Lettisches LiteraturFilmFestival im Kino | und Berliner Theatertreffen in 3sat
Vom 11. bis 14. Mai 2023 sind die lettische Literatur und das lettische Kino zu Gast in Berlin und ab 12. Mai sind drei starke Stücke des 60. Berliner Theatertreffens in der 3sat Mediathek zu sehen.
Ab dem heutigen Donnerstag, den 11. Mai 2023 ist das lettisches Literaturfilmfestival für vier Tage zu Gast im Berliner Brotfabrik Kino. An drei Abenden gibt es zwei verschiedene Lesungen mit Autor*innen und ihren Büchern, und es werden verschiedene Filme und ein Dokumentarfilm gezeigt. Am 14. Mai 2023 widmet sich die Brotfabrik dem lettischen Animationsfilm und einem Bastelworkshop für Kinder und Eltern. Die Filme und Animationen stehen in direktem Zusammenhang mit den in Deutschland erschienenen Büchern.
Thematisch markieren die Bücher und Filme des Festivalprogramms den Beginn der 1990er Jahre, die von historisch bedeutsamen Ereignissen geprägt sind. In Deutschland der Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung, in Lettland die Wiederherstellung der Unabhängigkeit und der Aufbau einer neuen Gesellschaft. Gemeinsam ist der Blick der jungen Generation auf die großen Veränderungen, die damals anstanden und bereits im Gange waren.
Zur Festivaleröffnung um 18:00 Uhr wird der Spielfilm »Jelgava 94« von Jānis Ābele (2019, 86 Min.) nach dem Roman von Janis Jonevs in lettisch mit deutschen Untertiteln gezeigt. Mit den Darsteller*innen Bruno Bitenieks, Alekss Taurins, Endijs Zuks, Elizabete Zviedre nach einem Drehbuch von Matiss Gricmanis.
Hier der Trailer:
Am Freitag, den 12. Mai 2023 folgt um 18:00 Uhr der Spielfilm »Muttermilch« von Ināra Kolmane (Lettland 2023 | 110 Minuten) mit Liene Beinarovica, Guntis Berelis, Zane Bierande und Indra Brike, der auf dem gleichnamigen Roman von Nora Ikstena basiert und inhaltlich vor der politischen Wende spielt – ein Mutter-Tochter-Drama, das im sowjetisch besetzten Lettland von 1945 bis 1989 spielt.
Hier der Trailer:
Am Samstag, den 13. Mai 2023 gibt es den Dokumentarfilm »Ist es leicht, jung zu sein?« von Juris Podnieks (1986, 78 Min.).
Hier der Trailer:
Zum Abschluss des Festivals folgt am Sonntag, den 14. Mai 2023 bereits um 15:00 Uhr ein Familiennachmittag mit dem lettischen Animationsfilm »Mimi, Jakob und die sprechenden Hunde« von Edmunds Jansons (2019, 70 Min.), auf Deutsch live von Konstantin Bez eingesprochener Text | empfohlen ab 6 Jahre mit anschließendem 60 Minuten langem Kinderbastelworkshop.
Hier der Trailer:
Lettisches LiteraturFilmFestival
Kino Brotfabrik Berlin
Caligariplatz 1
13086 Berlin
Karten gibt es im Online-Verkauf nur als Tageskombiticket (Film & Lesung) zu 9,- / erm. 7,- €.
Link: www.brotfabrik-berlin.de
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3sat zeigt drei Starke Stücke vom 60. Berliner Theatertreffen.
Ab Samstag, 13. Mai 2023, ist in 3sat, dem gemeinsamen Programm von ZDF, ORF, SRG und ARD, Theatertreffen-Zeit. Drei aktuelle Inszenierungen – Starke Stücke – zeigt 3sat als Medienpartner des Berliner Theatertreffens, das vom 12. bis zum 29. Mai 2023 stattfindet, in seinem Programm.
Alle Inszenierungen sind bereits zur Eröffnung des Theatertreffens, ab Freitag, 12. Mai 2023, in der 3satMediathek verfügbar. Der diesjährige 3sat-Preis wird an die Bühnen- und Kostümbildnerin Mirjam Stängl vergeben. Ein Porträt der Preisträgerin und aktuelle Berichte vom Theatertreffen sind zu sehen im 3sat-Magazin "Kulturzeit".
Los geht das Theaterfestival in 3sat am Samstag, 13. Mai 2023, um 20:15 Uhr mit Shakespeares "Ein Sommernachtstraum", inszeniert von Antú Romero Nunes am Theater Basel. Die Inszenierung ist ein Fest der Fantasie mit allen Mitteln der Illusion, die das Theater zu bieten hat. In William Shakespeares Komödie gibt es so viele Ebenen und Handlungsstränge, dass man schon mal den Überblick verlieren könnte. Antú Romero Nunes lässt sein Basler Ensemble ein schrulliges Kollegium von Lehrerinnen und Lehrern spielen, das in der Schulaula die Rollen für das Spiel von Pyramus und Thisbe verteilt und dabei immer tiefer in die Welt der griechischen Mythen eintaucht.
Es folgen am Samstag, 20. Mai 2023 zwei weitere Starke Stücke vom Berliner Theatertreffen: ab 20:15 Uhr ist Maxim Gorkis "Kinder der Sonne" vom Schauspiel Bochum zu sehen, um 22.00 Uhr vom Burgtheater Wien "Die Eingeborenen von Maria Blut".
Die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik ist bekannt für ihre psychologisch feinsinnigen Inszenierungen. Gorkis "Kinder der Sonne" zeigt sie in einem hyperrealistischen Bühnenbild. Die einzelnen Figuren sind in sich selbst gefangen, ohne eine Möglichkeit, den Menschen in ihrer Umgebung wirklich nahe zu kommen. Der Theaterabend scheint wie aus der Zeit gefallen, ist jedoch alles andere als reaktionär, vielmehr verortet die Regisseurin das bitter-komische Revolutionsstück in einem Umfeld, in dem Menschen nicht mehr zwischen Fakten und Meinung unterscheiden und die Privilegierten nur noch mit Verachtung auf die Mehrheit der Gesellschaft blicken.
"Die Eingeborenen von Maria Blut", basierend auf dem Roman von Maria Lazar, zeigt 3sat in der Inszenierung von Lucia Bihler. Das idyllische Maria Blut gilt als das österreichische Lourdes, neben der Wallfahrt bestimmt eine Konservenfabrik das Leben im Dorf. Als diese schließen muss, ist es mit der Idylle jedoch schnell vorbei. Die 1930er-Jahre sind gerade angebrochen, die kleingeistigen Eingeborenen von Maria Blut zeigen, wie gefährlich eine Mischung aus Frömmigkeit und Abstiegsängsten ist, der aufkommende Faschismus wirft seine Schatten voraus. Aberglaube, Esoterik und Antisemitismus sind die Zutaten für diesen Provinzhorror, den die lange vergessene jüdische Schriftstellerin Maria Lazar 1937 im dänischen Exil schuf. Das besondere Zusammenspiel aus dem Ensemble des Burgtheaters, aus Bühne, Kostümen und Regie macht diese Wiederentdeckung für das Theater zu einem ebenso betörenden wie verstörenden Erlebnis.
Gegen Ende des Berliner Theatertreffens, am Samstag, 27. Mai 2023, vergibt 3sat den mit 10.000 Euro dotierten 3sat-Preis an die Bühnen- und Kostümbildnerin Mirjam Stängl für ihr Bühnenbild von "Zwiegespräch", eine Inszenierung von Rieke Süßkow am Burgtheater Wien. Die Auszeichnung wird für eine künstlerisch innovative Leistung an Künstlerinnen oder Künstler aus dem Kreis der eingeladenen Ensembles verliehen.
Den Preis an Mirjam Stängl überreicht die 3sat-Koorinatorin Natalie Müller-Elmau im Anschluss an die Vorstellung in der Berliner Volksbühne. Über ihre Arbeit sagt Mirjam Stängl im Interview:
Ein Porträt über die 3sat-Preisträgerin Mirjam Stängl ist am Donnerstag, 25. Mai 2023, um 19:20 Uhr im 3sat-Magazin "Kulturzeit" zu sehen. Und zur Eröffnung des Theatertreffens gibt "Kulturzeit" am Freitag, 12. Mai 2023, 19:20 Uhr, einen Ausblick auf die eingeladenen Inszenierungen. In der Folgewoche zeigt "Kulturzeit" einen Blick hinter die Kulissen des Festivals und berichtet, welche Akzente die neue Leitung des Theatertreffens setzt.
Alle drei Inszenierungen können ab Freitag, 12. Mai 2023, 10.00 Uhr, unter 3sat.de/kultur oder auch in der neuen Mediathek der Berliner Festspiele abgerufen werden.
Physisch eröffnet wird das Theatertreffen im Haus der Berliner Festspiele in der Schaperstraße bereits am Nachmittag mit dem etwa siebenstündigen Stück "Das Vermächtnis" von Regisseur Philipp Stölzl, der durch seine Filme "Der Medicus" und "Nordwand" einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist.
Links: www.3sat.de/kultur | www.berlinerfestspiele.de/theatertreffen
Ab dem heutigen Donnerstag, den 11. Mai 2023 ist das lettisches Literaturfilmfestival für vier Tage zu Gast im Berliner Brotfabrik Kino. An drei Abenden gibt es zwei verschiedene Lesungen mit Autor*innen und ihren Büchern, und es werden verschiedene Filme und ein Dokumentarfilm gezeigt. Am 14. Mai 2023 widmet sich die Brotfabrik dem lettischen Animationsfilm und einem Bastelworkshop für Kinder und Eltern. Die Filme und Animationen stehen in direktem Zusammenhang mit den in Deutschland erschienenen Büchern.
Thematisch markieren die Bücher und Filme des Festivalprogramms den Beginn der 1990er Jahre, die von historisch bedeutsamen Ereignissen geprägt sind. In Deutschland der Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung, in Lettland die Wiederherstellung der Unabhängigkeit und der Aufbau einer neuen Gesellschaft. Gemeinsam ist der Blick der jungen Generation auf die großen Veränderungen, die damals anstanden und bereits im Gange waren.
Zur Festivaleröffnung um 18:00 Uhr wird der Spielfilm »Jelgava 94« von Jānis Ābele (2019, 86 Min.) nach dem Roman von Janis Jonevs in lettisch mit deutschen Untertiteln gezeigt. Mit den Darsteller*innen Bruno Bitenieks, Alekss Taurins, Endijs Zuks, Elizabete Zviedre nach einem Drehbuch von Matiss Gricmanis.
Hier der Trailer:
Synopsis:
Die Geschichte spielt im Jahr 1994 in der lettischen Stadt Jelgava. Der Film führt uns tief in die Welt der Teenager jener Zeit hinein: Das intime Tagebuch eines Teenagers Jānis, der versucht, sich selbst zu finden, indem er sich einer Subkultur anschließt, mit einer gekonnten, detaillierten und fast dokumentarischen Darstellung der Anfänge der zweiten Unabhängigkeit Lettlands. Das Porträt einer Generation in den 1990er Jahren, die auf der Suche nach ihrer eigenen Identität ist und sich für alternative Kultur begeistert. Eine berührende Geschichte über uns Jugendliche, wenn jeder gegen die ganze Welt ist und nicht versucht, „einer von ihnen“ zu werden. Aber kann man das Versprechen halten? Der Spielfilm basiert auf dem mit dem Literaturpreis der Europäischen Union ausgezeichneten Bestseller „Doom 94“ von Jānis Joņevs, der auch selbst als Figur im Film auftritt, indem er sein Helden begleitet und mit Zitaten aus seinem Buch kommentiert. Der Roman 2022 von der Parasitenpresse auf Deutsch veröffentlicht. Nach dem Film liest Jānis Joņevs aus „Jelgava ´94“ und spricht über die Zusammenhänge zwischen Buch und Film. Moderation: Adrian Kasnitz (Verleger)
Am Freitag, den 12. Mai 2023 folgt um 18:00 Uhr der Spielfilm »Muttermilch« von Ināra Kolmane (Lettland 2023 | 110 Minuten) mit Liene Beinarovica, Guntis Berelis, Zane Bierande und Indra Brike, der auf dem gleichnamigen Roman von Nora Ikstena basiert und inhaltlich vor der politischen Wende spielt – ein Mutter-Tochter-Drama, das im sowjetisch besetzten Lettland von 1945 bis 1989 spielt.
Hier der Trailer:
Synopsis:
Eine vielversprechende junge Ärztin verliert in ihrem Konflikt mit dem totalitären Sowjetregime alles – ihre Karriere, ihre Liebe zum Leben und sogar ihren Mutterinstinkt – indem sie ihrem Kind die Muttermilch verweigert. Doch als sie heranwächst, wird ihre Tochter zu ihrer einzigen Stütze und versucht, sowohl der Depression ihrer Mutter als auch sich selbst zu helfen, das repressive Sowjetregime zu überleben. Die Lebensgeschichten von Mutter und Tochter spielen im sowjetisch besetzten Lettland zwischen 1945 und 1989. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Nora Ikstena, veröffentlicht 2019 beim KLAK Verlag, aus dem Lettischen von Nicole Nau. Voller Symbolik und Feingefühl erzählt die Autorin über die Liebe zur Freiheit und das Drama des Lebens bis zum Fall der Berliner Mauer.
Am Samstag, den 13. Mai 2023 gibt es den Dokumentarfilm »Ist es leicht, jung zu sein?« von Juris Podnieks (1986, 78 Min.).
Hier der Trailer:
Is It Easy To Be Young? / Vai viegli būt jaunam? from Juris Podnieks Studio on Vimeo.
Synopsis:
Der lettische Regisseur Juris Podnieks (1950-1992) war ein Pionier der aufkommenden Freiheit in Lettland und „ermutigte andere, sich zu trauen und die Grenzen der Offenheit zu erweitern“, so die Filmjournalistin Kristīne Matīsa. Dieser Dokumentarfilm über die Jugend Lettlands dokumentiert offen und mutig die Stimmung einer Generation, die unter dem Verlust gesellschaftlicher Werte leidet, nach dem Sinn des Lebens sucht und ihren Platz in der Gesellschaft einfordert. Podnieks hatte ein sehr gutes Gespür für seine Zeit – nur sechs Monate früher wäre der Film verboten worden. Nach seiner Fertigstellung schlug der Film in der damaligen Gesellschaft ein wie eine Bombe und entlarvte das sowjetische System. Selbst Michail Gorbatschow nannte ihn später „den Untergang der Perestroika“. Podnieks hat damit ein wahrheitsgetreues und sensibles Porträt einer Generation geschaffen und jenen ein Gesicht gegeben, die bis dahin in der offiziellen sowjetischen Ideologie keinen Platz hatten – Untergrundmusiker, Punks, Drogensüchtige und afghanische Kämpfer. Ein Film „über diejenigen, die ihren Platz im Leben suchen“ – so lautet der Untertitel des Films. Das macht ihn heute sehr relevant. Mit einer Einführung durch Dr. Claus Löser!
Zum Abschluss des Festivals folgt am Sonntag, den 14. Mai 2023 bereits um 15:00 Uhr ein Familiennachmittag mit dem lettischen Animationsfilm »Mimi, Jakob und die sprechenden Hunde« von Edmunds Jansons (2019, 70 Min.), auf Deutsch live von Konstantin Bez eingesprochener Text | empfohlen ab 6 Jahre mit anschließendem 60 Minuten langem Kinderbastelworkshop.
Hier der Trailer:
Synopsis:
Jacob lebt in der Stadt und träumt davon, wie sein vielbeschäftigter Vater Architekt zu werden. Er verbringt viel Zeit damit, Gebäude zu zeichnen und zu träumen, während sein Vater bei der Arbeit ist. Eines Tages muss sein Vater geschäftlich länger als gewöhnlich verreisen und Jacob muss die ganze Woche mit seiner herrischen Cousine Mimi und ihrem Ex-Piratenvater Eagle in Rigas historischem Vorort Maskachka verbringen. Kaum ist Jacob angekommen, stellt sich heraus, dass der örtliche Park von einem gierigen Geschäftsmann in neue Wolkenkratzer verwandelt werden soll. Jacob und Mimi beschließen, die Entwicklung zu stoppen. Es stellt sich heraus, dass sie dies nur mit der Hilfe eines Rudels lokaler Hunde tun können, die… sprechen können. Ein spannendes und lustiges Sommerabenteuer über eine ungewöhnliche Freundschaft in handgemalter Animation. Die Animation wird begleitet von dem 2021 erschienenen Kindercomic „Mimi, Jacob und die sprechenden Hunde“ von Elīna Brasliņa und Sanita Muižniece, aus dem Lettischen von Matthias Knoll, herausgegeben vom Verlag Reprodukt.
Lettisches LiteraturFilmFestival
Kino Brotfabrik Berlin
Caligariplatz 1
13086 Berlin
Karten gibt es im Online-Verkauf nur als Tageskombiticket (Film & Lesung) zu 9,- / erm. 7,- €.
Link: www.brotfabrik-berlin.de
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3sat zeigt drei Starke Stücke vom 60. Berliner Theatertreffen.
Ab Samstag, 13. Mai 2023, ist in 3sat, dem gemeinsamen Programm von ZDF, ORF, SRG und ARD, Theatertreffen-Zeit. Drei aktuelle Inszenierungen – Starke Stücke – zeigt 3sat als Medienpartner des Berliner Theatertreffens, das vom 12. bis zum 29. Mai 2023 stattfindet, in seinem Programm.
Alle Inszenierungen sind bereits zur Eröffnung des Theatertreffens, ab Freitag, 12. Mai 2023, in der 3satMediathek verfügbar. Der diesjährige 3sat-Preis wird an die Bühnen- und Kostümbildnerin Mirjam Stängl vergeben. Ein Porträt der Preisträgerin und aktuelle Berichte vom Theatertreffen sind zu sehen im 3sat-Magazin "Kulturzeit".
Los geht das Theaterfestival in 3sat am Samstag, 13. Mai 2023, um 20:15 Uhr mit Shakespeares "Ein Sommernachtstraum", inszeniert von Antú Romero Nunes am Theater Basel. Die Inszenierung ist ein Fest der Fantasie mit allen Mitteln der Illusion, die das Theater zu bieten hat. In William Shakespeares Komödie gibt es so viele Ebenen und Handlungsstränge, dass man schon mal den Überblick verlieren könnte. Antú Romero Nunes lässt sein Basler Ensemble ein schrulliges Kollegium von Lehrerinnen und Lehrern spielen, das in der Schulaula die Rollen für das Spiel von Pyramus und Thisbe verteilt und dabei immer tiefer in die Welt der griechischen Mythen eintaucht.
Es folgen am Samstag, 20. Mai 2023 zwei weitere Starke Stücke vom Berliner Theatertreffen: ab 20:15 Uhr ist Maxim Gorkis "Kinder der Sonne" vom Schauspiel Bochum zu sehen, um 22.00 Uhr vom Burgtheater Wien "Die Eingeborenen von Maria Blut".
Die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik ist bekannt für ihre psychologisch feinsinnigen Inszenierungen. Gorkis "Kinder der Sonne" zeigt sie in einem hyperrealistischen Bühnenbild. Die einzelnen Figuren sind in sich selbst gefangen, ohne eine Möglichkeit, den Menschen in ihrer Umgebung wirklich nahe zu kommen. Der Theaterabend scheint wie aus der Zeit gefallen, ist jedoch alles andere als reaktionär, vielmehr verortet die Regisseurin das bitter-komische Revolutionsstück in einem Umfeld, in dem Menschen nicht mehr zwischen Fakten und Meinung unterscheiden und die Privilegierten nur noch mit Verachtung auf die Mehrheit der Gesellschaft blicken.
"Die Eingeborenen von Maria Blut", basierend auf dem Roman von Maria Lazar, zeigt 3sat in der Inszenierung von Lucia Bihler. Das idyllische Maria Blut gilt als das österreichische Lourdes, neben der Wallfahrt bestimmt eine Konservenfabrik das Leben im Dorf. Als diese schließen muss, ist es mit der Idylle jedoch schnell vorbei. Die 1930er-Jahre sind gerade angebrochen, die kleingeistigen Eingeborenen von Maria Blut zeigen, wie gefährlich eine Mischung aus Frömmigkeit und Abstiegsängsten ist, der aufkommende Faschismus wirft seine Schatten voraus. Aberglaube, Esoterik und Antisemitismus sind die Zutaten für diesen Provinzhorror, den die lange vergessene jüdische Schriftstellerin Maria Lazar 1937 im dänischen Exil schuf. Das besondere Zusammenspiel aus dem Ensemble des Burgtheaters, aus Bühne, Kostümen und Regie macht diese Wiederentdeckung für das Theater zu einem ebenso betörenden wie verstörenden Erlebnis.
Gegen Ende des Berliner Theatertreffens, am Samstag, 27. Mai 2023, vergibt 3sat den mit 10.000 Euro dotierten 3sat-Preis an die Bühnen- und Kostümbildnerin Mirjam Stängl für ihr Bühnenbild von "Zwiegespräch", eine Inszenierung von Rieke Süßkow am Burgtheater Wien. Die Auszeichnung wird für eine künstlerisch innovative Leistung an Künstlerinnen oder Künstler aus dem Kreis der eingeladenen Ensembles verliehen.
Die Jury über die Preisträgerin:
"Mirjam Stängls Bühnenbild gehört der erste Auftritt in Rieke Süßkows Inszenierung von Peter Handkes Text "Zwiegespräch": Knarzend und quietschend wird ein raumfüllender Paravent über die Bühne des Akademietheaters gezogen. In fein abgestimmter Choreografie schreiten fünf Pflegerinnen einher, platzieren Topfgrün in den Falten des Wandteilers. Gemütlichkeit, die Böses erahnen lässt. Sogleich werden die Bewohnerinnen und Bewohner der Residenz möglichst lieb- und achtlos neben den Sträuchern abgestellt – wie Menschengewächse. Mirjam Stängls Schauplatzarchitektur entfaltet sich so langsam wie nachdrücklich vor aller Augen, etabliert vom ersten bis zum letzten Bühnenmoment ein wunderliches Zusammenspiel. Diese Bühne hält sich nie vornehm zurück. Sie spielt mit, greift ein, sorgt für anhaltendes Staunen."
Den Preis an Mirjam Stängl überreicht die 3sat-Koorinatorin Natalie Müller-Elmau im Anschluss an die Vorstellung in der Berliner Volksbühne. Über ihre Arbeit sagt Mirjam Stängl im Interview:
"Wichtig ist mir, eine Welt zu erschaffen, die komplett eigene Regeln hat, die nichts mit der Außenwelt zu tun haben. Diese Welt hat ihre eigene Logik, Dynamik und eine eigenständige skurrile Lebendigkeit. Meine Räume sind gleichwertige Mitspieler*innen mit dem anderen Protagonisten*innen auf der Bühne." Den 3sat-Preis zu erhalten, sagt sie, sei ein sehr schönes Gefühl. "Ich sehe es als eine große Anerkennung für den Bühnenbild-Beruf. Das freut mich total, weil ich das Gefühl habe, da gerät etwas in Bewegung. Ich denke, es hat auch damit zu tun, dass wir uns gemeinsam entschieden haben, in 'Zwiegespräch' dem Bühnenbild diesen großen Raum zu überlassen. Es ist total schön, dass das erkannt wird. "
Ein Porträt über die 3sat-Preisträgerin Mirjam Stängl ist am Donnerstag, 25. Mai 2023, um 19:20 Uhr im 3sat-Magazin "Kulturzeit" zu sehen. Und zur Eröffnung des Theatertreffens gibt "Kulturzeit" am Freitag, 12. Mai 2023, 19:20 Uhr, einen Ausblick auf die eingeladenen Inszenierungen. In der Folgewoche zeigt "Kulturzeit" einen Blick hinter die Kulissen des Festivals und berichtet, welche Akzente die neue Leitung des Theatertreffens setzt.
Alle drei Inszenierungen können ab Freitag, 12. Mai 2023, 10.00 Uhr, unter 3sat.de/kultur oder auch in der neuen Mediathek der Berliner Festspiele abgerufen werden.
Physisch eröffnet wird das Theatertreffen im Haus der Berliner Festspiele in der Schaperstraße bereits am Nachmittag mit dem etwa siebenstündigen Stück "Das Vermächtnis" von Regisseur Philipp Stölzl, der durch seine Filme "Der Medicus" und "Nordwand" einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist.
Sein Theaterstück, das im Stil einer Streamingdienst-Serie aufgezogen ist, handelt vom Leben einer Gruppe Schwuler in New York. Das lange Stück mit drei Pausen umfasst viele Figuren, Schauplätze, hat Cliffhanger und ist mit seinen Erzählbögen "gebaut wie eine moderne Netflix-Serie", heißt es zu der Produktion des Münchner Residenztheaters.
Links: www.3sat.de/kultur | www.berlinerfestspiele.de/theatertreffen