Angebot gerne an. In ihrer Freizeit rasen sie auf Davids Suzuki, durch die Strassen, amüsieren sich auf dem Rummel. In der Disco setzt ihm David Kopfhörer auf, Alex bewegt sich nach Rod Stewarts Song: "I am Sailing". (Der Song taucht am Ende nochmal auf.)

David erzählt ihm, dass er sehr unter dem Tod seines Vaters leidet und von der Schule gegangen ist, um den Laden zu managen und das sein Lehrer sehr traurig darüber war. David schlägt Alex einen Plan vor: „Lass uns einen Pakt schließen. Wer von uns beiden den anderen überlebt, verspricht ihm, auf dessen Grab zu tanzen“. Alex verspricht es dem Freund seines Lebens.

Und wieder wendet er sich an das Publikum: „Sie wollen wissen, was in jener Nacht hinter dieser Tür geschah? Das ist normal, Wir alle wollen die Geheimnisse hinter verschlossenen Türen erfahren. Aber ich verrate es nicht. Nur so viel: Es war die schönste Nacht meines Lebens und ich verbrachte sie mit David“.

Die leidenschaftliche Romanze nimmt ein bitteres Ende. Nach einer Bootsfahrt zu dritt, mit an Bord das attraktive Au-pair-Mädchen Kate (Philippine Velge), erfährt Alex, dass David die Nacht mit ihr verbracht hat. „6 Wochen, 1008 Stunden, 3.628.800 Sekunden hat unsere Beziehung gedauert“ rechnet Alex dem Publikum vor. „Du hast ihn umgebracht“, schreit Davids Mutter den unendlich traurigen Alex an. Es ist Kate, die dem trauernden Jungen einen riesigen Gefallen tut.

Eine Mitarbeiterin des Jugendamtes will unbedingt herausfinden, was passiert ist. Sie fleht Alex an, wenigsten seinem Lehrer, die Wahrheit zu erzählen.

Der kriminalistische Hintergrund steht nicht im Mittelpunkt dieses Dramas. Viel mehr liegt der Schwerpunkt von Francois Ozons Film, der auf dem Roman "TANZ AUF MEINEM GRAB" von dem Briten Aidan Chambers basiert, auf dem emotionalen Erleben seiner Protagonisten, welches er mit viel Empathie beschreibt. Mit seinem erzählerischen Trick, die Geschichte in einzelnen Puzzle-Stücken zu erzählen, erweckt er bei dem Zuschauer eine besondere Spannung, die es verbietet, das melodramatische Ende zu verraten. Sein Film umweht einen Hauch von 80-Jahre-Nostalgie. Kleiner Tipp: Taschentücher einpacken.

Ulrike Schirm


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"BLIND WOMAN'S CURSE" Martial Arts Thriller von Teruo Ishii über eine verfluchte Schwertkämpferin mit dem Drachentattoo (Japan / 1970). Mit Meiko Kaji, Hoki Tokuda, Makoto Satí´, Hideo Sunazuka u.a. ab 9. Juli 2021 neu digitalisiert auf DVD, Blu-ray (Import, GB) oder im Verleih bei Videobuster und als VoD in HD + SD bei Amazon Prime Video.

Hier der Trailer von 1970 (digital nachbearbeitet):



Synopsis:
Die Anführerin einer Yakuza-Bande wird von einer mysteriösen, blinden Frau verfolgt, die auf Rache sinnt. Akemi (Meiko Kaji) ist eine mit Drachen tätowierte Anführerin des Tachibana-Yakuza-Clans. In einem Duell mit einer rivalisierenden Bande schlägt Akemi einer Gegnerin die Augen aus. Eine schwarze Katze erscheint, die das Blut aus der sprudelnden Wunde zu lecken scheint. Die Katze verfolgt zusammen mit dem Augenopfer Akemis Bande aus Rache und hinterlässt eine Spur von toten Yakuza-Mädchen, deren Drachentattoos von ihren Körpern gehäutet sind.

"BLIND WOMAN’S CURSE" ist ein berauschender Mix klassischer Genre-Elemente, die Ishii nicht fremd sind – schließlich hat er von den „Super Giant“-Filmen bis hin zu Biker-Filmen alles Mögliche gedreht. Meiko Kaji (LADY SNOWBLOOD, SASORI) ist hier in einer ihrer frühen Hauptrollen zu sehen.

Quelle: Kinofreund

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