"Sterben" gewann den Hauptpreis in Gold beim 74. Deutschen Filmpreis
Am 3. Mai 2024 wurde im Theater am Potsdamer Platz in Berlin zum 74. Mal der Deutsche Filmpreis verliehen. Der Film "STERBEN" führte mit neun Nominierungen die Liste der Kandidaten an. Bericht von Katharina Dockhorn im Anschluss.
Bei der festlichen 74. Gala der Deutschen Filmakademie im Theater am Potsdamer Platz wurden zahlreiche Stars des Deutschen Kinos erwartet. Die Lola gilt als deutsches Pendant zum Oscar. Die seit 1951 jährlich verliehene Lola gilt als wichtigste deutsche Auszeichnung für Filmschaffende und wird in 17 Kategorien verliehen.
Als Favorit ging in diesem Jahr das Familien-Drama "Sterben" von Regisseur Matthias Glasner mit neun Nominierungen ins Rennen, so oft wie keine andere Produktion zuvor. Der Film war im Februar 2024 im Wettbewerb der 74. Berlinale mit dem Silbernen Bären für das ‚Beste Drehbuch‘ sowie der Auszeichnung mit dem ‚Gilde Filmpreis‘ der Kinobetreiber*innen und der Auszeichnung mit dem ‚Preis der Leserjury der Berliner Morgenpost‘ durch das Publikum ausgezeichnet worden.
Zwei sich ergänzende Filmkritiken hatten wir zum Kinostart am 25. April 2024 veröffentlicht. "Sterben" ist ein Film über die Intensität des Lebens angesichts der Unverschämtheit des Todes. Er ist zart und brutal, absurd lustig und todtraurig, furchtbar bitter und manchmal überraschend schön.
Der dreistündige Film über den Alltag einer zerrütteten Familie wurde unter anderem als bester Spielfilm vorgeschlagen, wie die Deutsche Filmakademie bekannt gab. In Hauptrollen sind unter anderem Corinna Harfouch und Lars Eidinger zu sehen.
Sechs Nominierungen erhielt "Die Theorie von Allem" von Timm Kröger, fünf das Historiendrama "Der Fuchs" von Adrian Goiginger. Der Ehrenpreis des Deutschen Films geht in diesem Jahr an Hanna Schygulla.
Nominierungen und Gewinner*innen des Deutschen Filmpreis 2024
Kategorie Bester Spielfilm:
Sterben *Winner in Gold
Der Fuchs *Winner in Silber
Im toten Winkel *Winner in Bronze
Ein ganzes Leben
Elaha
Die Theorie von Allem
Kategorie Bester Dokumentarfilm:
Sieben Winter in Teheran *Winner
Anselm
Vergiss Meyn nicht
Kategorie Bester Kinderfilm:
Sieger Sein *Winner
Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Füssen
Kategorie Beste Regie:
Ayşe Polat für „Im toten Winkel“ *Winner
Timm Kröger für „Die Theorie von allem“
Matthias Glasner für „Sterben“
Kategorie Bestes Drehbuch:
Ayşe Polat für „Im toten Winkel“ *Winner
Adrian Goiginger für „Der Fuchs“
Matthias Glasner für „Sterben“
Kategorie Beste weibliche Hauptrolle:
Corinna Harfouch für „Sterben“ *Winner
Hannah Herzsprung für „15 Jahre“
Bayan Layla für „Elaha“
Kategorie Beste männliche Hauptrolle:
Simon Morzé für „Der Fuchs“ *Winner
Marc Hosemann für „Sophia, der Tod und Ich“
Lars Eidinger für „Sterben“
Kategorie Beste weibliche Nebenrolle:
Adele Neuhauser für „15 Jahre“ *Winner
Marie-Lou Sellem für „Knochen und Namen“
Barbara Phillipp für „Sprich mit Mir“
Beste männliche Nebenrolle:
Hans-Uwe Bauer für „Sterben“ *Winner
Christian Friedel für „15 Jahre“
Robert Gwisdek für „Sterben“
Kategorie Beste Bildgestaltung:
Roland Stupich für „Die Theorie von Allem“ *Winner
Yoshi Heimrath, Paul Sprinz für „Der Fuchs“
Lotta Killian für „Luise“
Kategorie Bester Schnitt:
Nicole Kortlüke für „Sieben Winter in Teheran“ *Winner
David J. Achilles für „Falling Into Place“
Heike Gnida für „Sterben“
Kategorie Beste Tongestaltung:
Michael Schlömer, Corinna Fleig, Tobias Fleig für „The Dive“ *Winner
Bahman Ardalan, Ansgar Frerich, Florian Beck für „Leere Netze“
Max Vornehm, Christof Ebhardt, Christian Bischoff für „Ein ganzes Leben“
Kategorie Beste Filmmusik:
Lorenz Dangel für „Sterben“ *Winner
Diego Ramos Rodriguez für „Die Theorie von Allem“
John Gürtler, Jan Miserre, Saba Alizadeh für „Leere Netze“
Kategorie Bestes Szenenbild:
Cosima Vellenzer, Anika Klatt für „Die Theorie von Allem“ *Winner
Heike Lange, Alexandra Pilhatsch für „Girl You Know It`s True“
Jurek Kuttner, Marcel Beranek, Hannah Bowe, Bernadette Weinzierl für „Ein ganzes Leben“
Kategorie Bestes Kostümbild:
Ingken Benesch für „Girl You Know It`s True“ *Winner
Tanja Hausner für „Die Herrlichkeit des Lebens“
Thomes Oláh für „Stella. Ein Leben“
Kategorie Bestes Maskenbild:
Alisza Pfeifer, Christina Baier für „Girl You Know It`s True“ *Winner
Helene Lang für „Ein ganzes Leben“
Kerstin Gaecklin, Heiko Schmidt für „Stella. Ein Leben“
Kategorie Beste visuelle Effekte:
Kariem Saleh, Adrian Meyer für „Die Theorie von Allem“ *Winner
Manfred Büttner für „Der Fuchs“
Marco Del Bianco, Benedict Neuenfels für „Stella. Ein Leben“
Juri Stanossek, Apollonia Hartmann, Jan Bruda für „Girl You Know It`s True“
Besucherstärkster Film:
„Die Drei - Erbe des Drachen“ *Winner
Tim Dünschede (Regie), Justyna Muesch Quirin Berg Max Wiedemann (Produktion)
Ehrenpreis:
Hanna Schygulla *Winner
Viermal „Sterben“, jeweils dreimal „Im toten Winkel“ und „Die Theorie von allem“. Die Mitglieder der Deutschen Filmakademie teilten ihre Gunst in diesem Jahr zwischen den drei Titeln auf, die auch international für Furore gesorgt hatten.
Der Zuschauerzuspruch ist allerdings mäßig, auch wenn „Sterben“ erst zehn Tage im Kino ist. Die sechs nominierten Filme zogen nicht mal 400.000 Zuschauer ins Kino, die Hälfte davon „Ein ganze Leben“, der leer ausging. Wobei dies auch in Hollywood nicht anders ist. Nur selten fallen Zuschauerzuspruch und Oscars wie bei „Oppenheimer“ oder „Forrest Gump“ auf den gleichen Titel.
Hans-Uwe Bauer konnte es auch Stunden nach seiner Ehrung nicht fassen. Der bescheidene Berliner Schauspieler hatte sich für die Verleihung extra einen Anzug geliehen, den er vor der After-Show-Party längst gewechselt hatte. In der Tasche verschwand auch die Lola. Trotzdem erkannten ihn viele Gäste, immer wieder wurde er für sein berührendes und eindringliches Spiel gelobt.
Corinna Harfouch erwies sich dagegen einmal mehr als Diva und verärgerte alle Journalisten, die vergeblich auf ein Statement von ihr hofften. Beide wurden für „Sterben“ geehrt, Der Film, mit neun Nominierungen der große Favorit, sah lange wie der große Verlierer des Abends aus. Am Ende freuten sich die Produzenten dann über die Goldene Lola und 500.000 Euro für den nächsten Film. Matthias Glasner konnte seine Enttäuschung nicht ganz verbergen.
Überraschungserfolg für „Im Toten Winkel“.
Drehbuch- und Regie-Lola sowie die Bronzene Lola gingen überraschend an Ayse Polat und ihre Produzenten für „Im Toten Winkel“, ihre wunderbare und dramaturgisch bis auf letzte i-Tüpfelchen durchdachte Geschichten über die Traumata, die die jahrzehntelange Verfolgung der Kurden in der Türkei auch in der Mehrheitsgesellschaft hinterlässt. Etwas unter Wert geschlagen wurde „Die Theorie von Allem“, der für Kamera, Szenenbild und Visuelle Effekte geehrt wurde. Dafür setzte Österreich starke Zeichen mit der Lola für eine überglückliche Adele Neuhauser in „15 Jahre“ und „Der Fuchs“, für den es die Silberne Lola und die Ehrung von Simon Morzé gab.
Eindringliche Mahnung von Margot Friedländer.
Die Gala selbst war in diesem Jahr erstaunlich kurzweilig, im launigen Moderatorenteam fiel nur das verunglückte Outfit von Jasna Fritzi Bauer negativ aus. Ein starkes Bekenntnis setzten die Veranstalter für alle Deutschen mit dem Auftritt der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer. Die 102-jährige gedachte mit Ausnahme der ermordeten Soldaten aller Opfergruppen der Nazis und mahnte: "Ihr seit Geschichtenerzähler, ihr habt eine Verantwortung, dass sich dieser verbrecherische Teil der deutschen Geschichte niemals wiederholt."
Der Ehrenpreis ging in diesem Jahr an die mittlerweile 80-jährige Hanna Schygulla, die sich ihren großen Moment auch nicht vom strengen Zeitmanagement kaputt machen ließ. Sicher ist die Ehrung für verdient – allerdings waren auch andere Namen im Rennen. Etliche Akademie-Mitglieder hatten Christoph Fisser und Charlie Woebcken vorgeschlagen, die 2005 das Studio Babelsberg gekauft hatten und es zu altem Ruhm führten. Ohne die beiden, würde es das 1912 gegründete Studio vor den Toren Berlins wahrscheinlich nicht mehr geben. Für die Laudatio stand Hollywood-Star Christoph Waltz bereit.
Pläne zur Reform der Filmförderung dominieren Diskussionen am Rande.
Die Ehrung für die beiden wäre ein starkes Zeichen der Branche an die zahlreich anwesenden Politiker gewesen, dem von Claudia Roth vorgeschlagenen Steueranreizmodell zur Unterstützung des deutschen Films ihre Zustimmung zu geben.
Es stand auch im Zentrum des formellen Teils des traditionellen Filmempfangs der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am Tag der Verleihung der Deutschen Filmpreise. Dort warb Regisseur Florian Gallenberger, Präsident der Deutschen Filmakademie, für die Vorschläge von Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Er forderte die Opposition auf, den Initiativen zuzustimmen. Die Notwendigkeit eines Steueranreizmodells begründete er mit Blick auf die Produktion von „Perfect Match“ um die Anfänge der Beziehung des Tennistraumpaares. In der von ihm inszenierten Produktion für Amazon standen die Münchnerin Lena Klenke (27), bekannt aus "Fack ju Göhte", und der Brite Toby Sebastian (31), der in fünf Folgen „Games of Thrones“ besetzt war, in den Hauptrollen vor der Kamera. Die Finanzierung sei der Bravado Media GmbH in Deutschland nicht gelungen. Er musste mit dem Dreh nach Rom ausweichen, wo die Arbeiten mit hohen Steuervorteilen unterstützt wurden. Deutsches Geld sei so in Italien und nicht hier ausgegeben worden.
Zu den aufmerksamen Zuhörern gehörten Friedrich Merz, der sich zu Beginn offen für die weitere Diskussion der Vorschläge von Claudia Roth in Interesse des deutschen Films zeigte, Dorothe Bähr, die die Gäste aus allen Teilen der Branche auf den Gesprächsteil mit Häppchen und Getränken einstimmte, Marco Wanderwitz, Christiane Schenderlein und Philipp Amthor. Neben den bereits bekannten Vorschlägen von Claudia Roth stand auch der Richtlinienentwurf für die Fortführung der kulturellen Filmförderung im Zentrum der intensiven Diskussionen.
Katharina Dockhorn
Link: www.deutscher-filmpreis.de/preisverleihung/2024/
Bei der festlichen 74. Gala der Deutschen Filmakademie im Theater am Potsdamer Platz wurden zahlreiche Stars des Deutschen Kinos erwartet. Die Lola gilt als deutsches Pendant zum Oscar. Die seit 1951 jährlich verliehene Lola gilt als wichtigste deutsche Auszeichnung für Filmschaffende und wird in 17 Kategorien verliehen.
Als Favorit ging in diesem Jahr das Familien-Drama "Sterben" von Regisseur Matthias Glasner mit neun Nominierungen ins Rennen, so oft wie keine andere Produktion zuvor. Der Film war im Februar 2024 im Wettbewerb der 74. Berlinale mit dem Silbernen Bären für das ‚Beste Drehbuch‘ sowie der Auszeichnung mit dem ‚Gilde Filmpreis‘ der Kinobetreiber*innen und der Auszeichnung mit dem ‚Preis der Leserjury der Berliner Morgenpost‘ durch das Publikum ausgezeichnet worden.
Zwei sich ergänzende Filmkritiken hatten wir zum Kinostart am 25. April 2024 veröffentlicht. "Sterben" ist ein Film über die Intensität des Lebens angesichts der Unverschämtheit des Todes. Er ist zart und brutal, absurd lustig und todtraurig, furchtbar bitter und manchmal überraschend schön.
Der dreistündige Film über den Alltag einer zerrütteten Familie wurde unter anderem als bester Spielfilm vorgeschlagen, wie die Deutsche Filmakademie bekannt gab. In Hauptrollen sind unter anderem Corinna Harfouch und Lars Eidinger zu sehen.
Sechs Nominierungen erhielt "Die Theorie von Allem" von Timm Kröger, fünf das Historiendrama "Der Fuchs" von Adrian Goiginger. Der Ehrenpreis des Deutschen Films geht in diesem Jahr an Hanna Schygulla.
Kategorie Bester Spielfilm:
Sterben *Winner in Gold
Der Fuchs *Winner in Silber
Im toten Winkel *Winner in Bronze
Ein ganzes Leben
Elaha
Die Theorie von Allem
Kategorie Bester Dokumentarfilm:
Sieben Winter in Teheran *Winner
Anselm
Vergiss Meyn nicht
Kategorie Bester Kinderfilm:
Sieger Sein *Winner
Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Füssen
Kategorie Beste Regie:
Ayşe Polat für „Im toten Winkel“ *Winner
Timm Kröger für „Die Theorie von allem“
Matthias Glasner für „Sterben“
Kategorie Bestes Drehbuch:
Ayşe Polat für „Im toten Winkel“ *Winner
Adrian Goiginger für „Der Fuchs“
Matthias Glasner für „Sterben“
Kategorie Beste weibliche Hauptrolle:
Corinna Harfouch für „Sterben“ *Winner
Hannah Herzsprung für „15 Jahre“
Bayan Layla für „Elaha“
Kategorie Beste männliche Hauptrolle:
Simon Morzé für „Der Fuchs“ *Winner
Marc Hosemann für „Sophia, der Tod und Ich“
Lars Eidinger für „Sterben“
Kategorie Beste weibliche Nebenrolle:
Adele Neuhauser für „15 Jahre“ *Winner
Marie-Lou Sellem für „Knochen und Namen“
Barbara Phillipp für „Sprich mit Mir“
Beste männliche Nebenrolle:
Hans-Uwe Bauer für „Sterben“ *Winner
Christian Friedel für „15 Jahre“
Robert Gwisdek für „Sterben“
Kategorie Beste Bildgestaltung:
Roland Stupich für „Die Theorie von Allem“ *Winner
Yoshi Heimrath, Paul Sprinz für „Der Fuchs“
Lotta Killian für „Luise“
Kategorie Bester Schnitt:
Nicole Kortlüke für „Sieben Winter in Teheran“ *Winner
David J. Achilles für „Falling Into Place“
Heike Gnida für „Sterben“
Kategorie Beste Tongestaltung:
Michael Schlömer, Corinna Fleig, Tobias Fleig für „The Dive“ *Winner
Bahman Ardalan, Ansgar Frerich, Florian Beck für „Leere Netze“
Max Vornehm, Christof Ebhardt, Christian Bischoff für „Ein ganzes Leben“
Kategorie Beste Filmmusik:
Lorenz Dangel für „Sterben“ *Winner
Diego Ramos Rodriguez für „Die Theorie von Allem“
John Gürtler, Jan Miserre, Saba Alizadeh für „Leere Netze“
Kategorie Bestes Szenenbild:
Cosima Vellenzer, Anika Klatt für „Die Theorie von Allem“ *Winner
Heike Lange, Alexandra Pilhatsch für „Girl You Know It`s True“
Jurek Kuttner, Marcel Beranek, Hannah Bowe, Bernadette Weinzierl für „Ein ganzes Leben“
Kategorie Bestes Kostümbild:
Ingken Benesch für „Girl You Know It`s True“ *Winner
Tanja Hausner für „Die Herrlichkeit des Lebens“
Thomes Oláh für „Stella. Ein Leben“
Kategorie Bestes Maskenbild:
Alisza Pfeifer, Christina Baier für „Girl You Know It`s True“ *Winner
Helene Lang für „Ein ganzes Leben“
Kerstin Gaecklin, Heiko Schmidt für „Stella. Ein Leben“
Kategorie Beste visuelle Effekte:
Kariem Saleh, Adrian Meyer für „Die Theorie von Allem“ *Winner
Manfred Büttner für „Der Fuchs“
Marco Del Bianco, Benedict Neuenfels für „Stella. Ein Leben“
Juri Stanossek, Apollonia Hartmann, Jan Bruda für „Girl You Know It`s True“
Besucherstärkster Film:
„Die Drei - Erbe des Drachen“ *Winner
Tim Dünschede (Regie), Justyna Muesch Quirin Berg Max Wiedemann (Produktion)
Ehrenpreis:
Hanna Schygulla *Winner
Bericht von Katharina Dockhorn
Viermal „Sterben“, jeweils dreimal „Im toten Winkel“ und „Die Theorie von allem“. Die Mitglieder der Deutschen Filmakademie teilten ihre Gunst in diesem Jahr zwischen den drei Titeln auf, die auch international für Furore gesorgt hatten.
Der Zuschauerzuspruch ist allerdings mäßig, auch wenn „Sterben“ erst zehn Tage im Kino ist. Die sechs nominierten Filme zogen nicht mal 400.000 Zuschauer ins Kino, die Hälfte davon „Ein ganze Leben“, der leer ausging. Wobei dies auch in Hollywood nicht anders ist. Nur selten fallen Zuschauerzuspruch und Oscars wie bei „Oppenheimer“ oder „Forrest Gump“ auf den gleichen Titel.
Hans-Uwe Bauer konnte es auch Stunden nach seiner Ehrung nicht fassen. Der bescheidene Berliner Schauspieler hatte sich für die Verleihung extra einen Anzug geliehen, den er vor der After-Show-Party längst gewechselt hatte. In der Tasche verschwand auch die Lola. Trotzdem erkannten ihn viele Gäste, immer wieder wurde er für sein berührendes und eindringliches Spiel gelobt.
Corinna Harfouch erwies sich dagegen einmal mehr als Diva und verärgerte alle Journalisten, die vergeblich auf ein Statement von ihr hofften. Beide wurden für „Sterben“ geehrt, Der Film, mit neun Nominierungen der große Favorit, sah lange wie der große Verlierer des Abends aus. Am Ende freuten sich die Produzenten dann über die Goldene Lola und 500.000 Euro für den nächsten Film. Matthias Glasner konnte seine Enttäuschung nicht ganz verbergen.
Überraschungserfolg für „Im Toten Winkel“.
Drehbuch- und Regie-Lola sowie die Bronzene Lola gingen überraschend an Ayse Polat und ihre Produzenten für „Im Toten Winkel“, ihre wunderbare und dramaturgisch bis auf letzte i-Tüpfelchen durchdachte Geschichten über die Traumata, die die jahrzehntelange Verfolgung der Kurden in der Türkei auch in der Mehrheitsgesellschaft hinterlässt. Etwas unter Wert geschlagen wurde „Die Theorie von Allem“, der für Kamera, Szenenbild und Visuelle Effekte geehrt wurde. Dafür setzte Österreich starke Zeichen mit der Lola für eine überglückliche Adele Neuhauser in „15 Jahre“ und „Der Fuchs“, für den es die Silberne Lola und die Ehrung von Simon Morzé gab.
Eindringliche Mahnung von Margot Friedländer.
Die Gala selbst war in diesem Jahr erstaunlich kurzweilig, im launigen Moderatorenteam fiel nur das verunglückte Outfit von Jasna Fritzi Bauer negativ aus. Ein starkes Bekenntnis setzten die Veranstalter für alle Deutschen mit dem Auftritt der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer. Die 102-jährige gedachte mit Ausnahme der ermordeten Soldaten aller Opfergruppen der Nazis und mahnte: "Ihr seit Geschichtenerzähler, ihr habt eine Verantwortung, dass sich dieser verbrecherische Teil der deutschen Geschichte niemals wiederholt."
Der Ehrenpreis ging in diesem Jahr an die mittlerweile 80-jährige Hanna Schygulla, die sich ihren großen Moment auch nicht vom strengen Zeitmanagement kaputt machen ließ. Sicher ist die Ehrung für verdient – allerdings waren auch andere Namen im Rennen. Etliche Akademie-Mitglieder hatten Christoph Fisser und Charlie Woebcken vorgeschlagen, die 2005 das Studio Babelsberg gekauft hatten und es zu altem Ruhm führten. Ohne die beiden, würde es das 1912 gegründete Studio vor den Toren Berlins wahrscheinlich nicht mehr geben. Für die Laudatio stand Hollywood-Star Christoph Waltz bereit.
Pläne zur Reform der Filmförderung dominieren Diskussionen am Rande.
Die Ehrung für die beiden wäre ein starkes Zeichen der Branche an die zahlreich anwesenden Politiker gewesen, dem von Claudia Roth vorgeschlagenen Steueranreizmodell zur Unterstützung des deutschen Films ihre Zustimmung zu geben.
Es stand auch im Zentrum des formellen Teils des traditionellen Filmempfangs der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am Tag der Verleihung der Deutschen Filmpreise. Dort warb Regisseur Florian Gallenberger, Präsident der Deutschen Filmakademie, für die Vorschläge von Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Er forderte die Opposition auf, den Initiativen zuzustimmen. Die Notwendigkeit eines Steueranreizmodells begründete er mit Blick auf die Produktion von „Perfect Match“ um die Anfänge der Beziehung des Tennistraumpaares. In der von ihm inszenierten Produktion für Amazon standen die Münchnerin Lena Klenke (27), bekannt aus "Fack ju Göhte", und der Brite Toby Sebastian (31), der in fünf Folgen „Games of Thrones“ besetzt war, in den Hauptrollen vor der Kamera. Die Finanzierung sei der Bravado Media GmbH in Deutschland nicht gelungen. Er musste mit dem Dreh nach Rom ausweichen, wo die Arbeiten mit hohen Steuervorteilen unterstützt wurden. Deutsches Geld sei so in Italien und nicht hier ausgegeben worden.
Zu den aufmerksamen Zuhörern gehörten Friedrich Merz, der sich zu Beginn offen für die weitere Diskussion der Vorschläge von Claudia Roth in Interesse des deutschen Films zeigte, Dorothe Bähr, die die Gäste aus allen Teilen der Branche auf den Gesprächsteil mit Häppchen und Getränken einstimmte, Marco Wanderwitz, Christiane Schenderlein und Philipp Amthor. Neben den bereits bekannten Vorschlägen von Claudia Roth stand auch der Richtlinienentwurf für die Fortführung der kulturellen Filmförderung im Zentrum der intensiven Diskussionen.
Katharina Dockhorn
Link: www.deutscher-filmpreis.de/preisverleihung/2024/