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Berlinale Opening mit Verleihung des Goldenen Ehrenbären an Tilda Swinton

Unter der neuen Leitung der US-Amerikanerin Tricia Tuttle wird die 75. Berlinale am heutigen 13. Februar 2025 eröffnet.



Die Amerikanerin Tricia Tuttle ist nach Berlinale Festivalleiter Alfred Bauer (1951-1976), Filmpublizist Wolf Donner (1977-1979), dem in der Schweiz lebenden englischen Direktor Moritz de Hadeln (1979-2001), dem deutschen Kulturmanager Dieter Kosslick (2001-2019) und dem Führungsduo Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek (2020-2024) erst die sechste Direktorin der Internationalen Filmfestspiele Berlin und die erste, die aus Übersee stammt, aber zuvor in Europa Leiterin des BFI Londoner Filmfestivals war.

Eröffnet wird das Festival im Berlinale Palast mit Tom Tykwers jüngstem Kinofilm "Das Licht", der allerdings außer Konkurrenz in der Reihe Special Gala als Weltpremiere gezeigt wird.

Tom Tykwer findet Schönheit und Freude in unserer oft brüchigen und herausfordernden Welt. Er fängt die Essenz unseres heutigen Lebens auf magische Weise auf der Leinwand ein. Prominent besetzt in den Hauptrollen mit dem international gefeierten deutschen Star Lars Eidinger und der renommierten Schauspielerin und Regisseurin Nicolette Krebitz erzählt "Das Licht" die Geschichte der Familie Engels.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Tim (Lars Eidinger), Milena (Nicolette Krebitz), die gemeinsamen Zwillinge Frieda (Elke Biesendorfer) und Jon (Julius Gause) sowie Milenas Sohn Dio (Elyas Eldridge) sind eine Familie, die mehr nebeneinander als miteinander lebt und die nichts mehr zusammenhält, bis die Haushälterin Farrah (Tala Al-Deen) in ihr Leben tritt. Die geheimnisvolle Frau aus Syrien stellt die Welt der Engels auf eine unerwartete Probe und bringt Gefühle zutage, die lange verborgen waren. Dabei verfolgt sie einen ganz eigenen Plan, der das Leben der Familie grundsätzlich verändern wird. Gezeigt wird Alltag einer deutschen Mittelschichtsfamilie in einer Welt, die sich schnell dreht und ins Wanken geraten ist.


Zuvor wird jedoch auf der 75. Berlinale ein ganz besonderer Gast geehrt:

Die Unverwechselbare
Goldener Ehrenbär der Berlinale für Tilda Swinton


Bericht von Regina Roland:

Indiikone, Antidiva, leidenschaftliche Cineastin, androgynes Fabelwesen - Tilda Swinton ist eine der faszinierendsten Schauspielerinnen im Internationalen Kino.

Mit ihren außergewöhnlichen Gesichtszügen, dem androgynen Haarschnitt, ihren ausgefallenen Looks und ihren heiter gelassenen Auftritten fällt die knapp 1.80m große schottische Schauspielerin auf. Sie ragt heraus, fasziniert, hebt sich immer ein wenig ab von allen anderen.

Über ihre gesamte Karriere hinweg hat Tilda Swinton lustvoll mit Hollywoodklischees und Geschlechtersterotypen gespielt, sich dabei immer wieder elegant Genre-Schubladen und Stilisierungen entzogen und ist sich selbst treu geblieben.

Dieses Jahr ehren sie die Internationalen Filmfestspiele Berlin mit einem goldenen Ehrenbären.

Tilda Swinton kommt gern nach Berlin, ist quasi ein Dauergast auf der Berlinale. Insgesamt 26 Filme hat sie auf der Berlinale vorgestellt, 2009 war sie die Jurypräsidentin.

„Es wird mir ein Privileg und einen Freude sein, einmal mehr diesen inspirierenden Ort zu feiern, der immer wunderbare und anregende Begegnungen ermöglicht“, sagt die Schauspielerin. Die Berlinale sei 1986 das erste Festival gewesen, das sie je besucht hat. Das sei mit Derek Jarmans "CARAVAGGIO" gewesen, ihrem ersten Film überhaupt. „Das war mein Eintritt in die Welt, in der ich mein bisheriges Lebenswerk geschaffen habe - der Welt des internationalen Filmemachens und ich habe nie vergessen, was ich ihr schulde.“ Nun auf diese Weise geehrt zu werden berühre sie zutiefst.

Tilda Swinton kommt aus „guter Familie“, einem der ältesten schottischen Clans, studierte in Cambridge Sozialwissenschaften und Politologie und wandte sich schon während des Studiums der Schauspielerei zu, für kurze Zeit schloss sie sich der Royal Shakespeare Company an.

Der queere Maler und Regisseur Derek Jarman ist der erste Filmregisseur, mit dem Tilda Swinton zusammenarbeitet Sie spielt in all seinen Filmen mit, u.a. "THE LAST OF ENGLAND" (1987), "EDWARD II" (1991) und "WITTGENSTEIN" (1993). Die beiden verband neben der Arbeit auch ihr politisches Engagement gegen die britische, konservative Regierung von Margret Thatcher und deren rigiden gesellschaftlichen Umgang mit Aids.

Durch Jarmans Filme wird die Regisseurin Sally Potter auf Swinton aufmerksam. Sie engagiert die Schauspielerin für ihren Film "ORLANDO", (1992) nach dem Roman von Virginia Woolf. Ihr internationaler Durchbruch, ein Film, der bis heute das Image von Tilda Swindon prägt. Sie spielt eine/einen androgyne/nen Adlige/en auf der Wanderschaft durch 400 Jahrhunderte, mal Mann mal Frau - eine ihrer großen, entscheidenden Rollen.

Bald werden die großen Studios auf die Schauspielerin aufmerksam. 2000 spielt sie in Danny Boyles "THE BEACH" die gnadenlose Anführerin einer Aussteigergruppe, 2005 ist sie unter der Regie von Andrew Adamson als „Weiße Hexe Jadis“ im Fantasyfilm "DIE CHRONIKEN VON NARNIA" zu sehen, dem ersten Film der Reihe.

In Tony Gilroys "MICHAEL CLAYTON" steht sie als kämpferische Anwältin mit George Clooney vor der Kamera und wird für ihre Darstellung 2008 mit dem Oscar als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet.

Das Werk von Tilda Swinton ist erstaunlich vielseitig. Sie spielt in internationalen Blockbustern, arbeitet mit Regisseuren des amerikanischen Independent-Kinos wie den Coen- Brüdern, Jim Jarmusch und Wes Andersen, begeistert sich für das europäische Arthousekino. Sie ist aber auch in Experimentalfilmen, Musikvideos und Kurzfilmen zu sehen.

„Die Bandbreite von Tilda Swintons Werk ist atemberaubend“ sagt auch die Festivalchefin der Berlinale Tricia Tuttle. „Sie bringt so viel Menschlichkeit, Mitgefühl, Intelligenz, Humor und Stil ins Kino und erweitert durch ihre Arbeit unsere Vorstellungen von der Welt.“

Tilda Swinton hat sich nie einkaufen lassen für ein Genre, sie hält die Balance zwischen Großproduktionen, Arthouse und dem Indikino, dort, wo sie am besten ihre konzentrierte Schauspielkunst zeigen kann. Filme wie Lucia Guadagnions "I AM IN LIVE" (2009) oder der mehrfach ausgezeichnete Thriller der Regisseurin Lynne Ramsay "WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN" (2011).

Ihr Engagement gilt immer wieder den Frauen hinter der Kamera und ihren Filmen. So wirkt sie in dem 14-stündigen Dokumentarfilmprojekt "WOMAN MAKE FILM" (2018) mit und unterstützt Projekte mit ihrem prominenten Namen schon in der Produktionsphase.

Ihre Intensität und ihr Können stellt sie auch in Pedro Almodovars Film "THE ROOM NEXT DOOR" (2024) unter Beweis. Swinton spielt eine krebskranke Frau, die beschließt, ihrem Leben selbstbestimmt ein Ende zu setzen. Der Film gewinnt 2024 den Goldenen Löwen in Venedig. Neben Tilda Swinton spielt Julian Moore ihre Freundin, die sie begleitet - intensive, subtile und großartige Schauspielkunst der beiden Frauen.

Mit Spannung im März in Deutschland erwartet wird auch ihr neuester Film "THE END" unter der Regie von Joshua Oppenheimer. Es ist eines dieser ambitionierten Mammut-Projekte - eine post-apokalyptische Gesellschaftssatire verpackt in einem Musical.

Hier der Trailer:



In Berlin lief das Werk bereits im Dezember 2024 als Preview auf dem Weltkino-Festival »Around the World in 14 Films«, das anschließend durch die drei deutschen Städte: München, Köln und Nürnberg tourte, weshalb der Film vor dem offiziellen Kinostart am 27. März 2025 nicht noch einmal auf der Berlinale präsentiert wird.


Stattdessen ehrt die Berlinale am 13. Februar 2025 die charismatische Schauspielerin auf der Eröffnungsgala für ihr Lebenswerk.

Regina Roland
Originalbeitrag mit großformatigen Fotos unter folgender Website:
filmkritik-regina-roland.de

Link: www.berlinale.de

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