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Kurzfilmabend bei den Kreuzberger Hausbesetzern



Berlins Film- und Kulturszene besteht nicht nur aus Glanz und Glamour der Promis bei den Internationalen Filmfestspielen. Nein ganz im Gegenteil. Ein Großteil der Kulturschaffenden lebt in Armut. Dieser Aspekt müsste viel mehr beachtet werden. Besonders, weil ein sehr prominenter Ort, der mehr als zehn Jahre lang als Synonym für erfolgreiche Kulturpolitik stand, nun seine Kündigung vom schwedischen Investor erhalten hat. Die Rede ist vom Kulturhaus „Tacheles“, einer alten Kaufhaus Ruine, das mit seinem Kino (High End 54) und diversen Kunstwerkstätten in der Oranienburger Str. 54-56 in Berlin Mitte bald ausziehen muss.

Ein paar Kilometer weiter, in der Köpenicker Straße, die Berlin Mitte mit Kreuzberg verbindet, befindet sich vis í  vis vom Neubau des ver.di Gewerkschaftshauses eine ebenfalls seit Jahren besetzte Ruine. Auch in diesem Kí˜PI befindet sich ein Video-Kino der alternativen Szene, das für Hausfilmabende meist donnerstags bespielt wird. Doch diesen Samstag, den 23. Februar erhält es Unterstützung von prominenter Seite.

Interfilm (das Internationale Kurzfilmfestival aus Berlin) ist Gast im Kí˜PI und bringt eine knallige Kurzfilmrolle zum 18-jährigen Hausfest mit.

Die Köpenicker Str. 137 wurde am 23.02.1990 besetzt. Kurz zuvor war das Haus entmietet worden. Durch die Besetzung wurde der geplante Abriss des Gebäudes verhindert. Im Sommer 1991 wurde mit der Verwalterin des Hauses der W.B.M. (Wohnungsbaugesellschaft Mitte), ein Vorvertrag über die Nutzung sämtlicher Räume des Hauses abgeschlossen. Der Vertrag betrifft sowohl Maßnahmen der baulichen Selbsthilfe als auch den Abschluss von Einzelmietverträgen für die Wohnräume, der am 01.05.1993 mit der neuen Verwalterin des Hauses, der G.S.E. (Gesellschaft für Stadtentwicklung) in unbefristete Mietverträge für die Wohnräume des Hauses umgewandelt wurde.

Fehlgeschlagene Vertreibungsversuche

1994 wurde im Rahmen eines Rückübertragungsverfahrens Volquard Petersen neuer Eigentümer des Gebäudes. Um freie Bahn für seine Planungen eines Bürokomplexes zu haben kündigte er 1996 die Mietverträge und reichte eine Räumungsklage ein. Diese wurde aber abgewiesen, die Kündigungen für nichtig erklärt.

In der Zwischenzeit hatte Petersen hohe Schulden angehäuft; 1998 wurde das Haus gepfändet und unter Zwangsverwaltung gestellt. Die Commerzbank beantragte die Zwangsversteigerung des Hauses. 1999 wurde dann tatsächlich mehrmals versucht das Haus zu versteigern. Zahlreiche Proteste und Solidaritätsaktionen, aber wohl auch die Existenz gültiger Mietverträge für das Haus, wirkten jedoch offensichtlich abschreckend auf potentielle Investoren - bei den ersten beiden Versteigerungen fand sich kein einziger Interessent; der Antrag für eine dritte Versteigerung wurde im Mai 2000 zurückgezogen.

Das Haus bietet Wohnraum für ca. 50 Menschen einschließlich ihrer Kinder, von denen einige seit ihrer Geburt im Haus wohnen. Die gemeinschaftlich genutzten Räume bieten Platz für die verschiedensten unkommerziellen Kulturveranstaltungen. In den zwei Konzerträumen sind in den letzten 17 Jahren Hunderte von Bands aus allen Kontinenten aufgetreten - Berliner Nachwuchskünstler ebenso wie namhafte Musiker aus Amerika, Europa und Asien. Für viele osteuropäische Musiker war die Kí˜PI der erste Auftrittsort in Deutschland. Aber auch zahlreiche Theateraufführungen sowie Tanz- und andere Performances finden auf den Bühnen der Kí˜PI statt.

Hinzu kommt ein nicht-kommerzielles Videokino, kostenlos nutzbare Sport- und Theaterräume, eine selbstverwaltete Siebdruckwerkstatt, der Techno-Keller, Berlins ältester Kletterraum, ein Bandproberaum und vieles mehr. Jede Unterstützung egal ob finanziell oder praktisch, hilft dem Erhalt der Kí˜PI als autonomes Kultur- und Wohnprojekt. Der Dank geht deshalb auch an die Interfilm Veranstalter, die ein spezielles Programm für diesen Abend zusammengestellt haben.

Samstag 23.2.08
Kí˜PI - Köpenicker Str. 137

21 Uhr: Kurzfilmnacht
Interfilm - Festival-Rolle
Peliculoso - Rolle – "Du bist Deutschland"
Div. Kurzfilme – "Bring Your Own Movie!"
www.koepi137.net

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Bereits am Freitag, den 22.2.08 zeigt Interfilm im Kino Babylon Berlin:Mitte
die 71. (!) Ausgabe! shorts attack!

Shorts attack!, zu der es auch eine DVD Reihe im Handel z.B. bei Amazon gibt, wird seit März 2002 von interfilm Berlin monatlich an jedem 3. Freitag im Babylon Berlin:Mitte veranstaltet. Gezeigt werden Länderschwerpunkte, Genre-Spezifisches, Politisches, Lustvolles und selten Gesehenes, Filme aus allen Milieus, Genres und Lebenslagen, Kurzfilme der regionalen Filmhochschulen, freie Produktionen, Fiction und Animationen. Hintergrund der Filmreihe ist es, das Image des Kurzfilms und seine Präsenz in der Berliner Kinolandschaft zu stärken.

Diesmal gibt es TOP OF THE SHORTS - Die Besten der Besten: und diese sind wieder einmal international besetzt: Die Werke kommen aus Belgien (2x), Argentinien (2x), Deutschland (2x), Australien, England, USA und Mexiko. Auch ist mit Kurzspielfilm, Animation, Dokumentarfilm und Experimentalfilms eine breite Palette an Genres vertreten.

TOP OF THE SHORTS
Best of shorts attack!
Fr., 22. 2. 08 | 22 Uhr
Kino Babylon
Berlin:Mitte
Rosa-Luxemburg-Platz
www.interfilm.de



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