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Medienboard unter Verdacht - Kreativbranche in Angst (UPDATE)

Medienboard förderte weitere 30 Millionenprojekte - doch nun kommen die Prüfer.



Ist Filmförderung allein Ländersache? Diese Frage stellen sich immer wieder junge Filmemacher, wenn sie sich durch den Dschungel der Antragsformulare zu kämpfen versuchen. In Berlin-Brandenburg ist die Sache besonders kompliziert, denn der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der zugleich für die Kultur der Hauptstadt verantwortlich zeichnet, möchte der aufstrebenden Kreativbranche gerne noch mehr unter die Arme greifen, denn was gut läuft kann später beim Finanzamt wieder stärker geschröpft werden. Deshalb wurde eine Aufstockung der regionalen Filmförderung für die Jahre 2013/14 vom Berliner Senat angkündigt.

Doch von einer Aufstockung der Mittel möchte Matthias Platzeck, Ministerpräsident von Brandenburg, nichts wissen, vielmehr fühlt er sich brüskiert, denn darüber war bei den Planungen der gemeinsam beschlossenen Filmförderung nichts vereinbart worden. Zu sehr sitzen dem Land Brandenburg die gestiegenen Kosten des gemeinsam katastrophal verkalkulierten BER-Flughafens im Nacken, um über andere extra Ausgaben nachdenken zu wollen. Darüber hinaus will die Regierung in Potsdam zukünftig stärker in der Förderung zu Wort kommen, denn Brandenburgs Aufgabe ist es nicht, die Filmstadt Berlin zu fördern.

Und nun kommt zu allem Schreck auch noch die Hiobsbotschaft von Freitag, den 13. dazu, dass Sonderprüfer das Medienboard unter die Lupe nehmen. Externe Gutachter sollen die Finanzen der Förderanstalt überprüfen, denn offensichtlich gibt es deutliche Ungereimtheiten, weil der Aufsichtsrat unter Vorsitz des Berliner Senatskanzlei-Chefs Björn Böhning den Jahresabschluss des Medienboards für das Jahr 2011 nicht bestätigt hat. Noch gebe es zwar keine Hinweise auf eine strafrechtliche Relevanz des Falls, aber die Branche wird bereits nervös, denn auch der Euro ist unsicher geworden. Filme zu produzieren sind immer noch hoch personalaufwendig und dadurch sehr kostenintensiv, sodass Ausfälle in der Filmförderung sich sofort negativ bei geplanten Produktionen niederschlagen würden.

N A C H T R A G
Am 10.10.2012 kam die Entwarnung. Durch die Sonderprüfung konnte der Anfangsverdacht ausgeräumt werden und die herausragende Qualität der Medienboard-Arbeit wurde ein weiteres Mal bestätigt. Das Medienboard Berlin-Brandenburg leistet einen wesentlichen Beitrag zu Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit des Film- und Medienschaffens in Berlin und Brandenburg, hieß es abschließend.


Wieder Aufwind für Studio Babelsberg.
Glücklicherweise ist die Durststrecke von Studio Babelsberg zuende. Fast sieben Monate lang wurde in den Studios kein großer Streifen mehr gedreht. Nun soll im Herbst die Märchenadaption „Die Schöne und das Biest“ mit Gérard Depardieu verfilmt werden und damit endlich den 100-jährigen Traditionsstandort wieder zum Leben erwecken. Im Oktober wird der 63-jährige Depardieu mit den Schauspielern Léa Seydoux – sie bezauberte im Berlinale-Eröffnungsfilm „Leb wohl, meine Königin!“ – und Vincent Cassel für eine Neuverfilmung von „Die Schöne und das Biest“ vor der Kamera stehen. Regie führt Christophe Gans, produziert wird der Film vom französischen Medienkonzern-Joint-Venture Pathé-Gaumont.

Auch George Clooney war im September - also nachdem dieser Bericht bereits geschrieben war - in Babelsberg, um Drehorte für sein Regieprojekt "The Monuments Men" auszuloten. Zusammen mit dem Babelsberger Team wurde er bei Drehortbesichtigungen in der Weltkulturerbestadt Quedlingburg im Harz sowie im niedersächsischen Goslar gesehen. Vertragsbestätigungen gab es bisher jedoch nicht. Noch positiver sieht es bei einem weiteren Projekt aus. US-Regisseur Wes Anderson will mit Schauspieler Bill Murray und Jude Law höchstwahrscheinlich sein neues Projekt "The Grand Budapest Hotel" in den Traditionsstudios realisieren. Doch auch hier wurde höchste Diskretion gewahrt.


Babelsberg hing seit der Wende am Tropf der Filmförderung: Insbesondere für die US-Filmstudios, die auch als Produzenten auftreten, spielt bei einer Standortentscheidung das Geld meist die wichtigste Rolle. Nach Deutschland, und damit nach Babelsberg, lockt die Produzenten vor allem der Deutsche Filmförderfonds (DFFF), von dem das Studio bereits deutlich profitiert hat. Es ist also nicht nur die regionale Landesfilmförderung für das Wohlergehen der Kreativbranche verantwortlich, sondern ein Rädchen greift in das andere, um einen effektiven Standortvorteil für die Branche in unserer Region erhalten zu können. Sollten tatsächlich Schwierigkeiten bei der Medienboard Berlin-Brandenburg GmBH auftreten, könnte die Filmregion ins Strudeln geraten.

Um nicht ganz untätig zu sein und wieder etwas Geld in die leeren Kassen spülen zu können, hat sich Studio Babelsberg zum 1. Juli von seinem berühmten Kostümfundus getrennt. Der schon bisher selbstständig arbeitende Bereich gehört jetzt zum benachbarten Vergnügungsthemenpark „Filmpark Babelsberg“ unter Führung von Friedhelm Schatz und Matthias Voß. Nachdem Studio und Filmpark lange als zerstritten galten – und sich beispielsweise über die Feier zum 100-jährigen Jubiläum des Standortes nicht einig wurden – habe man sich nun partnerschaftlich geeinigt, heißt es.

Filmförderungen des Medienboards von Til Schweiger bis Fatih Akin.
Doch nun erstmal zu den positiven Nachrichten. Noch vor der überraschenden Soderprüfung der Finanzen hat das Medienboard Berlin-Brandenburg in der dritten Förderrunde des Jahres 2012 insgesamt 4,26 Mio. Euro an 30 Filmprojekte vergeben. Die höchste Einzelsumme bei der Produktionsförderung ging mit 900 000 Euro an Til Schweiger, der sich über die eigentlich überflüssige Unterstützung für seinen Film „Kokowääh 2“ (Barefoot Films, Berlin) freuen wird. Seine Produktionen sind mittlerweile ein Selbstläufer, sodass Förderungen, die dem erfolgreichen Schwaben gelten, leider bei anderen Projekten fehlen werden. Auch die Produktion des ersten Teils war vom Medienboard mit 900.000 Euro gefördert worden, denn Filmproduktionen werden immer noch als Wirtschaftsgut angesehen, deren Investitionen schnellstens wieder zurückfließen sollen. Damit haben andere Projekte mit künstlerisch, wertvollerem Sujet bei den Förderungen meist das Nachsehen. Wieder mit dabei ist das erprobte Darsteller-Team Til Schweiger, Emma Schweiger, Jasmin Gerat und Samuel Finzi.

Friendship!“-Regisseur Markus Goller, der mit den Hauptdarstellern Matthias Schweighöfer und Hans Löw seine neue Komödie „Frau Ella“ (Pantaleon Entertainment) dreht, bekam 700 000 Euro zugesprochen.

Kurzinhalt:
Als der 30-jährige Sascha erfährt, dass er Vater wird, begibt er sich mit der rüstigen 87-jährigen Frau Ella und seinem Freund Klaus auf eine ungewöhnliche Reise durch Frankreich.

Fatih Akin dreht den dritten Teil seiner Trilogie „Liebe, Tod und Teufel“: Nach Liebe („Gegen die Wand“) und Tod („Auf der anderen Seite“), geht es in „The Cut"” (Pandora Film, 600 000 Euro) jetzt um das Böse im Menschen, den Teufel. ”¨”¨

Die höchsten Beträge bei der Verleih- und Vertriebsförderung gingen an „Schutzengel“ (Warner, 200 000 Euro) und „Liebe“ (X Verleih AG, 100 000 Euro) von Michael Haneke, der mit dem Film die »Goldene Palme« auf dem letzten Cannes Festival gewonnen hatte.

Alle Förderungen unter www.medienboard.de



Eurimages: 5,5 Mio. Euro für 17 Kinoprojekte.
Auch der europäische Förderfonds Eurimages hat auf seiner Junisitzung in Kopenhagen insgesamt 5,530 Mio. Euro an 17 Kinoprojekte, darunter sieben mit deutscher Beteiligung, vergeben. Unter den höchst geförderten Projekten ist u. a. der majoritär von deutscher Seite produzierte neue Film von Pepe Danquart, „Lauf, Junge, Lauf“ (580 000 Euro, deutsche Koproduzenten: Bittersüss Pictures / A Company).

Synopsis:
Mit der Verfilmung des gleichnamigen, hochgelobten Jugendromans von Uri Orlev über die Flucht des achtjährigen Srulik aus dem Warschauer Ghetto arbeitet Oscar-Preisträger Pepe Danquart nach einer Reihe von Dokumentarfilmen wieder an einem Kinospielfilm.

Eine Förderung in Höhe von 350 000 Euro erhält der Kinderfilm „Sputnik“, der ebenfalls größtenteils von deutscher Seite (Hamster Film, Ostlichtfilmproduktion) finanziert wird. Die deutsch-deutsche Geschichte unter der Regie von Markus Dietrich ist eine abenteuerliche Nacherzählung der Ereignisse am 9. November 1989 aus Kindersicht.

Zudem fördert das Gremium das Projekt „Wandelsterne“, den aktuellen Film von Benjamin Heisenberg. Die deutsch-schweizerisch-österreichische Komödie (deutscher Produzent: Komplizen Film) um die Identität eines umstrittenen Star-Psychologen und eines jungen Lebenskünstlers wird mit 230 000 Euro unterstützt.

Die nächste Sitzung von Eurimages findet vom 16. bis 18. Oktober 2012 in Tirana (Albanien) statt.

Link: www.coe.int/t/dg4/eurimages/default_en.asp
Quellen: filmecho | medienboard | Blickpunkt:Film | Morgenpost | Tagesspiegel


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