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Big Deals in Sundance und ein große Gewinner

Sundance-Sensation: "Birth of a Nation" gewinnt beide Hauptpreise.



Das Regiedebüt von Nate Parker, "Birth of a Nation", über den von Nat Turner angeführten Sklavenaufstand im Jahr 1831, elektrisierte nicht nur das diesjährige Sundance Film Festival (21.-31.01.2016) in Park City (Utah/USA), sondern konnte gleich in mehrerer Hinsicht punkten. Das Drama von und mit einem schwarzen Darsteller erlangte neben dem Hauptpreis, dem Grand Jury Prize, auch den Zuschauerpreis. Parker hat das Drehbuch geschrieben und inszeniert, er spielt die Titelrolle an der Seite von Kollegen wie Armie Hammer und Penelope Ann Miller, und nicht zuletzt steckte Parker bei seiner siebenjährigen Reise, den Film realisieren zu können, viel von seinem eigenen Geld in die Produktion. Von der amerikanischen Kritik als Mischung aus "12 Years a Slave" und "Spartacus" beschrieben, ist "Birth of a Nation" - dessen Titel sich nicht von ungefähr an den unverhohlen rassistischen Stummfilmklassiker von D.W. Griffith anlehnt - ein Film, der absolut den Nerv der Zeit trifft, seitdem die Rassismus-Debatte in den USA wieder voll entflammt ist. Hier der Regisseur im Interview.



Nach der umjubelten Weltpremiere gewann Fox Searchlight ein fiebriges Wettbieten und sicherte sich die weltweiten Auswertungsrechte für 17,5 Mio. Dollar - die höchste jemals in Sundance aufgerufene Summe. Die Indie-Abteilung von Fox schlug dabei die Weinstein Company, Sony, Paramount und nicht zuletzt Netflix aus dem Rennen. Vor allem Netflix war ein harter Konkurrent. Dem Vernehmen nach bot der Streamingdienst sogar 20 Mio. Dollar für die Auswertungsrechte des Films - was dem höchsten jemals überhaupt bei einem Festival erzielten Preis entsprechen würde. Die Produzenten entschieden sich für Fox Searchlight, weil der erfahrene Independent auch eine professionelle Oscar-Kampagne versprach - womit Netflix nach den diesjährigen Erfahrungen mit "Beasts of No Nation" den Kürzeren zog. Der bisher wertvollste Sundance-Deal war "Little Miss Sunshine", der seinerzeit für 10,5 Mio. Dollar ebenfalls an Fox Searchlight gegangen war (und sich als weltweiter Kinohit erwies).

Weiterer Deal in Sundance.
"Birth of a Nation" wird schon jetzt als Ausnahmefilm gefeiert und gilt als sicherer Oscar-Kandidat. Der zweite Bombendeal in Sundance wurde mit Amazon abgeschlossen. Bereits zu Beginn des Festivals hatte der neue Film von Kenneth Lonergan, "Manchester by the Sea" mit Casey Affleck, für Begeisterung gesorgt. Der Video- und Versandhandelsriese blätterte zehn Mio. Dollar für die Rechte hin. Für Lonergan gilt das feinfühlig erzählte Drama über einen Mann, der mit einer schweren Schuld fertig werden muss, als Comeback, weil er nach seinem umjubelten Debüt "You Can Count on Me" im Jahr 2000 lange an seinem Folgefilm "Margaret" herum laborierte, bis dieser dann Jahre nach seiner Fertigstellung sang- und klanglos bei einer halbherzigen Auswertung in den Kinos unterging.

Deutsch-amerikanische Koproduktion ebenfalls doppelt ausgezeichnet.
"Morris aus Amerika", die erste deutsch-amerikanische Kinokoproduktion in der Geschichte von »Debüt im Dritten« des SWR, feierte höchst erfolgreich Wertpremiere beim 2016 Sundance Film Festival. Der zweite Langfilm von Chad Hartigan über einen 13-jährigen schwarzen amerikanischen Jugendlichen, der sich in der neuen Heimat Deutschland zurechtfinden muss, wurde in der Reihe U.S. Dramatic Competition uraufgeführt und bei der Preisverleihung Samstagnacht gleich doppelt ausgezeichnet: Chad Hartigan erhielt den Waldo Salt Screenwriting Award für sein Drehbuch und Darsteller Craig Robinson wurde mit dem Special Jury Award for Individual Performance ausgezeichnet. Mit den Gewinnern freuten sich die Produzenten Martin Heisler und Gabriele Simon (Lichtblick Film) und die US-Produzenten Adele Romanski und Sara Murphy sowie die Koproduzenten Arek Gielnik (Indi Film), Michael Clark und Alex Turtletaub (Beachside Films).

Ein weiterer Sundance-Triumph gelang "Eddie the Eagle" mit Taron Egerton und Hugh Jackman, der in einem Geheimscreening gezeigt wurde (und bereits das Publikum bei der Filmwoche München verzückt hatte).

Tagesgespräch war auch "Swiss Army Man" mit Paul Dano und Daniel Radcliffe, eine höchst eigenwillige Mischung aus "Immer Ärger mit Bernie" und "Warten auf Godot" - so eigenwillig, dass sich das Premierenkino schon nach wenigen Minuten zu leeren begann: Radcliffe spielt eine an eine einsame Insel angespülte Leiche. In der surrealen Geschichte freundet sich ein ebenfalls gestrandeter Paul Dano mit dem toten Daniel Radcliffe an, dessen postume Blähungen für ihn Lebenszeichen genug sind, um die Leiche mit auf seine beschwerliche Reise zu nehmen und philosophische Gespräche mit ihr zu führen. Dafür wurden Daniel Scheinert und Dan Kwan, die auch das Drehbuch schrieben, mit dem Jurypreis für die Beste Regie in einem US-Spielfilm ausgezeichnet.

Neben dem Besten Spielfilm verlieh die Sundance-Jury auch einen Preis an den Besten Dokumentarfilm. Diesen konnte sich "Weiner" sichern, ein Film über den US-Skandalpolitiker Anthony Weiner, der 2011 nach einem Sexskandal als Kongressabgeordneter zurücktreten musste.

Hier alle Gewinner des diesjährigen Sundance Film Festivals:

Amerikanischer Spielfilm
• Grand Jury Prize - The Birth of a Nation
• Audience Award - The Birth of a Nation
• Directing - Daniel Scheinert und Dan Kwan (Swiss Army Man)
• Waldo Salt Screenwriting Award - Chad Hartigan (Morris aus Amerika)
• Special Jury Award - Miles Joris-Peyrafitte (As You Are)
• Special Jury Award for Breakthrough Performance - Joe Seo, (Spa Night)
• Special Jury Award for Individual Performance - Markees Christmas, (Morris aus Amerika)
• Special Jury Award for Individual Performance - Melanie Lynskey, “The Intervention”

Amerikanischer Dokumentarfilm
• Grand Jury Prize - Weiner
• Audience Award - Jim: The James Foley Story
• Directing Award - Roger Ross Williams (Life, Animated)
• Special Jury Award for Editing - Penny Lane und Thom Stylinski (NUTS!)
• Special Jury Award for Social Impact - Dawn Porter (Trapped)
• Special Jury Award for Writing - Robert Greene (Kate Plays Christine)
• Special Jury Award for Verite Filmmaking - Keith Fulton und Lou Pepe (The Bad Kids)

Ausländischer Spielfilm
• Grand Jury Prize - Sand Storm
• Audience Award - Between Sea and Land
• Directing Award - Felix van Groeningen (Belgica)
• Screenwriting - Ana Katz und Ines Bortagaray (Mi amiga del parque)
• Special Jury Award for Acting - Vicky Hernandez und Manolo Cruz (Between Sea and Land)
• Special Jury Award for Unique Vision and Design - Agnieszka Smoczynska (The Lure)

Ausländischer Dokumentarfilm
• Grand Jury Prize - Sonita
• Audience Award - Sonita
• Directing Award - Michal Marczak (All These Sleepless Nights)
• Special Jury Award for Editing - Mako Kamitsuna und John Maringouin (We Are X)
• Special Jury Award for Cinematography - Pieter-Jan De Pue (The Land of the Enlightened)
• Special Jury Award for Debut Feature - Heidi Brandenburg und Mathew Orzel, “When Two Worlds Collide”

Weitere Auszeichnungen
• Next Audience Award - First Girl I Loved
• Alfred P. Sloan Feature Film Prize - Embrace of the Serpent

Link: www.sundance.org/festival

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Am diesem Wochenende wurden auch die SAG-Awards des US-Schauspielerverbandes vergeben, auf denen Filmstar Leonardo DiCaprio für seine Leistung in "The Revenant – Der Rückkehrer" und seine Kollegin Brie Larson für "Room - Raum" weitere Hollywood-Trophäen gewannen. Beider wurden zu den Besten Hauptdarstellern gekürt, womit sie als Favoriten für die Oscar-Vergabe Ende Februar gelten.



Bereits in der vorigen Woche hat Adam McKays Satire "The Big Short" über die Banken- und Finanzkrise von 2008 in L.A. der Filmpreis der Producers Guild of America erhalten. Die Trophäe der PGA-Awards gilt ebenfalls als wichtiges Barometer für die Oscars, die am 27. Februar 2016 verliehen werden. Als »Bester Film« der Oscars wurde seit 2009 stets der PGA-Gewinner ausgezeichnet. Der Film ist zudem in weiteren vier Kategorien für die 88. Academy Awards nominiert.

Quelle: Blickpunkt:Film | Moviepilot | ots - news aktuell by dpa

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