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Arri schließt Kopierwerk in München

Filmkopien auf Celluloid sind kaum noch gefragt.



Vor gut einem Jahr, genauer gesagt am 6. November 2014 startete Christopher Nolans Weltraumabenteuer "INTERSTELLAR" in den deutschen Kinos. Und ein paar wenige Kinos auf der Welt erhielten den Film als analoge Filmkopie in 35mm, 70mm oder gar in 70mm IMAX. In ganz Europa gab es nur vier 70mm-Kopien, eine davon lief im Berliner Zoo Palast. Hier der Trailer:



Auch nach der Modernisierung behielt das Kino seine große, gewölbte CinemaScope-Leinwand bei und neben der digitalen 4K-DCP-Projektion wird für zukünftige Events auch der 70mm Projektor weiterhin einsatzbereit gehalten. Für Ende Januar 2016 steht auch bereits die nächste 70mm Filmvorführung im Zoo Palast an. Es ist das neueste Werk von Kultregisseur Regisseur Quentin Tarantino. "THE HATEFUL EIGHT" ist ein dunkler Western in klirrender Kälte. Hier der Trailer:



Bei IMAX ist dagegen die analoge Filmkopie mittlerweile Geschichte. Das Berliner IMAX Kino am Potsdamer Platz hat inzwischen eine der wenigen exklusiven Laserprojektionen bekommen, die eine noch hellere und vor allem brillantere Bildwiedergabe bei 3D-Filmen ermöglicht. Der verhaltene und manchmal etwas düstere Filmlook geht dabei allerdings verloren. In manchen Filmen sind aber etwas körnige, ja beinahe schmutzig wirkende Szenen auf Zelluloid (Celluloid engl.) von ihren Machern gewünscht, um so authentisch wie möglich zu wirken. Filmmaterial hat zudem einen etwas anderen, weicheren Kontrastumfang mit mehr Nuancierungen als das digitale Bild.

Als Thermoplaste fanden die Zelluloide eine breite Anwendung im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den späten 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden Zelluloide als durchsichtiger Träger für fotografische Filme entwickelt. Allerdings waren Nitrozellulosefilme leicht brennbar, weshalb sie durch Zellulose-Acetat-Kunststoffe und seit 1950 mehr und mehr durch PET ersetzt wurden. Der umgangssprachliche Begriff des Celloloids als Synonym für analogen Film blieb allerdings erhalten.

Die optischen Unterschiede zwischen einer guten 70mm Filmkopie und der digitalen Projektion mögen vielleicht gering sein und werden deshalb nur noch in wenigen Ausnahmen verlangt. Vergleichbar mit der Musik CD und der analogen Schallplatte auf Vinyl, die zwar im Moment ein Comeback erlebt, aber dennoch technisch eigentlich aus einer anderen Zeit stammt. Die Zukunft hochauflösender Musikwiedergabe liegt im lossless High-Resolution Audio-Format.

Der verbliebene geringe Absatz an 16mm und 35mm Filmmaterial veranlasste aber Arri-Geschäftsführer Josef Reidinger dieser Tage zu einem einschneidenden Schritt. Das Kopierwerk von ARRI in München wird zum Jahresende geschlossen. Die Abwicklung zukünftiger Aufträge müsste dann bei anderen Unternehmen oder ggf. im Ausland erfolgen.

"Die geringen Umsätze gegenüber den gewaltigen Kosten zwingen uns bedauerlicherweise zu diesem Schritt", so Arri-Geschäftsführer Josef Reidinger.

Ab dem 1. Januar 2016 wird Arri daher Dienstleistungen wie Negativ- und Positiventwicklung sämtlicher Formate, Negativschnitt sowie analoge Lichtbestimmung nicht mehr anbieten. In Absprache mit Kodak werde man aber Empfehlungen für ein anderes Kopierwerk aussprechen. Ansprechpartner im Vertrieb von ARRI sind hier Angela Reedwisch und Michael Welzel.

Auch bei Kodak bedauert man die Schließung des Kopierwerks bei ARRI: "Dieser Schritt von Arri ist natürlich bedauernswert, aber aufgrund der veränderten Marktsituation nachvollziehbar. Kodak und Arri waren und sind der Qualität verpflichtet. Um dies auch in Zukunft für fotochemische Prozesse gewährleisten zu können, ist eine Konsolidierung der Filmentwicklung ein nachvollziehbarer Schritt. Kodaks Engagement für Motion Picture Filme bleibt weiterhin bestehen und in Zusammenarbeit mit Filmlaboren in Deutschland und Europa wird Kodak sicherstellen, dass es auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige Filmentwicklungs- und Postproduktionslandschaft geben wird. Für alle 'Film'schaffenden bietet Kodak Unterstützung an, um für jeden Bedarf den richtigen Laborpartner zu finden."

Quellen: Digitale Leinwand | Blickpunkt:Film | Wikipedia

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