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22. Neiße Filmfestival im Dreiländereck

Am heutigen Dienstag, den 20. Mai 2025, wird im Gerhart-Hauptmann-Theater in Zittau das 22. Neiße Filmfestival eröffnet.



Vom 20. - 25. Mai 2025 geht das Neiße Filmfestival in seine 22. Auflage. Auch in diesem Jahr zeigt das Filmfest an sechs Tagen länderübergreifend in 19 Kinos und Spielstätten in Deutschland, Polen und Tschechien mehr als 100 aktuelle Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme in drei Wettbewerben und verschiedenen Filmreihen.

Was mit der Idee begann, Filme in drei Nachbarländern zu zeigen, hat sich zu einer kulturellen Brücke für Filmfans entwickelt und ist inzwischen wichtiger Treffpunkt für nationale und internationale Filmschaffende und die Filmwirtschaft.

Jeweils drei Filme aus den drei Ländern treten im Hauptwettbewerb des Festivals um den Preis für den besten Spielfilm an; im Dokumentarfilmwettbewerb konkurrieren ebenfalls neun Filme, im Kurzfilmwettbewerb sind es 30.

Eröffnet wird das 22. Neiße Filmfestival am 20. Mai 2025 im Gerhart-Hauptmann-Theater in Zittau mit dem Dokumentarfilm „Śląsk“ (Schlesien) von Viola Stephan, der als Weltpremiere erstmals in einer digitalisierten Fassung zu sehen ist. Der bereits 1994 gedrehte Film, der damals in analoger Fassung auf dem Hofer Filmtagen gezeigt wurde, ist ein bewegendes Porträt über die Identitätssuche einer Region im Wandel: historisch bedeutsam und ebenso aktuell.

In dem Dorf Milkow äußern sich Menschen, die es entweder nach dem Zweiten Weltkrieg hierhin verschlagen hat oder die damals nicht von hier fortgegangen waren. Der Film versteht sich weniger als politischer Beitrag denn als eine "Variation zum Thema, über ein vernachlässigtes Gebiet im Wartezustand zwischen den Ordnungen", schrieb der Filmdienst 1994.


Trinationale Wettbewerbe für Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme:

Die neun Wettbewerbsfilme eröffnen vielschichtige Perspektiven. Bildgewaltig ist die polnische Komödie "To nie mój film / Das ist nicht mein Film" der in Warschau geborenen Fotografin, Kamerafrau und Regisseurin Maria Zbąska, Absolventin der National Film School in Łódź, die Ehepaar zu einer klärenden Winterwanderung an den Ostseestrand führt und u.a. im Kino PoZa NoVa in Zgorzelec, in der polnischen Nachbarstadt von Görlitz gezeigt wird.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Wanda und Janeks Beziehung steckt fest. Ihre Liebe droht zwischen Alltag, Langeweile und unterschiedlichen Erwartungen zu verschwinden. Kurz vor einer Eskalation schließen sie einen Deal: Eine Wanderung entlang der polnischen Ostseeküste. Mitten im Winter, nur am Strand, ohne Handys, ohne Gejammer, kein Abbiegen in Ortschaften. Nur sie beide, ein Zelt und ein Schlitten fürs Gepäck. Halten sie die Regeln ein, werden sie für immer zusammenbleiben. Scheitern sie, trennen sich ihre Wege. Eine einzigartige Winterreise beginnt. Lustig, rührend und unerwartet.


Nach seiner Premiere beim Max Ophüls Preis in Saarbrücken ist der rasante Berliner Roadtrip „NULPEN" auch während des NFF im tschechischen Kulturhaus (Dům Kultury in Česká Kamenice) zu sehen. Es ist ein Film über die Sehnsucht nach Leichtigkeit in einer Welt voller Unsicherheiten“, schreibt die Regisseurin Sorina Gajewski, die an der dffb studierte.

Hier der Trailer:


Synopsis:
Ramona und Nico sind Freundinnen, frisch aus der Schule und faule Lappen. Anstatt sich Gedanken um die Zukunft zu machen, lassen sie sich lieber von der Berliner Sommerhitze erschlagen. Erst durch einen Zwischenfall mit dem Nachbarsvogel müssen sie losziehen - in die politisch aufgeladene Welt, auf die sie eigentlich keine Lust haben. Ein Roadtrip durch Berlin beginnt, allerdings zu Fuß. Auf ihrer halbherzigen Suche nach dem entflogenen Federvieh und dem kleinen Bruder, ringen sie um ihre Freundschaft, den Glauben an sich selbst und stolpern unerwartet in Hoffnung gebende Lebensgeschichten.

Mit dabei ist der Blick auf Frauenschicksale, respektvoll und empathisch: Zwei junge Frauen lassen sich durch einen heißen Sommertag in Berlin treiben, eine Witwe in Tschechien muss ihr Leben neu ordnen und – basierend auf wahren Begebenheiten – eine politische Journalistin wird in Belarus verhaftet. Das einfühlsame Porträt einer Familie zeigt Beziehungen, die geprägt sind von gegenseitiger Liebe, Respekt und Wärme. Literarisch inspiriert ist die Verfilmung eines Romans von Stefan Zweig. Ein turbulentes Schlachtfest und die ruhige Beobachtung von drei Frauengenerationen auf dem Bauernhof weiten den Blick auf ländliche Traditionen in der Gegenwart.

Auch im Wettbewerb um den besten Dokumentarfilm konkurrieren neun Filme, die bewegende Themen berühren: Krieg, Migration, politische Radikalisierung und soziale Ungleichheit prägen unsere Gegenwart. In unruhigen Zeiten oder im Zuge innerer Zweifel wie gesellschaftlicher Widersprüche werfen die diesjährigen Wettbewerbsbeiträge einen Blick auf das Persönliche im Politischen. Dabei wird eine Zugreise zur Zeitreise. Eine Straße stellt sich als Mikrokosmos dar, der zugleich ein Spiegelbild ist. Familien bieten Halt oder müssen ersetzt werden. Gewalt hat ein Zuhause, aus dem schwer zu entkommen ist. Sekten, Extremismus und die Sehnsucht nach Autokratie und Vergangenem leben auf. Ein Terroranschlag wirkt lange in Briefen und Erinnerungen nach. Es geht um die Schatten vergangener Systeme und die Bedeutung persönlicher Erinnerungen und letztlich um Zugehörigkeit, Verantwortung, Solidarität und Mut. Neun Filme, neun Wirklichkeiten: eindringlich, herausfordernd, zutiefst menschlich.

Der Kurzfilm-Wettbewerb besticht auch 2025 durch Vielfalt und Originalität und präsentiert insgesamt 30 kurze und kurzweilige Beiträge – fiktional, dokumentarisch, animiert oder experimentell. Weitere Filmreihen zeigen Regionales aus dem Dreiländereck und Aktuelles aus drei Nachbarländern, indem sie in drei Länderreihen das aktuelle Filmschaffen in Polen, Tschechien und Deutschland widerspiegeln.

Außerdem werden im Centrum Panorama im tschechischen Varnsdorf wieder Filmklassiker und cineastische Meilensteine in opulenter 70mm-Technik bzw. im speziellen 35mm-Format gezeigt. Hier ist auch Adrian Brody in seiner oscarprämierten Performance in „The Brutalist“ zu erleben. Das DEFA-Studio für Trickfilme Dresden feiert 2025 sein 70-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass präsentiert das Deutsche Institut für Animationsfilm (DIAF) im Rahmen des Neiße Filmfestivals unter dem Titel „Krawall auf dem Land“ ein Programm mit klassischen DEFA-Trickfilmen und bietet einen faszinierenden Einblick in die Vielfalt und Kreativität des Dresdner Trickfilmschaffens.

Fokus-Reihe „Crossing Borders“:

Unter dem Titel »Crossing Borders« widmet sich die Fokus-Reihe des Neiße Filmfestivals diesmal dem hochaktuellen und vielfältigen Narrativ der Grenze. Das Spannungsfeld des Umgangs mit Grenzen ist ein tiefgreifendes Motiv in den Filmen der Reihe. Dabei richtet sich der Blick über die Grenzen Deutschlands hinaus ins vornehmlich osteuropäische Filmschaffen. Ergänzt wird das Fokus-Programm von einer Lesung des bekannten Reiseautoren Andreas Altmann, der in Zittau sein aktuelles Buch „Sehnsucht Leben“ vorstellt, und einer Ausstellung unter dem Titel „Frauen im geteilten Deutschland“ sowie ein Open-Air-Kino im Garten des Festivalzentrums in Großhennersdorf. Das komplette Programm ist ab sofort online zu entdecken.

Filme über das Leben in der Lausitz:

Neben den Wettbewerben steht die Reihe »Regionalia«, in der Filme, die vom Leben in der Lausitz bzw. an der Grenze erzählen oder sich dem sorbischen Film widmen, gezeigt werden auf dem Programm. Dazu zählt auch die Premiere von Maren-Kea Freeses Tragikomödie „Wilma will mehr“ mit Fritzi Haberlandt und Thomas Gerber, in der eine Frau Ende der 1990er Jahre ihre Lausitzer Heimat verlässt und in Wien neue Perspektiven findet. Der bundesweiter Kinostart erfolgt erst am 31. Juli 2025.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Wilma will mehr, nachdem sie ihren langjährigen Beruf als Elektrikerin im Lausitzer Braunkohlerevier verliert und ihren Gatten dann auch noch bei frischer Tat in seiner Affäre erwischt. Also geht sie nach Wien, zu zufälligerweise auch ihre frühe Jugendliebe Martin einen Baumarkt leitet. Auch hier ist der Neuanfang aber nicht nur rosig, doch nach ersten Rückschlägen und ungewöhnlichen Schnell-Walzer-Kursen für Chinesen entdeckt sie ihre Lebensfreude neu.


Die feierliche Preisverleihung des 22. Neiße Filmfestivals findet am 24. Mai 2025 im Miejski Dom Kultury im polnischen Zgorzelec gegenüber von Görlitz statt. Prämiert werden hier neben den besten Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen und den Publikumslieblingen auch die beste darstellerische Leistung, das beste Drehbuch und das beste Szenenbild. Der Spezialpreis des Festivals wird an einen Film vergeben, der sich dem Verständnis der kulturellen und ethnischen Unterschiede verschiedener Länder oder den vorhandenen Gemeinsamkeiten widmet. Außerdem kürt erstmals eine Jugendjury ihren Favoriten.

Link: www.neissefilmfestival.de

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