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Geplante Übernahmen und Fusionen im Medienbereich

21st Century Fox will Bezahlsender Sky komplett übernehmen.



Der US-Konzern 21st Century Fox des Medienmoguls Rupert Murdoch will den britischen Bezahlsender Sky komplett übernehmen. Murdochs Film- und Fernsehunternehmen Twenty-First Century Fox wurde im Jahr 1979 als News Corporation gegründet. Die verlustreichen Printmedien wurden 2013 in eine neugegründete News Corp. ausgegliedert, wodurch der Unternehmensfokus neben dem Film- und Fernsehgeschäft auch verstärkt auf das Pay-TV ausgerichtet werden konnte. Fox hält bereits 39 Prozent am britischen Sky-Sender und muss sich bis zum 6. Januar 2017 entscheiden, ob er eine bindendes Angebot vorlegen oder von einer Übernahme Abstand nehmen will. Immerhin schossen die Aktien von Sky in London nach der Verkündung um 30% in die Höhe.

Sky Deutschland, ehemals Premiere, ist auch der führende Bezahlfernsehsender in Deutschland und Österreich. Der 1990 gegründete Sender ging 2005 an die Börse und machte 2008 mit der Pleite des 2011 verstorbenen Münchner Medienunternehmers Leo Kirch eine existenzbedrohende Krise durch. Auf Betreiben von Rupert Murdoch gehört Sky Deutschland nun zur britischen Sendergruppe BSkyB. Der Medientycoon Rupert Murdoch hält über seine News Corporation weiterhin 54,5 Prozent der deutschen Anteile.

Pay-TV-Riese Sky tritt den Weg ins Free-TV an.
Wie das Unternehmen kürzlich vermeldete, ist der 24-Stunden-Sportnachrichtensender Sky Sport News HD seit Anfang Dezember über alle Verbreitungswege, d.h. via Satellit, Kabel, IPTV, Web frei empfangbar.

"Seit dem Senderstart vor viereinhalb Jahren ist Sky Sport News HD als 24-Stunden-Sportnachrichtensender einzigartig im deutschen TV-Markt. Wir sind überzeugt davon, dass sich der Sender auch über den Kreis der Sky Kunden hinaus großer Beliebtheit erfreuen wird und ein großartiges Aushängeschild der Marke Sky als Deutschlands Sportanbieter Nummer 1 sein wird", erklärt Carsten Schmidt, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Sky Deutschland. Der Start des ersten Free-TV-Senders sei "ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung von Sky Deutschland. Auch im Free TV werde Sky Sport News HD im Rolling-News-Prinzip umfassend und topaktuell aus der Welt des Fußballs und des gesamten Sports berichten."

Die anderen Pay-TV-Kanäle wie Sky-Cinema und weitere Sport- & Spartenkanäle bleiben von der Maßnahme unbenommen und können nur mittels eines extra Sky-Receivers und einer kostenpflichtigen Chipkarte empfangen werden. Darunter befindet sich auch der US Discovery Channel, der kürzlich vom IOC die Verbreitungsrechte der Olympischen Spiele 2018 bis 2024 erworben hat. Demnach werden die nächsten Olympischen Spiele nicht mehr bei ARD & ZDF zu sehen sein. Ein Teil der Sendungen wird aber auf Eurosport frei empfangbar bleiben. Weitere Sport- & Olympiasendungen werden dagegen nur kostenpflichtig auf Eurosport 2 sowie auf den Sky-Sport-Kanälen zu sehen sein.

Rupert Murdoch wollte auch Time Warner übernehmen.
Rupert Murdoch hatte schon 2014 versucht, den Rivalen Time Warner Inc. zu schlucken. Diese Übernahme hätte die Medienlandschaft auf den Kopf gestellt. Time Warner wies die Annäherungsversuche damals allerdings zurück. Ein Zusammenschluss wäre die Krönung von Murdochs Karriere gewesen, mit dem er einen weltumspannenden Medienkonzern schaffen wollte. Zu einem fusionierten Branchengiganten würden Fernsehsender wie Fox, TNT oder der in den USA beliebte Bezahlsender HBO gehören. Überdies wären die großen Hollywood-Studios 20th Century Fox und Warner Bros. Teil seines Geschäfts geworden. 

"Der Verwaltungsrat von Time Warner hat es abgelehnt, auf unser Angebot einzugehen", erklärte Murdochs 21st Century Fox. Time Warner seinerseits erklärte, das Angebot sei "nicht im besten Interesse" des Unternehmens und seiner Anteilseigner. Time Warner sei alleine stärker; zudem berge ein Zusammenschluss dieser Größe viele Risiken und es sei nicht leicht, einen solchen Konzern zu steuern.

Time Warner Übernahme nun durch AT&T.
Ende Oktober 2016 wurde bekannt, dass nunmehr der Mobilfunkriese AT&T Time Warner für 85 Milliarden Dollar kaufen will. Geht der Deal über die Bühne, könnte Jeff Bewkes, Chef des US-Medienkonzerns Time Warner, auf einen dicken Millionen-Bonus hoffen. Bis zu 32 Millionen Dollar könnte er einstreichen. Beide Seiten stimmten dem Deal bereits zu. Die geplante Übernahme stieß in den USA allerdings auf Vorbehalte in der Politik unter US-Präsident Barack Obama. Auch die Kartellbehörde FCC hat ein Wörtchen mitzureden. AT&T-Chef Randall Stephenson sagte dagegen, dass er mit einer Genehmigung durch die Behörden rechne, zumal die Megafusion unter dem zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump möglicherweise leichter vonstatten gehen könnte. Die Transaktion solle bis Ende 2017 abgeschlossen werden. Da das Kerngeschäft stagniert, erschließt sich der Mobilfunker mit dem Deal neue Erlösquellen.

Time Warner trat zudem Spekulationen über ein konkretes Kaufinteresse anderer Unternehmen entgegengetreten. „Niemand sonst ist wegen eines Deals auf das Unternehmen zugekommen“, sagte Bewkes dem TV-Sender CNBC. Medienberichten zufolge soll aber auch Apple an der Time-Warner-Gruppe, zu der die TV-Sender HBO ("Game Of Thrones", "Sopranos", "Sex And The City", um nur einige Hit-Titel zu nennen) und CNN sowie das Filmstudio Warner Bros gehören, interessiert gewesen sein.

AT&T schickt DirecTV Now zum Kampfpreis in die Web-TV-Arena.
Randall Stephenson, CEO von AT&T und der größte Mobilfunk-Anbieter des Landes nach Verizon Wireless, setzte bereits im vergangenen Jahr mit dem Kauf des Satelliten-TV-Anbieter DirecTV für ebenfalls stolze 50 Milliarden Dollar auf das Fernsehgeschäft. Nun will er mit preisaggressivem Web-TV-Angebot den US-Pay-TV-Markt aufmischen. Das webbasierte Live-TV-Paket soll 35 Dollar im Monat kosten und über 100 Kanäle umfassen. AT&T wollte DirecTV Now noch vor Ende des Jahres 2016 launchen, mit an Bord sind Programme von Networks wie Time Warner, Fox und NBCUniversal sowie Kabelsendergruppen wie A+E Networks und Scripps.

"Das ist kein Müll, den keiner sehen will. Es ist der Premium-Content, den wir kennen, lieben und gerne ansehen", wird Stephenson von »Deadline« zitiert. Man nehme mit dem Angebot 20 Mio. Haushalte ins Visier, die dem Pay-TV-Ökosystem über die letzten Jahre den Rücken zugekehrt haben. "Die Zukunft des Mobil-Geschäfts ist Video, und die Zukunft von Video ist mobil. Die allgegenwärtigen Mobil-Geräte wie Smartphones haben für viele Nutzer erst den PC ersetzt. Jetzt wird über sie auch immer mehr Video geschaut - allein die Zahlen von Facebook sind ein klarer Beleg dafür", so Stephenson.

Der Preis von 35 Dollar fällt dabei geringer aus als von Analysten erwartet. Darüber hinaus werden AT&T-Kunden offenbar beim Mobilvolumen entlastet. Der AT&T-Chef räumte allerdings augenzwinkernd ein, nicht sonderlich viel Ahnung von der Führung eines Filmstudios oder Premium-TV-Networks zu haben, weshalb er die Fusion mit Time Warner vorantreiben will. AT&T, die bisher nur Telefonie in den USA anboten, könnten durch die Übernahme von Time Warner auf Kabelfernsehangebote von Warner Brothers Pictures Inc. zurückgreifen.

Der Kabel-TV-Anbieter Comcast ging diesen Weg bereits 2011 mit der damals heftig diskutierten Übernahme von NBCUniversal mit den NBC-TV-Sendern und dem Hollywood-Studio Universal Pictures. Für den Deal musste NBC allerdings die Kontrolle über die Hulu-Website aufgeben, auf dem in den USA Fernsehserien von Fox und Disneys ABC in Internet angesehen werden können - samt Abo-Version mit noch mehr Programmen. Vorheriger Besitzer war der traditionsreiche Mischkonzern General Electric. Das Ziel ist auch, neu zu ordnen, wer und an welcher Stelle das Geld mit Videoinhalten verdient, auch wenn die Deals sehr stark auf die Besonderheiten des US-Marktes zugeschnitten sind. Mit exklusiven Fernsehinhalten wollen die Telekom-Konzerne nun den Kabelfernsehgesellschaften und Internetunternehmen entgegentreten.

Ein Paradigmenwechsel kündigt sich an, der auch Europa erfassen wird.
Die überdimensionale Fusion lässt ahnen, wie sich der Medienmarkt verändern wird. Ein Paradigmenwechsels zur großen mobilen Zukunft aller Bewegtbildinhalte, bei dem Kino und Fernsehen - mit Einschränkungen und einer gewissen Übergangszeit - das Nachsehen haben werden. 16 Jahre ist es her, dass die damalige Internet-Luftblase AOL Time Warner übernahm und damit eines der größten Fusionsdesaster der Mediengeschichte anrichtete, von dem sich Time Warner geradezu vorbildlich erholt hat. Wie wir anlässlich einer Diskussionsrunde beim Berliner Filmfestivals "Around the Wold in 14 Films" berichteten, hat Warner Bros. angekündigt, das Kinofenster in den USA zugunsten von Video on Demand (VoD) bei einigen Filmen streichen oder zumindest kürzen zu wollen.

Jetzt passiert in den USA im größeren Maßstab das, was auch in Deutschland schon seit geraumer Zeit von den Telefongesellschaften versucht wird. Der Mobilfunkanbieter Vodafone übernahm in Deutschland das Kabelfernsehgeschäft von Kabel Deutschland und den Internetprovider Arcor, womit die Telefongesellschaft nunmehr Kabelfernsehen, Festnetztelefonie und Mobilfunk aus einer Hand anbieten kann. Auch die Telekom hatte dies versucht, scheiterte aber am Kartellamt. Dennoch kann die Telekom mittlerweile ebenfalls alles aus einer Hand anbieten, da sie ihr Telefonnetz für Videostream aufgerüstet hat. Das funktioniert sogar über mit den DSL-Anschlüssen über die zweiadrigen Kupferleitungen relativ gut, auch wenn noch nicht in so hoher Geschwindigkeit wie bei der Kabelkonkurrenz. Zukünftig verlegt auch die Telekom deshalb Glasfaserleitungen ins Haus, um mehr Netzgeschwindigkeit für den Videostream seines Entertain-Angebotes anbieten zu können.

Quellen: dpa | Reuters | W&W | Handelsblatt | Blickpunkt:Film | Digitalfernsehen.de

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