Deutsche Studiobetreiber schreiben Brandbrief
Vier große deutsche Studiobetreiber fordern in einem Brandbrief die Regierung auf, den Standort Deutschland endlich zu stärken. Ansonsten drohe der Abstieg in die Bedeutungslosigkeit.
Wie die F.A.Z. am 20. Juni 2024 berichtete, fordern die vier größten deutschen Studios Babelsberg, Bavaria, MMC und Penzing Studios die Neuorganisation der Filmförderung und eine Entscheidung zu einem „steuerbasierten“ System noch vor der Sommerpause, da Deutschland sonst immer weiter abgehängt würde.
Die Lage der Filmbranche ist gerade schwierig: ein geringeres Auftragsvolumen, stark gestiegene Produktionskosten und Auftraggeber, die nicht bereit sind, Mehrkosten zu übernehmen. Zudem ist Deutschland umgeben von Nachbarländern, die bessere Produktionsbedingungen bieten.
Dennoch nährte Wirtschaftsminister Robert Habeck am 13. Juni 2024 auf der 16. Jahresmitgliederversammlung der Produktionsallianz in Berlin die Hoffnung auf eine neue Filmförderung, die alle Probleme meistern kann.
Björn Böhning, CEO und Sprecher des Gesamtvorstands der Produktionsallianz vormals Produzentenallianz, kommentiert:
Das Bundeskabinett hat am 22. Mai 2024 die erste Säule der Filmförderung verabschiedet, damit ist immerhin das Filmförderungsgesetz mit dem Erfolgsanreiz Referenzförderung beschlossene Sache. Kurz vor knapp wurde die Produktionsförderung noch leicht gekürzt – was nur dann hinnehmbar ist, wenn nicht nur das FFG, sondern auch die steuerliche Förderung sowie die Investitionsverpflichtung (mit Rechterückbehalt) 2025 wirklich kommen.
Mit der Kampagne #FilmReformJETZT will die Produktionsallianz ihre Forderungen nach einer Filmförderungsreform 2025 mit allen drei Säulen – Referenzförderung plus Steueranreizmodell plus Investitionsverpflichtung mit Rechterückbehalt – laut wahrnehmbar in die Öffentlichkeit tragen.
Dass dabei einige Klippen zu umschiffen sind, hatte unsere Kollegin Katharina Dockhorn bei uns im BAF-Blog am 23. Mai 2024 ausführlich beschrieben.
Weil jedoch immer mehr Filmprojekte zur Konkurrenz nach Osteuropa abwandern würden, machen aktuell die CEOs des Studio Babelsberg, der bayerischen Penzing Studios, der Kölner MMC-Gruppe und der Bavaria Studios laut F.A.Z. in einem Brief die Bundesregierung dafür verantwortlich, dass der Filmstandort Deutschland zunehmend an Attraktivität verliere.
Andy Weltman, Vorstandsvorsitzender von Studio Babelsberg, beklagt, dass das Studio, wo gerade zwei große internationale Filme abgedreht wurden, zwei weitere Produktionen an Ungarn verloren habe. In den letzten fünf Jahren seien es mindestens 30 internationale Film- und Serienprojekte gewesen, die statt in Deutschland in anderen europäischen Ländern gedreht wurden.
Weltweit würden sich heute, so Weltman laut F.A.Z., über 200 Länder und Regionen mit unterschiedlichen Anreizsystemen im Wettbewerb befinden. Um konkurrenzfähig zu sein, müsse jetzt ein Fördersystem, „das sich aus Anteilen der Einkommen- und Körperschaftsteuer finanziere“ und „sich auch an den Haushalts- und steuerrechtlichen Rahmenbedingungen orientiere“, geschaffen werden. Ansonsten drohe auch die Abwanderung von qualifiziertem Personal.
Inzwischen hat der Kulturausschuss des Bundesrats seine Empfehlungen für das Gremium zum Entwurf des Filmfördergesetzes der BKM bekannt gegeben. Dabei pocht er auf den ersten Januar 2025 für die gesamte Filmförderreform. Ausdrücklich spricht sich der Ausschuss für die Kino- und Verleihförderung aus. Bedeutsam indes: es fehlt eine Aussage zur Ersetzungsbefugnis der Mediaausgaben.
Ziel von Claudia Roth, der Staatsministerin für Kultur und Medien (BKM), so heißt es, sei weiterhin eine Einigung innerhalb der Bundesregierung zur gesamten Filmförderreform bis zum Sommer 2024:
Einzelheiten zum weiteren Zeitplan können in einem Artikel vom 21. Juni 2024 auf „Blickpunkt:Film“ nachgelesen werden.
Zudem gibt es eine kritische Stellungnahme vom 14. Juni 2024 des Hauptverbandes Cinephilie e.V. zur überarbeiteten Richtlinie der selektiven kulturellen Filmförderung der BKM, die in voller Länge hier runtergeladen werden kann.
Bereits vor zwei Jahren hatte sich der Hauptverband Cinephilie e.V. (HVC) in einer Stellungnahme zur Novellierung des Filmfördergesetzes (FFG) geäußert und schrieb:
Quellen: FAZ, Blickpunkt:Film, Produktionsallianz, HVC
Wie die F.A.Z. am 20. Juni 2024 berichtete, fordern die vier größten deutschen Studios Babelsberg, Bavaria, MMC und Penzing Studios die Neuorganisation der Filmförderung und eine Entscheidung zu einem „steuerbasierten“ System noch vor der Sommerpause, da Deutschland sonst immer weiter abgehängt würde.
Die Lage der Filmbranche ist gerade schwierig: ein geringeres Auftragsvolumen, stark gestiegene Produktionskosten und Auftraggeber, die nicht bereit sind, Mehrkosten zu übernehmen. Zudem ist Deutschland umgeben von Nachbarländern, die bessere Produktionsbedingungen bieten.
Dennoch nährte Wirtschaftsminister Robert Habeck am 13. Juni 2024 auf der 16. Jahresmitgliederversammlung der Produktionsallianz in Berlin die Hoffnung auf eine neue Filmförderung, die alle Probleme meistern kann.
Björn Böhning, CEO und Sprecher des Gesamtvorstands der Produktionsallianz vormals Produzentenallianz, kommentiert:
„Die Produktionsallianz ist die stärkste und größte Vertretung der Film- und Fernsehwirtschaft in Deutschland. Und es weht neuer Wind. Unter dem Titel #FilmReformJETZT – mit Investitionsverpflichtung und Steueranreizmodell! starten die Mitgliedsunternehmen der Produktionsallianz zudem eine öffentliche Kampagne zur Durchsetzung einer strukturellen Filmförderungsreform, um erfolgreich für die Zukunftsfähigkeit des Filmstandortes Deutschland einzutreten.“
Das Bundeskabinett hat am 22. Mai 2024 die erste Säule der Filmförderung verabschiedet, damit ist immerhin das Filmförderungsgesetz mit dem Erfolgsanreiz Referenzförderung beschlossene Sache. Kurz vor knapp wurde die Produktionsförderung noch leicht gekürzt – was nur dann hinnehmbar ist, wenn nicht nur das FFG, sondern auch die steuerliche Förderung sowie die Investitionsverpflichtung (mit Rechterückbehalt) 2025 wirklich kommen.
Mit der Kampagne #FilmReformJETZT will die Produktionsallianz ihre Forderungen nach einer Filmförderungsreform 2025 mit allen drei Säulen – Referenzförderung plus Steueranreizmodell plus Investitionsverpflichtung mit Rechterückbehalt – laut wahrnehmbar in die Öffentlichkeit tragen.
Dass dabei einige Klippen zu umschiffen sind, hatte unsere Kollegin Katharina Dockhorn bei uns im BAF-Blog am 23. Mai 2024 ausführlich beschrieben.
Weil jedoch immer mehr Filmprojekte zur Konkurrenz nach Osteuropa abwandern würden, machen aktuell die CEOs des Studio Babelsberg, der bayerischen Penzing Studios, der Kölner MMC-Gruppe und der Bavaria Studios laut F.A.Z. in einem Brief die Bundesregierung dafür verantwortlich, dass der Filmstandort Deutschland zunehmend an Attraktivität verliere.
Andy Weltman, Vorstandsvorsitzender von Studio Babelsberg, beklagt, dass das Studio, wo gerade zwei große internationale Filme abgedreht wurden, zwei weitere Produktionen an Ungarn verloren habe. In den letzten fünf Jahren seien es mindestens 30 internationale Film- und Serienprojekte gewesen, die statt in Deutschland in anderen europäischen Ländern gedreht wurden.
Weltweit würden sich heute, so Weltman laut F.A.Z., über 200 Länder und Regionen mit unterschiedlichen Anreizsystemen im Wettbewerb befinden. Um konkurrenzfähig zu sein, müsse jetzt ein Fördersystem, „das sich aus Anteilen der Einkommen- und Körperschaftsteuer finanziere“ und „sich auch an den Haushalts- und steuerrechtlichen Rahmenbedingungen orientiere“, geschaffen werden. Ansonsten drohe auch die Abwanderung von qualifiziertem Personal.
Inzwischen hat der Kulturausschuss des Bundesrats seine Empfehlungen für das Gremium zum Entwurf des Filmfördergesetzes der BKM bekannt gegeben. Dabei pocht er auf den ersten Januar 2025 für die gesamte Filmförderreform. Ausdrücklich spricht sich der Ausschuss für die Kino- und Verleihförderung aus. Bedeutsam indes: es fehlt eine Aussage zur Ersetzungsbefugnis der Mediaausgaben.
Ziel von Claudia Roth, der Staatsministerin für Kultur und Medien (BKM), so heißt es, sei weiterhin eine Einigung innerhalb der Bundesregierung zur gesamten Filmförderreform bis zum Sommer 2024:
"Ein weiterer Schritt werden die Verhandlungen über den Haushalt 2025 sein, die im Juli beginnen. Zu den geplanten Etatansätzen für einzelne Posten wie Berlinale, Festivals, Unterstützung der Kinos, die kulturelle Filmförderung und auch das Steueranreizmodell möchte sich die BKM nicht äußern und verweist auf die vereinbarte Vertraulichkeit innerhalb der Regierung."
Einzelheiten zum weiteren Zeitplan können in einem Artikel vom 21. Juni 2024 auf „Blickpunkt:Film“ nachgelesen werden.
Zudem gibt es eine kritische Stellungnahme vom 14. Juni 2024 des Hauptverbandes Cinephilie e.V. zur überarbeiteten Richtlinie der selektiven kulturellen Filmförderung der BKM, die in voller Länge hier runtergeladen werden kann.
Bereits vor zwei Jahren hatte sich der Hauptverband Cinephilie e.V. (HVC) in einer Stellungnahme zur Novellierung des Filmfördergesetzes (FFG) geäußert und schrieb:
"... dass sich die Filmkultur in Deutschland in einer existenziellen Krise befindet und nicht davon ausgegangen werden kann, dass sich die Situation in naher Zukunft eigenständig verbessern wird. Die Politik der letzten Jahre, verbunden mit der Pandemie sowie dem Strukturwandel der digitalen Rezeption haben mit voller Wucht zugeschlagen und stellen uns vor existenzielle Herausforderungen. Das Kino als Ort des Diskurses und der gesellschaftlichen Teilhabe ist in großer Gefahr. Für uns stellen sich die grundlegenden Fragen, was Deutschland mit seiner Filmförderung erreichen will und ob sich die Politik zu Film als Kunstform bekennt.
Wir sind überzeugt, dass das Kino auch in der zukünftigen Medienlandschaft eine bedeutende Rolle spielen muss – und kann. Wir halten das Kino für einen Ort des dringend nötigen gesellschaftlichen Zusammenhalts und insbesondere angesichts der Vervielfachung der Bewegtbilder im digitalen Zeitalter für den audiovisuellen Bildungsort par excellence.
Als spartenübergreifende Plattform, gegründet von Kinomacher*innen, Produzent*innen, Filmemacher*innen, Verleiher*innen und Vertreter*innen aller Bereiche der Filmbranche kämpft der Hauptverband Cinephilie e.V. unabhängig von Partikularinteressen für ein vielfältiges, kreatives und künstlerisch wertvolles Kino. Er arbeitet Hand in Hand mit anderen Gruppen mit ähnlicher Stoßrichtung, wie der “Initiative Zukunft Kino und Film”, die als Stellungnahme zur aktuellen FFG-Novelle eine komplette Neufassung des FFG vorschlägt."
Quellen: FAZ, Blickpunkt:Film, Produktionsallianz, HVC