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David Bowie Ausstellung: männlich, weiblich, androgyn

David Bowie Ausstellung zu Gast in Berlin.



Die Menschenschlangen vor dem Martin-Gropius-Bau der Berliner Festspiele in Berlin werden immer länger. Das Gebäude für internationale Ausstellungen zu bildender Kunst und Kulturgeschichte in der Nähe des Potsdamer Platzes in Berlin-Mitte zeigt mit "Evidence" nicht nur die weltweit größte Einzelausstellung des chinesischen Künstlers Ai Weiwei bis einschließlich 07.07.2014 in Berlin, sondern ab sofort auch noch eine internationale und multimedial inszenierte Ausstellung über den Musiker David Bowie, der mit 140 Millionen verkauften Tonträgern und geschätzten 900 Mio. Euro Vermögen zur Musiklegende wurde.

Damit kommt vom 20. Mai bis zum 10. August 2014 eine der erfolgreichsten und spektakulärsten Shows des Victoria and Albert Museums, London, direkt nach Berlin. Vor 42 Jahren schuf der Künstler der Hits "Heroes" (1977) und "Space Oddity" (1969) auch die Kunstgestalt und das Album "Ziggy Stardust", was den Eindruck erwecken sollte, Bowie käme direkt vom Mars. 1974, also zwei Jahre später, wurde auch unser BAF e.V. gegründet. Es war die Zeit neuer künstlerischer Ideen, neuer Filme, neuer Bands und eines neuen Lebensgefühls im alten West-Berlin.

Heute wirkt Bowies berühmte Ziggy-Kluft – der orange Vokuhila, der gestreifte Overall, den anstelle von Schulterpolstern Heckspoiler zieren, und die feuerroten Plateau-Gummistiefel – inzwischen eher lächerlich als zukunftsweisend (obwohl Lady Gaga demselben Schneider weiterhin die Treue hält). Bowie selbst dagegen war begeistert: Authentizität raus, Simulation rein. Ziel war es seine Musik erlebbar zu machen, wie Bowie später sagte:

"Ein Song braucht einen Charakter, eine Form, einen Körper, er muss die Leute nicht nur als Song beeindrucken, sondern als Lifestyle."

David Bowie - "Space Oddity" - YouTube Clip



300 Objekte des David Bowie Archives sind in der Ausstellung zu sehen: handschriftliche Texte, Originalkostüme, Fotografien, Filme und Musikvideos, Set-Designs sowie Bowies eigene Instrumente, Album-Cover und persönliche Sammlungsstücke. Dadurch wird sein gesamter Werdegang nachgezeichnet und die Vielseitigkeit seines Werks beleuchtet. In der Ausstellung sieht man, wie Bowie spielerisch Grenzen zwischen Traum, Realität, Genre und Gender verwischt und damit zu einem der einflussreichsten Künstler der jüngeren Musikgeschichte wird.

David Bowie und Berlin.
David Bowies Berliner Jahre (1976 bis 1978) gelten als seine produktivste Zeit, er fühlte und fühlt sich der Stadt stark verbunden. Erst 2013 hat eine Single über Berlin veröffentlicht - "Where are we now?" Hier produzierte er drei Alben, auch die Berlin-Trilogie genannt - "Low" (1977), "Lodger" (1979) und das oben genannte "Heroes" (1977). Die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau wurde dementsprechend um diese Berlinbezüge erweitert und soll die Besucher auf eine audio-visuelle Erlebnisreise mitnehmen. Tatsächlich bieten die Audioguides eine neue Erfahrung und eine Tonqualität für die Besucher.

Als Hommage an den fortschrittlichen Künstler David Bowie, den neue Technologien während seiner Karriere immer begleiten, greift die Ausstellung auf State of-the-art-Audiotechnik der Firma Sennheiser zurück, um Bild und Klang miteinander zu verschmelzen. Die im Ticketpreis inbegriffenen Audioguides liefern für den Besucher automatisch die passende Musik und den entsprechenden Soundtrack zu den Exponaten oder den Videoschirmen und integrieren so das Audiomaterial nahtlos in die Ausstellungstour. Den Besuchern werden sowohl Interviews wie auch Melodien der gezeigten Filme jeweils lippensynchron in den Kopfhörer eingespielt, sofern der Besucher vor den entsprechenden Ausstellungsstücken anhält. Weitere Hintergründe zu den zahlreichen im Original ausgestellten Kostümen werden allerdings im Einzelnen nicht erklärt. Dazu muss der Besucher die manchmal recht schwach beleuchteten Begleittafeln selbst durchlesen.

David Bowie und Tilda Swinton.
Dass der Künstler nicht nur kreative Phasen hatte, sondern manchmal der Verzweiflung nahe war, kommt in einem der Räume ebenfalls zum Ausdruck. Künstler erleben oft viel intensiver Höhen und tiefen des Show-Geschäftes. Ein Ausschnitt aus einem Werk, wo David Bowie zusammen mit der Schauspielerin Tilda Swinton auftritt, macht seine Wankelmütigkeit vielleicht besonders deutlich. Die Oscar-Preisträgerin, die 2005 einen androgynen Erzengel Gabriel verkörperte, der sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale aufweist, stellt ebenso wie David Bowie häufig wechselnde Geschlechterrollen in ihren Filmen dar. David Bowie, der in Berlin eine Zeitlang mit dem Transvestit Romy Haag liiert war, gibt selbst zu, auch ein wenig schwul zu sein. Mit dem US-Model Angela Barnett hat er allerdings 1971 ein Kind gezeugt. Aus der Liaison ging der erfolgreiche britische Filmregisseur Duncan Jones hervor. Nach der Trennung des Paares erhielt David Bowie in den 1980er Jahren das alleinige Sorgerecht und Duncan wuchs als Kind eine Zeit lang sogar in Berlin auf, bis er mit 14 Jahren in das schottische Internat Gordonstoun kam.

Mit all diesen Informationen bekommt der Besucher auf keinen Fall eine langweilige Videotour auf manch überlebensgroßen Projektionen geboten. Mit Spiegeln, Licht und Filmaufnahmen bekommen die Objekte eine Plastizität, als stünde der Geist des Meisters persönlich in der Halle und einige Hintergründe, die im Audioguide des Künstlerlebens zu kurz kommen, werden auf Exponaten und etlichen Schautafeln ausreichend erläutert. Ob man seine Musik mag oder nicht, ist manchmal nebensächlich, da die Ausstellung an sich durch ihre besondere Gestaltung und effektvolle Beleuchtung sehr faszinierend wirkt. Vielleicht ein Vorgeschmack auf das, was uns dereinst im Humboldtforum, des langsam aus den Grundmauern wachsenden Berliner Stadt-Schlosses, in ähnlicher Weise an multimedialen Erlebnissen erwartet.

David Bowie - Ausstellung
vom 20. Mai - 10. August 2014
im Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstraße 7”¨10963 Berlin
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von 10 bis 20 Uhr
Eintritt: 14 Euro, ermäßigt 10 Euro
Web: www.davidbowie-berlin.de

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