Neue Filme im Kino - Edward Munch und 791 KM
Kinospielfilm zu den passenden Ausstellungen von Edward Munch in Berlin und Potsdam ab heute im Kino sowie eine komödiantische Taxifahrt über 791 KM von München nach Hamburg.
EDVARD MUNCH. ZAUBER DES NORDENS
Hier der Trailer:
Bevor wir zum heute aktuell im Kino anlaufenden Biopic-Drama "MUNCH" über den psychisch angeknacksten norwegische Maler Edvard Munch kommen, der in den letzten Tagen seines Lebens mit aller Kraft darum kämpft, den Nazis seine Kunst nicht in die Hände fallen zu lassen, wollen wir unsere Kunst-Spezialistin Jagoda Engelbrecht zu Worte kommen lassen, die sich die Ausstellungen in der Berlinischen Galerie und dem Potsdam Baberini Palais zu Gemüte gezogen hat.
Anlass für das filmische Werk von Henrik Martin Dahlsbakken ist dagegen die zuvor in den Niederlanden gezeigte umfassende Ausstellung, die erst zum Schluss des Films seine Werke im Schnelldurchgang präsentiert. Die in den Ausstellungen oder in begleitenden Büchern präsentierten Beschreibungen können allerdings vorweg vieles erläutern, was im Film evtl. zu kurz kommt und deshalb für manche vielleicht unverständlich bleibt.
Bunter und beschaulicher sind die Bilder in Potsdam, während Munchs wertvollere Berliner Schaffensperiode, die in der Berlinischen Galerie gezeigt wird, durch unterschiedliche Maltechniken und Formate vielleicht auch die interessantere Ausstellung ist.
EDVARD MUNCH IN BERLIN (Berlinische Galerie)
MUNCH IN POTSADAM (Barberini Museum)
Hier der Trailer:
Zum Besuch beider Ausstellungen bieten die Museen ein Kombi-Ticket zum Preis von 20,- €, ermäßigt 12,- € an.
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"MUNCH" Historienfilm von Henrik Martin Dahlsbakken (Norwegen, 2023; 104 Min.) Mit Alfred Ekker Strande, Mattis Herman Nyquist, Ola G. Furuseth u.a. ab 14. Dezember 2023 im Kino. Hier der Trailer:
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"791 KM" Komödie von Tobi Baumann (Deutschland, 2023; 103 Min.) Mit Iris Berben, Joachim Król, Nilam Farooq u.a. ab dem 14. Dezember 2023 im Kino. Hier der Trailer:
EDVARD MUNCH. ZAUBER DES NORDENS
Hier der Trailer:
„Madonna“, „Der Schrei“, „Melancholie“ und „Mädchen auf der Brücke“ – Edvard Munchs berühmteste Gemälde werden in zwei Ausstellungen in Berlin und Potsdam gezeigt. Der Maler, der als Pionier des Expressionismus gilt, hätte in diesem Dezember seinen 160. Geburtstag.
Bevor wir zum heute aktuell im Kino anlaufenden Biopic-Drama "MUNCH" über den psychisch angeknacksten norwegische Maler Edvard Munch kommen, der in den letzten Tagen seines Lebens mit aller Kraft darum kämpft, den Nazis seine Kunst nicht in die Hände fallen zu lassen, wollen wir unsere Kunst-Spezialistin Jagoda Engelbrecht zu Worte kommen lassen, die sich die Ausstellungen in der Berlinischen Galerie und dem Potsdam Baberini Palais zu Gemüte gezogen hat.
Anlass für das filmische Werk von Henrik Martin Dahlsbakken ist dagegen die zuvor in den Niederlanden gezeigte umfassende Ausstellung, die erst zum Schluss des Films seine Werke im Schnelldurchgang präsentiert. Die in den Ausstellungen oder in begleitenden Büchern präsentierten Beschreibungen können allerdings vorweg vieles erläutern, was im Film evtl. zu kurz kommt und deshalb für manche vielleicht unverständlich bleibt.
Bunter und beschaulicher sind die Bilder in Potsdam, während Munchs wertvollere Berliner Schaffensperiode, die in der Berlinischen Galerie gezeigt wird, durch unterschiedliche Maltechniken und Formate vielleicht auch die interessantere Ausstellung ist.
Jagodas Galeriebesuch:
Die Kunstgeschichte kennt viele solcher Fälle: Das heutige Verständnis und die Bewunderung für Künstler und ihre Werke kamen mit der Zeit, ihre Anfänge waren aber schwierig, wenn nicht sogar zum Scheitern verurteilt. Die Ablehnung und Verspottung der ersten öffentlich präsentierten Gemälde ereilte auch Edvard Munch, dessen ausdrucksstarke Bilder erstmals 1892 in Berlin auf Einladung des Kunstvereins ausgestellt wurden. Man interessierte sich sehr für die „Kunst des Nordens“, berühmt waren hier bereits die Dramen von Henrik Ibsen und August Strindberg, der damals in Berlin lebte, so kam auch das Interesse an der Kunst des Norwegers. Doch weder die Kritiker noch das Publikum waren auf diesen, so von dem bekannten Impressionismus abweichenden Stil vorbereitet. „Der Schrei“, „Melancholie“, „Eifersucht“ und „Der Kuss“ (bekannt auch als „Der Vampir“), sind Werke, die Emotionen, Gefühle und psychologische Reaktionen ausdrücken und Liebe, Verlangen, Einsamkeit und Tod darstellen.
Die Reaktion auf die erste Schau war niederschmetternd – Munchs Gemälde wurden als „häßliche Bilder“ und eine Beleidigung der Kunst verschrien, und die Ausstellung wurde nach nur einer Woche geschlossen. Doch diese „Munch-Affäre“, wie die Zeitungen damals ironisch schrieben, begründete eine neue Richtung in der Kunst – den Expressionismus – und öffnete den Weg für die künstlerische Avantgarde in Berlin. Und der Maler selbst verdankte dem Skandal Kontakte und Freundschaften mit anderen nonkonformistischen Künstlern. Zu den Mitgliedern der Boheme, der sich Munch mit Dagny Juel anschloss, gehörten nicht nur Skandinavier wie August Strindberg und Gustav Vigeland, sondern auch der polnische Schriftsteller Stanisław Przybyszewski. Beide Künstler teilten gemeinsame Interessen an Psychologie, Unterbewusstsein, Okkultismus und Philosophie. Auch die Persönlichkeit der schönen, rothaarigen Dagny, sowie die Vorliebe für Alkohol und andere Genussmittel, prägten den Lebensstil der „Bohemians“.
Przybyszewski war der erste Fürsprecher von Munchs Malerei und trug wesentlich zur positiven Aufnahme seiner Gemälde bei. 1894 veröffentlichte er, zusammen mit dem Kunsthistoriker Julius Meier-Graefe, Texte über das Werk des norwegischen Künstlers und nannte seinen Stil „psychischen Realismus“.
Munchs Verbindungen zu Berlin bilden die Grundlage einer ausführlichen zweiteiligen Schau seines Schaffens. Anlässlich des 160. Geburtstags des Malers finden in Berlin und Potsdam zwei große Ausstellungen statt:
„Edward Munch. Zauber des Nordens“
Berlinische Galerie (15.09.2023 - 22. Januar 2024)
„Munch. Lebenslandschaft“
Museum Barberini Potsdam (18.11.2023 - 01. April 2024)
Die Organisatoren beider Ausstellungen nehmen jeweils andere Themen von Munchs Werk in Fokus und greifen dabei auf das reiche, über 1.700 Arbeiten umfassende Œuvre des Malers zurück.
EDVARD MUNCH IN BERLIN (Berlinische Galerie)
Die Ausstellung „Edward Munch. Zauber des Nordens“ in der Berlinischen Galerie dokumentiert ausführlich die Berliner Zeit des Malers (1892 bis 1907), in der die meisten seiner berühmtesten Werke entstanden, und zeigt anhand von Fotografien und Texten Munchs Werk im historischen Kontext und im Dialog mit den Bildern anderer Berliner Künstler. Unter den 80 Gemälden, die aus den größten Museumssammlungen entlehnt wurden, befinden sich die berühmtesten – „Madonna“, „Angst“, „Eifersucht“ oder Teile des „Lebensfries“. Ein gesonderter Raum mit Porträts von unter anderem Dagny Juel-Przybyszewska, Ibsen, Strindberg, oder Paul Cassirer erlaubt Einsicht in eine andere Gabe Munchs: die der Beobachtung und beinahe fotografischer Wiedergabe der Gesichts- und Charakterzüge seiner Freunde.
MUNCH IN POTSADAM (Barberini Museum)
Die erst vor knapp einem Monat eröffnete zweite Ausstellung „Munch. Lebenslandschaft“ in Potsdam, beschäftigt sich als erste überhaupt mit dem Verhältnis des Malers zur Natur. Einerseits betrachtete er die Natur als eine sich zyklisch erneuernde Kraft, andererseits als Spiegel menschlicher Empfindungen.
Hier der Trailer:
Die Kuratorinnen untersuchen diese Beziehung des Malers in acht Ausstellungskapiteln u.a. „Im Wald. Mythen und Märchen“, „Sommerfrische. Rückkehr zum Meer“, „Schnee und Sturm. Aufruhr der Natur“ oder „Garten und Feld“. Viele von den hier gezeigten Exponaten entstanden erst nach Munchs Rückkehr nach Norwegen, wo er, fern der Urbanisierung und Industrialisierung, besondere Freude an der Natur fand. Wälder und Seen, Nacktbadende im Sommer, Gartenarbeiten, Ernte, Schnee- und Sternlandschaften - in kräftigen Farben und mit expressiver Gestaltung stellte der berühmte Norweger alle Facetten seiner Umgebung dar.
Aber die Ausstellung dokumentiert auch, wie stark die Natur bereits in den früheren Werken des Künstlers vertreten war, z.B. in „Der Sturm“,„Gewitterlandschaft“ oder „Mädchen auf der Brücke“.
Über 110 Exponate, Gemälde, Holzschnitte und Zeichnungen präsentiert die Potsdamer Ausstellung. Darunter sind viele Leihgaben aus dem Munchmuseet in Oslo, MoMa in New York, oder Musee d’Orsay in Paris. Die Schau wurde konzipiert von Barberini Museum zusammen mit dem Clark Art Institute, Williamstown und dem Munchmuseet in Oslo.
Jagoda Engelbrecht
Zum Besuch beider Ausstellungen bieten die Museen ein Kombi-Ticket zum Preis von 20,- €, ermäßigt 12,- € an.
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"MUNCH" Historienfilm von Henrik Martin Dahlsbakken (Norwegen, 2023; 104 Min.) Mit Alfred Ekker Strande, Mattis Herman Nyquist, Ola G. Furuseth u.a. ab 14. Dezember 2023 im Kino. Hier der Trailer:
Unsere Kurzkritik:
Das Biopic des norwegischen Regisseurs Henrik Martin Dahlsbakken befasst sich vorwiegend mit der gestörten Psyche des norwegischen Malers Edvard Munch. Während die norwegischen Mädels den melancholischen Künstler bewunderten, war sein Vater wohl eher skeptisch wegen der eher brotlosen Kunst seines Sohnes, die kaum etwas einbrachte.
Munchs Bilder, heute hochgeschätzt und gefeiert, galten zu einer Zeit als unfertig. Vor allem weil Gesichter von Personen manchmal nur als Farbklekse angedeutet wurden, während bei einigen Werken sogar Mund, Augen, Nase fehlen. Eine Ungeheuerlichkeit zu der damaligen Zeit, in der Portraits noch akkurat, wie Fotografien dargestellt sein sollten.
Ausstellungen, wie jene während seines Aufenthaltes in Berlin, mussten abgesagt werden und Munch bekam einen Nervenzusammenbruch. Seitdem galt er als psychisch labil. Ein Künstler, der manchmal unfähig war zu arbeiten und medizinische Hilfe benötigte.
Darüber hinaus führt die Trauer über den Tod seiner Schwester zu Suchtproblemen, die ihm einen psychiatrischen Klinik-Aufenthalt bescheren. Doch Munch rappelte sich immer wieder auf und schuf eine Vielzahl von Bildern, die damals oft unverkauft blieben.
In verschiedenen Lebensabschnitten, dargestellt von mehreren, mit unterschiedlicher Intensität wirkenden Schauspielern, geht es immer wieder um seine Psyche und um die Dinge, die ihn dennoch zu seiner künstlerischen Vision antreiben und inspirieren. Vor allem die Landschaft im hohen Norden hat es ihm angetan. Zuletzt, im Alter von 81 Jahren, kurz vor seinem Tod in Oslo, versucht er viele seiner Gemälde während des Zweiten Weltkriegs vor den Nazis zu retten, die bis nach Norwegen vorgedrungen waren und das Land besetzt hatten.
W.F.
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"791 KM" Komödie von Tobi Baumann (Deutschland, 2023; 103 Min.) Mit Iris Berben, Joachim Król, Nilam Farooq u.a. ab dem 14. Dezember 2023 im Kino. Hier der Trailer:
Angelikas Filmkritik:
Einmal längs durch Deutschland von Süd nach Nord, also zum Beispiel von München nach Hamburg, sind es 791 Kilometer. Und »791 KM« heißt auch der neueste komödiantische und hintergründige Film von Regisseur Tobi Baumann, der bekannt ist durch eine Unzahl von TV-Filmen voller Sketche, die er seit 2002 für „Ladykracher“ mit Anke Engelke gedreht hat.
Tobi Baumann hat einfach einen 7. Sinn. Das heißt er hat die Fähigkeit, etwas wahrzunehmen, zu spüren, ohne es mit den all-bekannten Möglichkeiten wahrzunehmen. Oder anders gesagt: Er hat einfach einen guten Sinn für Situationskomik. Und von der lebt auch sein neuester Kino-Film »791 KM«, der hochkarätig besetzt ist mit Iris Berben, Joachim Król, Nilam Farooq, Lena Urzendowsky und Ben Münchow.
Aus seinen vielen Filmarbeiten ist der Zuschauer an einen flotten, manchmal bewusst albernen Witz gewöhnt und kann nun seine ziemlich behutsame Entwicklung von „Guter und ernsthafter Unterhaltung“ in seiner neuesten Arbeit mit dem Titel »791 KM« bewundern.
An einem späten Abend können wegen eines plötzlich aufkommenden starken Sturms weder Flugzeuge noch Züge von München - nach wohin auch immer - fliegen oder fahren. Also stürmen alle Reisende gleichzeitig auf die wenigen wartenden Taxis zu. So auch auf das etwas abseitsstehende Taxi von Josef (Joachim Król). Drei der Anwärter haben einen Taxi-Gutschein. Und im Innern des Taxis sitzt auch schon eine zusammengekauerte winzige Gestalt auf der Rückbank. Widerwillig lässt sich Josef, der eigentlich gar nicht mehr im Dienst ist, dann doch noch dazu verleiten die Gutscheine anzunehmen und in die Nacht hinein die 791 km zu fahren.
Auf engstem Raum prallen dann im Taxi alsbald die unterschiedlichsten Persönlichkeiten, Lebensgeschichten und Ansichten aufeinander. Es wird gelacht, geweint und gelogen...
Marianne (Iris Berben) spielt die aufgeklärte und gleichzeitig abgeklärte vornehme ältere Dame mit viel Verständnis für die ausgeflippte zunächst nur stumme aber dann um so vorlautere Susi (Lena Urzendowsky), die ziemlich ausgebufft ist und lange nicht so geistig beschränkt ist wie sie zunächst vorgibt. Vor allem ist sie sensibler als vermutet, wenn sie ziemlich bald bemerkt: „Ihr müßt netter sein zu Josef. Er ist traurig!“ — Ihre ziemlich früh bewiesene Sensibilität wird sich am Ende des Films auch tatsächlich bewahrheiten.
Am wenigsten versöhnlich allerdings gibt sich das zerstrittene junge Paar Tiana (Nilam Farooq) und Philipp (Ben Münchow). Sie will partout auf gar keinen Fall neben Philipp sitzen, da er sie und ihre berufliche „Karriere“ nicht ernst genug nimmt. Denn schließlich muss sie am nächsten Morgen unbedingt früh genug in Hamburg sein, um einem hochwichtigen Vortrag zu folgen oder ihn eventuell auch selbst zu halten. Und Philipp nimmt sie damit leider überhaupt nicht ernst. Er versucht nicht einmal seine Freundin auch nur ein wenig zu beruhigen.
Schließlich kann „der faule Sack“ im letzten Drittel des Films sich nicht nur als geduldig, höflich, respektvoll und beschützend zeigen, sondern dann doch noch als schlauer, verantwortungsvoller und zupackender Team-Worker, also als ein kluger, gestandener Mann beweisen. Nämlich dann, wenn sich das Taxi, in dem die vier genervten Gäste sitzen, sich langsam einem Stau nähert. Der geduldige und langsame Phillip steigt aus, geht an der Reihe aller unentschlossenen außerhalb ihrer Autos stehenden Menschen entlang und ermuntert die allseits Genervten ihm bis zum Anfang der Schlange zu folgen.
Und tatsächlich macht er das wohl mit so viel Nachdruck, dass ihm alle vorbehaltlos hinterherlaufen.
Und tatsächlich hat Philipp den richtigen Verdacht gehabt: Durch den Sturm ist ein riesiges etwa 10 mal 10 Meter großes Verkehrs-Schild kurz vor einer Autobahn-Gabelung auf die Fahrbahnen gefallen. Philipp schafft es, dass die meisten Beteiligten nicht mehr dumm herumstehen, sondern auf sein Kommando hin mit aller Kraft anpacken und es beim dritten wiederholten Versuch tatsächlich schaffen, das Riesen-Schild, um einige Meter zum Fahrbahn-Rand hinzubewegen, so dass wenigsten eine Fahr-Spur wieder befreit ist.
Die Fahrt kann wieder weitergehen. Und es kann wieder gestritten und wieder die Wahrheit gesagt werden. Und mit jedem der 791 Kilometer, die die kleine Schicksals-Gemeinschaft ihrem Ziel näherkommt, wird klarer, dass es nicht nur die eine eigene Wahrheit gibt, sondern, dass die Dinge nicht immer so liegen, wie es auf den ersten Blick scheint.
Angelika Kettelhack