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Berlinale Schauspieler fordern Ende des Sparwahns

Gebührenreform in der Zwickmühle - Weitere Sparmaßnahmen befürchtet!



In wenigen Tagen beginnt die Berlinale und bereits heute startet der Vorverkauf der Publikum-Tickets für die Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Vom 7.-17. Februar 2013 dreht sich wieder alles um Stars und Sternchen, um Filme, Schauspieler und große Regisseure. Schon seit Tagen spekulieren die Medien, wer alles nach Berlin kommt und wie viel Umsatz auf dem großem Filmmarkt wohl in diesem Jahr getätigt wird. Doch die Vorfreude wird diesmal ein wenig durch die Tatsache getrübt, dass in der Welt und auch in Deutschland die Finanzkrise noch lange nicht ausgestanden ist, vielmehr muss das Korsett enger geschnallt werden, denn von Wirtschaftswachstum kann bei rückläufiger Bilanz keine Rede sein.

Wir wollen zwar keine Hiobsbotschaften verkünden, doch die Aussichten, dass die Aussicht auf gute Filme zur Berlinale, sich auch in einem tollen Kinoprogramm des folgenden Jahres widerspiegelt, ist leider eher gering. Berlin mag zwar eine Ausnahme sein. Die Stadt hat trotz Kinosterben immer noch die größte Anzahl an Filmtheatern in Deutschland und auch das ganze Jahr über ein zum Teil exklusives Kinoangebot, doch in der Provinz wird oft außer Mainstream mit eher durchschnittlichen Blockbustern wenig geboten.

Das Fernsehen könnte die Ausnahme sein. Unabhängige deutsche Produktionen gibt es nur wenige. Die meisten werden in Koproduktion mit den Fernsehanstalten gedreht. Aber der Sparzwang der Sendeanstalten lässt den verantwortlichen Redakteuren wenig Spielraum. Nicht nur Drehbücher werden ohne Einwilligung des Autors gekürzt. Auch ursprünglich angesetzte Drehtage werden aus Geldmangel gestrichen, so dass die Endfassung eines Filmes manchmal spärlicher ausfällt, als ursprünglich geplant.

Fernsehanstalten fürchten finanzielle Durststrecke.

Mit der zum Jahresbeginn 2013 gestarteten Gebührenreform, ist leider auch keine Besserung der Finanzsituation der Sender eingetreten. Vielmehr weigern sich immer mehr Bürger, den neuen ARD-ZDF-Beitragsservice an die GEZ zu zahlen. Am 30. Januar 2013 wurde bekannt, das sogar die Stadt Köln und etliche weitere Städte und Gemeinden eine Sammelklage vorbereiten und die Aussetzung der Vollziehung verlangen. Ein vom Land Thüringen in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten führte dazu, dass Landesregierung und Parlament den Rundfunkbeitrag wegen Verfassungswidrigkeit ursprünglich ablehnten, schreibt einer unserer ehemaligen BAF-Mitglieder unter seinem Pseudonym Demille.

Wir können den Steuerzahlern nicht zumuten, auf Verdacht eine nicht exakt ermittelte Gebühr zu entrichten.“ Wird eine Sprecherin der Stadt Köln im Magazin Focus zitiert.

Das inzwischen die Thüringer Institutionen eine Kehrtwende vollzogen haben und den RBStV billigen, steht dem nicht entgegen. Immerhin würde eine Zahlung der monatlichen Rundfunkbeiträge in Höhe von 17,98 Euro unter ausdrücklichem Rechtsvorbehalt, immer noch später eine Rückforderung ermöglichen, falls eine anberaumte Popularklage vor dem Bayrischen Verfassungsgerichtshof (Aktenzeichen Vf. 8-VII-12) sowie eine angekündigte Verfassungsklage des Autovermieters Sixt gegen den "Rundfunkbeitrag" Erfolg haben sollte, denn für eine solche Abgabe fehle es den Bundesländern, die den Rundfunkbeitrag beschlossen haben, angeblich an der Gesetzgebungskompetenz. Die Länder haben gar nicht die rechtlichen Befugnisse eine Steuer zu erlassen.

Wie die »FAZ« zitiert, schreibt der Leipziger Verfassungsrechtler Christoph Degenhart in einem Gutachten: "Der Beitragsservice sei keine individuell zuzuordnende »Vorzugslast«, sondern eine »Gemeinlast«. Somit sei der Beitrag eine Steuer – eine Abgabe, die auf »Raumeinheiten« abstelle und einer grundstücksbezogenen Steuer gleichkomme".



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Auch der Bundesverband der Schauspieler (BFFS) schaltet sich in die aktuelle Gebührendebatte ein und fordert ein Ende des Sparwahns bei fiktionalen Produktionen.

Schauspieler und Verbandssprecher Hans-Werner Meyer erklärt: "Kein Spielraum mehr für Sparmaßnahmen! Ob und wo bei den öffentlich-rechtlichen Sendern Einsparpotential besteht, können wir nicht beurteilen, aber im fiktionalen Bereich ganz sicher nicht. Dort wird bereits seit Langem gespart und das mit verheerenden Folgen. Es gibt absolut keinen Spielraum mehr. Im Gegenteil, wenn nicht bald wieder investiert wird, droht der deutschen Film- und Fernsehindustrie internationale Konkurrenzunfähigkeit."

Die Schauspieler kritisieren, dass in Verbindung mit der aktuellen Debatte über die Finanzausstattung von ARD, ZDF und Deutschlandradio oft von "Traumgehältern" gesprochen werde. Der Verband stellt stattdessen fest, "dass die Budgets und Gagen der Filmkreativen seit Jahren stagnieren und sogar dramatisch sinken." Das Spardiktat der öffentlich-rechtlichen Sender führe dazu, dass immer häufiger gegen Tarifbestimmungen verstoßen werde, etwa wenn ein Drehtag 16 Stunden dauert. Laut Bema-Studie verdienen 68 Prozent der Schauspieler weniger als 30.000 Euro im Jahr, 55 Prozent sogar unter 20.000 Euro, nur 4,7 Prozent bekommen über 100.000 Euro im Jahr. Laut BFFS sind die Einkünfte der Schauspieler in den letzten Jahren um bis zu 50 Prozent gesunken.

Meyer appelliert: "Wer der Meinung ist, dass unsere Film- und Fernsehindustrie nicht nur für unser kulturelles Selbstverständnis, sondern auch für die Kreativwirtschaft unverzichtbar ist, der sollte bei jedem Sparaufruf an die öffentlich-rechtlichen Sender klar und deutlich hinzufügen: Aber auf keinen Fall mehr im fiktionalen Bereich."

Der Hinweis auf einige wenige erfolgreiche Low-Budget-Produktionen wird zudem vom BFFS kritisch gesehen, da die Qualität eigenproduzierter Serien in realitätsverachtender Weise mit jener der international erfolgreichsten Formate aus den USA verglichen wird, in der eine Folge so viel kostet wie hierzulande eine ganze Staffel. Bisher habe noch jeder Versuch, zu beweisen, dass fiktionale Programme auch kostengünstiger hergestellt werden können, nur das Gegenteil belegt.

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Schauspieler-Ehrenpreis für Götz George

Der Bundesverband der Schauspieler BFFS, der mit rund 2.300 Mitgliedern den stärksten Berufsverband der Filmbranche stellt, hat aber auch erfreuliches zu vermelden. Zur Berlinale wird er zum zweiten Mal einen Preis von Schauspielern an Schauspieler vergeben. Schon im letzten Jahr erwies sich die Veranstaltung während der Berlinale als voller Erfolg. Zur zweiten Ausgabe wird der Schauspieler-Preis an Götz George verliehen. Mit dem ZDF-Thriller "Tod einer Polizistin" war die TV-Figur "Schimanski" überaus erfolgreich. Nun erhält der 74jährige für sein Lebenswerk den Ehrenpreis und tritt damit die Nachfolge von Katharina Thalbach an.

"Er hat Generationen von Schauspielern inspiriert mit seiner körperbetonten, unabhängigen und immer an den Situationen orientierten Schauspielkunst. Wer das Glück hatte, mit ihm zu arbeiten, weiß, dass er immer alles von allen verlangt, insbesondere von sich selbst", beschreibt BFFS-Vorstandsmitglied Hans-Werner Meyer den Ehrenpreisträger.

Für die zweite Preisgala, die am 11. Februar 2013 im Rahmen der Berlinale im Berliner Renaissance Theater stattfindet, wurde außerdem das Kategorienspektrum erweitert. Ausgezeichnet werden in diesem Jahr: beste Schauspielerin und Schauspieler in einer Hauptrolle, beste Schauspielerin und Schauspieler in einer Nebenrolle, beste Nachwuchsschauspielerin und -schauspieler, ein starker Auftritt, die beste Ensembleleistung sowie zusätzlich zum Ehrenpreis für das Lebenswerk ein Ehrenpreis an eine Persönlichkeit oder Institution, die durch ihr Wirken in besonderer Weise die Kreativität der Schauspieler gefördert hat. Diese Auszeichnung erhielt 2012 Kulturstaatsminister Bernd Neumann.

Mit der Auszeichnung Deutscher Schauspielpreis hat der Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS) einen Preis ins Leben gerufen, der Vorbilder ehrt, die sich für die Entwicklung der Schauspielkunst und damit um die kulturelle Entwicklung und die Anerkennung des deutschen Films verdient gemacht haben. Der DSP ist eine Auszeichnung von Schauspielern für Schauspieler, er spiegelt den besonderen Blickwinkel der Schauspieler und ist initiiert vom größten Interessenverband der nationalen Film- und Fernsehindustrie.


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Einen Tag später, also am 12. Februar 2013, wird von 12:00-14:00 Uhr eine Podiumsdiskussion zum Casting bei internationalen Produktionen im Rahmen der Berlinale 2013 in der Industrie und Handelskammer (IHK, Fasanenstraße 85, 10623 Berlin) stattfinden.

Viele Schauspieler werden folgendes Problem sicher kennen: Man möchte in dem Beruf auch im Ausland Fuß fassen und an internationalen Produktionen teilnehmen. Aber immer wieder stellt sich die schwierige Frage des Anfangens: Wie stellt man erste Kontakte im Ausland her? Wie funktioniert der Besetzungsprozess dort? Was sind überhaupt die ersten Schritte, um sich bei internationalen Filmproduktionen zu bewerben - und lohnt sich das denn überhaupt?

Um auf diese Fragen Antworten zu geben und um die Bedingungen von Casting in verschiedenen Ländern zu beleuchten, veranstaltet der Bundesverband der Schauspieler BFFS in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK), dem Bundesverband Casting (BVC), dem Institut für Schauspiel-, Film- und Fernsehberufe (iSFF), der European Film Promotion (EFP), der Agentur Feel and Red und weiteren Partnern ein englischsprachiges Panel zum Thema „Internationales Casting“ während der Berlinale.

ACHTUNG: Die Podiumsdiskussion ist auf Englisch. Sie richtet sich ausschließlich an Schauspieler/innen und Casting Directors. Der Eintritt ist frei, jedoch ist die Veranstaltung bereits ausgebucht!
Bei kurzfristigen Absagen könnten evtl. wieder Plätze frei werden.

Beim BFFS International Casting Panel sitzen auf dem Podium:

• Uwe Bünker (D),
• Anja Dihrberg (D),
• Corinna Glaus (CH),
• Beatrice Kruger (I),
• Debbie McWilliams (GB),
• Juliette Ménager (F)
• sowie „special guest“ Hannes Jaenicke (D)
• Moderation: Julia Beerhold (Schauspielerin, BSFF)
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion gibt es die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

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Text: Filmfan / Demille
Quellen: Blickpunkt:Film | filmecho | orangeblue relations | Focus | dpa | iSFF

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