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FILM RESTORED - Das Filmerbe Festival der Deutschen Kinemathek im Arsenal Kino Berlin

Letztmalig findet am Potsdamer Platz vom 23. - 27. Oktober 2024 das Filmerbe Festival der Deutschen Kinemathek in Kooperation mit dem Kino Arsenal statt. | Außerdem ein Hinweis auf das zeitgleich stattfindende 8. Roma Filmfestival Berlin.



Alle im Filmhaus am Potsdamer Platz ansässigen Institutionen wie die Deutschen Film- und Fernsehakademie (dffb), die Filmhochschule des Landes Berlin, oder das Kino Arsenal - Institut für Film und Videokunst e.V. und auch die Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen müssen bis Ende das Jahres ihr angestammtes Gebäude im ehemaligen Sony Center verlassen haben.

Schon seit Beginn dieses Wintersemesters am 1. Oktober 2024 ist ein ehemaliges Fernsehstudio in Adlershof (Am Studio 16, 12489 Berlin) für die kommenden anderthalb Jahre das vorübergehend neue Zuhause der DFFB. Zumindest solange bis der zukünftige Standort im Campus des Berlin Decks in unmittelbarer Nachbarschaft zu Hauptbahnhof am Friedrich-Krause-Ufer fertiggestellt ist.

Auch die Deutsche Kinemathek wird bereits in 10 Tagen ihr Museum dauerhaft schließen, um für eine Übergangszeit von voraussichtlich sechs bis sieben Jahren im naheliegenden, ehemaligen E-Werk - einer Eventlocation (Wilhelmstr. 43, 10117 Berlin) - Unterschlupf gefunden zu haben, denn ein neues, geplantes Filmhaus am Martin-Gropius-Bau ist bisher weder genehmigt, noch fertig konzipiert. Erste Entwürfe gab es zwar, doch weil alles zu teuer wurde, muss abgespekt werden und somit erneut von vorne geplant werden. Doch gestiegene Baupreise machen alles schnell wieder zunichte.

Und auch das Arsenal muss sich im Weddinger Silent Green Kulturquartier ein neues Kino bis Ende nächsten Jahres auf- und ausbauen, sodass derzeit für die letzen Tage des Filmtheaters am Potsdamer Platz im Monat im Dezember 2024 ein Abschiedsprogramm vorbereitet wird.

Vom 1. - 15. Dezember 2024 wird sich das Arsenal 15 Tage lang mit 25 Jahren Kinogeschichte verabschieden und nochmals analoge 70-, 35- und 16-mm-Kopien, digitale Restaurierungen, Zeitgenössisches sowie Stummfilmbegleitung mit Kurz- und Langfilmen präsentieren. Dazu gibt es Wortbeiträge und Kinogespräche, u.a. zur Geschichte des Standortes Potsdamer Platz und seiner Umgebung.

Doch bis es soweit ist wird noch einmal das Filmfestival AFRIKAMERA vom 12. - 17. November 2024 im Arsenal zu Gast sein und darüber hinaus veranstaltet auch die Deutsche Kinemathek in den nächsten Tagen die neunte Ausgabe des Filmerbe-Festivals »Film Restored« ein letztes Mal im Arsenal, das sich vom 23. - 27. Oktober 2024 dem Thema „Community“ widmet.

Dabei steht die gemeinschaftliche Erfahrung beim Filmemachen, bei der Filmarchivierung und -restaurierung sowie beim Filmeschauen im Fokus.

Film ist selten das Werk einer einzelnen Person, sondern erfordert die Zusammenarbeit vieler. Als Medium diente Film von Anfang an auch als Plattform für marginalisierte Gemeinschaften. Der Erhalt des Filmerbes ist ebenfalls nur kollaborativ denkbar, denn ohne die Zusammenarbeit, den trans­nationalen Austausch und Wissenstransfer ­zwischen Archiven wären viele Restaurierungs­arbeiten nicht möglich. Das Kino ist voller Geschichten von Miteinander und Solidarität, aber auch von Gruppenzwängen, die facettenreich von Gemeinschaften in unterschiedlichen Weltregionen erzählen.

Als Fallbeispiel für das gemeinschaftliche Miteinander, den transnationalen Austausch und Wissenstransfer dient der Werkstattbericht zur kollaborativen Restaurierungsarbeit von ›Ballade aux sources‹ (FR 1965). Der Film ist das fast vergessene Debüt des mauretanischen Regisseurs Med Hondo, der zu den Wegbereiter*innen des afrikanischen Kinos zählt.

Auch der indische Spielfilm ›Manthan‹ (IN 1976) erzählt bildgewaltig und einfühlsam von vielfältigen Widerständen bei der Gründung einer Molkereigenossenschaft, und in Doris Dörries und Wolfgang Berndts Debüt ›Ob’s stürmt oder schneit‹ (BRD 1977) gelingt den Regisseuren ein berührendes Porträt der Kinobetreiberin Maria Stadler in der bayerischen Provinz.

Ein Höhepunkt ist die deutsche Restaurierungspremiere des viragierten Stummfilms ›The Red Mark‹ (USA 1928), in dem es um eine dramatische Liebesgeschichte auf einer Gefängnisinsel geht. Er wird in einer Ausbelichtung der Restaurierung als 35-mm-Projektion mit live Klavierbegleitung gezeigt.

Zum Abschluss des Festivals ist die 4K-Restaurierung von ›I Know Where I’m Going!‹ (UK 1945) des Regieduos Michael Powell und Emeric Pressburger zu erleben. In dieser Komödie strandet die junge Städterin Joan Webster auf der abgelegenen schottischen Isle of Mull und gerät so in eine ländliche Gemeinschaft, die von Aberglauben und den rauen Gesetzen der Natur geprägt ist.

Eine Veranstaltung der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen in Kooperation mit dem Kino Arsenal.

Weitere Informationen zum Festivalprogramm hier.

Weiterer Link: www.arsenal-berlin.de/.../...das-filmerbe-festival.../

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Ergänzend möchten wir noch erwähnen, dass das Internationale Roma-Filmfestivals AKE DIKHEA? nahezu zeitgleich vom 21. - 27.10.2024 zum achten Mal im Kino Babylon Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz stattfindet.

Thema der diesjährigen Ausgabe ist »Demokratie« mit einem speziellen Fokus auf Dekolonisierung und Archivierung sowie auf selbstbestimmte Erzählungen von Roma und Sinti, im Kampf gegen Unterdrückung.

Besonders interessant ist der Dokumentarfilm „Narrow Path to Happiness“, der als Eröffnungsfilm lief und das Demokratiebewusstsein innerhalb einer Familie in einem kleinen ungarischen Dorf thematisiert. Es geht um queere Identität und um Zwischenmenschlichkeit, und das ist das Schönste, was es gibt.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Gergő und Lénárd sind ein junges schwules Ehepaar, das in einer abgelegenen Roma-Siedlung im ärmsten Teil Ungarns lebt. Sie leben in einer Gemeinschaft, in der es als unverzeihliche Sünde gilt, schwul zu sein, und doch träumen sie davon, einen Musicalfilm über ihr Leben zu drehen und berühmt zu werden. Sie könnten ihr Leben in dieser feindlichen Umgebung weiterführen, aber um ihren Traum zu verwirklichen, müssen sie nach Budapest ziehen, wo das LGBTQ+-Leben offener und zugänglicher ist und die Zusammenarbeit mit Musikern und Künstlern reichlich vorhanden ist. Als der plötzliche Tod von Gergős Mutter eine tragische Wendung in ihre Geschichte bringt, kehren sie für eine letzte Abrechnung zu ihrer Familie zurück, die sie verstoßen hat, und helfen ihnen, ihre schwule Identität zu akzeptieren, den Schlüssel zu ihrer eigenen Akzeptanz und ihrer eigenen Chance auf Glück.


Im Festivalprogramm findet sich auch Andres Veiels Dokumentarfilm „Riefenstahl“, der offiziell erst zum Monatsende in den deutschen Kinos startet. Bemerkenswert sind darin Veiels Einlassungen zu Riefenstahls Film „Tiefland“, für dessen Dreh die Regisseurin internierte Sinti und Roma aus sogenannten „Zigeunerlagern“ zwangsrekrutierte.

Hier der Trailer:



Veiels Film beleuchtet, wie Riefenstahl im Nachhinein versucht hat, die Geschichte nach ihrem eigenen Narrativ umzuschreiben. In einem speziellen Moment des Films sieht man einen kleinen Jungen. Ihm und anderen anderen Roma-Kindern hat „Tante“ Leni angeblich versprochen, sie zu retten, aber letztendlich erzählt sie die Geschichte so, wie sie sie als „Gewinnerin“ der Geschichte sehen möchte.


Insgesamt präsentiert das Festival 22 Filme aus16 Ländern, drei Podiumsdiskussionen, eine Zirkus-Show, zwei Partys, Fachveranstaltungen für Filmschaffende und vieles mehr.

Link: babylonberlin.eu/.../.../ake-dikhea-roma-film-festival

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